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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 23.09.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-09-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19050923029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905092302
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905092302
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-09
- Tag 1905-09-23
-
Monat
1905-09
-
Jahr
1905
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Dir!,« Blatt wird dr» Leiern von Dresden »ad Umgebung am Tage vorher bereits als Abend-Ausgabe -»gestellt, wahrend eS die Post.Lboiinentcn am Morgen in erner Gesamtausgabe erhalten. öerugrgebllhl: vieei^MeN» f», »«»»«» »«> «0,N» ,meimalt,«r Ziltroe»«« durch onlere Tote» ^» »»« n»d a, T»»n- und Mouiaeen nur einmal) » Vit »» «I, d»nd audiuärii,« Dom- mlMonire » w, bei. » Mt, »v Pf. pei eiuuMliaer Sickelllmi durch di« PoI>»Mr<vbne Bestell,eld>. linNu«. land mit enil,rechen dem 8ulch>a«e. -lach druck aller »riikel u. Oriatnal- v,'iii«il«n„n nur mit deutlicher Lnelleuaniadel.Dredd.Rackr^ tulaM,. »tachträalich« Lonorar- «N'drüche dieiden underücklichtiat: mwerlanate Mannlkrtvle werde« nicht autdewabrt. rele,ramm.«dre»s«: Nnchrich«»» »»««de«. L8SV Verlag von Ltepsrh S- Uelriiardt. /smesgen-culii. Nnnalime van »»kiindlau»,«« bis nachinitta,» S Nh». Tonn- und keieria,» nur Marieultrahe » van li bi« V,i Ubr Dl« i lpaltiae lilrund. »ile <ca. » Tilden) « Pl,. An- liindi,«n,»» aul der Privatleite Zeile LS Pk,.: di« 2lvalti,e Zelle aus Dert- leile « Ps,., als <kin,esantt Zeile « Pl» I» «ummrr» nach «ann- und Seler»a,e« l ivaltiae «rund,eile so Pl,. aus Vrivalieite « Ps, . Llval«i,e Seiie aus Lerlleite und als rinaeiandt so Ps,. NuSwLrti,« Nus« ttaae nur ,e,en vorauSbe^hlun^ BeleadlLtter werden mit w Ps^ derechnet. Nernlvrechanschlutz: «m» I Nr. U und Nr. «ML ^«8<I-^«PPVN « ekrtKtl-^nriiM ^ elilfiltl-Hliintel X ^r»k«I-Li>8i'ii8lnn88aiMel «ov o »IIs V«unI»tvi»-^rL«rtt»tr»irx»mr»IlLvI omplielrlt T««. au8 Vlrol, 8«I»Ion»»1rmi,8v fVv. LT. Neueste Drahtberichte. Hof.iachrichte», Ans dem Manöver, Jndnstiiebabn Mittweida-^Zschopantal, «sss» Gericytsverhandl. Soz.-oei». Pgilritag, Zur »vitische» " ' Üiiiviiölrisis. Die Beivegung der Gletscher. Neueste Drahtmtldmigcn vom 22. Septbr. Koloniale». Berlin. (Priv.-Tel.j Leut« heißt «S wieder, der Rück tritt des KolontaldireftorS Dr. Gtübel dürfte bereits Ende Oktober erfolg«». Jedeysall» werde der Kolonialdirektor zu Beginn der varlamentarttchen Lerbstkampagne nicht mehr un Amte sein. Man glaubt jetzt nicht mehr, daß Graf Götzen der Nachfolger Dr. Stübels werbe, da der Graf infolge der Ausdehnung des ostafrikanischen Aufstandes dringend »n der Kolonie gebraucht werde. — Wie verlautet, werden der neue Gouverneur von Südwestafrika, von Lindeanist, und General von Trotha Mitte Oktober in Swakopmund Zu sammentreffen. General von Trotha werde dann nach der Heimat junickkchren. — In der heutigen „Znkunst" beschäftigt sich Maximilian Harden in einem längeren Artikel mit südwest - asrika. Er tritt der vielfach verbreiteten Meinung ent gegen, daß dj« Pläne, mit denen Herr von Lindequist nach Sudwestafrika gehe, andere wären, als die Herero zur Unter- werung zu bewegen, und weist nach, daß auch Trotha diesen Veruch bereits unternommen habe, der nur habe scheitern müs en, solange die Bantu-Neger hoffen konnten, in den Hotten totten und OvamboS Verbündete und in den Waffenlieferanten der Kapkolonie Helfer zu finden. Harden, der aus offenbar sehr gut unterrichteten Quellen schöpft, denn er gibt biSiier unveröffentlichte Telegramme Trothas wieder, führt an, die De portation der Witbois habe auch Trotka gevlant, nur über den Ort, wohin sie gebracht werden sollen, hätten Zweifel be- standen, und man scheine in Berlin darüber anders gedacht zu haben, als in Windhuk. Sur Choleragefabr. Bromberg. In den letzten 24 Stunden ist nur ein choleraverdächtiger Fall im Bromberger Bezirke ge meldet worden: Ein Gefangener, der in der Glashütte in Uszcz arbeitet«, ist erkrankt. Mar ien w erder. Bei der in Beobachtung stehenden Arbeiten» ist Choiera festgesteilt worden. Gelbensande. Die Grohherzogin-Mutter Anastasia ist gestern nach Cannes abgereist. Berli«. Nachdem die Lagerarbeiter des Kabelwerkes der Elektri- MtSgcsellschaft und die Schraubendreher des Werner-WerkeS von Siemens u. HalSke die Arbeit nicht wieder aiifgenomnien haben, wurden dies» Werk« der genannten Firme» geschlossen. Die Zahl der entlassenen Arbeiter beträgt etwa 10000. Bremen. Bon den für die A u st ral s ra ch td a m p f e r - linie de» Norddeutschen Lloyd in Aussicht genommenen Dampfern wird der Dampfer „Franken" als erster am 13. Ott. nach Australien abgehen. Als weitere werden die Damvfer „Hessen", „Westfalen", „Lothringen", „Thüringen" in Abständen von vier Wochen folgen. Inzwischen sind, um für die bevor stehende WolloerschlfsungSsatson Raum zu schaffen, zwei fremde Dampfer für die Heimreise von Australien gechartert worden. Bamberg. Der Kongreß für Denkmals- pflege trat heute unter dem Präsidium des Prinzen Nupprccht ' -» - T«r Pcmz begrüßte die erschienenen von B..yern hier Konservatoren r> msammen. reußenS, Hessens. Badens, Braunschweigö, «Lach len», der thüringischen Staaten und Württembergs, und tesvrach mit ihnen Fragen der Erhaltung der Altertümer Deutsch lands. Aus der TaaSeordnung steht die Erhaltung des Heidel- berger Schlosses. Meiningen. Der Dichter Rudolf Baumbach ist gestern nachmittag hier gestorben. Wien. Arbeiterversicherungs-Kongreß. In der heutigen Sitzung befaßte sich der Kongreß mit der Frage len Unfallstatistik. Reaierunasrat Kaan mi" der internationalen flnsallstatistik^ Regierungsrat Kaan schlägt eine Resolution vor, wonach der Kongreß mit großem Interesse jene Beschlüsse zur Kenntnis nimmt, die bei der diesjährigen Session des Internationalen Statistischen Instituts in London etzung e ^ , und beauftragt die Kommission, sich mit der vom Jnternatio nalen Statistischen Institut eingesetzten Kommission ins Ein- vernehmen zu setzen. Sodann referiert Klein über die Frage der Einrichtung einer internationalen Unfallstatistik auf Grund lage der Erfahrungen der deutschen Unfallstatistik, Budapest. Obwohl das leitende Komitee d-r Koalition strengstes Stillschweigen über den Kompromißvorschlag beobachtet, der dem Könige in der morgenden Audienz unter breitet werden soll, verlautet doch, daß der Vorschlag ein großes Entgegenkommen gegenüber dem Standpunkte der Krone in der Armeefrage bewegen wird. Auch die Presse äußert sich mit wenigen Ausnahmen sehr gemäßigt und befürwortet einen Aus- gleich unter der Bedingung, daß seitens der Krone ein Minimum von Zugeständnissen bezüglich der Anwendung der ungarischen Sprache in der Armee gemacht werde, Paris. lPriv.-Tel.s Witte ist vom Zaren beaustragt wor den, dem Kaiser Wilhelm die Absicht des Zaren wegen der zweiten Friedenskonferenz im Haag zu unier- breiten. Auch in Paris konferierte Witte mit den politischen Persönlichkeiten über die Einberufung dieses zweiten Kongresses, Paris. Ter „Moniteur de la Flotte" meldet, daß der Marineminister einen Gesetzentwurf vorbereite über die Rekrutierung der Marine, der besonders die Per- änderuiigen betreste, welche das Gesetz über die zweijährige Militärdienstznt auch für die in den Marinerollen eingeschriebe- nen Seeleute, sowie für die Rekrutierung überhaupt zur Folge haben könnte. , Paris. sPriv.-Tel.) Ter „Matin" behauptet in einem Leitartikel, daß das deutsche Unterseeboot, das unlängst in Kiel vom Stapel lief, nach den Plänen eines französischen Ingenieurs erbaut sei. und daß es genau dasselbe Modell habe, wie die französischen Unterseeboote. Die Pläne könnten nur ans dem französischen Marineministerium gestohlen und an die deutsche Regierung verkauft worden sein. Das Blatt verlangt strenge Untersuchung. FoirtDep. Ariögei. Ter ehemalige Minister Delcassö verunglückte mit seinem Automobil und erlitt schmerzhaft«, aber nicht gefährliche Bcrletznngen. Petersburg. sPriv.-Tel.) In nnterrichtcten Kreisen wird das Gerücht, daß Witte vor seiner Rückkehr nach Peters burg während seiner Durchfahrt durch Berlin vom Deutschen Kaiser empfangen werde, als zutreffend erklärt. London. lPriv.-Tel.j Wie der Berliner Vertreter des „Standard" meldet, scheint eS, daß die beiden Sachverständigen N o s e n und N ev e o > l zu einer vollständigen Uebereinstimmung gelangt sind. Zwischen beiden bestünden keine Differenzen mehr. Es sei aber noch erforderlich, daß der französische Mi nisterpräsident Nouvier die Abmachungen prüfe und gut heiße. Teheran, Die Persische Presse führt ans, die Grenzregulierung durch die englische Kommission teile Afghanistan ungerechlerweisc einen bedeutenden Teil der persi schen Landschaft Seistan zu, au? dem der Emir von Afghanistan einen besonderen Bezirk mit dem Hanvtorte Fnrab gebi'det habe. Ebenso habe die Kommission unrechtmäßigerweise Persien zwei Drittel des Hilmen-Sees genommen. Infolgedessen be stehe die Gefahr, daß der persische Teil Seistans in eine Wüste verwandelt werde. Tie Blätter fordern den Schah auf, daß er das Grenzregulierungsprotokoll nicht bestätige. OertlicheS und Sächsisches. Dresden, 22 September, —* Se. Majestät der König empfing gestern nachmittag im „Albertsalon" in Tharandt die Herren Staatsminister von Metzsch und Dr. v. Seydewitz, sowie den König!. KabuiettL- sekrelär Geh. Rat v. Banmann zu Vorträgen und nahm nach mittags 4 Uhr eine Huldigung einer Abordnung des Landwirt- KeleliksIUk ittnstrlsrk-r gratis uaä ki-Lnko. Sonnabend, 23. Septemlier 1905. schriftlichen Vereins,für Wilsdruff und Umgegend unter Führung oes Geh. OekvnomieralS Andrä auf Braunsdorf entgegen. Zur neflrisen Abendtasel waren Einladungen an den Herrn Staats minister General der Infanterie Freiherrn v. Hausen mit den Herren der Begleitung und an den stellvertretenden Bürger meister von Tharandt, Geh, Obersorstrat Prof. Dr. Neumeister, ergangen. Heute vormittag begab sich König Friedrich August von Tharandt aus wieder ins Manövergelände zu den Uebungen deS 12. Armeekorps, Nach den Truppenübungen kehrte der König mit den beiden ältesten Prinzen nach Tharandt zurück, wo im ,Mbertfalon" Mittagstafel stattfand. Au derselben waren Einladungen an die Herren des Kricgsministeriums, sowie an den Rektor der König!. Forstakademie, Gch. Forstrat Prof. Dr, Kunze, Geh. Forstrat Pros. Dr. Neumeister, Stadtrat Hahn, Rittmeister der Reserve a. D. v. Boddien und königl. niederländischen Leutnant Ionkhecr van Reigersbcrg Versluys ergangen. —* Se. Majestät der K v »ig hob am Schlüsse der Manöver deS Ist. Anneekorps mit Worten wärmster Anerkennung die vor zügliche Verfassung hervor, in der er das ganze Armeekorps an icdem Tage und an allen Stellen gesunden batte. —* Ihre Königlichen Hoheiten Kronprinz Georg und Prinz Friedrich Christian besuchten gestern, wie bereits kurz erwähnt, in Meißen die Fürstenschule St. Asra. Ans Anlaß der Ankunst der Prinzen hatten die öffentlichen Ge bäude der Stadt und verschiedene Privatgebände geflaggt. Die Prinzen wurden von Professor Lic. tbeol. Türk empsangen und an den auf dem Bahnhofsvorplätze haltenden Wagen des Post halters Schulze geleitet. Ein vielstimmiges Hoch aus der Menge begleitete die Abfahrt des Wagens, An der Fürstenschule empfing Rektor Professor Tr, Poeschel die Prinzen, die die Schule be sichtigten und dem Turnunterrichte beiwohnten. —* Zu dem Unfall, der am Dienstag Herrn Kammerherrn v. Trübs chler in Folieustein betroffen hat, ist noch ergänzend milzuteilen, daß ein Knöchelbruch deS rechten Beine» vorlieat, auch wurde der Herr Kammerberr vermutlich durch den umge- stürzten Wagen im Gesicht verletzt. Die Gemahlin des Herr» v, Trützschler erlitt außer der Verstauchung der rechten Hand eine Verletzung an einem Beine. Im Wagen befanden sich noch die ältere Tochter und der Sohn des Kammerherrn, sowie der Sohn de» Herr» Amtsrichters Dr. Jahn, welche sich rechtzeitig durch Abspringen in Sicherheit brachten. —* Clodwig Prinz Hohenlohe, Adolf Graf Arni ni -Blumberg. Staatsminister Ibsen- Ehristiania und Graf Si e rs t or pff-Zyrowa trafen hier ein und nahmen im „Europäischen Hof" Wohnung. —* Bei der heutigen Nachwahl in der 1. Abteilung im V, Landtags-Mahlkreise IDreSden-Neu- und Antonstadtj wurden noch 4 konservative Wahlmänner gewählt. Insgesamt sind dem nach vkwählt: 68 konservative, 16 nationalliberale und 42 sozial demokratische Wablmäiiner. Das Gesamtergebnis der Wahlmännerwahlen in Zwickau-Stadt stellt sich folgendermaßen: Es sind gewählt 27 Nationalliberale, 56 Freisinnige und 42 Sozial demokraten. ' —* A»S Anlaß der Freitag, den 29, September, stattfinden« den feierlichen Giundsteinlegnnä zum neuen Rathause haben Herr »nd Frau Oberbürgermeister Beutler Ein ladungen erlaffen zn einem Abendbrot an demselben Tage abends 8 Uhr im städtischen Ansstellungspalast. —* Au 8 demManöver bei Tharandt wird uns unter dem gestrigen Datum geschrieben: Tie Uebungen in den Divisio nen sind mminchr zn Ende, das K o rp s m a n ö v e r ist im vollen Gange. Es setzt dem, wenn auch oft beschwerlichen, so doch iinnicihs» lustigen Klieg im Frieden, auf den sich der solbat das ganze Jahr schon freut, die Krone ans, hat doch mit dem freien Umhcrschweifen im Gelände der langweilige Gamisonsdrill vor- Die Bewegung der Gletscher. Als Folge der heißen Sommer des letztvergangenen und dieses Jahres wird von allen Seilen ein Zurückgehen der Gletscher gemeldet. Diese Periode des Zurückgehens hat zwar früher eingesetzt, ist jedoch noch nie so allgemein gewesen, wie >m Sommer 1904, wo von den 73 Gletschern des schweizerischen Hochgebirges, an denen Messungen vorgenommen worden sind, kein einziger eine merklich« Zunahme auizuweisen hat. Dagegen sind 44 von jenen 73 Gletschern mehr oder weniger beträchtlich zurückaegonaen: bei 29 weiteren ist der Rückgang nicht mit Sicherheit sestaestellt, aber jedenfalls kein Wachstum konstatiert worden. Noch in den Jahren 1902 und 1903 Wi rde bei 13 bis 15 Gletschern .in kleines Wachstum verzeichnet-das hat nun ans- gehört. Die größte Einbuße haben in dieser Periode des Rück ganges. die sich seit 1892 verfolgen läßt, einige Gletscher der Walliser Hochalpcn erlitten, so der Durand-Gletscher bei Zinal, dessen unterer Rand in diesen 13 Jahren um 426 Meter zurück- geaangen ist, dann der Zanfleuron-Gletscher, der 397 Meter U904: 132> eingebüßt hat. In den Graubündner Bergen hat der Roseg-Gletscher lEngadin) seit 1395 um 127 Meter, der Vorab- Gletscher um 117, der Forno-Gletschcr um 107. der Morteratsch um 94 Meter Läng« abgenommen. Im Jahre 1904 allein ist der Roseg-Gletscher um 10 Meter, der Morteratsch um 6 und der Forno-Gletscher um 11 Meter surückgeganoen. Im Berner Oberland hat der Untere Grindettvald-Gletscher, der in den acht Jahren 1895 bis 1903 um 221 Meter znrückgegangen war, im Jahre 1904 kein« weitere Abnahme erlitten, dagegen ist beim Oberen Grindelwald-Gletscher, der bisher mehr oder weniger im Borrücken begriffen war, ein Rückgang zu verzeichnen, der je nach den Punkten k bis 45 Meter betragt. Dieses Zurückgeben der Gletscher ist selbstverständlich nichts andere» al» «in starkes Abschmelzen an ihren su Tal gewandten Rändern. Im Grunde nämlich rücken alle Gletscher, auch die zurückgehenden, kraft ihrer merkwürdigen Ligenbewegung lang- kam, ober stetig immer vorwärts, d. h, abwärts. Nur wenn die Abschmelzuna an ihrem unteren Ende. c>» der sogenannten Gletscherzunge. Eis- und Schneemnssen rascher auszehrt, als sie durch das naturgemäße Vorrnckcn erseht werden, dann scheinen die Gletscher zurückzuweichen und breite Strecken steinbesäten MoräneschntteS werden frei, lieber jene Eigenbewegung aber, über das langsamc Talwärtsaleiren der Gletscher hat man schon vor hundert Jahren sehr interessante Beobachtungen angestcllt. die seither natürlich vielfach vervollständigt und erweitert worden L»d. Zuerst ward« d»e wissenschaftlich, Welt auf diese Lv> scheinung aufnierksam durch ein« Leiter, die der Genfer Natur forscher Sanssure, der Erstbesteiger des Montblanc, im Jahre ^788 aus dem Gletscher, dem Mer de Glace unterhalb der Aiguille Zornes oieieioe üeuer. o. y. lyrc im cris e,ngc,rorenen -»rua,- stücke viel weiter unten, an einer Stelle, die ungefähr halbwegs gegen den unteren Rand deS Gletschers gelegen war. Die Leiter hatte in den 44 Jahren einen Weg von 5000 Metern, also eine starke Wegstunde talwärts zurückge'egt, durchschnittlich 144 Meter >m Jahre. Im Jahre 1820 waren drei Bergführer in eine Gletscherspalte am Fuße des Montblanc gestürzt und spurlos verschwunden. Vierzig Jahre später jedoch, im Sommer 1360, kamen ihre Ueberreste etliche Kilonieter weiter unten, an der Zunge des Bosson-Äletschers, zum Vorschein. In dieser Weise bat man seither schon wiederholt beobachtet, datz die Gletscher ihre Opfer nach einigen Jahrzehnten wieder herausgebcn, und da in diesem Sommer eben 40 Jahre seit dem großen Unglück am Matterhorn verstrichen sind, wurde im Frühjahre bekanntlich die Hoffnung ausgesprochen und erörtert, daß endlich auch der Zmutt-Glelscher, ans dem die Leiche des Lord Douglas damals verloren ging, einige Ueberreste dieses unglücklichen jungen Bergsteigers zu Tage fördern könnte. Es ist allerdings wahr scheinlich, daß dies früher oder später der Fall sein wird; für die Annahme aber, daß eS gerade in diesem Sommer geschehen müsse, scheint man sich nur auf die sehr unsichere Analogie mit den Bergführern vom Bosson-Gletscher oder ähnlichen Fällen gestützt zu k'aben. Von einer Berechnung kann schon deshalb eine Rede sein, weil man ja die Stelle nicht kennt, wo der 9jährige Lord im Gletscher verschwunden ist. Mährend seine odeSgesährten, die Engländer Hadow und. Hudson und der Spur mehr zu entdecken. Weitere interessante Beobachtungen über die Wanderung der Gletscher hat der Alpinist Hogi an seiner Hütte anstellen können, die er im Jabrc 182? auf einer leicht kenntlichen Stelle deS Unteraar-GletlcherS erbaut hatte. Diese Hütte bot in den drei Jahren 1627 bis 1630 die beträchtlich« Strecke von 660 Meter talwärts zurückgelegt. Je mehr sich jedoch die Hütte, oder vielmehr der Trümmerhaufen, der ihren Standort anzeigtc, dem unteren Rande des Gletschers näherte, desto langsamer wurde ihre Fahrt. Wissenschaftlich genaue Beobachtung von Agassis. Sorbe» und Tündall »ab«» «uaushu» de» aüa«»«u, gültigen Satz sestgestellt, daß die Bewegung der Gletscher in ihrem oberen Teile rascher ist als gegen das untere Ende hin. Tyndall hat 1864 aus dem Morteratsch-Gletschcr im Oberengadin folgen des ermittelt: Aus dem obersten Teile des Gletschers betrug die Abwärtsbewegung in 100 Stunden 1 Meter 40 Zentimeter, auf dem mittleren Teile 1 Meier 12 Zentimeter und gegen das untere Ende zu nur mehr 0,72 Meter. Des weiteren ist erwiesen, daß, wie bei einem Flusse die Strömung in der Mitte am stärksten ist, so auch bei den Gletscher» die Abwärtsbewegung des EsieS vom Rande aus gegen die Mitte bin sehr merklich zunimmt. In der Mitte der Gletscher ist die „Geschwindigkeit" — wenn man das schneckenhafte Gleiten des E»es so nennen darf — oft zehn- und zwanzigmal so groß, als an den beiden Scttenwänden oder Ufern. Wenn z. B. nach den Messungen von Agassiz auf dem Unteraargletscher die Bewegung am Rande während eines Jahres nur 3 Meter betrug, so stieg sie gegen die Mitte hin raich auf 70 Meter. Aus dem Rhoncglctscher waren nach den Messungen von Gosset und Held die entsprechenden Meterzahlen 10 und 98, auf dem Mer de Glace, nach den Beobachtungen VallotS, 16 und 168. Eine unmittelbare . Zerklüftung in R... ... . . ^ kannten donnerähnlichcn Krachen bilden. „Das sind die Gletscher, die des Nachts so donnern" heißt es im „Test", zwar nicht ganz zutreffend; denn die Gletscher pflegen mit Vorliebe nicht deS Nachts, sondern an schönen Snmmernachmittagen zu donnern, wenn die Eismaffen durch den allesbelebenden Strahl der Sonne aus ihrem trägen Dasein einigermaßen aufgerüttelt werden. are Folge dieser Bewegung der Gletscher ist ihre Zerklüftung in Risse und Spalten, die sich unter dem be- siegungen der Gletscher, ihrem wilden Durcheinander von -egenbogcnstrahlenben Eiswänden un »u Spalten entwickeln. Die größten Zerklüftungen entstehen natürlicherweise bei Abstürzen und Biegungen der Gletscher, sowie auf unebener Grunvlaae. Mit der von Zacken, Firsten, Schründen, rcgenvogcnilrayicnven csnswänden und -Blöcken gehören diese Zerklüftungen zum schönsten, was sich dem Auge im Hochgebirge bietet. Das sind dann gewissermaßen die Katarakte des Eis stromes, der unter dem Mantel ewiger Erstarrung doch ein ge heimnisvolles Leben birgt, der einer Reihe unabänderlicher Ge setze gehorcht, und dem ewigen Wechsel der steten Erneuerung, dem Werden und Vergehen so gut unterworfen ist, wie der Bach im Tale oder die Eisblumc am Fenster.
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