Suche löschen...
Dresdner Journal : 17.01.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-01-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188701179
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870117
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870117
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-01
- Tag 1887-01-17
-
Monat
1887-01
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 17.01.1887
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
^12 r. r»°— Reick«. tritt?o.t- »n6 X Mrliek: 4 °0 ?k ki»,u. li»»«!»« leuwmsrn: 10 L»KN»4tsaox«xedNkr«u t ?<lr ä«v k»um einer ^e^pLlteven 2aila ^Isivsr Lckri^ 20 ?k Unter ..kiin^eonocit" äis Teil« KO kt. ö« n. 2iüorn»»t» «ottpr. Xaüoll»^. Lr»od«l»«», INAli«^ oüt Foinokm« der 8oo»- ruul k'siArttL» »dvoä». Montag, den 17. Januar, abends. 1887. Dres-nerIMnwl 4»»»km« v»o Lukttoslssaur«» »»»Mkrte» Letx^U: F> Lranciitetter, t^ornwEonLr <t«« vreeUosr ^onrnnl»; kr»U- 1,»tp,tA- krenktvrt ». ». 2lLo«k«»! ^v««, k»rt» Loväo» - >«rlta - ?r»L^kvr1 » H »tuttss»rt: Daud« <F Oo ./ L«rltn: /nvaiiciencianü:, Lr«m«: L Le^ott«, >r«^»«: D §ta^-en « Lureau Ladat^-, SSrUt«: ^acd/s/Aer,- S«»»«r«r: 6. <8cdu»«i<r, S*U. ». ,.! F. Laret F So. ^Ür die Gesamtlettung verantwortlich: Gtto Banck, Professor der Litteratnr- und Kunstgeschichte. NernuiUvder» Ktvi»I. 8rpe6ition 6v« Nr«,6o« ^oanuä», Dr»«ä«a, 2vuL8«r»tr»«« lko 20. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge- aber auch mit allen den übrigen Beschönigungen und ruht, dem pensionirten Gendarmen Grafe in Schrebitz Entstellungen, au» denen das obige Bild von den allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. das einanderlaufen. Das bringt, wenn um- Der wir >er Feuilleton es .Doch, fier" wurde auch wacker gespielt, doch o viel, da eS darin an gesundem Bekanntmachung. Nachdem die Stelle des KassirerS bei der StaatS« schuldemKasse in Folge der Weiterbeförderung des zeit- herigen Inhabers derselben dem zeitherigen Conttoleur bei der genannten Kasse, Friedrich Albert Herrmann, übertraaen worden ist, so wird dies hiermit zur öffent lichen Kenntniß gebracht. Dresden, den 13. Januar 1887. Finanz-Ministerium. von Könneritz. Nichtamtlicher Teil. Telegraphische Wach richten. München, 16. Januar. (W. T. B.) Minister deS Auswärtigen, v. Crailsheim, ist heute abend nach Berlin abgereist. Rom, 16. Januar. (W. T. B.) Die bul garischen Abgeordneten find heute morgen hier ringetroffen. Belgrad, 16. Januar. (W. T.B.) Der tür kische Gesandte Zia Bey überreichte dem König heute vormittag in einer Privataudienz ein eigen händiges Antwortschreiben deS SultanS, worin derselbe für den ihm durch den König verliehenen Weißen Adlerorden dankt. Der neue serbische Gesandte in Konstantinopel, Rovakovitsch, ist, wie auS Konstantinopel gemeldet wird, vom Sultan sehr herzlich empfangen worden. Entstellungen, aus denen das ovige wild von den Gründen der Reichstagsauflösung zusammengewebt ist. Eine Bewilligung der Verstärkung der HeereSziffer nur auf 3 Jahre hat für die Regierung zunächst unter dem militärischen Gesichtspunkt gar keinen Wert. Alle unsere Heereseinrichtungen schauen, wie jeder weiß, der selbst Soldat gewesen und nach 3 Jahren in die Reserve, dann wieder nach 4 Jahren in die Landwehr gerückt ist, auf eine längere Reihe von Jahren hinaus und werden erst, wenn von dieser Reihe von Jahren jede- seinen weiteren Stein dem Grundgerüst zugesügt hat, zu einem fertigen, festen Gebäude. Das gilt namentlich auch für die KadreS. Man improvisiert nicht Baiaillone und Kompagnieen wie man eine Abendgesellschaft oder ein Tanzkränzchen zusammen bringt, trommelt die Offiziere und die Mannschaften nicht in einem beliebigen Augenblick zusammen und läßt sie wieder in einem beliebigen Augenblick auS- tige Stimmung hervorzurufen. Auch dem Hrn. v. d. Osten that in diesem schwächlichen Stück seine Rolle wohl, denn er hatte einen deutschen Professor zu spielen, der nach Theatergebrauch bekanntlich gelehrt, anständig aber vorzugsweiS albern und linkisch sein muß, eine gesellschaftliche Vogelscheuche, die geachtet, aber wehmütig belächelt wird und zwar von den Frauen und Jungfrauen mit vorgehaltenem Taschen tuch zur Unterdrückung des lauten Kichern-. Auch Frl. Tulling er spielte hier eine kleine Russin ganz hübsch. Sehr natürlich war Hr. Helbig als Stuccateur. K. Hostheater. — Neustadt. - Am 15. Ja nuar. .Die Ehestifterin". Lustspiel in 1 Akt von Oskar Justinus. — .Herzfehler,. Lustspiel in 1 Akt von Hermann Küchling. (Beide Stücke zum ersten Mal. ,DaS Schwert des DamokleS. Schwank in 1 Akt von G. zu Putlitz. (Neu ein studiert.) Die beiden neuen Arbeiten gehören allerdinSS weder jenen unterhaltend erheiternden noch jenen poe tisch gehaltvollen Bestrebungen an, durch welche ab und zu einem Bühnenschriftsteller von Geist der Be weis gelingt, daß die gespannte Teilnahme deS Publi kums auch in der knappen Gestalt eine- einzigen Aktes gesammelt und dankenswert befriedigt ^werben kann. Beide kleine Stücke haben zur Aufführung nur ungefähr den Möglichkeitsgrad erreicht und müssen darauf rechnen, daß eine treffliche Darstellung ihre zahlreichen Schwächen etwas verdeckt und ganz beson ders über die Dehnung und Interesselosigkeit oeS In halt- hinwegtäuscht. Der lange Akt von Justinus. Ehestifter in "ist noch am genießbarsten ausgefallen und zwar wesentlich durch da- gute Zusammenspiel zwischen Hrn. v. d. Osten und Frl. Ulrich. Diese Künstlerin findet hier Ge legenheit, zu zeigen, wie natürlich sich ihr große- Ta lent und ihre entsprechenden Mittel zu einfachen, nicht mehr jugendlichen Rollen de- bürgerlichen Dramas eignen, wie sehr sie e- in ibrer Gewalt hat, hierdurch «iuen gemütvoll liebenswürdigen Plauderlon die rich- Ju der Kremde. k»»ellr do» H. Keller-Jordi». (Fortsetzung) Leontine zündete nun doch kein Licht an, sie setzte sich taumelnd auf den Sessel von welchem sich soeben Walter Günther erhoben hatte. Die Stelle auf ihrer Hand, die sein Mund berührt, brannte wie Feuer. Ein sonderbarer Schauer durchrieselte noch immer die ganze Gestalt. Amtlicher Teil. Dresden, 17. Januar. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, nachstehende Personal- Veränderungen in der Armee zu genehmigen. Ernennungen, Lefördernngen, Versetzungen rc. Die Ernennung deS Generalmajors und Kom- mandeurS. der 3. Infanterie-Brigade Nr. 47 Freiherr Ö Byrn, zum Kommandanten der Residenz Dresden; die Ernennung deS Obersten und Komman deurs des 3. Infanterie Regiments Nr. 102„Prinz-Regent Luitpold von Bayern" von Reyher, unter Beförderung zum Generalmajor, zum Kommandeur der 4. Infan terie Brigade Nr. 48; die Beförderung der Obersten Hammer, Direktor der vereinigten Artillerie-Werk stätten und Depots, von Kirchbach, LI» »uit« deS 1. Husaren«Regiments Nr. 18 und Kommandeur der 2. Kavallerie-Brigade Nr. 24 und von Bülow L 1» »uit« des Kriegs-Ministeriums und Kommandeur des Kadetten-KorpS, zu Generalmajors; die Ernennung des Obersten und Kommandeurs deS 10. Infanterie- Regiments Nr. 134 Lommatzsch, unter Beförderung zum Generalmajor, zum Kommandeur der 3. Infan terie-Brigade Nr. 47; die Beförderung des Obersten ä 1» suit« des Karabinier-RegimentS und Komman deurs der 1. Kavallerie-Briaade Nr. 23 Hübel, zum Generalmajor; die Verleihung des Charakters eine- Generalmajors an den als Vorsitzenden der Remonte - Ankaufs - Kommission funktionirenden charakterisirten Obersten z. D. von Trosky; die Ernennung des Oberstlieutenants und etatsmäßigen Stabsoffiziers de- 9. Infanterie-Regiments No. 133 Schuster, unter Beförderung zum Obersten, zum Kom mandeur deS 3. Infanterie-Regiments No. 102 „Prinz- Regent Luitpold von Bayern"; die Beförderung des Oberstlieutenants L la suite des Schützen-(Füsilier-) Regiments „Prinz Georg" No. 108 und Komman danten der Festung Königstein von Lossow, unter Belassung ä I» »uite dieses Regiments, zum Obersten; die Beförderung des Oberstlieutenants und Komman deurs de- Fuß-Arttllerie-RegimentS No. 12 Bucher, zum Obersten; die Ernennung des Oberstlieutenants und etat-mäßigen Stabsoffiziers deS 4. Infanterie- Regiments No. 103 Freiherr von Friesen, unter Beförderung zum Obersten, zum Kommandeur des 10. Infanterie-Regiment- No. 134; die Ernennung de- ä I» »uit» deS 1. Feld-Artillerie-Regiment- No. 12 stehenden und mit der Führung deSselben-beauf- tragten ObcrstlieutenantS Haberland, unter Beförde rung zum Obersten, zum Kommandeur dieses Regi ments; die Beförderung des Majors und Bataillons- Kommandeurs im 7. Infanterie - Regimente „Prinz Georg" No. 106 Müller von Berneck, unter vor läufiger Belassung in der Stellung als Bataillons- Kommandeur, zum Oberstlieutenant; die Beförderung de- Majors und Militär-Bevollmächtigten in Berlin von Schlieben, zum Oberstlieutenant; die Ernennung des Majors und Bataillons-Kommandeurs im 9. In fanterie-Regimente No. 133 Schreiber, unter Be förderung zum Oberstlieutenant, zum etatsmäßigen Stabsoffizier in diesem Regimente. 8. ^dschiedsdewilttguageu Die Stellung zur Disposition des Generallieute- nantS und Kommandanten der Residenz Dresden von Funcke, diesen unter Verleihung deS GroßkreuzeS deS Albrechts-OrdenS, und des Generalmajors und Kom mandeurs der 4. Infanterie-Brigade Nr. 4^ von Cerrini di Monte Varchi, diesen unter Verleihung deS Komthurkreuzes 2. Klasse des Verdienst-OrdenS, in Genehmigung ihrer Abschiedsgesuche, mit der ge setzlichen Pension und der Erlaubniß zum Forttragen der Generals-Uniform mit den vorgeschriebenen Ab zeichen. Humor gänzlich gebricht. Hr. Schubert, Frl. Gui- nand, Frl. Diacono, die Herren Bauer und Wallner brachten diesem Stück mit achtbarem Fleiß ihren guten Willen dar. Einen befriedigenden Schluß fand der Abend durch Putlitz beliebten echtkomischen Scherz, in dem Hr. Schubert überaus erheiternd wirkt. O. B. nicht abhold wäre, wünscht sie jedenfalls doch nach Ablauf dieser Zeit in der Lage zu sein, da- ent scheidende Wort über diese Frage von neuem zu sprechen. Darauf kann sich die Regierung aber nicht einlassen, erstens aus den oben dargelegten militäri schen Gründen, und zweitens, weil sie damit die Be stimmungen der Verfassung verschieben und dem Parla ment auf Kosten der monarchischen Spitze des Reiches eine Rechtserweiterung zusprechen würde. Eine solche Verschiebung der Gewalten ist aber in einem auf einer Vielheit von Verträgen beruhendm Bundesstaat, in dem die einzelnen Fürsten und Landesvertretungen be reits so viel von ihren früheren Befugnissen geopfert haben, äußerst bedenklich, und sie ist doppelt gefähr lich, wenn es sich um das Fundament und den Kitt des ganzen Gebäudes, nämlich die Armee, handelt. Mit Rücksicht auf diese Erwägungen trifft denn auch die Reichsverfossung an verschiedenen Stellen Vorkehr, daß die Armeeinstitutionen ein festes Gepräge tragen und die Geldbewilligungen für dieselben an bestimmte Grundlagen und Organisationen, zu deren lebensfähiger Erhaltung der Reichstag die Mittel bewilligen muß, gebunden sein sollen. Ja selbst da, wo in der Reihe dieser Grundlagen bis jetzt allein noch eine Lücke ge blieben war, im Art. 60 der Verfassung, betreffs der Friedenspräsenzstärke, war nicht bloß eine schließliche definitive Regelung der Frage im Wege der Reichs gesetzgebung ausdrücklich Vorbehalten, sondern es hatte sich auch, bis diese endgütige Regelung durchgeführt sein wird, in der wiederholten Einigung der Regierung und des Reichstags auf ein Septennat eine Art von Gewohnheitsrecht ausgebildet. Wenn die oppositionelle Mehrheit des Reichstags also jetzt nicht bloß die grund sätzliche Verheißung einer definitiven Ordnung der Frage, wie sie in Art. 60 enthalten ist, sondern selbst die seit 1874 beobachtete thatsächliche Übung beiseite zu sckieben und sich ein Recht zu erobern wünscht, von dem in der Verfassung keine Silbe steht, so miß braucht sie einfach eine ernste und gefahrvolle äußere Lage, die uns zu stärkeren Rüstungen zwingt, zu dem Versuch, den verbündeten Regierungen weitere und zwar entscheidende Zugeständnisse an das Prinzip der Parlamentsherrschast abzupressen, für die sie sich auch nicht auf einen einzigen legitimen Anspruchstitel berufen kann. Diesen Versuch aber müssen wir zurück weisen, einmal weil er durch die Benutzung der Ge legenheit einer Notlage des Vaterlandes zu einem schmählich unpatriotischen gestempelt wird, und zweiten» weil wir die deutsche Reichsverfassung nicht zum Besten von Demokraten und Welfen ummodeln und uns, wie bisher, von Kaiser Wilhelm und den übrigen deutschen Fürsten, aber nicht von den Herren Windthorst und Richter regieren lassen wollen. Könnten wir aber auch selbst diese Erwägungen und diesen prinzipiellen Grund unseres Widerspruchs auf sich beruhen lassen und die ganze Frage als eme rein militärische behandeln, so lassen die Reden der Oppositionsführer doch nicht den geringsten Zweifel darüber bestehen, was wir thatsächlich nach 3 Jahren von ihnen zu erwarten haben würden Die bisherigen Äußerungen und Thaten dieser Herren haben da deutlich verraten. zurückkommen. Genug, unsere Autoritäten, denen die Herren Windthorst und Genossen wenigstens mit dem Munde ja auch ihren Respekt bezeugen, erklären auf da- bestimmteste: eine dreijährige Bewilligung ist für unS gar keine Bewilligung, keine Bewilligung, mit der wir etwas anfangen können; denn im deutschen Heere baut man nicht mit Pappe, sondern mit Granit, und auf die Ungewißheit, daß uns nach 3 Jahren, wenn unser Bau eben anfängt, Festigkeit zu gewinnen, alles vielleicht unter den Händen wieder fortgerissen wird, können wir uns nicht einlassen. Die Kraft der Gründe dieses Widerspruchs fühlen denn auch die Gegner der Militärvorlage sehr wohl und so versuchen sie jetzt das Volk in den Irrglauben hineinzureden, daß an eine Zurücknahme des einmal Bewilligten, an eine Auflösung der einmal gebildeien Truppenkörper auch nach 3 Jahren nicht zu denken sei. Dar ist aber eine grobe Täuschung nach allen Richtungen hin. Zunächst wissen diese Leute doch gar nicht, wer nach 3 Jahren im Reichstage sitzen, wie dann die Mehrheit aussehen und welchen Ge brauch diese von der jetzt geschaffenen Möglichkeit, nach 3 Jahren alle gegenwärtigen Bewilligungen wieder zurückzunehmen, machen wird. Warum stellen denn auch die Herren Windthorst und Genossen, wenn sie wirklich überzeugt sind, daß an eine Auf lösung der jetzt zu formierenden KadreS auch nach Ablauf von 3 Jahren nicht zu denken ist, diese nicht gleich auf eine längere Zeit, auf die geforderten 7 Jahre fest? Darauf kann es doch nur eine Ant wort geben, und zwar die, daß er ihnen mit dieser Überzeugung nicht Ernst ist, daß sie mit solchen be ruhigenden Versicherungen nur Blendwerk treiben — und das läßt sich in der That auS ihren Reden und ihrem ganzen Verhalten in der Militärkommission und dem Plenum des Reichstages unwiderleglich be weisen. Ehe wir uns diesem Beweise zuwenden, wollen wir aber auch noch auf einen anderen, nicht militäri schen Gesichtspunkt aufmerksam machen, der für die Stellungnahme der Gruppe Richter-Windthorst-Grillen- berger der hauptsächlichste und nicht minder für den Widerstand der Regierung von schwerwiegender Be deutung ist. Selbst wenn die Opposition nämlich dem Gedanken, die Bewilligung nach 3 Jahren zu erneuern, „O nein, das konnten keine Lippen gewesen sein, die da auf dieser Stelle gelegen, das war ein ganzes, reiche-, volle- Menschenherz!" Da saß sie und träumte und sann, al- wäre ihrer Seele ein Wunder offenbart. War war mit ihr geworden! Ihre Hände lagen ge faltet in^ihrem Schoß', sie hatte die Welt vergessen Sie hörte auch nicht den tastenden Schritt des armen Blinden, bis sich seine schlanken Hände zärtlich auf ihr Haupt legten. „Bist Du eS, John?" fuhr sie aus ihren Träumen. „War hat der Doktor über Onkels Befinden ge sagt, Herz?" Leontine besann sich, sie war der Welt entrückt gewesen, sie konnte sich so schnell nicht wieder hinein finden. „Er denkt nicht, daß eS schlimmer wird, John", sagte sie endlich gedehnt, indem sie seine Hand zwischen die ihre nahm. „Und doch bist Du so traurig?" „Nein, John, ich bin eS nicht." Aber John» seine Finger hatten die letzte Thräne gefühlt, die noch in ihrer Wimper gezittert. Leontine erhob sich und zündete Licht an. John ging ihr nach und tateste zärtlich über die Falten ihre- Kleider. „Leontine, ist der Doktor fort?" fragte jetzt ihr Onkel, der durch dar Gespräch der Beiden er wacht war. .Ja. Onkel." hergewirbelt werden und immer neue Gesichter in den Truppenkörpern auftauchen, Verwirrung in das Ganze, und in einem solchen „Bataillon auf Kündigung" fühlt sich auch kein Offizier und kein Soldat heimisch: es kommt in demselben, worin gerade der Kernpunkt der Disziplin besteht, nie zu einem rechten Sicheinleben unter und mit einander. DaS alles ist ja auch vom Kriegsminister auf da- Schlagendste ausgeführt, und Dresden, 17. Januar. Drei Jahre oder sieben Jahre. Wie sich voraussehen ließ, bildet den Grundton der ersten Äußerungen der freisinnigen und der ultra montanen Presse über die am Freitag erfolgte Auf- lösung de- Reichstag- da- erheuchelte Erstaune» da rüber, wie die Regierung mit einem Parlament, wel ches ihr doch soweit entgegengekommen wäre, unzu frieden sein und es nach Hause schicken könne. Dieser Reichstag, so heißt es in jenen Blättern, habe sich doch „in pattiotischer Entschließung um die Reichsfahne geschart und alles bewilligt, was zur Stärkung der Wehrkraft von der Regierung verlangt wurde, buch stäblich alles bewilligt „bis auf den letzten Mann und den letzten Groschen". Allerdings nur auf 3 Jahre — aber sei die Frage, ob auf 3 oder 7 Jahre, eine solche, welche einen Appell an das Volk, den Lärm einer neuen Wahlcampagne wert sei? Niemand könne ja daran denken, fo meint die „Franks. Ztg", einmal bewilligte Formationen deS Heeres wieder in Frage zu stellen. Und wenn man bei den 16 Bataillonen zunächst nur ein „Provisorium" schaffe, so habe ja der Kriegsminister selbst eine Rückbildung dieser Bataillone für thunlich erklärt. Letztere Behauptung ist nun in dem Sinne, der hier der betreffenden Äußerung des KriegSministerS untergelegt wird, einfach nicht wahr; denn derselbe er klärte in der KommlssionSsitzung vom 5. Januar nach dem eigenen Bericht der „Freis. Ztg." vielmehr auf das Bestimmteste, daß „an eine Rückbildung der 16 neuen Bataillone vor sieben Jahren keinesfalls zu denken wäre". Wie mit diesem Punkt, so steht eS Cagesgeschichk. Dresden, 17. Januar. Wie wir aus dem offi ziellen Sitzungsberichte über die Reichstagssitzung vom 14. Januar ersehen, hat der sächsische Abg. Fähr mann nicht — wie fälschlich in verschiedenen Blättern angegeben war — gegen, sondern für den die Re gierungsvorlage, betreffend die Heeresvermehrung, ab ändernden Antrag v. Stauffenberg gestimmt Wir sprachen schon in unserer letzten Nummer unseren Zweifel an der Richtigkeit der anfänglich gemeldeten ES war die erste Lüge, die über des jungen Mäd chens Lippen kam, und eS war gut für Johu Peter- Ruhe, daß seine Äugen nicht in ihrem Antlitz lesen konnten, in welchem für ihn kein Gedanke unenträt selbar geblieben wäre. Vielleicht fühlte Leontine das Unrecht, welches sie begangen, denn sie führte John zum Sopha und sagte zärtlich: „Hier nimm Platz, Lieber, ich will Deine Mutter rufen und Euch die Geschichte fertig lesen, deren Anfang Dir gestern so gut gefiel." Ein halbe Stunde später saßen sie vereint um die Lampe. Zwischen der wohltönenden Altstimme Leon- tinenS klang der schwere kranke Athem de- Onkel- John hielt glücklich ihre Hand in der seinen, ihre Stimme klang wie Sphärenmusik in sein Ohr und als sie das Buch zusammenfaltete und auf den Tisch legte, da flüsterte er im Übermaß seines Empfinden», was er fonst nie that: „O Leontine, wie — wie liebe ich Dich!" Onkel Rosens Zustand nahm vorläufig keinen ernsten Charakter an, aber er bedurfte der Pflege und Sorgfalt. Beide» leistete ihm Leontine im reichsten Maße. Merkwürdigerweise griff da» alle» ihre eigene Gesundheit nicht an, sie ward so froh und frisch, wie sie noch nie gewesen. Doktor Günther kam täglich zur selben Stunde in der Dämmerung, nach beendetem Schulunterricht. Er meinte, das Fieber sei am besten während des Abend» zu beobachten und so fand man eS natürlich, daß er um diese Stunde kam und ost an dem einfachen Thee teilnahm, der auf dem runden Tisch, welchen Leon- tine vor de» Onkels Lager rückte, eingenommen wurde. „Er hat mir sehr gut gefallen. Dir muß er keinen so günstiaen Eindruck gemacht haben, da Du seine Bekanntschaft zu erwähnen nicht einmal für der Mühe wert hieltest." „Doch, Onkel — aber -- ich hatte ihn vergessen."
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite