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Är/M/rSÄ-Ma SüttwMe VaMzeffMA /ü? LmSMtMaK DK Sachsen-Zeitung enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Weihen, de« Amtsgericht» und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Nossen u. a. SüfAer/vm, Seam/e, v. Kr-er/er' Anzeigenpreis: die 8 grfpaltenr AanMZeile M Doldpfennig, die 2 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 G»id- vfennig. die 3 gehaltene «eklamezeile i» texUichen Teile der Zeitung ION Doldpfennig. Nachweisungsgebühr 20 Dold- UU' Km/ Nr. 6 annahme bis vormittags lvUhr. Für dir Richtigkrit der durch Fernrut üdermittelien Anzeigen übernehmen wir keineGarantte. JederSiadauanivrucherlischt, wenn derBrirag durch Nla« eingezogen werden mutz oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Anzeigen nehmen auch alle Vermittlungsstellen entgegen Vk, .Sachsen-zeitnng- erscheint täglich nachmittag, li Utsr für den lotende, Tag. vezn^prrt,: »et Addetun, tu h» cheschästsftcllen und Ausgadefteüen r,— Mark im Monat. 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Freilich nicht sogleich, denn erst soll Deutschland seine Bereitwilligkeit erklären, „seine Mitarbeit an den Plänen der Sachverständigen sicherzustellen". Und zwar soll es sich biszum 17. April schriftlich dazu äußern oder an diesem Lage mündlich vor der Reparationskommission. Nun ist ja diese Kommission nicht etwa ein nach freier Ent schließung abstimmender Ausschuß, sondern die Delegierten geben ihre Stimmen auf Grund von Instruktionen ab, die sie von ihren Regierungen erhalten. Aber man wahrt nach außen hin etwas die Form: wir haben daraus nur zu ent nehmen, daß die alliierten Regierungen einstimmig den Bericht akzeptieren, was natürlich vorauszusehen war. Das kann uns freilich nicht etwa bei der Beurteilung dieser Vorschläge irgendwie beeinflussen, denn man muß immer daran denken, daß eine Unterschrift unter Schuldver schreibungen rechtsgültig, vor allem aber wirksam und zweckmäßig nur dann ist, wenn sie in aller Freiwilligkeit Vollzogen, nicht aber etwa, wie in Versailles und London usw., mit Bajonett und Blockade erzwungen wird. Auf eine dadurch erpreßte Unterschrift gibt kein Mensch in der Welt auch nur ein Pfund Sterling oder einen Dollar her. Und die Prüfung des Annehmens oder Ablehnens ist da her eine rein wirtschaftliche, hat zum Ausgangspunkt die Frage, ob wir die Lasten, die uns auferlegt werden, be stimmt tragen können. Dr. Sorge, der Präsidialvor- sitzende des Nerchsverbandes der deutschen Industrie, ist für seine Person für die Annahme, weil die Behandlung der Reparationsfrage diesmal von militärischen und poli tischen Erwägungen losgelöst auf eine rein wirtschaftliche Basis gestellt worden sei; wir könnten bessere Bedingungen Wohl auch kaum bekommen, wenn wir ablehnen. Auch sei zu begrüßen, daß man wenigstens für ein paar Jahre mit festen Summen rechnen könne. Doch auch Dr. Sorge macht die selbstverständliche Vor aussetzung, daß uns, dem Bericht gemäß, dafür die volle Wiederherstellung der deutschen Wirtschaftshoheit im be setzten Gebiet, also die Abschaffung der Regie und der Zoll schranken und all der anderen Maßnahmen poincaristischer „Pfänderpolitik" zugestanden wird. Ein Mangel ist es aber, daß er nur von Wiederherstellung der wirtschaft lichen Hoheit spricht, die der p o liti s che n ist nicht min der wichtig, ist nicht minder selbstverständliche Voraus setzung der Annahme. Diese Bedingung wird aber von Frankreich nicht zugestanden: es will im Ruhrgebiet blei ben, auch wenn, um Poincarös eigene Worte zu gebrauchen, die Ausbeutung der Ruhrpfänder gegen andere Pfänder tingetauscht werden solle. Denn ein« halbamtliche Erklä rung aus Paris knüpft an dieses „Zugeständnis Frank reichs" gleich zwei Bedingungen, deren Anerkennung unsererseits nichts anderes als die Anerkennung der Recht mäßigkeit des Ruhreinbruches bedeutend würde. Die eine ist, daß die neuen „Pfänder" mindestens ebenso produktiv seimn üßten, wie jene, die man jetzt in der Hande habe, und »weitens müßten „Vorkehrungen" getroffen werden, daß die Besetzung des Ruhrgebietes in vollem Umfange wieder hergestellt werden könne, wenn die Deutschen den Wider stand aufnähmen oder ihre Verpflichtungen nicht einhielten. Nun hat der Sachverständigenbericht für den Fall deutscher Nichtzahlung ganz bestimmte Vorschläge gemacht, nämlich die der Finanzkontrolle, die dann automatisch in Kraft treten soll. Also wirtschaftliche „Sankttonen". Frank- reich will aber die „politischen" Sanktionen nicht aufge« geben wissen; und damit ihre „Wiederherstellung" nicht all zu lange dauert, will man bleiben, wo man steht, um Macht politisch die Basis für eine schnelle Wiederher- stellung „in vollem Umfange" zu besitzen. Poincarö hat scharf genug erst neulich wieder Präzisiert, daß Frank reich aus dem Ruhrgebiet erst hinausgeht, es politisch räumt, wenn alles bezahlt ist. Die Form der Zahlung, ob in Poincaristischer „Pfänder"methode oder auf der Basis des Sachverständigenberichts, also mit Zustimmung Deutsch lands, ist etwas, was den grundsätzlichen Standpunkt zu der politischen Festhaltung des Ruhrgebiets gar nicht be rührt, was übrigens mit einem brutalen Satz auch alle Fest legungen des Versailler Vertrages über Räumungsfristen usw. überspringt. In diesem Punkt also die größte Klarheit! Frei willig dürfen wir keinesfalls unterschreiben, wenn diese Klarheit nicht geschaffen ist. Und von der deutschen Re- gierung ist unbedingt zu verlangen, daß sie in ihrer schrift lichen oder mündlichen Antwort diese Klarheit verlangt. kecttr verbrechen. Warum die Mittelmächte den Weltkrieg verlieren mußten. Nicht geringes Aufsehen erregten in den letzten Wochen die in der deutschen Bresse veröffentlichten Enthüllungen Die Lage nach der Bekanntgabe des Sachverständigenberichts (Eigener Fernsprechdienst der „S a ch se n - Z e itung".) Paris, 14. April. Der diplomatische Korrespondent 'des „Observer" gibt die Auffassung der hiesigen Kreise über die Lage, wie sie sich nach »der Bekanntgabe der SachverstäMgen- derichte entwickelt, ziemlich zutreffend wieder. Er schreibt: Un erklärlicherweise wird in Paris versucht, Modifikationen an den Empfehlungen der Sachverständigen vorzunehmen. Das erregt einiges Bedenken. Für den Fall, daß es irgendwelche Diffe renzen auf französischer Seite geben könnt«, empfiehlt es sich, völlig klar zu machen, daß weder Amerika noch England die ge ringste Absicht Hecken, -irgend eine Abänderung der Pläne in Erwägung zu ziehen. In den Sachverftändigenderichten wird ausdrücklich hervvrgehoden, daß die Empfehlungen als ganzes stehen oder fallen und kein Kompromis geduldet werden kann. In amerikanischen Kreisen steht man auf diesemStandpunkt und in englischen politischen Kreisen wird diese Ausfassung völlig ge teilt. Es ist nicht ersichtlich, wie und wann die nächsten Schritte zu dem Versuch einer Reparationslösung getan werden. Man nimmt an, daß die Reparationskommission nach Anhören der ^deutschen Delegation und ihrer Darlegungen von den deutschen Ansichten über die Sachverständigenberichte den Plan foi-mell an die alliierten Regierungen weitergeben wird. Theoretisch ist die Reparationskommission mit ihren Kompetenzen nicht berech tigt, ohne Befragung der alliierten Regierungen auf Grund der Empfehlungen Schritte zu unternehmen, die sich auf -die Rege lung -der erörterten Probleme beziehen. Praktisch herrscht auch in der Reparationskommission ein solches Durcheinander, daß die Verantwortung für irgendwelche von den Re gierungen selbst getragen werden sind die Sachverständigenpläne, wie bekannt, verdeutlicht worden und werden zur Zeit von Macdonald, dem Schatzkanzler- Snowden und -den Beamten des Schatzamtes beraten, obwohl rein formell gesehen, die Pläne noch nicht amtlich zur Kenntnis der englischen Regierung gelangt sind. Man ist 'der Ansicht, baß eine Weiter entwicklung der Reparationsfrage vor Ablauf einiger Wochen kaum erfolgen wird. Allgemein herrscht die Meinuna, sich nicht zu übereilen, besonders im HiMick auf 'die französischen und -deutschen Neuwahlen. Die Sonntagsverhandlungen mit der Mteum. (Eigener Fernsprechdienst der „S achse n- Z e it ung".) Düsseldorf, 14. April. Die gestrigen Verhandlungen der Sechser-Komission mit der Micum, die um 1V Uhr vor mittags begannen und bis 5'/- Uhr nachmittags dauerten, wurden über die unheilvolle Spionagetättgkeit des österreichischen I Spions Alfred Redl, der im Jahre 1913, als seine Ver- 1 brechen ans Licht gekommen waren und es für ihn kein Zurück mehr gab, freiwillig aus dem Leben schied. Oder auch nichtfreiwillig, sondern getrieben durch höhere Mächte, die den Skandal, den das Bekanntwerden der Ver- rätereien eines so hochgestellten Militärs — Redl stand im Range eines Obersten und war Generalstabschef des Pra ger Korps — Hervorrufen mußte, im Keime ersticken und dem Verräter den Abgang von der Weltbühne erleichtern wollten. Die Akten über den Fall Redl sind auch heute noch nicht geschlossen, und man erfährt andaüernd Neues über das Raffinement, das dieser gefährlichst« und verächt lichste aller käuflichen Spione, die in der Zeit vor dem Welt kriege hüben und drüben aufgetaucht sind, entwickelte, wenn er seine Ränke spann, um sein eigenes Vaterland in den Abgrund zu stürzen. Es kann natürlich nicht als unum- stößliche Wahrheit behauptet und mit mathemattscher Ge nauigkeit bewiesen werden, daß die Mittelmächte den Welt krieg gewonnen hätten, wenn Redl nicht Verrat geübt haben würde, aber es darf ruhig gesagt werden, daß er den Österreichern und dem mit ihnen verbündeten Deut schen Reiche alle Möglichkeiten, den Krieg zu ge- winncn, aus der Hand schlug, indem er jede österreichisch- d-m'sche Gegenspionage, die sich als wirksam hätte erweisen können, kühl und bewußt verhinderte, und von Truppen- aufstelumgen in Rußland, die ihm bis aufs Tippelchen be kannt waren, keine Silbe verriet, er, der sonst alles verriet! Wie lange Redl seine Verrätereien getrieben hat, liest sich nicht genau fefistellen: „etwa zwei Jahre", behaupteten die eine», „mindestens zehn Jahre", sagten die andern. Die Sache muß sehr einträglich gewesen sein, denn Redl lebte in Prag wie ein Dollarkönig, obwohl er nachweislich kein nennenswertes eigenes Vermögen besaß und mit seinem Dienstgehalt wirklich nicht allzu üppig Wirtschaften konnte. Heute weiß man, daß ihm Rußland die Mittel für sein großzügiges Auftreten lieferte, und aller Wahr scheinlichkeit schon seit 1903, so daß diejenigen, welche aus eine zehnjährige Spionagetätigkeit schwören, recht haben dürften. 1903 gab es in Österreich einen Spionageprozeß, wie man ihn dort noch nicht erlebt hatte. Die Anklage rich tete sich gegen den Oberstauditor Hekailo, den Majo, Ritter von Wienckowski und den Hauptmann Acht- durch die bekannte Entscheidung der Reparationskommission vom 1. d. M. erleichtert. Es wurde in wesentlichen Punkten eine Einigung erzielt, und es besteht die Hoffnung, daß die Verhand lungen, die heute vormittag um 1V Uhr fortgeführt werden vor Ablauf des Vertrages zu einem Abschluß führen. Das Märchen von der Verbilligung der Fernsprechgebühren. Berlin, 14. April. Gegenüber chn vor einigen Tagen in der Prcsse erschienenen Mitteilungen, daß im Reichsschatzministepium eine Herabsetzung der Ferntprech- gebühcen und der Ein'ichtungSgebühren in Aufsicht gestellt wurden, wird der T U. von zuständiger Stelle mitgeteilt, daß das nicht zutr-ffe. Em Teil der Gesamteinnahmen auS dem Feinsprech- und Teiegraphenverkehr wird augen blicklich für Bauten telefonischer Einrichtungen verwandt. Solange für diese Anlagen andere Einnahmequelle» nicht zur Verfügung stehen, kann an eme Herabsetzung der Telefongebührcn nicht gedacht werden. Die Beratungen der Ministerpräsidenten in Berlin Berlin, 14. April. Die Ministerpräsidenten der deutschen Länder traten heute vormittag zu eine« Be sprechung mit der N-ichsregierung über die Sactver- ständigcngutachten zusammen. Auch der boye uche Ministerpräsident Dr. v. Knillmg war zu dieser Konferenz erschienen. Noch kein Bericht von dem englischen Kabinettsrut. London, 14. Ap-tt Das englische Katin tt hat gestern die P ütung deS Sachverständigen^enchiS ab geschlossen. Obwohl der offizielle Ber-cht noch nicht aus« gegeben wurde, macht die englische Regierung doch kein Hehl daraus, daß die Veröffentlichung des Berichts zu stande komme. Loucheur beim König von Italien Paris, 14. Api-il. Aus Rom wird berichtet: Loucheur ist gestern vom König empfangen worben. Dem Empfange bei dem König will man in Paris gewisse Bedeutung beimessen. Die Blätter dringen die Nachricht unter der Uederschrift: Eine schöne französisch-italienische Kundgebung. Man behauptet, daß Loucheur vor seiner Rückreise nach Paris bestimmte Verab redungen zum Abschluß eines Handelsabkommens getroffen hat. Der damalige Hauptmann Redl, der bei der Unter suchung des Falles als Sachverständiger wirkte, erwies sich anfangs sehr eifrig, machte aber plötzlich eine auf fallende Schwenkung und wurde ein bißchen kleinlaut, als ihm einer der Beschuldigten, der Oberstauditor Hekailo, der den Aufmarschplan der österreichisch-un- garischen Armeen an Rußland verraten haben sollte, auf diese Anschuldigung erwiderte: „Woher sollte ich mir diesen Aufmarschplan verschafft haben? Den kann nur jemand aus dem General st abs- bureau in Wien den Russen verkauft haben." Und Redl arbeitete in diesem Generalstabsbureau! Er fühlte sich von Stund' an offenbar nicht mehr sicher, brachte sich durch allerlei Machenschaften in dem Spionageprozeß auch bei seinen russischen Auftraggebern in Mißkredit und beging schließlich, um sich bei den Russen wieder „herauszupanken" und ihnen zu zeigen, daß ihr Mißtrauen gegen ihn unbe rechtigt sei, eine unerhörte Schurkerei, indem er einem russischen Offizier in Warschau, der als Spion i m österreichischen Solde stand, eine Falle stell:«: er /erriet ihn an die Russen und lieferte ihn dadurch dem Galgen aus. So ward Redl zum Doppelver räter: er verriet nicht bloß Österreichs militärische Zn- kunftspläne an Rußland, sondern verriet an Rußland auch die Männer, die dort heimlich für Österreich arbeiteten und dem Lande des Doppeladlers hätten von Nutzen sein können. Die Männer, sagten wir —, denn es blieb nicht bei diesem einen Fall: Redl überantwortete auch einen russi schen Obersten, der den Österreichern nichts Ge ringeres als den ganzen russischen Auf marschplan zum Kauf angeboten hatte, dem Tode, indem er ihn v.rriet. Und ähnliches tat er dann noch mehrmals: er suchte unter allen Umständen zu ver hindern, daß Österreich die russischen Geheimnisse durch Verrat russischer Spione erführe. Durch Redls Schuld blieb den Österreichern und den Deutschen beim Ausbruch des Weltkrieges die Existenz von 75 Divisionen, die mehr als die ganze österreichisch unga rische Armee ausmachten, unbekannt! Hätte Österreich von dem Vorhandensein dieser Divi sionen gewußt, so wäre es nicht so hoffnungsvoll in den Krieg gezogen, hätte es sich seine Riederlaae erspart und