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Amtsblatt die Rgl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Ewalde mit Landberg, Hühndorf, Kausbach, Kesselsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Munzig, Neukirchen, Neu- Meberg, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, Röhrsdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf, Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei Kesfclsdorf, Steinbach b. Moborn, Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. At wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Pon bezogen 1 Mk. 55 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 10 Psg. pro viergespaltene Corpuszeile. Druck und Verlag von Martin Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion Martin Berger daselbst. . 14z. Dienstag, den 5. Dezember 1899. »7. Jahr«. Tr. vr Richter. Tr. Sliter dem Viehbestände des Rittergutsgehöfles zu Neukirchei» ist die Maul- ilMenfeuche ausgebrochen. "»igliche Amtshauptmannschaft Meißen, am 30. November 1899. ^tter dem Viehbestände des Gehöftes Cal.-Nr. 17 von Helbigsdorf ist die j^und Klauenseuche ausgebrochen. j Königl. Amtshauptmannschaft Meißen, am 2 Dezbr 1899 „ I. A. >605 E. Or. Richter. Konkursverfahren. Das Konkursverfahren über das Vermögen des Tischlermeisters Richard Richter in Wilsdruff wird nach Abhaltung des Schlußtermines hierdurch aufgehoben. Wilsdruff den 29. November 1899. Aonigliches Amtsgericht. Bekannt gemacht durch den Gerichtsschreiber. Akt. Friedrich. Line htsch-englisch-amerikanische Allianz? A ein möglichst enges Zusammengehen Deutschlands, A und Amerikas haben sich in Banketreden, die Z Tage hielten, sowohl der englische Colonial- A,Chamberlain, als auch der amerikanische Bot- Z London, Choate, erklärt. Ja, Mr. Chamberlain Agar von einer förmlichen Tripelallianz zwischen Manischen Rasse und den beiden großen Zweigen Machsen, wobei der Minister durchblicken ließ, es Weniger darauf an, ob eine solche Allianz auf dem vorhanden sei oder nicht, als vielmehr darauf, daß Teiste der Staatsmänner der betreffenden Länder Man wird dem genannten zur Zeit wohl ein- Mn Mitgliede des Eabiuets Salisbury mit seiner Bemerkung gewiß Recht geben dürfen, nur fragt s ob wirklich ein derartiges, ein förmliches Bündniß As Einveruändniß zwischen den leitenden politischen 'Meilen Deutschlands, Englands und Amerikas An ist, wie dies Mr. Chamberlain aller Welt 5 gern glauben machen könnte. Da der englische Mnn seine Rede fast unmittelbar nach Beendigung Aerbesuchs in England gehalten hat, so liegt der A allerdings nahe genug, daß es ihm nur darum ? gewesen sei, letzteres Ereigniß politisch möglichst Aten und seine Bedeutung so durzustellen, als ob Ach die in Windsor anläßlich der Anwesenheit des A stattgehabten diplomatischen Besprechungen und Zangen ein intimes Hand-in Handgehen Englands Mchlands unter Anschluß der amerikanischen Union 1t worden sei. Gegen eine solche Darstellung der Ivie sie Mr. Chamberlain beliebt hat, muß" aber ZAch vom deutschen Standpunkte aus energische Front M werden, andernfalls hätte, wenn der englische HA mit seinen ziemlich unverblümten Andeutungen Inhalten sollte, die deutsche Politik eine radikale JMng nach der englischen Seite hin gemacht, für An deutschen Volke weder Verständnis; noch Neigung Zen wäre. Sicherlich kann ohne Weiteres zugegeben ? daß ein freundschaftliches Einvernehmen des Reiches in rein colonialen Fragen wie in handels- M Fragen mit Nordamerika und besonders mit Zv nur ganz wünschenswerth ist, aber eine Festlegung Aschen Politik zu Gunsten der Gesammtpolitik beider . Mischen Mächte ist einfach undenkbar, Deutschland Acht die Rolle des politischen Schleppenträgers der- Mrnehmen. sAMicher Weise hat Niemand Geringerer, als Kaiser selbst dasür schon gesorgt, daß seinem Besuche ,„Mnd nicht jene Bedeutung zukommt, welche Mr. Allain so gern dem Ereignisse verliehen wissen möchte, A Kundgebungen, durch welche der erlauchte Monarch At Antritt seiner englischen Reise derselben jeden Achenderen politischen Charakter genommen zu sehen - Mau kann darum auch den Empfang Chamber- Ad Balfour's und die Besprechungen der beiden V mit dem Botschafter Grafen Hatzfeldt und dem H Aulow nur gelassen beurtheilen, zweifellos sind bindende wichtige Abmachungen nicht getroffen HZher dürfte lediglich eine allgemeine Aussprache politischer Natur stattgefunden haben. Freilich, dem britischen Reiche wäre in seiner gegenwärtigen ziemlich bedenklichen politischen Lage, wie dieselbe besonders durch die südafrikanischen Verlegenheiten der Engländer charakteri- sirt wird, ein geheimer oder offener Bund mit dem waffen gewaltigen Deutschland im höchsten Grade willkommen. Aber der Beruf der deutschen Politik ist es wahrlich nicht, den Engländern die Kastanien aus dem Feuer zu holen, oder sich dem stammverwandten Jnselreiche gegenüber irgend wie festzubinden, Deutschland muß sich vielmehr die Frei heit seiner Entschließungen in allen Fragen der Welt politik wahren, unbeschadet eines freundlichen Einvernehmens mit den großen Mächten. Darum kann weder die Rede davon sein, die englische Politik deutscherseits etwa Rußland oder Frankreich gegen über zu unterstützen, noch darf es Deutschland zugemuthet werden, in den Bahnen der imperialistischen Ausdehnungs politik der Vereinigten Staaten zu wandeln. Wohl aber steht einem herzlichen Verhältnisse Deutschlands zu Nord amerika nicht das mindeste Hinderniß entgegen, haben sich doch zwischen den beiderseitigen Ländern und Völkern be reits seit langen Jahren die mannichfachsten eigenen Be ziehungen entspannen, wie dies der Botschafter Mr. Choate in seiner Londoner Banketrede ja auch hinlänglich ange deutet hat; an der Unionsregierung ist es, diese Beziehungen weiter zu pflegen, und sie nicht durch das Geschrei jener Chauvinisten trüben zu lassen, die sich in neuerer Zeit in dem großen transatlantischen Staatswesen leider mehr und mehr bemerklich machen. Ein förmlicher deutsch-eng lisch-amerikanischer Dreibund jedoch wäre, wenn nicht be denklich, so doch mindestens überflüssig, Deutschland bedarf keiner zweiten Tripelallianz zur Wahrung seines Ansehens und seiner Interessen. politische Rundschau. Deutsches Reich. Der Reichshaushaltsetat für 1900 ist im Reichstage zur Vertheilung gelangt. Er balancirt mit 2,058,333,557 Mk., also mit 105,678,544 Mk. mehr als der Etat für 1899. Die fortdauernden Ausgaben beziffern sich auf 1,783,042,498 Mk., die ein maligen Ausgaben des ordentlichen Etats auf 196,092,642 Mk. Die einmaligen Ausgaben des außerordentlichen Etats auf 79,698,811 Mk. Vom Kaiserhof. Die kaiserliche Familie besuchte am Sonntag in Potsdam den Gottesdienst und unternahm bei dem herrschenden angenehmen Wetter einen längeren Ausflug. Die Uebersiedelung des Hofes nach Berlin wird wiederum erst in der zweiten Januarhälfte erfolgen. Der jährliche dauernde Aufenthalt des Kaiserpaares in Berlin, die Zeit also, wo es wirklich dort wohnt, beläuft sich mit hin auf kaum zehn Wochen, etwa gerade so viel, wie Kaiser Wilhelm I. im Jahre nicht in Berlin war. Der deutsche Reichstag wird in etwa anderthalb Wochen in die Weihnachtsferien gehen. Seine Hauptarbeit vor dem Feste besteht in der ersten Berathung des neuen Reichshaushaltes, die einen sehr großen Umsang annehmen und namentlich die Handelsbeziehungen Deutschlands zum Auslande betreffen wird. Staatssekretär von Bülow wird hier keinen so leichten Stand haben, wie bei der Karolinen vorlage; daß trotz der Besprechungen in England noch immer kein Sterbenswort über die Erneuerung des deutsch-englischen Handelsvertrages verlautet, erweckt Mißtrauen, als habe England viel verlangt, und Deutschland es nicht ohne Weiteres abgelehnt. Zugegangen ist dem Reichstage ein Gesetzentwurf, wegen Verwendung überschüssiger Reichs- Einnahmen aus dem Rechnungsjahre 1900. Der Transvaalkrieg. Vorläufig werden Brücken gebaut! Sowohl in Natal, wie auf dem westlichen Kriegs schauplätze, aber ob die Brücken fertig werden und die englischen Armeen hinüberkommen, ist zweifelhaft. Denn über die heillose Witterung, die die britischen Truppen bewegungen anf's Schwerste beeinträchtigt, Menschen und Thiere herunterbringt, schweigen sich die englischen Armee berichte total aus. Dazu weiß noch immer Niemand be stimmt, wie die Hauptstreitkräfte der Boeren auf beiden Kriegstheatern konzentrirt sind; die englischen Berichterstatter „glauben" es zu wissen, aber mit ihrem Glauben sind die Briten nun schon so oft in diesem Kriege hineingefallen, daß darauf nichts mehr zu geben ist. Es steht beinahe so aus, als wollten die Boeren die britischen Streitkräfte hüben wie drüben in eine neue Sackgasse locken, und sie verhalten sich daher nur vertheidigungsweise. In derselben Manier gingen die Engländer im letzten Voerenkrieg in die Falle von Majuba, wo sie die furchtbare Niederlage erlitten. General Buller dürfte in Natal jetzt etwa 20 600 Mann bei sich haben; dort ist aber entsetzliches Regenwetter, die wichtigsten Brücken für die Vorwärtsbewegung sind gesprengt, die Ströme reißend angeschwollen; über kleine, nichtssagende Vorpoflcngefechte ist man dort nicht hinaus gekommen, der beste Beweis, daß das Vorwärtsbringen der Hauptmacht bisher nicht zu erreichen war. Die Boeren haben die starke Stellung von Colenso noch besonders be festigt, aber daß sie dort alle ihre Truppen haben, ohne zu versuchen, den Gegner in der Flanke und im Rücken zu fassen, können nur die britischen Bericht glauben. Aus Ladysmith liegt nichts Weiteres vor. Von irgendwelchen nennenswerthen Kämpfen ist jedenfalls dort keine Rede mehr. Was die englischen Telegramme melden, bezieht sich, wie gesagt, lediglich auf harmlosere Vorpostenscharmützel, die kein besonderes Aufheben verdienen. Daß der englische Verlust in den bisherigen Gefechten ein recht großer und jedenfalls ein größerer, als der der Boeren war, das wird jetzt auch von den aus Südafrika heimkeyrenden britischen verwundeten Offizieren eingeräumt. Die bezüglichen Schil derungen hinterlassen in London den trübsten Eindruck. Der glorreiche Sieger vom Modderfluß, General Methuen, der dort ebenfalls Brücken baut, läßt mit sich handeln. Erst nannte er noch nicht 100 Todte und Verwundete seinen Verlust, nun sind's schon ziemlich 500. Und eine neue Meldung spricht von einer stattlichen Zahl von Gefangenen. Die Boeren haben diesen Herrn gründlich genasführt, gegen 1500 bis 1800 Mann hat ihm thatsächlich dies Gefecht gekostet, das gar keinen praktischen Erfolg von Bedeutung brachte. Denn zum Entsatz von Kimberley kann er immer noch nicht kommen, und die Boeren schießen seine Leute nieder wie die Sperlinge. Dabei dringen Boerenkolonnen in seinem Rücken immer weiter im Kapland vor und zer stören die Eisenbahnen um jeden Nachschub von britischen Truppen zu hemmen. D e Stimmung in England ist sehr bedrückt, so etwas — Schlag aus Schlag — hatte man doch nicht für möglich gehalten. Und man sieht's nun ein: Selbst ein endgiltiger englischer Erfolg kostet noch viele viele Menschenleben und Millionen über Millionen.