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Wochenblatt für Reichenbrand, Siegmar, Nenstadt, Rabenstein nnd Rottluff. Erscheint jeden Sonnabend nachmittags. Bezugspreis: Vierteljährlich 30 Pf., durch die Post bezogen vierteljährlich 78 Pf. — Anzeigen werden außer in der Geschäftsstelle (Reichenbrand. Nevoigtstraße 11) von Herrn Friseur Weber in Reichenbrand und von Herrn Kaufmann Emil Winter in Ravenstein entgegengenommen und die Ispaltige Petitzeile oder deren Raum mit 20 Pf. berechnet. Schluß der Anzeigen-Annahme Freitags nachm. 2 Uhr. Fernsprecher Amt Siegmar 244. — Postscheckkonto Leipzig Nr. 12 559, Firma Ernst Flick, Reichenbrand. S Sonnabend, den 1. März ISIS Ablieferung von Waffen betr. Zur Ausführung der Neichsverordnung über Waffenbesitz vom 13. Januar 1919 (R. G. Bl. Seite 31) wird folgendes bestimmt: 1. Alle in 8 1 der Verordnung aufgeführten Schußwaffen (Gewehre, Karabiner — Flammen- werfer) sowie Munition aller Art zu Schußwaffen sind innerhalb 14 Tagen nach Erlaß dieser Aus- sührunyvbestimmungen abzuliefern. Personen, die nach Ablauf dieser Frist in das sächsische Staatsgebiet zuztehen, haben der Ablieserungs- Pflicht unverzüglich nachzukoinmen. behördliche Verwahrung genommenen Gegenstände wird nicht gewährt. 3. Von der Ablieferungspflicht sind befreit: hinsichtlich der Dienftwaffen oder Jagdgewehre nebst der dazu gehörigen Munition ») diejenigen Personen, die zur Führung von Waffen Kraft ihres Amtes oder Dienstes berechtigt. sind (Polizeibeamte. Forstschutzbeamte. Militärpersonen), b) die Inhaber von noch nicht abgelaufenen deurschen Jahres-Jagdkarten, e) die nach 88 3 und 4 des Jagdgesetzes zur selbständigen Ausübung der Jagd berechtigten Persc-Nen, hinsichtlich der Waffen und Munition, zu deren Besitz ihnen besondere Genehmigung erteilt ist, e) bis auf weiteres Schützengesellschaften Und*MMtaroere1ne, die die Genehmigung zum Besitze von Waffen haben. Die Vorsteher dieser Vereine haben für unbedingt sichere Aufbewahrung zu sorgen. Auch haben sie der unter Ziffer 2 bestimmten Ablieserungs- behörde binnen 14 Tagen Verzeichnisse derjenigen ihrer Mitglieder einzureichen, die Waffen besitzen, hierbei auch Zahl und Gattung dieser Waffen genau anzugeben. ^ Endlich ^ann i" besonderen tollen oertrau^swürdi^gen Pennen von der Amtshauptmannschaft Erlaubnisscheine ausgestellt werdend 4. Die Ueberlassung von Schußwaffen und Munition an Personen, die nicht unter Ziffer 3 a — e fallen, ist bis auf weiteres nicht nur den Waffenhändlern und Trödlern, sondern auch allen anderen Personen verboten. Die Berechtigung zum Besitze von Schußwaffen und Munition gemäß Ziffer 3 a—c ist vor der Überlassung durch Kauf, Tausch oder Schenkung sorgfältig zu prüfen, nötigenfalls durch Anfrage bei der Ortspolizelbehörde. 5. Dte Hauseigentümer oder deren gesetzliche Vertreter sind verpflichtet, von dem Vorhandensein nicht angemeldeter Waffen in ihren Grundstücken der Ortspolizeibehörde 6. Die Polizeibehörden sind zu Haussuchungen berechtigt und verpflichtet, wenn der Verdacht besteht, daß Waffen verheimlicht werden. Die militärischen Sicherhettsorgane sind hierbei zur Unterstützung der Polizei verpflichtet. 7. Auf die reichs- und landesgesetzlichen Bestimmungen, die das Waffentragen und das Schießen unter Strafe stellen, wird ausdrücklich hingewicsen. 8. Zuwiderhandlungen werden, sofern nicht eine höhere Strafe verwirkt ist, mit Geldstrafe bis zu einhundertfünfzig Mart oder Haft bestraft. Reichenbrand, Siegmar, Neustadt, Ravenstein und Rottluff, am 26. Februar 1919. Di« Gemeindevorstande. Gemeinde-Grundsteuer. Der 1. Termin Gemeindegrundsteuer ist bis längstens den 14. Marz 1919 an unsere Steuerkasse abzuführen. Siegmar, 28. Februar 1919. Der Gemeindevorstand. Schulgeld. Der am 1. Marz d. I. fällige 1. Termin Schulgeld 1919 ist bis längstens den 14. Marz 1919 an unsere Steuerkasse abzuführen. Die Bezahlung hat unter Vorlegung des Schulgeldzettels für 4. Termin 1918 zu erfolgen. Siegmar, 28 Februar 1919. Der Gemeindevorstand. Die Eierfammelstelle der Gemeinde Rabenstein befindet sich in der Brauerei Niederrabenftein (Johannes Esche). Ablieferungszeit: Jeden Montag nachm. 2—4 Uhr. Der Gemeindevorstand zu Rabenstein, am 27. Februar 1919. Fundamt Rabenstein. Gefunden: 1 kleiner Barbetrag, 1 Geldbörse mit Inhalt. - Der Gemeindevorstand zu Rabenstein, den 26 Februar 1919. Fundamt Rottluff. Verloren: 1 Paket mit Stoff. Gefunden: 1 Geldbörse mit Inhalt. Rottluff, am 24. Februar 1919. Der Gemeindevorstand. Kirchliche Nachrichten. Parochie Reichenbrand. Am Sonntag Estomihi, den 2. März, Vorm. 9 Uhr Predigt- gottesdicnst: Hilfsgeistltcher Schwarze. Kollekte für die kirchl. Jugend pflege. Parochie Rabenstein. Am Sonntag Estomihi, 2. März, Vorm. 9 Uhr Predigt: Pfarrer Kirbach. b/<11 Ahr Kindergottesdienst, l. Abteilung: Derselbe. Mittwoch, 5. März, Abend 8 Ahr Versammlung des eo. Jung- frauenvercins I. Abteilung. Freitag, 7. März, Abend 8 Uhr Jahresversammlung des Haus- oäteroerbands im Gasthofe .Weißer Adler". Wochenamt: Pfarrer Kiibach Annemarie. Aber sie wußte nur zu wohl, daß sie niemals genesen würde, so lauge sie ihr Geheimnis ihrem Bräutigam nicht offenbaren konnte. Der Abend schritt vorwärts. Mit Besorgnis verfolgten Tollens Blicke die müden Bewegungen seiner Braut. Beim Aufbruch nahm er zärtlichen Abschied von Anne marie. Sie mußle ihm versprechen, sich sofort niederzulegen. Er sprach eindringlich mit seiner Schwiegermutter. Anne marie müsse sich unbedingt schonen. Sie scheine blutarm zu sein, nervös. Frau Thora lachte. „Aber bester Enno, Sie machen sich unnötige Sorgen. Unsere Annemarie wäre blutarm? Und nun gar nervös? So ein Mädel, frisch vom Lande! Die kennt weder Nerven noch Bleichsucht." Er mußre elnsehen, bei dieser Mutter stieß er auf kein Verständnis; Frau Thora war zu viel von sich selber in Anspruch genommen. So tröstete er sich damit, daß ja binnen kurzem Anne marie die Seine sein würde. Auf Tollenhof sollte sie schon unter seiner und seiner Mutter Liebe und Pflege genesen. Dreizehntes Kapitel. Auf ihrem Zimmer brach Annemarie zusammen. Sie sank auf das Rudesofa wie eine vom Sturm geknickte Blume. So lag sie Stunde auf Stunde, mit wachen Augen in das Dunkel der Nacht bineinschauend. Und es rollten sich Bilder der Vergangenheit vor ihren Augen ab. Wie heiter und fröhlich war ihre Kindheit verstrichen! Welche reizvollen Jahre hatte sie in der Pension verlebt! Welche seligen Träume von Liebe und Glück als junges Mädchen geträumt, so voller Ideale, so voller Poesie! Da trat Erich Tobaben, der schneidige Husarcnleutnant, in ihr Leben. Er hatte es meisterhaft verstanden, sie zu be tören ; es lag so vielZanber in seiner glanzvollen Persönlichkeit. Sie kannten sich erst kurze Zeit, da war sie schon in seinem Banne. Doch wie unendlich kurz war dieser Rausch gewesen! Sobald sic von feiner Untreue erfuhr, verflog die Leiden schaft nach einem kurzen Kampf, wie sie jetzt zugeben mußte. Was sollte mit ihr werden, wenn eine Trennung von Tollen slallfindcn sollte? , Trocken schluchzte sie auf. Nein, nein, sie konnte, sie wollte ihn nicht verlieren. Sie wollte schweigen, wie sie es bisher getan. Doch innner wieder hörte sie die mahnende Stimme in ihrem Innern: „Sage es ihm. Er ist ein Mann in gereiften Jahren, er wird alles verstehen." „Alles andere, ja," flüsterte Annemarie. „Doch dieses nicht. Es war ihm ein erhebender Gedanke, daß ich vor ihm noch keinen anderen geliebt, — nein, er versteht es nicht. Jetzt nicht mehr, nachdem ich so lange geschwiegen." Jetzt erst wußte sie, was Liebe ist. Blickte sic auf die Zeit ihrer Verlobung mit Graf Tollen zurück, so war es wie ein einziger herrlicher Sonnentag. Ihr ganzes frohsinniges Naturell kam unter die Liebe Ennos und seiner Mutter so recht zum Blühen. Sie glich einer Blume, die erst jetzt in das ihr bekömmliche Erdreich ver pflanzt war und zum richtigen Gedeihen kommen konnte. Nun sollte sie mit eigenen Händen alles das vernichten, was ihrem Leben Inhalt gab? „Sage die Wahrheit. Weg mit allen Heimlichkeiten! In einer rechten Ehe soll Bertrauen herrschen, Offenheit," warnte die innere Stimme immer dringlicher. „Ich kann nicht," stöhnte das gequälte Mädchen. Als aber die kleine silberne Uhr auf ihrem Schreibtisch die sechste Stunde verkündete, hatte Annemarie sich überwunden. Sie erhob sich. Es mußte sein. Sie wollte reinen Tisch haben und die Folgen tragen. Sich selber treu bleiben soll man immer. Sic «würde doch an der Seite Tollens niemals zum Frieden kommen mit der Last ihrer Schuld auf dem Herzen. Nicht schuldig deshalb, weil sie des flotten Husarenleutnants Liebes- bctcuerungcn geglaubt hatte. Ihre Schuld begann für sie mit der Täuschung Tollens. Sie zündele Licht an, denn es herrschte zu dieser frühe» Stunde noch volle Finsternis. Und dann saß sie vor ihrem Schreibtisch, mit klopfendem Herzen und heißer Sehnsucht nach Worten suchend, dem geliebten Mann alles klar zu legen. Sie begann auch zu schreiben; hastig flog die Feder über den zierlichen, nach Veilchen duftende» Bogen. Doch als er zu Ende war, hatte sic noch nichts von dem gesagt, was ja eigentlich gesagt sein sollte. Klagen über ihr Schicksal standen da; es erweckte den Anschein, als wolle sie sich reinwaschen von einer Schuld, sür die es keine Entschuldigung gab. Unwillig zerriß sic den Bogen, ihn in den Papierkorb schleudernd. Sie wollte nicht betteln um eine Liebe, die ^ vielleicht mit der Kenntnis ihrer Schuld einen so argen Stoß erlitt, daß sie sterben mutzte. Kurz entschlossen tauchte sie die Feder von neuem ein. „Geliebter Enno! Ich gebe Dich frei. Noch ist es Zeit, und Du würdest es mir danke», wenn Du den Grund dieses Entschlusses wüßtest. Aber ich bitte Dich, frage nicht. Ich kann Dir darauf nicht antworten. Ich bade lange gerungen und gekämpft und hatte doch nicht den Mut, Dir zu beichten. Auch jetzt finde ich ihn nicht. Laß uns hiermit Abschied nehmen und erspare mir Deinen Anblick, der mich zu llief demütigen würde. Ich danke Dir für Deine Liebe, sie wird mir stets als Heller Sonnenschein auf meinem Lebensweg leuchten. Bitte die liebe Mama um ein freundliches Gedenken; ich küsse ihr in Gedanken die Hände, die segnen» auf meinem Haupt gelegen. Verzeihe mir, wenn Du kannst, und lebe wohl. Deine Annemarie." Ohne das Schreiben noch einmal zu Lberlcsen, steckte sie cs in den Umschlag, schloß den Brief, und da mittler weile im Hause das Leben von neuem begann, eilte sie hinaus, das Schreiben dem Stalljungen einzuhändigen, der cs sobald wie möglich als reitender Bote nach Tollenhof hinübcrbringen sollte. Das abgesandte Schreiben machte sie nicht ruhiger. Zentnerschwer lag cs auf ihrem Herzen. Wenn sie ihren Verlobten auch gebeten hatte, nicht in sic zu dringen, so glaubie sie doch annehmen zu können, daß er die Sache nicht so einfach auf sich beruhen laste. Sie aber konnte ihn nicht sehen, heute nicht und morgen nicht; eist mußten ihre aufs höchste abgespannten Nerven sich beruhigt haben. Um nun einem etwaigen Besuche Ennos zu entgehen, wollte sic die Schwester bitten, sie für ein paar Tage mit »ach Hamburg zu nehmen. Die Herren vom Militär, denen sich auch Doktor Windisch angeschlossen, hatte Annemarie bereits um fünf Uhr das Haus verlassen hören. Editha benutzte einen späteren Zug. Am Kaffeetisch traf sie mit der Schwester nnd dem Vater zusammen. Er hatte zwar schon mit den forlfahrenden Herren Kaffee getrunken, wollte es sich jedoch nicht nehmen lasten, seinen Töchtern Gesellschaft zu leisten, da seine Frau nach Festlichkeiten vor elf nicht sichtbar wurde. Der Verlauf des Geburtstagsfestes wurde in allen Einzel heiten durchgcsprochen; Editha genoß die Geselligkeiten auf Wie das Donnerwetter wirkt LrttLpim zur Vertilgung von Ratten und Mäusen. ß^ogerik Akgmsr Fernsprecher 180. 5LÜHUÜLS»