Volltext Seite (XML)
L-». Vesper in üer Kreurleirvlie. Dressen, Sonnabend den 21. lVlärr 1903, nacbrn. 2 Dbr. 1. Joh. Gottl. Töpfer: kostluckiunr (v-inoll) für Orgel, gespielt von Herrn Max Birn. 2. Felix Draeseke: Motette für fünfstimmigen Chor (op. 57 Nr. 3). 0 bona .lösu, missrero uostri, guia tu oreasti nos, tu reckemisti uo8 sanAuins tuo pretiosissimo. (O lieber Jesu, erbarme dich unser, denn du hast uns erschaffen, du uns erlöset mit deinem kostbaren Blute. 3. F. Mendelssohn-Bartholdy: „Jerusalem, die du tötest die Propheten", Arie aus „Paulus", gesungen von Fräulein Lisa Peßler. 4. Gemeinde: Gesangbuch Nr. 77, 1. Du meines Lebens Leben, du meines Todes Tod, für mich dahin Vorlesung. 5. E. O. Toller: ^näants für Englisch Horn, gespielt von Herrn Ritter- Schmidt, Kgl. Kammervirtuos. 6. Oskar Wermann: Geistliches Lied (op. 79 Nr. 2) für Sopran und obligate Oboe (Herr N. Schmidt), gesungen von Frl. L. Peßler. Dein Heiland weint, merk' auf Jerusalem, er weint um dich von deines Oelbergs Höhe! O daß mein Volk sein Heil zu Herzen nahm', denn diese Tränen deuten schweres Wehe! Vor deinen Toren sieht er schon den Feind: Dein Heiland weint! Dein Heiland weint, o Tropfen voller Schmerz! So tief, mein Volk, so tief bist du gefallen, daß auch des Friedefürsten selig Herz vor Leid muß brechen und in Wehmut wallen. — O blinde Welt, die sich so sicher meint: Dein Heiland weint! Dein Heiland weint; hör' es betrübte Seel', erheb' dein Aug' in deiner Tränenkammer; getrost, getrost, der Hüter Israel sieht deinen Schmerz und fühlet deinen Jammer; o weine nicht, dir blieb ja noch ein Freund: Dein Heiland weint! Dein Heiland weint! O edle Perlenflut! Leg', Menschheit, sie zu deinen Reichsjuwelen! Des Heilands Tränen und des Heilands Blut sind Perlen und Rubinen armer Seelen. O schön, wer so geschmückt vor Gott erscheint: Dein Heiland weint! (Karl Gerok.) 7. G. P. Paleftrinn (1514—94): 8tabat inater für 2 vierstimmige Chöre und 8 Solostimmen (Bearbeitung von Richard Wagner). Stand die Mutter voller Schmerzen an dem Kreuze, weint von Herzen, da ihr Sohn von Qual verzehrt. Durch die Seele, augsterfüllet, grambeladen, wehumhüllet, schneidet tief des Jammers Schwert. O wie traurig, da dem Tod nah' sie den eingebornen Sohn sah, war die Mutter, benedeit! Wie sie zaget schmerzzernaget, angeplaget, laut aufklaget ob des Sohnes Schmach und Leid. Wessen Auge sollt' nicht weinen, da die reinste aller Reinen beugt so herber Qual Gewicht? Wer kann ohne Gram wohl schauen, schau'n die Krone aller Frauen, da das Mutterherz ihr bricht? Unsre Schuld sah sie ihn tragen, sah von Geißeln ihn zerschlagen, daß sein Blut zum Himmel raucht, sah den teuren Sohn erblassen, da er trostlos, gottverlassen, seine Seele von sich haucht. Heiland, Quell der reinsten Minne, deiner Schmerzen mach' mich inne, daß ich wein' ob deiner Plag'! Laß mein Herze so entbrennen, Christ, dich lieben und erkennen, daß ich dir gefallen mag! O mein Heiland, alle Wunden, so am Kreuz du hast empfunden, präge meiner Seele ein! Alle Plagen laß mich tragen ohne Zagen, ohne Klagen, deine Qual sei meine Pein. Mach mein Leiden gleich dem deinen, teurer Heiland! Dich beweinen will ich all' mein Leben lang. An dem Kreuz mit dir zu weilen, allen Schmerz mit dir zu teilen ist der Seele heißer Drang. Heiland, hochverklärt vor allen, laß mein Flehen dir gefallen, gib mir Teil an deiner Qual! Laß mich erben, Christ, dein Sterben, deine Todespein erwerben, deiner Wunden große Zahl! Laß an deinen teuren Wunden, laß am Kreuze mich gesunden, wo dich Schmach traf, Gottes Sohn; so entbrannt in Liebesflammen, laß mich, Heiland, nicht verdammen vor des Weltenrichters Thron! Herr, laß auf dein Kreuz mich stützen; laß dein'n Opfertod mich schützen, mich zu Gottes Gnaden weih'n! Wenn der Körper einst muß sterben, meine Seele laß erwerben, Paradieses klaren Schein.