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Dresdner Journal : 02.04.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-04-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188704027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-04
- Tag 1887-04-02
-
Monat
1887-04
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 02.04.1887
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iLbrlivl» IS MrrUek: 4 H«rk KO?k Lio,«!»« XLouil«rn: 10 ks r^»Idä— äsalscl»«» Kvick« tritt?<xt rmä trirrru. T»KNocktxiu>e«x«dkI>r«» r ttr ä«Q 8»uiir «u»sr ^oip»It«o«v 2«U« U«iL«r 8ekritt SO?k. äi» 2«il« SO kk. 8«» T»t»U«»- rr. «ottpr. KutsoKI»^. Sonnabend, den 2. April, abends. Dres-nerÄMMl. 1887. Liu>»K»« ro» K»KN»aiL»T»» LL»srLrt»» LstpttU: Lra««i«t«tt««, LomrnioionLr ä» l>re«tll«r lounutt»; L»»d«rs - N«rU» Vis» >«—I->r,«1»»-rnu»IlkV« «. ».: La«-n»t«n -s ^o-t««, I»rU»-Vt«-L»»d«iB- rr»L-l,«>p^U-rr«LUi«1 «. >.»»»«»«»: L«<1. Lto„«, N«rt» L»»ä«» - L«rU» rr«LLkart « A St»NU»r»: Da«-« <s Oo .,- N«rU»: /nva!,ci««<ia«L, Nr»w«: D Lc-Uott«,- >r«U», - D Ltan-«, « B«««a« <La«Ha-at-X SSrUt»! v LlLU«^« ^ae-/ot-e«, N«»»o-«r: 6. LosLZit««,- L»U« «. > : La^ct 60. Lr»«K«1»«, INnttoK mit ^o»»»km» Lar 8oo»- rurä ksiarta». Für die Gesamtleitung verantwortlich: Gtto Banck, Professor der (itteratur- und Kunstgeschichte. LvurSl. N»pe<ljtioo <is» Dr««6i>«r Dr««t«», Lvu^vritr»»»« No >0. Amtlicher Teil. Dresden. Se. Majestät der König haben Aller- qnädigst geruht, dem HülfSarbeiter im Finanzministerium, Zmanzrat Thuiskon Woldemar Reinhold von Mayer Titel und Rang eine- Oberfinanzrates zu verleihen. Verbot. Die unterzeichnete Königliche Kreishauptmannschaft hat auf Grund von 8 ll des Reichsgesetzes gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Socialdemokratie vom 21. October 1878 die Druckschrift „Socialdemocratische Bibliothek. XIU. Zur Wohnungsfrage. Bon Friedrich Engels. Separatdruck auS dem „VolkSstaat" von 1872. Zweite, durchgesehene Auflage. Höttingen - Zürich. Verlag der Volksbuchhandlung 1887." »erboten. Dresden, am 1. April 1887. Königlich Sächsische Kreishauptmannschaft, von KoppenfelS. Plotz. » nichtamtlicher Teil. Telegraphische Wach richten. Wien, 1. April. (W. T. B.) In der heu tigen Sitzung der Zollkommisfion deS Herrenhau ses gelangte der Bericht deS Referenten der Zoll- kommisfiov zur Verlesung. Derselbe konstatiert, da- eS dem Kinanzmiaister gelungen sei, die Zu- -i»m«,g der ungarischen Regierung zu dem von dem Lbgeordueteuhause abgeänderteu Petroleum- zoll zu erlangen. Der Bericht wurde einstimmig -enedmigt und gelangt in der Plenarsitzung am Montage znr Verhandlung. Laune-, 1. April. (W T. B ) Die Königin »on England ist heute vormittags hier eiugetroffen und nameuS der französischen Regierung am Bahn- Hofe »o« Präfekten und von dem Maire begrüßt »orde». Rom, 1. April. (W. T. B.) In der ver- gangenev Rächt fanden in Korli mehrere heftige Erdstöße statt. London, l. April, abends. (W.T.B.) Ober haus. Die Bill über deu Verkehr auf Eisenbah- ueu und Kanälen wurde in der Eivzelberatung erledigt. Der Staatssekretär für Indien, Vis count Croß, erklärte in Beantwortung einer An frage, er lege den Gerüchten von einer durch den Emir von Afghanistan erlassenen Proklamation, in welcher gegen Rußland der heilige Krieg ver kündet »erde, keine Wichtigkeit bei und glaube nicht, daß der Emir feindliche Absichten gegen Nnßlaud hege. Die vor einiger Zeit laut gewor- denen Gerüchte von Unruhen in Afghanistan seien verstummt, er habe Grund zu hoffen, daß die Ruhe erhalten werde. DaS HauS vertagte sich darauf diS »um 18. d. M. Unterbaus. Parnell begründete in anderthalb stündiger Rede sein Amendement zur ersten Lesung der irischen StrafrechtSbill, daß sich daS HauS sofort als Komitee zur Untersuchung der Zustände iu Irland konstituire. London, 2 April. (W. T. B.) Unterhaus. DaS Amendement Parnell- wurde schließlich ver worfen und die erste Lesung der irischen Straf rechtSbill ohne besondere Abstimmung angenom men. Nachdem zwei LertaguugSanträge mit 361 gegen 253 Stimmen verworfen waren, wurde der Schluß der Debatte mit 36l gegen 253 Stimmen angenommen. Hierauf verließ Gladstone mit seinen Anhängern den Saal unter dem Beifall der Parnelliten, welche sich ebenfalls entfernten. St. Petersburg, 1. April. (W. T B.) Rach einem heute veröffentlichten Gesetz ist eS der Zwau- gorod-Dombrowoer Bahngesellschaft gestattet, zum Zwecke deS BaueS von Zweigbahnen nach der öster reichischen und preußischen Grenze, nach den Dom- browoer Kohlengruben, sowie zur Durchführung deS von dem Militärressort geforderten Ausbaues der Bahn neue Obligationen im Bettage von 1518125 Metallrubel nominal auSzugeben, für welche seitens der Regierung eine 4^proz. Zins- Garantie zugefichert wird. Die Zeit und die Be dingungen der Emission bestimmt der Finanz- Minister. St. Petersburg, 2. April. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Gegenüber den Depeschen auS Judien, welche dem Emir von Afhanistan die Absicht unterschieben, einen heiligra Krieg gegen Rußland beginnen zu wollen, bemerkt daS „Journal de St. PSterSbourg", daß eine solche feindliche Haltung deS EmirS gegenüber Rußland durch nichts moti- viert werden könnte. Vielmehr würden die Ver handlungen, welche in St. Petersburg über die Feststellung der afghanischen Grenze wieder aus genommen werden würden, beweisen, wie unbe- gründet die fraglichen Gerüchte sein. Bukarest, 1. April. ,W. T. B ) Der König und dir Königin find heute vormittag 11 Uhr hier wieder eiugetroffen und von der Bevölkerung fest lich empfangen worden. Washington, 1. April. (W T. B.) Der UvterstaatSsekretär im Schatzamt», Fairchild, ist au Stelle Manning- zum Schatzsekretär ernannt wordeu. Dresden, 2. April. Das österreichische Militär-Witwen- und -Waisengesetz. Mit aufrichtiger Teilnahme folgen wir in Deutsch land der gesetzgeberischen Arbeit, welche unsere Rah barn in dem befreundeten und verbündeten Österreich dem planmäßigen Ausbau und der zeitgemäßen Ver besserung der sozialen Zustände ihres Landes zuwen- den. Mit Freuden sehen wir sie uns folgen auf dem Wege der so segensreichen, arbeitersreundlichen, sozial politischen Gesetzgebung und mit Freuden heben wir hervor, daß dieselben jetzt wiederum eine für das soziale Leben der österreichischen Nation außerordent lich wichtige Frage ihrer Erledigung zugeführt haben: In seiner gestrigen Sitzung, der letzten vor den Oster feiertagen, hat das österreichische Abgeordnetenhaus in dritter Lesung das Militär-Witwen- und -Wai sengesetz angenommen. Die volle Bedeutung dieser Vorlage kann man nur dann erfassen, wenn man sich vor Augen hält, wie eS in Österreich-Ungarn bisher mit der Versorgung dieser Witwen und Waisen beschaffen war. Während die Witwe jedes Zivilbeamten, selbst einer solchen der niederen Rangklaffen Anspruch auf eine unter Um ständen allerdings sehr geringe Pension hatte, genossen die Hinterbliebenen der Offiziere dieses Recht nicht und waren auf die Kapitale der Kautionen angewiesen, die bei jeder Offizier-Heirat erlegt werden mußten. Nun wurde in gewissen Fällen die Kaution herab gesetzt, zuweilen, wenn der Offizier vor seinem Tode m den Ruhestand zetteten war, ward sie angegriffen, mitunter auch mit Schulden belastet, so daß die Mehr zahl der Witwen und Waisen rücksichtlich ihrer Ver sorgung auf Gnadengehalte deS Kaisers angewiesen waren, die Se. Majestät allerdings in hochherzigster Weise den Bedürftigen angedeihen ließ. Nur die Generalswitwen hatten Anspruch auf eine Prämie von 600 Fl., ungefähr das Zehntel des AttivgehalteS ihrer verstorbenen Gatten. Durch das neue Gesetz nun soll für die Witwen und Waisen aller Jener, die entweder in dem stehenden Heere oder der Landwehr als Offi ziere gedient, oder solcher,' die der Reserve oder dem Landsturm angehörend, vor dem Feinde gefallen, ein Rechtsanspruch auf Versorgung begründet werden. Wie sehr da- Parlament von der Notwendigkeit und Billig keit eine- solchen Gesetzes durchdrungen ist und welch lebhafte Sympathien eS dem Volksheere entgegenbringt, haben die letzten Sitzungen des Abgeordnetenhauses in einer den österreichischen Pattiotismus zur vollen Ehre gereichenden Weise dargethan. Die Vertreter der ver schiedenen Parteien des Hauses waren darin einig, daß dem bisher herrschenden Zustande unbedingt und aus giebig abgeholfen werden müsse. Ja sie gingen, ein im parlamentarischen Leben gewiß seltener Fall, in ihrer patriotischen Hingebung sogar über die Regierungsvorlage hinaus Während diese aus finanziellen Gründen dem neuen Gesetze eine rück wirkende Kraft leider versagen mußte, traten in der ersten Lesung mehrere Abgeordnete, darunter insbesondere die Grafen Coronini und Dubney mit großer Wärme da für ein, daß auch die Angehörigen der derzeit bereits im Ruhestand« befindlichen Offiziere der Wohlthat des neuen Gesetzes teilhaftig würden, eine Anschauung, welche vr. JaqueS bekämpfte, indem er sich vom nüchternen juristischen Standpunkte auf das Prinzip stützte, daß Gesetze keine rückwirkende Kraft haben dürfte. Der Landesverteidigungsminister FML. Graf Wel- ferheimb, den sein persönliches Gefühl unbedingt auf Seite Derjenigen hinzog, die der Armee die größeren Opfer bringen wollten, hatte bei dieser De batte eine ungemein schwierige Stellung, da er als Vertreter der Regierung genau wußte, wie weit die Mittel des Staate- reichten, und da er sich zu seinem aufrichtigen Bedauern eingestehen mußte, daß sie nicht soweit reichten, um die Wünsche der patriotischen Männer zu erfüllen, die dem neuen Gesetze im Inter esse der Humanität die größtmöglichste Ausdehnung ge sichert wissen wollten. Der Minister deutete bei der zweiten Lesung deS Gesetzes in seiner Rede an, daß diese Wünsche trotz ihrer gegenwärtig aus finanziellen Gründen gebotenen Ablehnung nicht für immer un berücksichtigt bleiben würden; vorläufig müsse man sich aber darauf beschränken, das mit den disponiblen Mitteln Erreichbare zu erlangen und dies ist schon, wie wir uns hinzuzufügen erlauben, gegenüber der Lage, in der sich die Hinterbliebenen der Offiziere früher befanden, ein sehr nennenswerter und erfreulicher Fortschritt. Lagesgelchichte. Dresden, 2. April. Se. König!. Hoheit, der kommandirende General, Prinz Georg eichten heute Vormittag 11 Uhr in Begleitung des Chefs des Generalstabes, Herrn Obersten von der Planitz, in der Kaserne des Pionierbataillons, um die im Hofe der selben aufgestellte ncuformierte 15. (Königl. Sächsische) Kompagnie deS Eisenbahnregiments zu besichtigen und sich von den Offizieren und Mannschaften, die aus dem Verbände des Königl Sächsischen Armeekorps u-scheiden, in herzlichen Worten zu verabschieden. — Die Kompagnie wird Montag, den 4. d. M., 6 Uhr .'10 Minuten vom Friedrichstadter Bahnhof nach ihrer neuen Garnison, Berlin, abgehen. * Berlin, 1 April. Se. Majestät der Kaiser erfreute sich in der vergangenen Nacht guten Schlafe-. Die Genesung macht erfreuliche Fortschritte. Der Kronprinz und die Frau Kronprinzessin, sowie Prinz Heinrich und die Prinzessin Victoria ferner der Großherzog und der Erbgroßherzog und die Prinzessin Irene von Hessen, sowie die Prinzessin Christian zu Schleswig-Holstein- Sonderburg- Augustenburg, kehrten heute von ihrem Besuch bei der großherzoglichen Familie in Neu-Strelitz zurück. Der Großherzog und der Erbgroßherzog von Hessen und Prinzessin Irene begaben sich heute zum Geburtstage des Erbprinzen von Sachsen-Meinin gen nach dem Stadtschlosse zu Charlottenburg und gedenken dann am Abend vom Bahnhofe Charlotten burg aus die Rückreise nach Darmstadt anzutteten. Die „Nordd. Allg. Ztg." berichtet: Im Lause des heutigen Bormittages erhielt Se Durch- taucht der Reichskanzler Fürst v. Bismarck zu seinem Ge burtstage Glückwünsche aus allen Kreisen des Hofes und der Gesellschaft. „In überraschend großer Zahl erschienen auch dies mal^ wie früher, zunächst die duftigsten Blumenspettden im Kanzlerhause, um in demselben den Frühling hervorzuzaubern An diesen Blumenspenden waren alle hiesigen Gesellschaftskreise beteiligt; aber auch von außerhalb, namentlich von Hamburg, Baden-Baden, Straßburg, Salzhausen u. a. O. liefen immer neue in Farbenpracht und auserlesenem Geschmack wetteisernde Gaben ein. Gegen Mittag waren bereits die Lulpsangsräume der fürstlichen Familie in einen wahren Blumengarten ver wandelt, dessen Rosen, Orchideen, Hyacinthen, Azaleen nebst vielen anderen Sprossen der Frühlingsflora einen entzückenden Duft verbretteten. Im Lause des Tages brachten Ihre Königl. Hoheiten die Prinzen Wilhelm, Heinrich, Alexander, sowie der Großherzog von Baden dem Fürsten Reichskanzler persönlich ihre wärmsten Glückwünsche dar; im Namen Sr. Kaiser!, und Königl. Hoheit des Kronprinzen erschien besten Hosmarschall Gras v. RadolmSki Außerdem erschienen zur Gratulation die Minister und Staatssekretäre, sowie andere Spitzen der Reichs und Staatsbehörden, die Generalität, die Botschafter und Ge sandten, die Vertreter der gelehrten Körperschaften, der Kaut« Knance und viele andere der Familie und dem Hause nab« stehende Freunde und nähere Bekannte. LS gingen ungefähr KOO Telegramme von auswärts ein, darunter mehrere auS den verschiedensten Ländern Europas und aus sremden Weltteilen. Unter den eingelauscnen telegraphischen Glückwünschen befanden sich in den schmeichelhaftesten und verbindlichsten Ausdrücken ab- gesaßle Gratulationen von vielen Souveränen und regierenden Fürsten, sowie von zahlreichen fürstlichen Familienmitgliedern Bon den ersten Morgenstunden an konzertierten die Kapellen der hier garnisonierenden Gardeinfanterieregimenter im Garten des Reichskanzlerpalais, indem stets eine Kapelle die andere ab löste. Um 2 Uhr erschien das TrompetercorpS des von Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen Wilhelm kommandierten Garde- husarcnregimentes auS Potsdam, um eine Anzahl der beliebte sten Musikstücke vorzutragen. Lin Diner im engeren Kreise, an welchem außer den Verwandten des Hauses nur einige der Fürstl. Familie näher stehende Personen teilnahmen, beschloß die Feier des festlichen Familientages. Der Kaiserl. russische Botschafter am hiesigen Hofe, Graf Schuwaloff, hat einen ihm von^iner Regie rung bewilligten Urlaub angetteten. Während der Abwesenheit desselben von Berlin wirkt der Botschafts rat Graf Murawiesf als interimistischer Geschäfts träger. Der Statthalter von Elsaß - Lothringen Fürst Hohenlohe, welcher bereits gestern Berlin zu ver lassen und nach Straßburg zurückzukehren gedachte, hat seine Abreise wieder verschoben. Feuilleton. Freitag, den 1. April, gab im Saale des »Hotel d« Saxe" die Violinvirtuosin Frl. Arma Senkrah ein Konzert. Sie hat seit ihrem letzten hiesigen Auf treten bedeutende Fortschritte in Ausbildung ihres Talents gemacht, sowohl hinsichtlich deS angenehmen, weichen und genügend kräftigen TonS, dem sie inner liche Belebung und ausdrucksvolle Färbungen zu geben weiß, als in sicher beherrschter Fertigkeit und Reinheit der Technik und feinsinnigen musikalischen Behandlung. Lie bewährte diese Vorzüge in der Sonate ? - 6ur von Grieg (ün Verein mit der Pianistin Frl. P. Bregenzer), in Bruchs 0- woll-Konzert in Lareevs» »Irre von Neruda und in einem virtuos pikanten „spanischen Tanz" von Sarasate. Ihr Vortrag ver einigt Temperament mit Geschmack und Maßhalten, ist warm empfunden, anmutig und reizvoll, ohne Ko ketterie. Ganz besonders schön spielte sie da- Adagio m Bruch- Konzert. Frl. Bregenzer zeigte sich in GriegS Sonate, in Beethovens Sonate (Xs-äur mit Variationen) in korrektem Spiel, Auffassung und Vor- trag als sehr gute Pianistin; ihre Leistung steigerte sich in der geschmackvollen Wiedergabe einer Pi^ce von Raff („Abends") und deS ?erpetuum mobile von Weber und ihre höchst treffliche Ausführung sämtlicher Klavierbegleitungen — eine anstrengende Aufgabe neben dem Solospiel — bekundete eine ganz ungewöhnliche tüchtige Durchbildung ihre» musikalischen Talent». Außerdem unterstützt« da» Konzert noch der Tenorist Hr Werner Alberti, welcher die Arie de» „Joseph" aus Mehuls gleichnamiger Oper und Lieder sang. Seine in der Tongebung etwas gepreßte, in der Höhe forcierte und in der tieferen Lage mit kurzem Klang oft in den Sprechton fallende Stimme ist — hiervon abgesehen — für den einfachen Gesang gut vorgebildet, sein Vortrag war musikalisch verständig und erwie» nicht im mindesten üble und störende Manieren. Außerordentlicher und verdienter Beifall wurde der Konzertgeberm gespendet und veranlaßte die Zuaabe des wohlbekannten Chopinschen Notturno. Da» Kon zert war infolge de» unpassend gewählten Tage» na türlich nur wenig besucht. C. B Die Großmutter. Lebensbild von E Greiner. (Fortsetzung.) Arme GroßmutterI Daß Klein-Hedwig e» war, welche ihr die nächtliche Rube verleidete, wollte ja keiner zugestehen. DaS liebe, fügsame Kind, da« man aus Mangel an Raum zu Jroßmama gebettet, war mit seinem zierlichen Körperchen doch gewiß kaum in der geräumigen Bettstatt zu spüren. Heute nun «ar eS wieder einmal Sonntag; Herr und Frau Doktor hatten mit den drei ältesten Kindern den üblichen SonntagnachmittagSauSflug nach dem Tiergarten unternommen, während Großmutter daheim den guten Enael spielte. Ach, die prächtige Jroßmama that ja alles so gern! So genoß sie denn jetzt, statt der sonntäglichen Ruhe zu pflegen, da» zweifelhafte Vergnügen, ihre Aufmerksamkeitdem kleinen Ernst zu wenden zu müssen, welcher die Beharrlichkeit eine« künf tigen Charakter» dadurch bekundete, daß er trotz ihre» ernsten Verbot» und häufig mißglückter Versuche alle Stühle und Tische zu erklettern suchte. Daneben war ihr von Karoline, die einen unaufschiebbaren Aus gang zu besorgen hatte, die Überwachung Paulchens auf einen Augenblick anverlraut worden, und die Frau Baumeister, welche solche Augenblicke nur zu wohl kannte, sckaute deshalb besorgt nach dem kleinen Welt bürger, der soeben sehr verdächtige Anstalten machte, mit lautem Geschrei sein Erwachen anzukündigen. ,Wsch, wsch", summte die vielbeschäftigte Frau, den Korbwagen ein paar Mal leise auf- und ab schiebend, als die Thür plötzlich aufgerissen wurde, und zwei Kinder, die bisher im Nebenzimmer gespielt hatten, schreiend hereinstürzten. „Jroßmama, Walther hat mich mit der Peitsche in da» Auge geschlagen" zeterte Hedwig, ohne Rück sicht aus der Großmutter bedeutsame Handbewegung nach dem Bettchen des Brüderchen- „Weil sie nicht aufgepaßt und die Tischdecke samt der großen Vase herunlergerissen hat, als wir Kutscher und Pferd gespielt," verteidigte sich der Angeklagte mit Stentorstimme. E- war ein ohrenzerreißendes Schreiquartett, zu welchem jetzt die Kinderschar wie auf Kommando ein- setzte. Die arme ermüdete Frau warf einen Blick gen Himmel, in welchem eine ganze Welt von Fragen und Klagen lag. Als eine Stunde später Karoline endlich zurück- gekehrt und Ruhe und Ordnung wieder hergestellt waren, lehnte sich Frau Huber mit in den Schoß ge falteten Händen erschöpft in ihren Stuhl zurück. Wo war die verheißene Ruhe, der ersehnte Frieden ihrer alten Tage nach einem Leben voller Kampf, Arbeit und Sorgen? Ach, daß sie ihr kleines stilles Heim noch gehabt hätte, in das sie jetzt hätte flüchten kön nen! Denn bei aller Liebe zu den Ihrigen und dem besten Willen, sich diesen nützlich zu machen, entsprach doch der ihr hier zuerteilte Wirkungskreis ebensowenig ihren Ermattungen wie ihren Kräften und Bedürf nissen. Doch was war zu thun? Hinter ihr war die Brücke abgebrochen und keine Umkehr mehr möglich, bei ihren Söhnen aber bot sich keine Zuflucht für die alternde, erschöpfte Mutter. Eine entsetzliche Angst und Bangigkeit überkam mit einem male die arme Frau. Die hohen Nachbarhäuser schienen sie erdrücken, die heiße Luft deS Zimmers sie ersticken zu wollen. Da» Heimweh mit all seiner Qual erfaßte sie: sie sehnte sich fort, weit fort aus der geräuschvollen Stadt uud der heißen Wohnung mit dem endlosen Kinder trubel, wenngleich diese lärmende Kinderschar ihre leib haftigen sieben Enkel waren! „Frau Baumeister, daS Tageblatt," meldete zu guter Stunde daS Mädchen; „die Frau Inspektor läßt um Entschuldigung bitten, daß sie e» erst heute heraufschickt." Frau Huber griff danach wie nach einer Erlösung. Sie mußte ihr Denken und Empfinden in andere Bahnen lenken, sollte sie die mühsam bewahrte Selbst beherrschung nicht noch völlig verlieren. Wie eS ihr Brauch, begann sie daS Blatt von rückwärts zu lesen, denn ohne Personen und Verhältnisse zu kennen, inter essierten sie doch nach Frauenatt die BerlobungS, Ge- buttS- und Sierbeanzeigen ungleich mehr als alle Welthändel. Plötzlich blieb ihr Auge gefesselt auf einer Annonce haften: ew ehrenhafter, alleinstehender
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