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Voigtländi scher Anzeiger 2. Stück, Plauen, Sonnabends den 14. Januar -8» 5* Das Feyerkleid der teutschen Frauen. Nach den glorreichen Siegen, durchweiche Teutschland vom Joche der Neufranken be freiet wurde, geschahen von patriotischen Männern eben so wahre als kräftige Auffor derungen, nun auch alles vollends abzuwer- fen, was »ns in entehrender Abhängigkeit bisher erhalten hatte, z. B. uns dessen Sprache höchstens noch umHandels undWan- dels willen, aber nicht länger, als Sprache der politischen Unterhandlung, des Hofs und Der fcinern Welt zu bedienen, sondern dafür unsre alte, volle, kräftige und bestimmte Mut tersprache wieder in ihre verdiente Gerecht same einzusetzcn; sich, wo nur möglich, aller Einmischung von Wörtern dieser an sich selbst so armen in unsre so überreiche Sprache zu enthalten, aber vorzüglich noch sich von dem drückenden Sitten r und Modenzwange dieser Nation lvszureißen, um so auch die feinsten, aber darum nicht minder gefährlichen und lä- stigen Fesseln, die wir bisher trugen, abzu- schüttcln. Das letztere, die Moden äffe- rei, ging nun vorzüglich die weibliche Welt an, und man muß diesem Geschlechte, das überhaupt in jener ewig merkwürdigen Zeit so schöne und herliche Eigenschaften, Ge, sinnungen und Bestrebungen entfaltete, auch dies mit Achtung nachrühmen, baß es selbst in diesem kitzlichen Punkte eine cchtteutsche Frauengröße offenbare. Die zahlreichen teutr schen Frauenvereine, an deren Spitze und in deren Mitte die edelsten Fürstinnen und an dre durch Rang und Geist ausgezeichnete Frauen und Jungfrauen stehen, schienen zu erst auf die Einführung einer sich stets gleich bleibenden wirklichen Nationaltracht hinzuar- beiten und in diesem Geiste ist nachstehendes Gedicht, welches ein geistreiches iZjährigcs Mädchen (wahrscheinlich zu Frankfurt a. M.) zur Verfasserin hat, genommen: Unterredung aus der Zeit. Die Volkstracht. Seyd gegrüßt, ihr längst vermißten Auenl Sey gegrüßt, du biedres, deutsches Land! Seyd gegrüßt, ihr biedern deutschen Frauen! Reicht mir jetzt die auSgcsibnte Hand ! Großes ist nie tief, nie ganz gesunken; Flora bringt des Winters Raub zurück: An der Zukunft fernem Götterfunken Hing