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18H3. Freitag, den 19. Juni 138. vrs cheiut «dm Woch mtag früh S Uhr. Inserat« wer« dm bi» Nachmittag» » Uhr für die nächst« erscheinende Nummer angenommen. Preis vierteljährig 1S Ngr. Inserat« werde« di« gespaltm« Zeile ob« deren Raum mit SPf . derechnet. Amtsblatt des Königl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der König!. Gerichtsämter und der Stadträthe zu Freiberg, Sayda und Brand. Freiberger Anzeiger und Tageblatt. Freiberg, den 19. Ium. AuS Leipzig läßt sick die „Kreuzzeitung" schreiben: „Es ist ein öffentliches Gcheimniß, daß die guten Leipziger bisher un gemein spröde in Bezug auf die Gastfreundschaft für die Turner zu dem bevorstehenden großen Turnfest geblieben sind, ja es ver lautet sogar, baß man ernstlich daran deükt, die Zuzügler seinerzeit massenhaft in öffentliche Gebäude, wie z. B. das im Bau begriffene Waisenhaus zu stecken. Sie sehen daraus, daß unsere Bevölkerung doch eigentlich nicht so „aufopferungsfähig" ist, als die fortschritt lichen Bläter sie ausposaunt haben." Wir hoffen, daß die Be völkerung Leipzigs die Kreuzzeitung hierin Lügen strafen wird. Vergangenen Freitag hat sich der Provisor der Apotheke in Dohna durch den Genuß von 2 Loth Blausäure, die er unmittel bar vorher aus der Giftkammer der Apotheke entnommen, selbst den Tod gegeben. Der Unglückliche, sich eines guten Leumunds erfreuend, war seit längerer Zeit leibend und zur Hypochondrie geneigt, und hat wahrscheinlich in einer momentanen Anwandlung von Lebensüberdruß die That begangen. - Tagesgeschichte. Berlin, 17. .Juni. Das preußische Hauptbankdirectorium macht heule bekannt: .„Soeben wird bei der Hauptbantkasse die erste Nachbildung der neuen Banknoten ü 50 Thaler entdeckt. Sie ist nach dem Gesammteindruck den echten ähnlich, aber bei einiger Aufmerksamkeit, namentlich an dem lappigen Papier, dem unsaubcrn, dickern Drucke und dem nicht gepräglcn Controlstempel von denselben leicht zu unterscheiden. Wir machen deshalb bas Publicum auf Lie dringende Noihwendigkeir aufmerksam, in seinem Interesse die Noten vor deren Annahme genau zu prüfen oder sich den Einzahler jebeSmal zu merken." Aus Potsdam vom 14. Juni wird der „Bolks-Ztg." berichtet: „Bekanntlich hat unser Mitbürger Schulze-Delitzsch in . den ersten Monaten dieses Jahres in Berlin vor dem dortigen Arbeiterverein eine Reihe von Vorträgen gehalten, welche auch im Buchhandel erschienen sind. Zum Dank für jene Vorträge traf heute eine Abordnung des genannten Vereins bei ihm ein und überbrachte ihm ein schön gearbeitetes Mahagonisilberspinde, in dessen Rückwand cm massives Stlberschild eingefügt ist, worauf eingravirt steht, daß bie Gabe „dem verehrten Lehrer vom dankbaren Berliner Arbeiter verein" übergeben sei. Die Maße des innern Raums sind mit Rücksicht darauf bestimmt worden, daß eine silberne Bowle, welche Schulze-Delitzsch früher aus Delitzsch empfing, darin angemessenen Platz findet." — Die officiöse „Nordd. Allg. Ztg." bespricht den Artikel der Wiener „Presse" über die Anwesenheit des Herzogs Ernst von Sachscn-Koburg in Wien, in welchem die „Presse" ihre Meinung dahin ausgesprochen hatte, daß Oesterreich dem gegebenen Impulse folgen und jetzt die Initiative zu einer ernsthaften Reform Deutsch lands muthig und redlich ergreifen müsse. Das officiöse preußische Blatt meint dazu: „Warten wir indessen, ehe wir sie beurtheilen, diese Reformplane ab, welche sich in den Falten der bekannten Jagdjoppe verbergen, und wünschen wir den Oesterreichern auf richtig, baß sie ihnen nicht ebenso verderblich werden, wie sie uns geworden sind." Regensburg, 10. Juni. Ein hiesiger ausgezeichneter Chemiker hat begonnen, unsere Biere in Bezug auf deren Vermischung mit fremdartigen, nicht unter den Namen Hopfen, Gerste und Wasser bekannten Substanzen zu untersuchen, und ist gewillt, bä- Resultat seiner Forschungen der Oeffentlichkcit zu übergeben. Paris, 15. Juni. Folgendes ist der Bericht des Generals Forey an den Kriegsminister: Puebla, 18. Mai. Puebla ist in unsrer Gewalt! Nachdem das ArmeecorpS Comonfort'-, welcher unsre EinschließungSlinie forciren und Puebla wieder mit Lebens mitteln zu versorgen bezweckte, durch das Gefecht von San Lorenzo zersprengt worben war, lag die Garnison, die schon seit lange Hunger litt, obschon sie den Einwohnern Alles, was sie besaßen, genommen hatte, in den letzten Zügen. Nachdem ferner die Lauf- gräbcn vor dem Fort Teotimehuacan eröffnet worden waren und am t6. unsre Batterien mit 30 Geschützen verschiedenen EalibrrS das Feuer gegen dieses Fort begonnen und seine Armirung in zwei Stunden vollständig vernichtet hatten, war die Lage-des Platzes, gegen welche zwei siegreiche Attaken gerichtet worden waren,, eine äußerst kritische. Bei diesem Stande der Dinge machte General Ortega mir Eröffnungen bezüglich einer Kapitulation. Da jedoch seine Anspruchs sich so weit verstiegen, daß er den Platz nur mit allen Krie^ehren, Waffen, Gepäck und Feldartillerie und mit seinem Abzug "nach Mexico räumen wollte, so wies ich diese seltsamen Vorschläge zurück und erklärte ihm, daß er mit KriegS- ehren den Platz verlassen könne, daß aher bann seine Armee vor der französischen bcfiliren, die Waffen strecken und kriegsgefangen^ bleiben müsse, wobei ick ihm alle bei civilisirten Völkern üblichen Rücksichten, einer Garnison gegenüber, die ihre Pflicht so brav ge- than, zustcherte. Diese Vorschläge wurden von dem General Ortega, nicht angenommen. Derselbe löste in der Nacht vom 16. zum 17. seine Armee auf, ließ die Waffen zerbrechen, die Kanonen vernageln, die Magazine in die Luft sprengen und schickte mir dann einen Parlamentär mit der Anzeige, daß Lie Garnison mit ihrer Verlhei» digungzu Ende sei und sich mir auf Gnade oder Ungnade ergebe. Der Tag war kaum angebrochen, als 12,000 Mann, größtentheilS ohne Waffen, ohne Uniformen, ohne Equipement — denn Alles war zerbrochen und auf die Straße geworfen worden — sich in unserm Lager als Gefangene stellten, während die Offiziere, 1000 bis 1200 an der Zahl, darunter 26 Generale und mehr als 200 Oberoffiziere, mir sagen ließen, daß sie im Regierungspalast ver sammelt seien und meine Befehle erwarteten. Das ganze Material dcs Platzes ist in unsern Händen und fcheinl nur theilweise und unvollständig beschädigt zu sein. ' Polen. Warschau. Ueber den Diebstahl an der Hauptcassc meldet die „D. A. Z.", daß es nunmehr außer allem Zweifel sei, daß die Entwendung im Auftrage und zu Gunsten der Nationalregie- rung stattfand. Die russischen Telegramme nach dem Auslande über diese Sache geben, wie bie Verluste in den Treffen, den Be trag des entwendeten haaren Geldes bedeutend kleiner an, als er in der That ist. ES fehlen 2,200000 Rubel an Pfandbriefen und 1',120000 Rubel an Banknoten und Gold. In den Wohnungen der verschwundenen Cassirer ist Alles änsverkaust und ihre Familien entfernt gefunden worden. Von den Gerichtsdienern verspätete sich einer, den Sammelplatz zu erreichen, von dem aus alle drei zn ent kommen hatten, und in seiner Rathlostgkeit eilte cker alte Mann nach einer Badeanstalt, schnitt sich im Bade die Adern auf und verschied, einen Zettel zurücklassend, daß er, n^enn lebend ergriffen, vielleicht der Schwäche erliegen könnte, Mittheilungen zu machen. «erantwortl. «charter»: I. S. W»ls.