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Lin unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. 43. Jahrgang Dienstag, den 29. Movemöer 18^1 Die Arnoldische t Buchhandlung, Anvalidendank, Haasenstein L Bögler, Rudolf Moise, ' S L Daube L To., in Dresden, Leipzig, Hamburg, Berlin, Frankfurt a/M. u. s. w. Abonnements-Einladung. Bestellungen auf die „Sächsische Torfzeitung" für den Monat Tcccmber nehmen alle kaiserlichen Postauftalten und PostrrPcdMoncn gegen VorauS- bezahlung von 50 Pfennig entgegen. Die Verlags-Expedition. u. Redaktion rresben-Ueuftadt ».rörißner Gasse 3 Lie Zeitung erscheint Dienstag, Donnerstag und Lonaadeng früh. die Aufgabe, den vorzeitigen Schluß der Verhandlung zu verh'ndern, was sie dadurch bewirken konnten, daß einer von ibmn das Wort zu einer kurzen Erwiederung auf die R'chter'sche Rede rahm — aber kS scheint, daß sämmtliü e Staatssikreläre und BundesrathS-Bevollmäch- tigte die damit vcrbuud.ne Verantwortung scheuten. Der Reichekanzlrr wirb sich noch diesem eigenthümiichen Zwische» fall vielleicht die Frage vortegen, ob dir von ihm gewünschte und j.tzt erreichte Gefügigkeit seiner Mitarbciler seine Ziele wirklich fördert. Wie die Kanzlrrpolitik selbst innerhalb der konser- vativcn Partei auf Bedenken stößt, zeigte ein Ait'kel' der „AUg. Koni. Monatsschrift", dem selbst die fort schrittliche „Vossische Zeitung" unbedingte Anerke» nung zollte, den aber die „Nordd. Allg. Ztg." sofort als „Hetze gegen die Regierung" verdammt,. Das Re- * gierungsorgan meint, selbst Eugen Rechter würde einen Gegensatz zu der Regierung nicht schroffer und feindseliger kon strurrt haben, wie er in dem Haup'satze der „A.K. M." in folgenden Lione» ausgesprochen ist: „Härte die konser vative Partei, um nur ein Beisp el anzuführcn, drn Muth gehabt, die erste große Mrhrl'tirahme r ach der Zoll- reform dem unersättlrcheo Mil'tä'budgkt zu verweigern, nachdem es enigegeng letzre Versprechungen sörmlich geregnet hatte, so nürde der schwere Fehler der Re gierung seinen Mißtrauen werfenden Schallen wenigster S niclt auf die Partei haben auSdehnen können." Vielleicht kommt die „Norddeutsche Allgemeine Zei tung" noch zu der Ueberzeugung, daß ein großer Theil drr konseroat'vrK Parket durchaus n cht gewnnen ist, wenigstens unter den j tziaen Verhäitn ssen, für das LabakSmcnopol v. s. w. emzutreten. — Ein Verein deutscher Studerten in Breslau ersuchte den Karzler, dem Kaiser als Zeichen deS Widerhalls, den seine Worte bei der deutschen Jugend gefunden haben, die Versiche rung ihrer innigsten L'ebe und unwandelbaren Treue zu Füßen zu legm. Darauf antwortete Fürst Bn m rck umgeh'Nd: „Ihr Schreiben vom 18. d. habe ich Ihrem Wunsche gemäß dem Kaiser vorgelegt und freue mich, Jdnen den AuSdruck der hohe,. Befriedigung zu über mitteln mit welcher Se Moj stät von dieser Kund gebung der in der Breslauer Slubentenswafr gepfl gten Treu, und Vaterlandsliebe K nntnrß genommen haben. Ich bitte Sie, dirS Jdren Herren Kommiliionen mit- zutheien. v. BiSmarck". Die Zust'mmung-akreff.n dürften sich nun allem Anscheine nach künftig direkt an den Kaiser wenden. Der Kaiser geht feiner Wiederherstellung in richt - erfreulicher Weise entgegen. Wenn derselbe auf ärzt liches Anrathen auch noch genölhigt war in den letzien Tagen sich möglichst Schonung aufzuerlegen, so habin doch die täglichen regelmäßigen Gesa äste keinerlei Unter» OoMische Wettfchau. Deutsches Reich. Der sonderbare Abschluß drr ersten Leraihung deS ReichShaushaltSetatS unter dem Eindrücke der Richter'schen Rede, Hal die konürvativ, Partei tiefer verstimmt, als die Organe dir preußi chcn Rrgieiung zugeben wollen, weil sich dabei so recht deutlich zeigte, daß die Fraktion bei der letzten Wahl ihre begabtesten uud schlagfertigsten Wortführer verloren bat. DaS „Deutsae Tageblatt" giebt noch am aufrichtigste» die Stimmung innerhalb der konservativen Partei wieder, indem eS schreibt: „Wie die Sache liegt und nament lich nach ten zahlreichen Richlrr'sch'N Provokaiionen sieht eS so aus, als hätten dir Konservativen im Wahl kampfe wirklich ihre Tapfersten verloren und deshalb auf eine Polemik mit dem Abg. Richter verzichtet. Wir halten allerdings daiür, daß Herr v. Minnigerode nicht drr Mann ist, diesem zu weichen und die ge bührende Antwort schuldig zu bletben. Gelegenheit zum Beweis dessen wird sich schon genug finden. Darum aber, weil die Konservativen unserer Meinung' nach gerade jetzt am allerwenigsten den Schein der Lauheit aufkommen lassen dürfen und Grünke zum strammen Ei, stehen für die großen Reformgedankin genug vorliegen, wäre uns ein anderer Verlauf der Debatte weit erwünschter gewesen." DaS Cenlrum hatte es in drr Hand die Debatte fortzusetzen und so drn Abschluß der Verhandlungen zu ve-Hübern, aber den Führern deS Centrums war offenbar ter Schluß drr Debatte sehr erwünscht, da sie auf diese Weise der Mühe überhoben waren, in einer längeren Rede auösübr- lich Stellung zu den in der kaisrrlichen Botschaft ang,kündigten Vorlagen zu w hmrn. Windlhorst und seinen Freunden kommt rs vorläufig darauf an, sich den AuSgang nach jedrr Seite frei zu halten. Die Regiert» g war auf einen so schnellen Abschluß der Berathung so wenig voibrrertrt wie die Konservativen. Bei der an dem selben Abend im ReichSkanzlrrpalafte staitgrfundeoen Tafel b stätigte Fürst BiSmarck srinen Gästen gegen über, daß er zum Eintreten in dir Debatte entschlossen war; die Herren von Bötticher, Scholz rc., die sich am Bundesrathötische befanden, wußten daS, sie batten also Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschasten Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, UbonnementS Preis r viertel Lhrl. M. 1,50. Zu beziehen durch die kaiserlichen Post. «Halten und durch unsere Boten. Bei freier Lieferung dis HauS erbebt die Pop noch erne Ge. biihr von SS Pfg. Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Herrmann Mütter in Dresden. . werde» bi» Moiqag SchIW VochilunM I I äuferaten- i » Annadmeftetteu . - D m vorübe,pasirenden Publika'" brechung erfahl «-„v.rbolt am Eckfenster de* wur.e der gre . . . und sofern die Genesung i" Palais >n Ber'n s . ^h„ fortschreitet, dürft«- d" »-.'s« bald s.>°« 1--"«" wud-r daß d r Papst der p euß'schen Regierung t,n Wunsch ausgesprochen habe, «einen Stz nach Fulda zu Ministers von M'ttnacht in Berlin, der von «»fang an für daS Tabaksmonopol ""getreten 'st, wirb mit de5 Vorlage üder bas Monopol in V-rtm düng gebracht. Es arw'unt den A, sche'n, als wenn ^tzt brr betreffende Snlwmf seiner Vollendung entge^engefürrt werben sollte Bi-Her ist roch keiner der Bundesregierungen eine amtliche Mmheilung über d,e Vo.lage gemacht wordei - toL ist wan in BundeSrothtkreisen darauf vorbereitet, daß der Monopol-Entwurf in nicht zu langer Frist dem Bunbesrathe nnt.rbrt'ttt w rd. — Im RetchS- amt des Innern" Haden seit einige» Tagen Konferenzen, betr.ffenb d-n Erlaß emes Ge'rtzeS über die Zünbholz- fabrikation unter Benutzung weißen Phosphors, kegonnen. In Mü chen tovt die klerikale Mehrheit der Kammer munter weiter gegen daS Mmisterkchinet v. Lutz da» nicht weicht noch wankt. Am ArritUg stand der D'spositivr.Ssond zur Debatte, dessen Streichung von ultramontaner Seite beantragt wurde. Vergebens erklärte der Firan.m mster Revel, d^ß ja in dlesem Fond kein Jota von Politik stecke, da derselbe leciglich zur Unterstützung bedüritger Personen Verwendung finde. Vergebens bat der liberale Abg. Crämer unter dem Beifall seiner Partei, die R'chle mö^e sich doch andere Kampfobj kte auSsuchen. als d'e armen Leute. Abg. Kopp erwiederte, s.ine Partei müsse wegen ihrer St llung zum Ministerium auf Streichung deS betreffen den Fonds bestehen. Wenn man I wanden Gelder zu Unterstützungen in diSkreiionärrr Weite zur Verfügung stellen 'olle, so müsse man doch vor Allem Vertrauen zu der betreffenden Persönlichkeit haben; ein derartige- Vertrauen aber hätte die Rechte zu dem jetzigen Ministerium n cht und könne eS nicht haben. In bem- selbiN Sinne erklärte drr Abg R ttler, daß die Rechte den wohlthätigen Zw ck des Dispositionsfonds wohl würdige, daß sie sich aber nicht veranlaßt fühle, daS mißliebige Min sterium zum öffentlichen Almosenier zu machen. Die Ablehnung erfolgte darauf mit 78 gege» 59 Stimmen. Feuilleton. Höhere Bestrebungen. AuS dem amerikanischen Leben von I. Wackwitz-Susch. (10. Hortletzung.) Und sie hatte diese Tracht für Maskerade halten, sie hatte den armen Hilfe'uchenden schlechte Absichten unterbreiten können und was erst hatte sie ihrem Frank, dem Edelsten der Edeln zugetraut? — ,'O, giebt eS Worte, welche auSzubrücken vermöchten, waS ich em pfinde, an Vorwürfen, Scham, Reue?" dachte Mary, indem sie aufsprang und beide Hände auf ihr ur ruh'geS Herz pressend, in den frischen, kalten Morgen hinaus trat. Im Vorübergrhen küßte sie daS kleine Kind der blorden Bäuerin und wickelte einen Kassenschein um seine kleinen Händchen. Sie hätte gern die junge, schöne Mutter und die runzliche Alle ebenfalls geküßt, denn Alle- in Allem war sie doch glücklich, ach so überglückl ch! Ein großer, plumper Breterwagen kam quer über Lie Felder heran gefahren und hielt vor der Scheune an. Der Fuhrmann, ein Karmerknrcht, sprang herab Hab rief in die Scheune hinein, daß er die Leute für e n Billiges tranSportiren könne, entweder nach der nächsten Eisenbahnstation, oder an irgend einen Platz Umkreise, wohin eS auch sei. Die Einwanderer waren sogleich Alle bei der Hand das Reisegepäck wurde aufgkladen, Jeder sagte, wohin er zu gehen beabsichtige und der Fahrpreis wurde fest gesetzt. Fröhlich nahmen sie Platz. Die Morgensonne schien recht frrur dlich und wohltbuend. Der Fuhrmann versicherte, daß daS Wetter nur stellenweise so arg ge- wülhet habe, anderwärts sei weit weniger davon zu ver» spüien gewesen. „Der Siurm bat auSgetobt, hier und in meinem Innern, Gott sei Dark! dachte Mary. Dir Fahrt sollte eben fortgehen alS sie sich an den Fuhrmann m»t der Fragt richtete, ob er wisse, wo PalmS- grove liege. „Da komme ich ja eben her und da fahre ich auch die beiden Frauenzimmer hin. Ich bin ja Arbeiter auf PalmSgrove und der Farmer Hal mich auSgeschickl, um nach den beiden Krauen auSzuschauen, sie müßten auf brr Stal'vn, oder im Hotrl, odrr sonst wo sitzen und auf Geltgenheit warlrn, um wei'rr zu komm,», hat er ge sagt. Mr. Palm von N. N. hat ja wohl an ihn tele- graphirt wenn ich recht verstanden habe." Mary entschloß sich rasch, sie gab sich alS Verwandte deS Mr. Palm au-, die auch mit nach der Farm wolle, um sich dort eir en Tag auSzuruh'n. Damit stieg sie ebenfalls auf drn Wa.en und srtzte sich zwischen die Alte und ihre Tochter, die ihr gern durch alle mögliche Liebe und Güte den Dank bezahlt hätten, weichen sie ihrem Vkrwandten, „dem guten Henn," ichuldig zu sein meinten. Mary ihrerseits empfand, daß irgend Etwas geschehen müsse, bevor sie heem Manne wieder vmer die Augen treten und daS Wörtchen „V-rgieb" auS prechea dürfe. Sie wollte wenigstens vorher an ihn schreiben und ihm Alles beichten, ihr ungeheue'es M ßrrauen und ihren Trotz und ihre wilde, unwribl'che Flucht. Ach, wie sie jetzt m Gedanken auf sich selbst schmähte, wie sie sich sechst verachtete! Der Brelerwagen war nicht eben beq iem konstrurt, mit erfchütttrndem Gepolter rasselte er üb r die holprigen, aufgenssenen Wege und über Alles, was der Sturm darauf gestreut hatte, hinweg. D e Leute hatten g nug zu idun, wenn sie sich einig rmaßen fest auf ihren Plätzen halten wollten. O>e alte Bäuer n, welche kein Auge von ihrer schö en Nachbarin verwendete, zog der selben die Kapuze des Mantels über den Kopf und verbarg ihre 'chönen schwarzen Zöpfe unter derselb n. Wie man auch lo >m bloßen Kopfe auf Reisen g-hen könne, meinte sie, daS thäte bei ihnen zu Hause keine Frau. Plötzlich kam von der Seite über die Felder daher ein Mann gelaufen; sein Mantel und seil'Haar wehten im Winde und mit dem Regenschirm, den er in der Hand trug, wii kte er, daß man auf ibn warten möchte»' Noch bevor der Fuhrmann seine Thiere zum Stehrn g»bracht hatte, war der neue Passagier schon herauf ge sprungen und hatte sich einen Stehplatz e obrrt. An die Seurnbreter gelehnt stand er da U"d ließ seine Augen über die Einwanderer gleiten. Mary bückte sich, konnte und zog ihre Kapuze so wett alS möglich in das Gesicht hinein, denn sie hatte den Doktor Hamilton erkannt. Nach d.r Eisenbahnstation?" rief derselbe dem Fuhrmann fragend zu. "Ä H derselbe zurück. rit^ 1. einmal ein richtiger Amerikaner?" Bäuerin, sich dicht an Mariens Ohr .Ein richtiger.- gab dieselbe eben so leise zurück. „Er kann nicht deutsch?- °