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Schönburger Tageblatt 1906 Dienstag, Sen 2V. Mär; Schelm täglich mü Ausnahme »er Taa« nach Sonn- und Festtia« Lmahme von Jns«aien für die nächst«, scheinende Rumm« bis Bormittag« '/»II Uhr. «^donn^nentSprei« beträgt vierteljähr- Ä ^0 Pf. Einzeln» Nrn. 10 Pf. 10 Pf.,für a>«wSrt»1b Pf. suellarifcher Satz wird doppelt berechnet. Filialen: in Altstadtwaldenburg bei Herr. Otto Först«; inLallenberg beiHrn.Strmnp;. wirk« Fr. Herm. Richt«; in Kaufuugerr br! Herrn Fr. Janaichel; in Langenchuridorf bei Herrn H. Stiegler; in Penig bei Herrn Wil helm Dahler; in NochSburg bei Herrn Panl Zehl; in Wolkenburg bei Herrn Herm. Wilde». Ham; in Ziegelheim bei Herrn Eduard Kirst« ««d Walienburger Anzeiger. ^77. Amtsblatt für das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Waldenburg. Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, Lunzenau, Lichtenstein-^aünberg und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamts bezirke: U'tftadt-Waldenburg, Bräunsdorf, Callenberg, St. Egidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langenleuba-Niederhain, Langer leuba-Oberhain, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, OelSnitz i. Reichenbach, Remse, RochSburg, Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. eine geradezu Güterverkehr. Mill. Mk. mehr Mill. Mk. oder glänzende Einnahme, besonders aus dem Diese betrug 114^ Mill. Mk. oder 19,13 und aus dem Personenverkehr flossen 37,62 3,80 Mill. Mk. mehr. seefahrl nach Berlin zurückgckehrt. Mittags hatte der Mon arch Bremen besucht. Unter dem Jubel der zusammenge strömten Zuschauer fuhr der Kaiser nach dem Ratskeller, wo ein Festmahl stattsand. Hieraus reiste Se. Majestät nach Berlin weiter. Die deutschen Eisenbahnen hatten im letzten Monat Dem deutschen Botschafter in London, Grasen Wolff- Metternich, ist der Charakter als Wirklicher Geheimer Rat mit dem Prädikat Exzellenz verliehen worden. Tie Aus zeichnung deutel an, daß des Botschafters Wirken in London erfolgreich ist, die offiziellen Beziehungen zwischen Deutsch land und England also befriedigend find. Unmittelbar vor der Entscheidung aus der Marokko-Konferenz in Algesiras darf man diese Feststellung als günstiges Omen begrüßen. Uebcr den Ausgang der Konferenz wurden bis zum Beginn der klärenden Dienstag-Sitzung in Algesiras eine Unmenge von Kombinationen und Nachrichten in gutem und bösem Sinne verbreitet, die im einzelnen wiederzugeben um so weniger lohnt, als die Entscheidung ja unmittelbar bevorsteht. Zu dem Antrag der elsaß-lothringischen Regierung beim Reichskanzler aus jährliche Einführung von 50,000 Schweinen aus Frankreich wird der Reichskanzler, wie die „Straß burger Post" mitteilen kann, wahrscheinlich seine Einwilligung geben. Im ReichSschotzamte soll ein neuer Vorschlag für die Fahrkartensteuer ausgearbeitet worden sein. Tie Kom mission hatte in der ersten Lesung an Stelle des von der Regierung vorgeschlagencn, nach Wagenklaffen abgestuften Stempels Kilometerzufchläge einzuführen beschlossen, wodurch sich die Fahrkartensteuer von 12 Millionen des Regierungs- Vorschlages auf 50 Millionen Mk. erhöht haben würde. Ter Kommissionsvorschlag ist nun bei der Regierung aus so ernste Bedenken gestoßen, daß sie von neuem versuchen will, einen festen Stempel in der zweiten Kommissionslesung zur Annahme zu bringen. Anstatt eines festen Stempels von 40 Pf. für die I., 20 Pf. für die II. und 10 Pfg. für die III. und 5 Pf. für die IV. Wagenklasie, unter Freilassung aller Fahrkarten unter dem Betrage von 2 Mk., soll ein nach Zonen abgestufter Stempel, jedoch ebenfalls unter Frei lassung des Vorort- und Nahverkehrs eingeführt werden. Lie Sätze sollen so gegriffen werden, daß sie einen Steuer- ertrag von 24 Millionen abwerfen, also das Doppelte der ursprünglichen Vorlage. Gegen die Fahrkartensteuer der ersten Kommissionslesung, die selbst die Straßenbahnfahr karten in Mitleidenschaft gezogen hatte, waren Proteste von den verschiedensten Seiten eingegangen, die auf die Ent schließung der Regierung mit eingewirkt haben werden. Die Reichsfinanzreform des Freiherrn v. Stengel darf als gesichert angesehen werden. An der Einbringung und Annahme eines Kompromißantrages in der Brausteuer frage bei der zweiten Kommissionslesung des Gegenstandes ersieht man, daß eine Verständigung auf der ganzen Linie angcbahnt ist und erzielt werden wird. Freilich wird das fertige Steuerbuket nicht ganz so aussehen, wie es der Re- gierungSentwurf vorgesehen hatte, der Unterschied des Brau steuerertrages von 67 und 30 Millionen ist ein recht er heblicher, auch in anderen Punkten sind Aenderungen zu er warten. Damit hallen die Regierungen aber auch von vorn herein gerechnet, wie der Schatzsekretär v. Stengel einer mißverstandenen Auffassung seiner Worte gegenüber ausdrück lich festgestellt hat. Lie maßgebende Sitzung der Marokko-Konferenz in, Algesiras wird nach Meldungen von dort am morgigen Dienstag erwartet. Tann wird endlich dem Zickzackkurs, dem die Verhandlungen selbst vielleicht weniger ausgesetzt gewesen sind als die Nachrichten über diese, ein Ende gemacht sein. Ta es nicht möglich ist, hinter die Kulissen zu schauen, hinter diesen sich aber die Ereignisse der jüngsten Tage ab- spielten, so konnte man es erleben, daß aus Algesiras in ein und derselben Stunde die denkbar zuversichtlichsten und völlig pessimistische Nachrichten einliefen. So lange die Ver handlungen nicht abgebrochen find, darf man jedenfalls auf eine Verständigung rechnen, selbst wenn der morgige Tiens- tag die volle Klärung noch nicht bringen sollte. Ter Reichslagsabgeordncte jür Beuchen, Krolik (Ztr.), hat sein Mandat niedergelegt. Er war aus der Zcntrums- sraklion, obwohl er mit Hilfe des Zentrums als Pole in Oberschlesicn gewählt worden war, ausgetreten. Ter Seniorenkonvent des Reichstags beschloß, die Oster ferien am 6. April beginnen zu lassen und am 24. April die Arbeiten wieder aufzunehmen. Es soll versucht werden, vor den Osterferien die zweite Lesung des Etats zu beendigen; ob's gelingen wird, bleibt abzuwarten. Nach der Osterpause soll die Reichsfinanzrcsorm-Borlage in zweiter Lesung erledigt und daran die dritte Lesung des Etats geschlossen werden. Tas EtatLnotgefetz wird demnach auf einen ganz respektablen Zeitraum ausgedehnt werden müssen. Das Spremberger Unglück ist im preußischen Eisenbahn ministerium nicht ohne Eindruck geblieben. Berliner Blättern zufolge wird sich die Summe, die in die demnächst dem Abgeordnetenhause zu unterbreitende Nebenbohnvorlage für den Bau zweiter Gleise eingestellt ist, auf 50 Mill. Mk. belaufen. In Teutsch.Südwestafrika haben unsere Truppen wie der sehr harte Arbeit zu leisten, nachdem der neue Angriff auf Morenga, den einzigen, aber gefährlichsten noch im Felde stehenden Bandensührer, eingeleitet worden ist. Morenga führt nach europäischer Art Krieg und ist ein guter Stratege, wie die sagen, die schon gegen ihn gefochten haben. Zudem steht er in fehr schwer zu erreichenden Gebirgsstellungen, auch kennt er die Schlupfwinkel, während unseren Kriegern das Gebiet im äußersten Süden, wo sie jetzt kämpfen, so gut wie unbekannt ist. Teilersolge haben wir aber bei dem neuen Vorgehen trotz aller Schwierigkeiten bereits erzielt. Möchten sie von guter Vorbedeutung sein für den Ausgang des schwierigen Unternehmens! In Teutsch-Ostafrika macht die Niederwerfung des Aufstandes weitere Fortschritte. Im Bezirk Liyumgo haben sich 1200 Aufständische unterworfen, ihr Anführer wurde auf der Flucht erschossen. AuS Teutsch.Samoa kommen gute Nachrichten über den wirtschaftlichen Aufschwung. 1905 ist eins der besten Handels, jahre gewesen. Ter 18. März, der Jahrestag der Berliner Revo- lution von 1848, hatte in der Reichshauptstadt und einer ganzen Zahl von anderen Städten den Sozialdemokraten Anlaß zu Erinnerungs-Versammlungcn und Temonstrations- Spaziergängen geboten, gegen welche polizeiliche und zum Teil auch militärische Vorsichtsmaßregeln ergriffen waren. Wie am „roten Sonntag", dem 21. Januar, war in Berlin den Unteroffizieren und Soldaten das Verlassen der Kasernen verboten, die Schutzmannschaft war konzentriert. Ta das Welter mild war und erst am späteren Nachmittag regen- drohend wurde und einen tüchtigen Guß brachte, war der Besuch der ongekündigten zahlreichen Massen-Versammlungen, in denen die Revolutions-Kämpfer von 1848 verherrlicht wurden und auf's Neue die Forderung nach einer Reform des preußischen Dreiklaflen-Wahlrechls sich erhob, ein sehr starker, und später bewegten sich viele Tausende nach dem Friedhof im Friedrichshain, auf dem die Barrikadenkämpfer von 1848 bestattet sind. Namentlich hier war die Polizei stark ausgeboten, es ward aber gestattet, Kränze auf den Hügeln durch Deputationen niederle^en zu lassen. Bei dem starken Andrang kam cs in den Straßen mitunter wohl zu zeitweisen Unterbrechungen des Verkehrs und Stockungen, Drängeleien in der Menge blieben selbstverständlich nicht aus, aber grobe Ausschreitungen sind, gerade wie am 21. Januar, auch diesmal nicht gemeldet worden. Wenn Wttteruagsbertcht, ausgenommen am 19. März, Nachm. 3 Uhr. P eyMelersta«- 754 oaw reduziert aus den Meeresspiegel. ThermvmeterstaaL -f- 2,»° 6. (Morgens 8 Uhr -f- 4° O. Tiefste Nachttemperatur -f- 4° 6.) Feuchtigkeit-: gtMt der Luft nach Lambrecht» Polhmeter 79' .. Taupunkt — l' 6. Windrichtung: Nord. Niederschlagsmenge in den letzten 24 Stunden bis früh 7 Uhr: 1,o mm Taber WitterungSaussschteu stir den 20. März: Trübe mit Niederschlägen. '«Saldenburg, 19. März 1906. Tie Steuer-Kommission des Reichstages, welche Mitte der vergangenen Woche die zweite Beratung der sogenannten Reichs-Finanz Resorm-Vorlgge begonnen hat, vermeidet jede Ueberstürzung. Sie macht bemerkenswerte Pausen, deren Bedeutung leicht zu erkennen ist; cs sollen in denselben private Besprechungen unter den Vertretern der Mehrheils- Parteien stattfinden, damit die Debatten in den Kommissions- fitzungen selbst sich nicht in« Uferlose verlieren. Und daß das angestrebte Ziel erreicht wird, beweist schon die zweite Lesung der Brausteuervorlagt, die von der Kommissions- Mehrheit, Zentrum, Konservativen und Nationallideralen, angenommen ist und also auch im Plenum des Reichstages bestimmt genehmigt werden wird. Tie Reichsregicrung hat bereits die neu verlangten Kriegsschiffe sicher, sie wird auch die Finanzmittel dafür bekommen; die Stcucr-Resorm, oder besser, die erwünschte und erforderliche Vermehrung der Reichs-Einnahmen wird also ganz zweifellos Gesetz werden. Die Brausteuer und die neue Reichs-Erbschaftssteuer ergeben allein schon an die hundert Millionen mehr, und auch der nölige Rest wird sich finden. Der macht noch etwa siebzig Millionen, die aus der Zigarettensteuer, Automobilsteuer, Fahrkarlensteuer, Akliensteuer rc. sicher herauskommen werden; über kleine Einzelheiten mag noch Meinungsverschiedenheit bestehen, in der Hauptsache ist die Einigkeit vorhanden und entschieden. Als Lohn für feine Taten wird der Reichstag bekanntlich die von seiner Mehrheit oft gewünschten Diäten erhalten- die Reichslegierung konnte zuversichtlich die bezügliche An-' kündigung machen, da die Haupt-Ardeit der Session gesichert erscheint. Ob der Reichstag dann ebenso voll von Mit. gliedern sein wird, wie er bisher leer war, bleibt freilich abzuwarten, denn schließlich vermögen doch alle Diäten der Welt keinen Anreiz zu üben, wenn Dauerredner aus dem Posten sind, die das hundert Mal Gesagte zum hunderterstcn Mal wiederholen. Jedenfalls wollen wir das Beste hoffen, denn es wird wirklich Zeit, daß das Interesse für die Reden in der deutschen Volksvertretung durch Erhöhung der Qualität wieder gekräftigt wird. Einstmals tagte der Reichstag kaum die Hälfte der heutigen Zeit, aber die Worte, die gesprochen wurden, bargen reiches Gold, während heule bei dem end losen Hinziehen die Spreu oft überwiegt. Es ist Niemandem erfreulich, wenn, wie es jetzt geschieht, die Reichs-Einnahmen durch neue Lasten erhöht werden müssen, aber es ist doch wenigstens zu hoffen, daß die zu Tage getretenen Anläufe auf größeren Steuerdruck für den Nährstand ausgeschaltet werden. So, wie die Fahrkarten- steuer z. B. in der ersten Lesung angenommen wurde, kann sie unmöglich Gesetz werden. Besteuere man Luxuszüge und ähnliche Veranstaltungen, aber gehe man nicht von dem Gedanken aus, daß jede Reise ein nicht nötiges Vergnügen ist. Tas schießt über das Zweckdienliche hinaus, da könnte bei den Automobilen der Begriff des Amüsements eher viel weitgehender aufgefaßt werden, als es heute der Fall ist. Und dann die Ansichts-Postkartel Dann kann erst recht eine jede Livree ihre Abgabe entrichten. Also übertreiben wir nicht, halten wir für große Dinge auch einen großen Zug m Auswahl von neuen Steuern für angebracht, kommen wir nicht zu Kleinlichem. » Beziehung wichtigste neue Steuer bleibt die Reichs-Erbschastssteu-r, die die Erbschaften zwischen Ehegatten ""d er Kinder von den Eltern zwar freiläßt, aber sonst alle übrigen - von einem gewissen Satze an - mit 4 bis 10 Prozent ,e nach dem Grade der Verwandtschaft zur Steuer heranz.eht. wird das sehr empfinden. Judessen er wird sich damst befreunden müssen, wenn auch für die Uebergangszelt gewiß etwas Nachsicht z« wünschen ist. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Ter Kaiser ist am Sonnabend Abend von seiner Nord-