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Vesper in der KrenMrche. Dresden, Sonnabend, den 19. Aug. 1893, Nachm. 2 Uhr. 1. Sonate (^-äur) für Orgel von F. Mendelssohn-Bartholdy. 2. tzhorgesang von Niels W. Gade. O du, der du die Liebe bist, von uns geliebt im Lichte thronest, das Herz, das deiner nicht vergißt, hier schon mit Himmelswonne lohnest, o sieh', wie unsre Thräne fließt, wie dich das Auge fleht um Segen, in Andacht sich das Herz ergießt und heil'ge Wünsche uns bewegen. Beglücke All', die dir vertrau'n, mit deiner hohen Gnadenfülle. Wer frommen Sinnes auf dich schaut, ihm blüht das Glück in heil'ger Stille. Es hält uns fest des Glaubens Wort. Laß deine Liebe uns geleiten; sie ist's, die bleibet hier und dort und stärket selbst in Todesleiden. Amen. 3. Geistliches Lied für Tenor, von Joh. Seb. Bach, gesungen von Herrn Or. Richard Müller. Vergiß mein nicht, mein allerliebster Gott, ach, höre doch mein Flehen, ach, laß mir Gnad' geschehen, wenn ich Hab' Angst und Nbth. Du meine Zuversicht, vergiß mein nicht! Vergiß mein nicht, wenn jetzt der herbe Tod mir nimmt mein zeitlich Leben, du kannst mir Bess'res geben. Mein allerliebster Gott, hör', wenn dein Kind noch spricht: vergiß mein nicht. 4. Gemeinde: Gesangbuch Nr. 321, l. Jesus Christus herrscht als König, alles wird ihm unter- thänig, alles legt ihm Gott zu Fuß. Alle Zunge soll be kennen, Jesus sei der Herr zu nennen, dem man Ehre geben muß. Vorlesung. 5. Geistliches Lied von Jos. Rheinberger, gesungen von Herrn I)r. Richard Müller. Wenn alle untreu werden, so bleib ich dir doch treu, daß Dankbarkeit auf Erden nicht ausgestorben sei. Für mich umfing dich Leiden, vergingst für mich in Schmerz, d'rum geb' ich dir mit Freuden auf ewig dieses Herz. Ost muß ich bitter weinen, daß du gestorben bist, und mancher von den Deinen dich lebenslang vergißt. Von Liebe nur durchdrungen, hast du so viel gethan, und doch bist du verklungen und keiner denkt daran. Du stehst voll treuer Lieb' noch immer jedem bei, und wenn dir keiner bliebe, so bleibst du dennoch treu. Die treu'ste Liebe sieget, am Ende fühlt man sie, weint bitterlich und schmieget sich kindlich an dein Knie. Ich habe dich empfunden, o lasse nicht von mir, laß innig mich verbunden auf ewig sein mit dir! Einst schauen meine Brüder auch wieder himmelwärts, und sinken liebend nieder und fallen dir ans H^nz- v. Hardcnbcrq. acu. Novalis. 6. Sechsstimmige Motette von Peter Cornelius. Ich will dich lieben, meine Krone, ich will dich lieben, meinen Gott; ich will dich lieben und zum Lohne nur deine Lieb' in Lust und Noth; ich will dich lieben, schönstes Licht, bis mir das Herze bricht. Ich lief umher und war verblendet, ich suchte dich und fand dich nicht. Es war mein Herz dir abgewendet, ich liebte das erschaffne Licht; es ist mir leid, ich bin betrübt, -aß ich so spät geliebt. Ich danke dir, du wahre Sonne, daß nur dein Strahl hat Licht gebracht! Ich danke dir, du Himmelswonne, daß du mich froh und frei gemacht! Erleuchte Leib und Seele ganz, du sel'ger Himmelsglanz!