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Nummer 277 — ZS.Iahrg «'14-IM « »al wScheniliq. MonnNIcher vezugspeei, duich IrSger «Inlchl. R> Pfg Hz». <0 Psg. TiSgeelohn 1.70; duich dl« Post 1.7Ü «In,chlleblich Postllbrrwkllungsgebahr. zuzüglich »« Psg. Post-BestellgeN». lklnjtlnummer 10 Psg., Conn- u Fesllagsnummee ro Psg. Abbestellung«» müssen spStesten, ein« Woche vor Ablaus de« vezugszelt schrlslllch beim Verlag tingegangen sein. Unser« Lriger dllrsen kein« Abbestellungen «ntgegennehmen. verlagsor« Dreoden. Anzeigenpreis«: dl« Ispaltig« N mm breit« Zell« <> Ps«.> sllr Famillenanzelgen » Psg. gü« Platzwllnsch« linnen mir l«ln« Dewihr leiste*. ÄächlllÄlk UolksÄituns Schristlettung: Dreoden-A., Polierst«. 17, Fernruf 70711 n. 2101, reschistastell«, Druck und Verlag: Germania Buchdruckerei » Verlag I». «. G. Winkel. Polierstreb« 17, Fernruf 1,01», Postsch««! rr«. Ivrs, v<mk: Stadtbarrl Dresden Nr. iU7S7 Freitag, 27. November 19SK Fm Falle von hiiher«« Gewalt, verbot, eintretender «etrieda- siirungen hat der Beziehe« oder Werbungtreibend« lein« A» jprüch«, sall, di« Zeitung ln beschranktem Umsange, verspätet oder nicht -rsch-int. Ersüllungaort Ist Dresden. Die japanische Regierung mach! ernst Bevorstehende Omchsührungsmaßnahmen Zum deutsch-japanischen Abkommen Tokio, 28. Nov. tOstaslendienst des DNB). Wie die Agentur Domei mittest«, stehen verschiedene Matznahmen zur Durchführung des ersten Punktes des deutsch, japanischen Abkommens in Japan bevor. Es sei vor allem an eine verschärfte Ueberwachung bolschewistischer Umtriebe und möglicherweise auch an die Abänderung von Gesetzen gedacht, wovon man sich verstärkte Ein. Wirkungsmöglichkeiten auf die linksradika- len Kreis« in Japan versprich«. Man nimmt an, das, sich diese Maßnahmen auch auf Mandschukuo und die nord- chinesischen Gebiete ersileeken durften, wo, wie Domei hervorhebt, eine besonders strenge Ueberwachung des Kommu nismus notwendig sei. gegen die lommmiilIWe Wcitgcsahr Außenminister Selbes zum deuisch-japanischen Mommeu Zu den Ausführungen des sranzösisclien Aussenministers Delbos vor dem französischen Ministerrat vcriaulet, datz Delbos sich mit lebhafter Befriedigung über den Beschluss der Sowjetrcgierung äutzerte, den Ingenieur Stick ling zu be gnadigen. Die Regierung hoffe, datz diese Matznahme zur Entspannung zwischen Berlin und Moskau beitragen werde. Leider könne der deulch-japanischc Vertag, so erklärte Delbos abschlietzeud, nicht als geeignetes Element zur Schaffung einer günstigen Atmosphäre gellen. Dieses eindeutig auf weltanschau lichen Grundsätzen aufgebaute Abkommen trage dem Kreuz zugsgeist Rechnung, den Frankreich ablehne, da es die allzu vielen wirklichen Konsliktsursaclzen nicht noch durch mehr oder weniger konstruktive Konsliktselemente vermehren möchte. Das Gcbo des deutsch-japanischen Abkommens Starker Widerhall in der norditalien. presse Mailand, 26. Nov. Das antibolschewistische Abkommen zwischen Deutschland und Japan wird von der Mailänder Presse in grotzer Aufmachung wledergegeben. Starken Widerhall finden auch die Erklärungen von Reichsminister Dr. Goebbels. ..Popolo d'Italia" bezeichnet das deutsch-japanische Ab- kommen als einen politischen Akt von hoher Be deutung, der eine volle Bestätigung dafür bilde, datz die Neichsregierung sich zum Ziel gesetzt habe, nicht nur innerhalb der eigenen Grenzen, sondern in der ganzen Welt den bolsche wistischen Einslutz zu bekämpfen. Die Mailänder Presse beschäftigt sich ferner eingehend mit dem Schandspruch vou Nowosibirsk und den Verhaftungen deutscher Staatsangehöriger in Soivjetrutzland Die Zuerken nung des Friedens-Nobelpreises an den Bäteri-rndsverräter Ossietzky wird von der gesamten oberitalieuisä>en Presse an den Pranger gestellt. Londoner Stellungnahme zum deutfch-iapantschen Abkommen London, 26. Nov. Die Lcitaufsätze der Londoner Morgenblätter zum deutsch- japanis«i)en Abkommen lehnen fast durchweg teils in schär ferer, teils in milderer Form das deutsch-japanische Abkommen ab. Die „Times" hält die Bildung eines deutsch-japanischen antikommunistischen Blocks für bedauerlich und überflüssig und erklärt, datz England sich sicherlich nicht an dem Abkommen zwischen Deutschland und Japan beteiligen iverde. Im übrigen wird in dem Leitaufsatz der „Times" betont, datz man sich vorher das Abkommen „schlimmer" vorgestellt habe. Das Blatt bcsck)elnigt den Sowjets, datz man sie jetzt mit ihren eigenen Waffen geschlagen habe. Der „Daily Telegraph" meint, datz das deutsch-japanische Abkommen eigentlich kein allgemeines Interesse verdiene. Wenn beide Mächte den Bolschewismus bei sich bekämpfen wollten, so könnten sie vom praktischen Standpunkt aus gemeinsam auch nicht mehr tun als allein. Weder Deutschland noch Japan hät ten ernsthaft eine kommunistische Gefahr zu fürchten, denn beide Länder verfügen Uber Regierungen, di« zu handeln ver stünden. Wenn aber der neue Vertrag gegen Sowjctrutzland nur bedeute» solle, datz seine Herrschaft bei seinen Nachbarn sowohl im Osten wie im Westen nicht beliebt sei. so sei die Veröffentlichung überflüssig. Sowjetrutzlaud müsse sich darüber klar sein, datz jede der grotzen Nationen sich den Bolschewismus vom Halse zu halten versuche. Die „Morningpost" meint, datz der Vertrag zweisellos die erste diplomatische Frucht des Nürnberger Parteitages sei, obwohl Deutschland nicht den geringsten Grund habe, die kom munistische Drohung zu fürchten. Französische Stimmen Poris, 26. Nov. Das deutsch-japanische A b k o m - m e n steht im Vordergrund der Betrachtungen, die die Morgenpresse der autzenpolitischen Lage widmet. Der Tenor dieser 'Betrachtungen wird gegeben einmal durch die Erklärungen von A u tze n m i n i st e r Delbos im auswärtigen Kammerausschutz und zum anderen durch die Auf nahme, die dieses Abkommen in England gesunden hat oder gefunden haben soll. Deshalb ist es nicht verwunderlich, datz das Abkommen nicht günstig beurteilt wird. Die Presse er wartet. datz Aussenminister Delbos am Freitag kommender Woche zum deutsch-japanischen Abkommen sich in der Kammer äutzern nrerde. Das „Oeuvre" glaubt nicht, datz das Abkommen für Frankreich eine neue Gefahr schasse. Der „Petit Puristen" schreibt, datz der Gedanke des Kampfes gegen den Kommunis mus an sich rrerständlich sei. Die Form, in der das deutsch japanische Abkommen ihn wiedergebe. sei jedoch unzulässig. Der „Excelsior" hebt die Ueberraschung der amtlickien "-iriser Stellen hervor. Galadiner im Königlichen Schloß in Rom Trinlsprltche des Königs von Ztalien Im Königlichen Schloss wurde am Mittwochabend zu Ehren des ungarischen Reich sverivesers von Hort Hy ein Galadiner veranstaltet, zu dem autzer den ungarischen Gästen der italienische Regierungschef, die Mitglie der der italienischen Regierung und hohe Würdenträger der Wehrmacht und der Staatsverwaltung geladen waren. Während des Essens wurden zwischen dem König von Italien und Kaiser von Aethiopicn u. dem ungarischen Reichsverweser Trinksprüche gewechselt. Der König von Italien und K a.i s e r von Aethi- opien wies in seiner Ansprache darauf hin, datz die Jahr hunderte alten Bande zwischen Italien und Ungarn im letzten Jahrzehnt noch enger geknüpft worden seien. Bel der Durch führung einer Politik des Friedens, der Gerechtigkeit und des Ausbaues sei die gegenseitige Sympathie noch offener an den Tag getreten. Die ungarische und die italienische Regierung hätten diese Gefühle in die Form vertrauensvoller Zusammen arbeit umgcsetzt. Sie würden damit fortsahren, in der Ueber- zeugung, dadurch neue nützliche Ergebnisse nicht nur zum Wohle der beiden Völker, sondern auch für die Sache des friedlichen Zusammenlebens zwischen den Nationen Europas zu erzielen Die italienische Regierung und das italienische Volk verfolgen mit herzlichem Interesse oie Arbeit der ungarischen Regierung und des ungarischen Volkes unter der Führung von Horlhy sur und des Reichsverwesers von Sorthy die Erstarkung und die Entwickelung der nationalen Kräfte und für eine bessere Zukunft. Diesem Werk wünsche Italien von Herzen den verdienten Erfolg. Der ungarische Reichsverweser erwiderte in ita lienischer Sprache. Er dankte zunächst für die so herzlick)« Auf nahme in Italien und verlieh den Gefühlen der Freundschaft und Bewunderung Ausdruck, von denen Ungarn gegenüber dem König und dem italienischen Volk beseelt sei. Der Reichsver weser wies sodann auf die Gründung des Imperiums hin und sprach hierzu die wärmsten Glückwünsche der ungarischen Re gierung und des ungarischen Volkes aus. Die ungarische Nation wisse sehr wohl, datz Italien den Wunsch habe, sein friedliches Merk des Wiederaufbaues und der Gerechtigkeit sortzuschen. Ungarn sei von den gleichen Gefühlen erfüllt, und diese Uever- einstimmung der Ziele sei ein Unterpfand dafür, datz beide Na tionen auch in der Zukunft ihre Anstrengungen gemeinsam da- rauf würden richten können, die edlen Grundsätze eines auf Gerechtigkeit aufgcbmiten Friedens zu verteidigen, in denen sie selbst fest verwurzelt seien. „Mit diesen Gefühlen", so schloss der Reichsverweser, „erhebe Ich mein Glas auf das Wohl Euer Königlichen und Kaiserlichen Majestät, Ihrer Majestät der Kö- nigin und Kaiserin, aus das Wohl der Erlauchten Königlichen und Kaiserlichen Familie und aus das immer mächtigere Ge deihen der brüderlich befreundeten Nation." Anti-Kominiern Seit Tagen ging ein Rauschen durch den europäischen Blätterwald. Londoner und Pariser Zeitungen wollten aus sicherster Quelle erfahren haben, das, zwischen Deutsch land und Japan ein Militärbündnis geschlossen oder im Abschluß begrisfen sei, und auch Italiens Beteiligung an dieser Verschwörung gegen den Frieden schien festzustehen. In Paris sah man den sowietrussisch-französischen Bündnis vertrag gefährdet, und englische Neunmalkluge wollten wissen, datz sich der neue Dreibund eigentlich gegen —- England richte und die militärischen Nollen im Kanal, im Mittelmeer und vor Singapore bereits verteilt seien. Die Leute mit dem schlechten Gewissen sahen bereits die Angriffsfront der „Habenichtse" ausgerichtet gegen die Besitzenden, die „Friedenshiiter", zu denen man stillschwei gend die Sowjetunion hinzurechnete, und so war man nicht verlegen um das Leitmotiv, das hinter dieser „faschistischen Front" stehen sollte. Nun, in der Tat. diese Länder zählen zu den Habenichtsen, aber eben darum, weil sie arm sind und den Erotzbesitzern nichts wegnehmen wollen, haben sie ihre Kräfte rationiert und rationalisiert, indem sie di« geistigen und materiellen Guthaben der Nation einer star ken Führung unterstellten. Eben diese Armut hat sie das Wachsein, das Auf-Posten-Stehen gelehrt. Das ist der Grund, warum sie nach dem vielzitierten Wort Baldwins den Demokratien „um zwei Jahre voraus sind" und früher als die anderen erkannt haben, welche Weltgefahr den Nationalstaaten der Erde droht. Diese Weltgefahr Hai die Partei des neuen Deutschland zweimal zum beherrschenden Thema ihres Jahreskongresses gemacht, und das zwiespäl tige Weltecho zeigt, datz es in der Tat erwachte und schla fende Völker gibt. Dieses Thema hat in den deutschen Unterhaltungen mit italienischen, österreichüchen und uiiga« rischen Staatsmännern eine beherrschende Nolle gespielt, und es ist nicht unsere Schuld, datz sich die Negierungen der „alten Demokratien Europas" dem Ge«"räch Uber diesen Gegenstand sorgfältig entzogen haben Eine Frucht dieser Unterhaltungen über das kommunistische Weltproblem waren die Erklärungen Cianos in München und Musso linis in Mailand, ebenso wie die Feststellungen des Ber liner deutsch-österreichischen Schlutzkommuniques. Ein ebenso wichtiges, ja epochemachendes Ergebnis liegt in dem soeben abgeschlossenen deutsch-japanischen Abkommen vor, in welchem nicht von einem militärischen oder politischen Bündnis, wohl aber von einer engen Zusammenarbeit gegenüher der kommunistischen Internationale die Rede ist. Die Weltpresse ist um eine leichtfertige Sensation ärmer geworden. Wäre sie um die Erkenntnis reicher, datz diese Zusammenarbeit gegen die kommunistische Inter nationale eine Lebensfrage aller grotzen Nationen ist. sc» würde ans dem deutsch-japanischen Abkommen schnell genug eine Weltverständigung gegen die bolschewistische Weltgesahr werden. Japan kennt den Bolschewismus wie wir aus unmittel barster Berührung. Japanische Truppen haben in den ostsibirischen Kämpfen der Jahre 1919 bis 1921 die vordrin- gcnde rote Flut aufzuhalten versucht. Die Bolschewisierung grotzer Provinzen Chinas rückte die rote Gefahr unmittel bar an die japanische Interessensphäre heran, und in der nördlichen Mandschurei schienen zeitweilig die roten Emissäre und Vahnbeamten die Oberhand zu gewinnen. Japan bat zum Gegenstotz ausgeholt und in der Mandschurei und tief in die Mongolei hinein einen militärischen Keil zwischen die bolschewistische Welt und die fernöstliche Kulturwelt eingeschoben. Aber die riesigen Aufrüstungsmatznahmen der Sowjets in Ostsibirien und die Umwandlung Wla diwostoks in ein Heerlager trugen die rote Angrisfsgcsahr unmittelbar bis an das Japanische Meer heran. In Japan selbst hoffte der Bolschewismus leicht Futz fassen zu können, denn die grotze Masse der japanischen Neisbauern ist arm, und die noch aus altsapanischer Zeit überkommene Sozialverfasfung schien die Infizierung mit marxistischen Kollektivitätsideen zu erleichtern. Es war nicht das libe ralisierte und industrialtsierte Besitzbürgertum, sondern die sich aus dem bäuerlichen Boden rekrutierende Armee, die das nationale Ethos mit den unentbehrlichen sozialen Reformideen verband und dadurch eine hohe Scheidewand gegen die rote Gedankeninvaston aufrichtcte. Der Einbruch der westlichen Ideen, der mit dem Beginn der Meiji-Aera begann und dem noch vor 70 Jahren hermetisch von der Welt abgeschlossenen feudalistischen Jnselreich eine beispiel lose zivilisatorische und wirtschaftliche Blüte bescherte, fand seine natürliche Grenze an jenem seelischen Bereich, in dem die religiösen und geschichtlichen Traditionswerte de« Japanertums beschlossen liegen, und auch der gefährlicher« „westliche" Ansturm der bolschewistischen Propaganda ist an diesem innersten Bezirk wirkungslos abgeprallt. Japan steht heute auf Posten gegen die rote Gefahr die poli tischen und kulturellen Faktoren des Landes haben eine lcharfe Abgrenzung gegen jede Unterminierungstaktik ge-