Suche löschen...
Dresdner Journal : 22.09.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-09-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189109220
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18910922
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18910922
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-09
- Tag 1891-09-22
-
Monat
1891-09
-
Jahr
1891
- Titel
- Dresdner Journal : 22.09.1891
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
1891 Dienstag, den 22. September, abends M 220 Dres-nerMtmal 7,2S*. . 5,21. 4,10. 12,43. 70,AZ. 12.59. 6,ZI. 6,5S*. 5,21. 20,SZ Lunk uud Wissenschaft 35 1kl) 6^Z. mrt«. ihr»»« e 2, meist 7,32. i. 7,6. an- und sonn- n. esttagl). 10,20. 8.5,21. 20,SZ. 7 (vo» l. 21 12,5S. ibeudi). Lonn- u. Fest. 11,7". n«i«er- 3 (von >7 kvo» 4,4». klaffe. »hrzeil 11,32. l nicht), i nicht), otschap» 16,62. . 1,43. 2 tnur l0,S7. 12,31. »7,S0 (nur s,s. ja auch kein neues Lied und schließlich wird der eng herzige Kultus Wagnerscher Musik nicht von der Re aktion verschont bleiben, die noch jede leidenschaftlich unterstützte Bewegung hervorgerusen hat; ewig allein sind die Grundgesetze der Kunstschönhcit und also können nur die Schöpfungen des Bayreuther Meisters dauern, darinnen er jenen gehorsam war. Was diesen Bemerkungen als hauptsächlicher Zweck unterliegt, ist die öffentliche Aussprache der Anerken nung und des Tankes für die treue Mühewaltung aller Sänger und Sängerinnen, die ihr bestes Können und Wollen an die ehrenvolle Lösung ihrer nicht durch weg lohnenden Aufgaben gesetzt haben. Seit das Bayreuther Festspielhaus steht, haben Kritik und Re klame, die sich in unserer Zeit oft bedauerlich nahe berühren, wobei es häufig nicht ohne gegenseitige Be schmuhung abgeht, — einen großen Teil der öffent lichen Meinung zu der Annahme irregeführt und in solcker bis heute erhalten, daß auf jener „geweihten" Stätte die besten, die Mustervorstellungen der Wagner- schen Tondramen stattfänden. Wahr aber ist daran stets nur soviel gewesen, daß in Bayreuth von dem Komponisten selbst der neue Stil seiner nach höchst eigenwilliger Methode geschaffenen Werke festgestellt und in dieser Hinsicht allerdings ein Muster für die Aufführungen, aber durchaus noch keine Musterausfüh rungen, das heißt bis inS Detail vollendete Darstell ungen gegeben wurden. Sicher kann bei der Wer bung der künstlerischen Klüfte im ganzen deutschen Reich und gar darüber hinaus im Wagnertheater diese oder jene Rolle vorteilhafter besetzt werden als auf anderen Bühnen; niemals aber wird daselbst die Run dung des Ensembles, die Ausgeglichenheit und Reife macht zu arbeiten, aber allerdings nicht deshalb, um den Gefahren, die angeblich von Seite des panslawistischen Erzählung von E. Bollbrecht. (Fortsetzung.) Dre-den, 22. September. Die Stellungnahme des Jungtschechentums zum Panslawismus. Der von uns am letzten Sonnabend veröffentlichte Aufsatz der „Köln. Ztg." hat allenthalben einen großen Eindruck gemacht und ist namentlich von der öster- reickiischen Presse vielseitig gewürdigt worden. Bei Für die Gesamtlettung verantwortlich: Hofrat Dtto Banck, Professor der Litteratur- und Kunstgeschichte kür vrooctoa vwrtoljLdrlwd 2 bl. 50 kL, bat äs» Lausrl. äsutscdsQ ko»t»o»t»Itso risrtot- jkdrliod » il ; »u»,«rtuUb <ls« ävattedvQ Lorod« tritt koot- n»ä diuru. tiunuusro i 10 LuküuStxallseirekNdreur kür so» L»uio «ivsr eeupaltsaev Teils kleiser kodrik 20 Oater „Lin^esanät" äis Teils 50 t'k. ö« Hdslleo- anä TiFvrusstt sstspr. Lrsckelseu r Hallst» »rt Aaerurtuns äer 8oru» - a. ksic rts^s sdevä». korneprsod-Arwella»«: Ur. 1205. Nichtamtlicher Teil. Telegraphische und telephonische Nachrichten. Königsberg i. Pr-, 22. September. (Tel d. DreSdn. Journ.) Se. Majestät der Kaiser traf heute früh Uhr mittels SonderzugeS auf dem hiesigen Außenbahnhof ein, verließ aber den Wagen nicht. Nach vorgenommrnem Maschinen- wechsel erfolgte die Wciterfahrt nach Trakrhnen. Königsberg i. Pr., 22. September. (Tel. d. Dresdn Journ.) Se. Majestät der Kaiser kam heute vormittag nach 11 Uhr wohlbehalten in Theerbude an. Wien, 22. September. (Tel.d.Dresdn.Journ.) Nach einer Meldung ter „Buka Pester Correspon- dcnz" würde, nachdem bei der gemeinsamen Ministerkonferenz, unter dem Borsitz Sr. Majestät des Kaisers, der Kriegsministrr v. Bauer dem Wunsche deS österreichischen und ungarischen Finanz- Ministers Rechnung getragen, der Voranschlag bei der Länder für das Jahr 18L2 einen kaum nennens werten Ausfall ausweisen. Für die Einberufung der Delegationen ist der 7. November in Aussicht genommen. Paris, 21. September. (W T. B.) Die Boulevards zeigten bei der heutigen dritten Auf führung deS , Lohengrin" bis gegen tt Uhr abends ihren alltäglichen Anblick. Auf dem Platz vor der Großen Oper sind zwei Munizipalcardisten zu Pferde und etwa ein Dutzend Schutzleute zu Fuß ausgestellt. AlS der Vorhang im Opcrnhause hochgezogen wurde, erhob sich ein Mann im Orchesterraum und verlangte daS Spielen ter Marseillaise. Das ge samte Publikum wies ihn zur Ruhe. Die Oliver- ture wurde obre Störung zu Ende gespielt und mit lebhaftem Beifall ausgenommen. Bei Beginn des ersten Aktes wurde die Aufführung durch den Ruf deS Journalisten Marais: „Nieder mit der deutschen Musik!" unterbrochen MaraiS wurde sofort aus dem Theater entfernt, die Aufführung nahm darauf ihren Fortgang. Paris, 22. September. (Tel.d Dresdn.Journ.) Bei der gestrigen Ausführung deS „Lohengrin" wurde nur der dritte Akt durch ein einmaliges Pfeifen gestört; im übrigen wurde die ganze Oper lautlos angehört und fand zum Schluß lebhaftesten Beifall. Das Publikum verließ ohne irgendwelche Zwischenfälle daS Theatergebäude. Auf dem Platze vor dem Opcrnhause hatten sich einige Neugierige ausgestellt; etwa 5tl halbwüchsige Burschen sangen und lärmten. Die in nur geringer Anzahl an wesenden Polizisten nahmen 2ä Verhaftungen vor. Kopenhagen, 22. September. (Tel d.Dresdn Journ.) Die Rückreise Sr. Majestät des Kaisers von Rußland ist, wie hier verlautet, biS auf den 12. Oktober verschoben worden. 10,1. . 2,32. ^4 (nur SZ. s. S,54 20,ZT. '^ichrul. »,«t. ,» »it «ü» » «st» Amtlicher Teil. Dresden, 22. September. Ihre Majestät die Königin sind heute Vormittag aus dem Seebade Blankenberghe in Belgien hier wieder eingetroffen. zur Folge gehabt haben sollte, ohne Murren sich ge fallen ließ. Zu einer solchen Selbsterniedrigung vor dem Ruffen- Jungtschechentums drohen, rechtzeitig vorzübeugen. Hier ich dabei ergebenden Notwendigkeit einer Liquidation der )absburgischen Monarchie Böhmen an Deutschland abge treten werden solle, um die Mitwirkung des deutschen Reiches bei der Angliederung des übrigen Slawentums an Rußland zu erkaufen, da waren es nicht die alttschechischen Politiker und ihre Blätter, sondern „Narodni Listy" und der Jungtschechenchef vr. I. Gregr, der in einer langen Reihe äußerlich höflicher, inhaltlich jedoch geharnischter Briefe LstputU: LommissionLr äs» Oresäosr Zourust»; U»»d«iU LsrU» Vt«o Vs—l Lrsitsu s. 11.1 Lkaa»e«e«n cs >«rU»-Vt«»-L»»d»rU- Lstp-jU-krsLttUrl ». M Nüsel»«»: 2t aZ L/o««/ Oo., vsrU»: , Irsuls«: Ladal»,- UsnLsvsr: 6. Lc/»ü«2«r, L»U» ».Larct <4 Oo Ssrauaxsdsrr Lrcpeclitio» äs» vrssänsr lourval». vrssäeu, T viv^srstr. 20. ksrnsprsob-AnseUuss: Ur. 1295. allerwenigsten unter der gegenwärtigen Parteileitung ge bracht. Als vor drei Jahren Prof. V Lamansky im Or gan de« St Petersburger slawischen WohlthätiakeitsvereinS die Lösung der „böhmischen Frage" in der Weise vorschlug, daß bei der schließlichen Austragung aller mit der Orient rage zusammenhängenden polnischen Probleme und der der Durchsicht der einschlägigen Kundgebungen der selben machten wir die Wahrnehmung, daß einzelne Teile der die Lage im allgemeinen richtig kennzeich nenden Ausführungen jenes Artikels unbeschadet der thatsächlich erzielten Einwirkung deS Gesamtinhalts eine Anfechtung erfahren haben. Im nachstehenden teilen wir unsern Lesern ein Schreiben unseres Prager Gewährsmannes mit, worin der Gesichtspunkt, von dem auS der Autor des Artikels „Bölkerkämpfe" den Anteil der Jungtschechen in ihrer gegenwärtigen poli tischen Thätigkeit an der drohenden Ausgestaltung des Panslawismus bemißt, nach dem wahren That- bestand der Dinge eine teilweise Berichtigung erfährt: Ohne in Abrede stellen zu wollen, daß der Thaten- drang der Panslawisten seit den Tagen der großen Wuhl- siege der Jungtschechen über die bis dahin leitende Riegersche Partei einen sichtlichen Ausschwung erfahren hatte und sich vornehmlich in der Verschärfung der Gegensätze, die seither das Deutschtum von den nationalpolitischen Bestrebungen des Slawentums trennt, und dadurch auch in der unzweifelhaft bedenklichen Ge fährdung deS allgemeinen Friedens fühlbar macht, kann der Kenner des wahren Sachverhalts keineswegs den Er wägungen in dem Artikel der „K Z." beistimmen, welche die Gefährlichkeit des gegenwärtigen Jungtschechentums an und für sich und deffen, angeblich durch die „schwächliche Haltung der österreichischen Regierung" begünstigte Stellung nahme zu der Politik deS mitteleuropäischen Friedensbundes näher beleuchten. Es hieße, dem Jungtschechentum eine unverdiente Ehre anthun, wenn man in allem Ernste an die Möglichkeit glauben wollte, daß der gewaltthätige Ver such der Verwirklichung des panslawistifchen Programms aus dem tschechischen Volke in seiner gegenwärtigen jung tschechischen Veranlagung heraus unternommen werden könnte, so wie auch die Nebenstellung der unmittelbaren Ursachen zum Aufstammen des 30jährigen Krieges aus dem unheilvollen Schoße des tschechischen Volkes und der gegenwärtigen Stimmung des letzteren nur geeignet sein dürste, dem ohnehin maßlos gesteigerten Selbftbewußtsein gewisser jungtschcchischer Parteiführer neue Nahrung zuzu führen. In Wirklichkeit liegen die Dinge noch lange nicht so, daß man mit dem Thun und Wollen der Henen Gregr, Vasaty und Genossen als mit einem ernsten Faktor der allgemeinen politischen Lage rechnen müßte. Das Tschechen volk unter seiner gegenwärtigen jungtschechischen Marke hat in keinem Falle eine größere nach außen verwendbare Kraftsülle in sich als zu Zeiten der a'.ttjchechischen Partei- herrschast. So lange Palacky und Rieger das gesamte Tlchechenvolk im Kampfe gegen Wien und das Deutschtum geführt und geleitet haben, war es ungleich begehrlicher, politisch-radikaler und auch kraftvoller m der Geltend machung feiner Ansprüche. Ter Beweis deffen ist die Zu rückweisung der Versöhnungsanträge, welche die maßgebenden Kreise im Jahre 1870 den Tschechen durch den damaligen Ministerpräsidenten Grafen Potocky in Prag selbst über reichten Palacky und Rieger haben damals in ihrem stolzen Nationalbewußtsein die Friedensvorschläge, die allerdings nur eine bedeutende Erweiterung der seitherigen Autonomie des Königreichs Böhmen, aber lange noch nicht die Wiederherstellung des sagenhaften „historischen Rechtes" der Krone Böhmens enthielten, zurückgewiesen, während die jetzigen jungtschechifchen Wortführer des TschechentumS — nach den unzweideutigsten Erilärungen der jungtschechischen Presse — den Mißerfolg der Mission des Grafen Potocky als die größte und folgenschwerste Unter- lafsungssünde der damaligen alttschechischcn Parteileitung anrechnen. Die Nationalradikalen Gregr und Gen, die fortwährend der tschechischen Öffentlichkeit gegenüber die Reaktivierung des tschechischen Staatsrechles als den Preis im Munde führen, unter dem sie den Verzicht auf die entsd iedenste Opposition der Wiener Regierung nicht leisten «erden, würden heute himmelhoch aufjauchzend in Prag einen Grafen Potocky II begrüßen und sicherlich sich noch eine beträchtliche Minderung der den Tschechen im Jahre 1870 gebotenen Zugeständnisse gefallen lassen Es erhellt daraus, daß die geringere Begehrlichkeit der heutigen Führer der Tschechen auf viel geringere politische Selbsteinschätzung der politifchen Bedeutung und Kraftfülle deS tschechischen Volkes zurückgeführt werden muß. K. Hoflheater. — Altstadt. — Am 21. September: „Götterdämmerung". Dritter Tag aus der Tri logie: Der Ring des Nibelungen. Von Richard Wagner. Tie gestrige Vorführung der, Götterdämmerung" wird erwähnenswert, weil sie den wohlgelungenen Abschluß einer nach sehr knapper Zwischenpause wiederholten Darstellung des Nibelungen - CykluS bildet. Es braucht nicht von neuem langatmig gesagt zu werden, welche hohe Summe geistiger Spannkraft und physischer Stärke diese einzig artige Schöpfui g von allen Mitwirkenden for dert, zumal wenn sie im Laufe eines Monats gar zweimal und in fast allen Rollen durch die selbigen Personen ausgeführt wird: sicherlich bedeutet es eine künstlerische That unserer Bühne, das Nibelungenwerk binnen so kurzer Frist ohne wichtige BZetzungsändcr- ungen in einer musikalisch und seenisch nahezu voll endeten Weise zu doppelter Wiedergabe gebracht zu haben. Freilich gilt dieser Beweis schöner Leistungs fähigkeit eben nur der Wagneroper, welche die Liebe und Sorgfalt der Bühnenleitung gleichwie die Neigung des großen Publikums gegenwärtig höchstens mit den bei den Golvmarkschen Schöpfungen zu teilen braucht und deren vom Zeitgeschmack gebotene Pflege das harmo nisch edle Antlitz der klassischen Muse immer weiter von uns abwendet Aber darüber ein andermal Klage und Opposition gegen diese Einseitigkeit ergeben Als Gabrielens Genesung begann und langsam vorwärts schritt, ließ Ferry sie um eine Unterredung bitten. Allein die in ihren heiligsten Gefühlen sich verletzt wähnende Frau sträubte sich mit Entschieden heit dagegen. Sie schickte auch die Briefe ungelesen zurück, in welchen er in wahrhaft empfundenen Wor ten eine Versöhnung anbahnte. Ihr Wesen hatte sich vollständig verändert Sie hielt sich für verraten. Sie war ihm nichts anderes gewesen als das Hilfs mittel, der Stiefmutter Geld zu entlocken. Hierfür gab eS keine Verzeihung und je mehr sie die Erinne rung an die glückliche Zeit ihres Braut- und Ehe standes zurückrief, desto mehr verhärtete sich ihr Ge müt, denn die Fundamente derselben waren ja Trug und Lüge gewesen Tie Ärzte rieten dringend den längeren Aufenthalt in einen, Seebad an. Gabriele erklärte sich dazu erst dann bereit, als ihr Vater ihrem Begehren nachgegeben und seinen Rechtsanwalt herbeigerusen hatte. Baron Detlef befand sich in einer beklagenswerten Loge. Er schwankte von einem Extrem zu dem anderen. Zärt liches Mitleid für seine Tochter, die Überzeugung, dafl dieselbe in ihrer beleidigten Würde zu weit gehe und ihr Vorgehen später bereuen würde, heimliche Sym pathie für den verlassenen Ehemann und Entrüstung darüber, daß dieser zu alledem den Anstoß gegeben, vernichteten den Seelenfrieden deS sonst so harmlosen OsfizierS. Die Baronin verhielt sich passiv. Die Vorbereitungen zu dem Padeaufenthalte füllten ihre 3,53. Lon». ,46. 8,13* 5,20. n- und 2,13. 22,6. «, »vr 2,52 «stwg»). « nur Dieses selbst von den Wortführern de» TschechentumS tum haben eS die Jungtschechen zu keiner Zeit und am eingestandene geringere Maß von politischer Leistungskraft de» Tschechenvolkes hat aber nicht allein in der inneren Zerfahrenheit desselben, sondern auch in der Erkenntnis der gegenwärtigen jungtschechischen Parteileitung ihren Grund, daß — entgegen der Ansicht der „Köln. Zeitung" — die slawische Einheit bei den Verschiedenheiten in der Religion, Sprache, in der wirtschaftlichen, politischen und litteranschen Entwickelung, sowie bei der Eifersucht der ein zelnen slawischen Stämme und dem mächtigen Bestreben zur Sonderentwickelung — ein undurchführbares Traum gebilde sei, und höchstens nur als Schreckbild zur Ein- Hrn Lamansky den Standpunkt der Tschechen klar machte Die Alttschechen — eine farblose Erklärung des Drama turgen Vr. Jerabek in der Monatsschrift ,O»vjeta" abge rechnet — wagten eS nicht, dagegen zu remonstrieren, nur um ihre slawische Gesinnungstüchtigkeit nicht zu kompromit tieren und obendrein dadurch noch einen energischen Protest der Wiener Regierungskreise gegen die Stellungnahme des nichtamtlichen Rußlands in der slawischen Einheitsfrage zu veranlaßen. Und auch noch in der allerletzten Zeit waren cs wiederum die gegenwärtigen Jungtschechenführer aus dem ehemals realistischen Lager, die — nach dem Wort laute der letzten politischen Rede vr. Pleners in Eger — „gründlich und modern gebildeten Männer unter den Jungtschechen", welche in ihrem Parteiorgan „Czas" den russischen Slawisten ä la Lamansky eine Anieitung zur Lösung der slawischen Ei- heitSfrage gaben, die, weil sie den Ruffen die Notwendigkeit eines Ausgleiche« mit den Polen als oonckitio sios gua von derselben entgegenhielt, an der Newa nicht minder verstimmen mußte, wie es seinerzeit der gegenteilige Lösungsversuch des Hrn La mansky in Prag bewirkt hatte. Diese gründlich gebil deten und unterrichteten jungtschechischen Volksvertreter, denen — nach einer beachtenswerten, von vr. Pavlonsek während einer vom jungtschechischen Abg. Spindler in Jungbunzlau einberufenen Wählerversammlung vorgebrachten Bemerkung — der Dank der Nation für die bessere, zweckent sprechendere Führungder jungtschechischen Partei gebühre, kennen eben weit gründlicher und besser als ehemals die alttschechischen Führern die slavophilen Bestrebungen und Endziele der gegenwärtigen Wortführer des russischen Panslawismus, die ihre slawische Gesinnungstüchtigkeit im Ausgeben des weitaus vorgeschrittensten slawischen Stammes in Böhmen zu Gunsten deS Deutschtums und in der Unterdrückung und Aus rottung des den Tschechen kulturell zunächst stehenden Polen stammes kundgeben. Um die Wahrheit hinsichtlich der Dinge in Böhmen und im tschechischen Lager klar zu er kennen, muß man allerdings sich daran gewöhnen, die Vor gänge daselbst nach den autoritativen Kundgebungen der thatfächlichen Jungtschechenführer zu beurteilen, nicht aber nach den lärmenden Scenen, die gemiffe namenlose jung tschechische Elemente, welche die Vertretung des Tschechen volkes nach außen zeitweilig an sich gerissen haben, unter der Patronanz der „Nar. Listy" während der AusstellungS- ära veranstalteten. Man muß die Thatsache würdigen, daß kein Junglscheche von politischer Bedeutung, sondern nur Gnomengrößen wie Vasaty, Podlipny, Breznowsky u.A. an den panslawistischen Demonstrationen auf der Ausstellung teilnahmen, während die Herren Gregr, Herold, Spindler, Kaizl, Masaryk, Kramarz sich von denselben stets ferne gehalten haben. Als einzig glaubwürdige und mögliche, und dem Thatbestande angepaßte Erklärung deffen kann nur die Erkenntnis der eigentlichen jungtschechifchen Führer- kreise dienen, daß die Tinge überall im Panslawistenlager heute für die Verwirklichung des slawischen Einheitsgedanken« viel ungünstiger als jemals liegen, und daß sich keiner von den ernsten jungtschechischen Politikern der Lächerlich keit aussetzen will, auch nicht einmal durch den bloßen Schein der Pflege der panslawistischen Einheitsbestrebungen. Die vorstehende Klarlegung der bestehenden Bezieh ungen des Jungtschechentums zu dem russischen Herde de« kriegslustigen Panslawismus haben durchaus nicht den Zweck, die Schlußfolgerungen des Artikels „Völkerkämpfe" in ihrer Wirkung abzuschwächen. Im Gegenteil. Deutsch land muß fortfahren, an der Entwickelung seiner Wehr der Gesamtleistung erzielt werden, wie sie gerade bei unserem Kunstinstitut schon allein durch die längere Verbindung aller Bethätigten, durch die entsprechend gestärkte Sicherheit des Einzelnen und dessen immer festere Einfügung in das Ganze erreicht worden ist. Dazu genießt unsere Bühne rücksichtlich der Trilogie noch den Vorteil, für mehrere Hauptrollen ebenfalls höchst bedeutsame Kräfte, neben Frl. Malten Frau Wittich, Frl. v. Chavanne, die Herren Scheidemantel und Erl verwenden und über ein Orchester verfügen zu können, das eben in den letzten Darstellungen' des Cyklus wieder seine bewundernswerte Feinfühligkeit und Sicherheit unter einem Dirigenten bekundet hat, den die Wallung eines ursprünglichen musikalischen Temperaments, die Inspiration des Augenblicks oft zu plötzlichen Modifikationen der Vortragsbestimmungen drängt, wie sie nur von einem aus sehr tüchtigen Mu sikern zusammengesetzten Jnstrumentalkörper befolgt werden können. Auch des GasteS, Hrn Gudehus sei hier mit Dank gedacht, daß er unserem Kunstinstitut die an spruchsvollste musikalische Bühnenaufgabe der Gegen wart so würdig lösen half. Wie bei seinem Scheiden aus dem Mitgliederverbande, läßt uns der Künstler auch jetzt noch, am Ende des Gastspiels, eine breite Lücke in dem Ensemble der Dresdner Hofoper empfinden, welche durch daS inzwischen erfolgte, mit vornehmlichen Hoffnungen auf die Zukunft abgeschlossene Engagement des Hrn. Gritzinger gegenwärtig nicht auSgefüilt werden kann. - v - fchüchterung ihrer deutschen Landesgenossen verwertet werden kann Diese Erkenntnis ist gleichfalls in den gegenwärtigen Führern des Tschechenvolkes ungleich eindringlicher und klarer, als es jemals bei den ehemaligen alttschechischen Parteiführern der Fall gewesen ist. Letztere haben, so lange sie in der Opposition das Heil ihres Volkes er blickten, dem Schreckgespenst des Panslawismus in ihrem politischen Kampfprogramm dieHauptrolle zugewiesen, ohne sich im mindesten um die Fragen, die einmal bei der Verwirklichung des ersehnten slawischen Einheitsgedankens austauchen könnten, zu bekümmern. Ihre Atmungen bezüglich der Schwierig keiten, die sich der Durchführung dieses Problems dereinst in den Weg stellen müßten, vergruben sie im Innersten ihrer Seele, zumal ja die Dinge nicht danach angethan waren, um die Lösung der slawischen Einheitöfrage schon sür die nächste Zukunft reifen zu lassen. Sie beschränkten sich auf die Pflege der „slawischen Gesinnungstüchtigkeit" im tschechischen Volke durch Kundgebungen, die in ihren äußeren Erscheinungen indes die panslawistischen Regungen des heutigen Jungtschechentums weit hinter sich gelaßen haben. Sie waren es, aus deren Antrieb die russischen Siege im letzten Kriege gegen den Erbfeind der Ost- und Südslawen in Böhmen und Mähren in einer Weise ge feiert wurden, deren Großartigkeit die gleichen Freuden ergüße in Rußland selbst in den Schalten stellte. Der Führer des Tschechenvolkcs I)r. Rieger beglückwünschte Rußland i- einem Dankschreiben an I. S. Aksakow zu dem siegreichen Abschluß jenes Krieges, das im Ausdruck der innigsten Jveengemeinschast und Herzensfreundschaft der Tschechen mit der russischen Brudernation nichts mehr zu wünschen übrig ließ Auch noch später, nachdem die Alt tschechen im Jahre 1879 im Wiener Reichsrate erschienen, um fortan dem Taaffefchen Regierungtzsystem tie verläß lichste Stütze zu bieten, unterließen ih^e Parteiführer keine Gelegenheit, um wenigstens in vertraulichem Gedankenaus tausche mit den Vertretern des Rusientums die treue An hänglichkeit deS Tschechenvolkes an das große, stammver wandte Russenreich zu beteuern Die gegenwärtige Russen- sreundlichkeit des tschechischen Volkes ist zumeist das Er gebnis der Pflege der slawischen Gesinnungrtüchtigkeit durch die Alttschechen. Dieses fragwürdige Verdienst können ihnen ihre Nachfolger in der Parteiführung nicht streitig machen Aber nicht allein in der Zurschautragung ihrer Russen- freundlichkeit im Wege von Einheitskundgebungen aller Art waren die Alttschechen den gegenwärtigen jungtschech ischen Vormündern des Tschechenvolkes über —, auch in der Selbstverleugnung ihres nationaltschechischen Bewußt seins, in der würdelosen Hingebung zu dem reichen „Onkel im Norden" in Fällen, wo es den Anwälten des selben an der Newa und Moskwa gefiel, dem tschechischen Brudervolk« seine Liebesbcteuerungen mit Fußtritten zu ent gelten, — leisteten sie weit mehr, als Gregr und seine Ge sinnungsfreunde. Der Panslawistenführer Aksakow hatte jenes gefühlvolle Tenkschreiben des alttschechischen Führers mit einem, das tschechische Volk im höchsten Grade verletzen den Empsangschein beantwortet, indem er seinen Führern zu verstehen gab, daß das Tschechenvolk die Innigkeit seiner Gesinnungen hinsichtlich der russischen Nation erst noch durch den Übertritt aus dem Katholizismus in die russisch orthodoxe Kirche zu erhärten haben werde, bevor es einen Anspruch auf irgend eine Gemeinschaft mit dem russischen Volke erheben kann. Die alttschechische Parteiführung nahm ruhig diese unter den damaligen Verhältnißen unerhörte Antwort entgegen, sowie sie auch im Jahre 1871 die ihr als verbürgt kundgegebene Intervention des russischen Bot schafters Nowikoff, die den Fall der Fundamentalartikel
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite