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7». SM»«», «k «I« Abenö-Aussabe Monta». z. September t«28 «rnbNnNLrtst: Nachrtchtrn Dre»den gern'precher-Tammelnummer: »drcl Nur sür NachtgkjprLche: Nr. »ooil GchrtlUeNunz u. Hauvlgelchtlttllklle: Dresden-A> 1, Martenftrab« »>/t» Gegründet 18SS «e»ua»gebühr vom 1. »t» t». Erptcmber l»»» »ei tLgli» »wetmoltger Zustellung srri Heul l.,o «I. Vosibe,ug«prei« lür wonut September s.«0 MI. ohne Pol>,ustellung«gebühr. Anjelnmnmer 10 Psg. «n,etgenpretlei Die «»»eigen werden nach Sloldmarl berechnet: die etnlpalltge II» mm breite Zelle »» Psg., sür auewLrt« «u Psg. Famitienan,eigen und Stellengciuche ohne Rabatt 1» Psg., außer halb es Psg., die SO mm breite NeNamezeile L00 Psg., außerhalb Lüü Psg. Ossertengebühr so Psg. «u-iwSrttge AustrSge gegen Borauibczahlung LruS u. «erlag: Ltepsch « Reichacht. Dresden. Past.check-stto. cos« Dresden Nachdruck nur mit deutl. Quellenangabe tDresdn. Nachr.I »ulSssig. Unverlangte Schriststücke werden nicht ausbewahrt Die Grönllm-Mger gekettet 14 Lage in -rr Siswüste Ne «York. 8. September. Die schwedischen Flieger Hassel nnb Cramer, die Mitte August zum Fluge von Amerika nach Schweden mit einer Zwischenlandung in Grön- lan» startete« und seitdem verschollen waren, sind, wie aus Mannt Eaans auf Grönland gemeldet wird, gerettet worben. Rach einer zweiwöchige« außerordentlich beschwerlichen Wan derung durch die viswiifte wurde» sie von der HobbS-Ex- pcdition gesichtet und geborgen. Di« Hobbs-Expedition war dnrch Eskimos auf die Notsignale der beiden Flieger auf- merÄam gemacht worden. Beide sind wohlauf. Sie wurden mit einem Motorboot von Hobbs nach Mount Evans gebracht. Die schwedischen Flieger Hassel und Cramer teilten »ach ihrer Rettung mit, daß sie infolge Brennstosfmangcls über Sukkerttopps ans dem Wege nach Mvnnt Evans notlanden mußten. Während ihres Aufenthaltes in der Eiswüste hätte» sie sich von getrocknetem Fleisch ernährt. Prof. Hobbs. der Retter der Grünlandslieger, der sich zurzeit als Leiter der Grönlandexpcdition der Universität Machiga« in Mount Evans befindet, berichtet, daß das Flug- zeng durch Stürme aus dem Kurs getrieben worden war. Am IS. August landeten die Flieger bei Sukkcrtoppen. Das Flugzeug ist unbeschädigt geblieben. Die Bergung der Be satzung durch die Mitglieder des Mvnnt-Evans-Observatoriums ist gestern erfolgt. Prinzessin LöwensteinS Flugzeug angeschwemmt. Die genaue Untersuchung der an der Küste von Island ange- schwemmten Slugzeugtrümmer hat ergehen, daß e- sich um die Maschine handelt, mit -er die Prinzessin Löweustcin-Wert- heim am 81. Augnst 1027 einen Versuch zur Ozeanttbcr- guerung gemacht hat. Reue Gerüchte um Amun-fen Oslo, 8. Sept. Wie ans Tromsö gemeldet wird, ist dort am Sonntag abend das Seehundfängcrfahrzeug „Hisü" aus Aalesunü vor Anker gegangen. Der Kapitän ging sofort an Land und berichtete, daß ein anderes Fahrzeug der Scehund- fängcrflotttllc, „Jopettcr", das zurzeit in der Nähe von Franz-Jvseph-Land liege, vor etwa 14 Tagen auf der Ebge-Jnsel s?j ein Lagerfeuer beobachtet habe. An Bord des Schiffes sei man so überzeugt davon gcivesen, Menschen vor sich zu haben, daß man sofort versucht habe, die Küste der Insel zu erreichen. Dieser Ver such sei jedoch infolge der schwierigen Eisverhältntsse miß glückt. Der Kapitän erklärte weiter, es könne sich zurzeit keine Seehundfängcrexpedition aus der Edgc-Jnsel aushalten. Unter diesen Umständen rechnet man mit der Möglichkeit, daß die Ballongrnppe der „Jtalia" dort Zuflucht gesunden haben könnte. Fn diesem Zusammenhang ist eS interessant, daß «in norwegischer Sachverständiger vom meteorologischen Institut TromSö die Theorie ausgestellt hat» daß der Untergang der „Latham" mit Amundsen an Bord in der Nähe der Hopen-Fnscl erfolgt sein müsse. Der vor kurzem aufgesundenc Schwimmkörper ücö Flug zeugs habe, den Windverhältnissen und Meeres "r'^nungeu nach zu urteilen, etwa bis zum 20. August an der irtSkante gelegen und sei dann bet Aendcrung der Windrichtung in etwa 8 bis 10 Tagen in der Richtung aus die Norwegische Küste abgetrieben worden. Wenn man nun berücksichtigt, daß die Hopen-Jnsel südöstlich von Spitzbergen liegt, so taucht die Möglichkeit auf, daß das beobachtete Lagcrseuer nicht von der Ballongruppe, sondern von Amundsen und seinen Be gleitern herrükren könnte. Diese Annahme wäre allerdings nur bann stichhaltig, wenn sich die Theorie des norwegischen Meteorologen bezüglich der UntcrgangSstelle der „Latham"' als richtig erweisen sollte. Me erste «ntem-imi Möller-Briand in «ent Wettere Antinrmhrn in Aussicht genommen Gens. 8. Gept. Kur» vor Beginn der Bollvcrsammlung fand im Borraum des Reformationssaales eine viel beachtete längere Unterredung zwischcn Reichskanzler Müller. Außen minister Briand und Staatssekretär von Schubert statt. Die Staatsmänner unterhielten sich längere Zeit sehr eingehend. Dies ist die erste Begegnung zwischen dem Reichskanzler Müller und Briand in Gens. Es besteht allgemein der Ein druck. daß bereits in dieser Unterredung «eitere Verhand lungen in Aussicht genommen worden find. Ae Bollverlammlim« »r« «lkerbmides eröffnet Gens, 8. Sept. Die 9. BülkerbundSversammlung ist heute vormittag XII Uhr vom finnischen Außenminister Procope in seiner Eigenschaft als derzeitigem Ratspräsidenten eröffnet worden. In seiner breit angelegten, alle Arbeiten und Auf. gaben des Völkerbundes aufzählenden Eröffnungsansprache würdigte Procope insbesondere die Tätigkeit des Völkerbundes im abgetan fenen Völkerbund s- jahr auf wirtschaftlichem Gebiet und die Arbeiten für Sicherheit und Abrüstung, die er als die beiden Zentralpunkte der Völkerbundsaktion bezeichnete. Für die Abrüstungsfrage sieht er nach dem Zustande kommen des englisch.französischen Ko m pro. misseS über die Sceabrüstung.und nach der Unterzeichnung des Kellogg.Paktes eine ganz neueAcra voraus und glaubt, daß die Bundesversamm lung unter glücklichen Auspizien l?) ihre Beratung beginnt. Auch die 9. Bundesversammlung würde diese Friedensarbeit fortsetzcn müssen; denn nach der Annahme dieser Grundsätze komme nuiimehr die Verwirklichung, die sich nur durch drastische Maßnahmen erreichen laste. Durch dauernde Anstrengungen allein könne die inter nationale Zusammenarbeit und der Frieden gewähr leistet werden. Nach der Erwähnung des Umstandes, baß als Folge der Uni versalität beS Völkerbünde- die außereuropäischen Staate» oft an der Lösung von Fragen Mitwirken können, die zunächst nur als europäische erscheinen, begrüßte der Redner den Ent schluß Spaniens, seine Mitgliedschaft im Bölkcrbnnd beiz«» behalten, und gab dem Bedauern über das Fernbleiben einiger anderer Staaten Ansdruck, wie Argentiniens. Perus und Boliviens, die. wie er hinznfügte, allerdings an den meisten Arbeiten des Völkerbundes teilnehmen. Der Redner gab bann der Hoffnung Ausdruck, baß Kostarika und Brasilien sich zur baldigen Rückkehr In den Völkerbund entschließen und erinnerte daran, daß verschiedene Ntcht- mitgliedstaatcn an den Arbeiten dcS Völkerbundes tcil- gcnommcn haben, vor allen Dingen die Vereinigten Staaten von Amcrtka, Sowjetru bland nnb die Türkei. lWTB.) Im zwcilen Teil seiner Rebe behandelte Minister des Acußern Procope. die beiden großen Fragenkomplexe, die im Mittelpunkt der Völkerbundvarbcit stehen, nämlich die Arbeiten, die an die W e l t w i r t s ch a f t s konserenz an- knüpscn, und die Bemühungen, durch Internationale Maß nahmen jenes Gefühl der Sicherheit »u erzeugen, ohne daS, wie er sagte, das Ideal des Völkerbundes nicht erreicht werde» könne. Auf beiden Gebieten müsse man sich vor allzu großer Ungeduld hüten. Die wirtschaftlichen Fragen, die in der Gegenwart im Vorder grund des internationalen Lebens stehen, seien nicht zu lösen, ohne daß neue Schwierigkeiten austreten, die nun ihrerseits erst wieder gelöst werde» müßten. Auf jeden Fall befinde sich aber die Welt auf wirtschaftlichem Gebiet gegenwärtig bereits mitten in einer vollständigen Erneuerung der zwischenstaat liche« Beziehungen, die man wohl schon als neue wirtschaft liche Orientierung bezeichnen könne. Procope würdigte bann die Arbeiten der technischen Sonderorganisationen des Völker- bundeS. Im Anschluß an die Eröffnungsrede ProcopeS nahm die Völkerbundsversammlung die Wahl »es Bräftöenten vor. Der langjährige dänische Gesandte in Berlin, Zahle, 44 von !>0 Stimmen gewählt. Ratspräsident beglückwünschte den Gewählten, der hieraus lebhaften Beifall der Versammlung den Präsi- cinnahm und für dir seinem Land und ihm per- der Wahl verbundene Ehre dankte. Auf seinen Vorschlag werden von der Bundesversammlung Sympathie telegramme an den Rctchsminister des Acußern Dr. Strese- mann und den englischen Außenminister Sir Austen Chambcrlain abgesandt, außerdem ein Beileidstele gramm an die französische Negierung anläßlich des Todes des Handelsministers Bokanowskt und des vor einigen Tagen im Haag verstorbenen Vizepräsidenten des Ständigen Internationalen Gerichtshofes Weiß. lWTB.j wurde mit Procope unter dem dcntcnstuhl mit Sine englische Stimme sür Rheinland r-tummg London. 3. Sept. Der „Daily Expreß" verlangt in einem Leitartikel die Zurückziehung der britischen Truvpen aus dem Rheinland und schreibt: Die Anwesenheit britischer Truppen am Rhein lasse sich nach der Unterzeichnung des Kcllogq-Pakts mit keinem Worte mehr verteidigen. Als eine „Besatzungs armee", die aus die Durchführung dcö Versailler Vertrages durch Deutschland zu achten habe, wirke sie lächerlich. Als Zeichen britischer Macht sei sie in gleicher Weise komisch. Die Anwesenheit der Besatznngöarmee stelle eine fortgesetzte Ver bitterung sür das deutsche Volk dar. Die Wacht am Rhein, dt- Großbritannien wünsche, sei durch den Kcllogg-Pakt geschaffen, der eine größere Sicherheit gebe, als die Miniaturarmee von einige» tausend Mann. Der Kcllogg-Pakt könne nur zu einer Realität werden, wen» man nach ihm handele. Großbritannien sollte seine Truppe» sofort znrückzichen unter Berufung daraus, daß England und Deutschland den KrtegsverzichtS- pakt unterzeichnet hätten. — Leider wirb diese Stimme der Vernunft im englischen RegicrnngSviertcl kaum gehört werden. Die Rücksicht auf den französischen Bundesgenosse» ist dort das starke Hindernis für eine kluge Politik. Hermann von Wtßmann Sur Wiederkehr feines 75. Geburtstages, 4. s. 1SL8 Von Dr. W. G. Praetorius Die Geschichte der Erschließung Afrikas und die Entwick lung der deutschen Kvlonialbcwegung sind unlösbar ver bunden mit dem Namen Hermann von Wißmann. Es war kein gewöhnliches Ereignis, als im Jahre 187S beim preußi schen Kriegsministerium das Gesuch eines Nostockcr JnsantericlcutnantS einlief, der einen zweijährigen Urlaub zu einer For schungssah rt durch Afrika erbat. Vom Exerzierplatz in den schwarzen Erdteil mar damals noch ein Sprung, der be denkliches Kopfschütteln erregte. Doch der junge Leutnant hatte schon zwei Eintragungen in seiner Rangliste, die ihm zu guten Fürsprechern für sein Unternehmen wurden: die Verleihung der Rettungsmedaille und des Kronenordens als Auszeichnung für drei gerettete Menschenleben. Durch eisernen Fleiß eignete sich Wißmann in kurzer Zeit die not wendigsten Kenntnisse für seine Unternehmung an, und im Jahre 1880 konnte der erst Siebenundzwanzigjährige als Begleiter Pogges die Fahrt ins unbekannte Afrika antrctcn. Die Mittel waren beschränkt: 30 000 Mark erschienen voll- kommen ungenügend zur Durchführung eines bis dahin noch nie gelungenen Unternehmens. Dr. Pogge mußte noch dazu als Schwerkranker sich am oberen Kongo von Wißmann trennen und an die Westküste zurückkehren: immer einsamer wurde cs um de» jungen Offizier, mehr und mehr schwanden die Mittel, nur Wißmanns Kraft und Energie blieben un- erschüttert und ließen die erste Durchquerung Acquatorial- Asrikas von West nach Ost gelingen. Zum ersten Male waren me deutschen Farben im Innern des schwarzen Erdteils ge zeigt worden. Leider zeigte das amtliche Deutschland der damaligen Zeit noch nicht genügendes Verständnis sür die Kolonialbestrebungen. Go konnte eS kommen, baß Wißmanns zweite Reise, die der Erforschung Kafsai galt, in belgischem Aufträge beS erfolgte. Auch seine dritte Expedition, die zweite Durch querung Afrikas, wurde auf Wunsch und mit Unterstützung König Leopolds von Belgien angetreten, doch auf beiden Reisen wehte die deutsche Fahne der Kolonne voran. Da lenkte ein afrikanisches Ereignis die Aufmerksamkeit der deutschen Behörden auf Wißmann als den besten deutschen Kenner des schwarzen Erdteils. Ein Ausstand an der durch das Verdienst Carl Peters' dem Deutschen Reich erworbenen Ostküste verlangte die Demütigung der Aus- rührer und die Wiederherstellung des deutschen Ansehens. Keiner konnte hierzu geeigneter erscheinen als der Offizier und Asrikaforscher Wißmann. I« dieser ersten amtlichen Stellung zeigte sich Witz» mann als hervorragender Organisator. AnS dem Nichts verstand er innerhalb kurzer Zeit ein« schlagfertige Sudanesentruppe, den Kern der späteren deutschen Schutztruppe, zu schaffen und ihr aus weißen Offizieren und Unteroffizieren ein Rückgrat zu geben. Der erst Sicbenunddreißiaiäi'i-i^g sah sich als Reichs- kommissar vor die Aufgabe gestellt, mit seiner zwölf hundert Mann starken Truppe ein Gebiet gröber als Deutsch land zu unterwerfen und zu befrieden. Der Energie des Führers und der Aufopferung der ihm blind ergebenen weißen und schwarzen Mitkämpfer gelangen innerhalb eines Jahres die Niederwerfung des Aufstandes, die Demütigung der arabischen Sklavenhändler, die Sicherung der deutschen Herrschaft vom Kilimandjaro bis zum Rowuma. Der Kampfzeit folgten Jahre der Kultur- und Pionierarbeit im Inneren der Kolonie. Leider blieben auch Wißmann der Neid und die Gehässigkeit Mißgünstiger nichr erspart, denn ihm, der von der Heimat stets nur aus das Stiefmütterlichste mit Mitteln bedacht wurde, wagte man im Reichstage leichtfertige Verwaltung der Finanzen vorzu werfen. Doch die unsinnigen Anschuldigungen konnten zu- rückgcwiese» werden, und Wißmann erhielt sogar noch im gleichen Jahre die Ernennung zum Gouverneur von D e u t s ch-O st a f r i k a. Nur zwei Jahre segensreicher Tätigkeit waren ihm in der wohlverdienten Stellung beschie- dcn, dann mutzte er mit Rücksicht aus seine Gesundheit den Abschied erbitten. Die gebildete Welt verdankt Wißmann die ersten Kenntnisse über bas Innere des KongogebietcS und den energischen Hinweis ans die Greuel afrikanischer Menschenjagd und Sklaverei, Deutschland den endgültigen, gegen innere Aufstände gesicher ten Besitz seiner größten Kolonie. Neben seinen wissenschaft lichen und militärischen Erfolgen gewann die rein menschliche Persönlichkeit Wißmanns die Herzen seiner Landsleute und verlieh dem kolonialen Gedanken in Deutschland einen starken Aufschwung. Ein Jagd Unfall bereitete dem Leben des Zweiundsünfzigjährigen ein allzu frühes Ende. Doch blieb ihm so der Schmerz erspart, den Verlust seiner Kolonie Deutsch-Ostasrika erleben zu müssen. Uns darf die Hoffnung nicht schwinden, daß die Flagge, die Wißmann zum ersten Male im Innern Afrikas zeigte, einst wieder über Daressalam und dem ne« errichteten Denkmal unseres großen Afrikaners wehen wird. Wettere «ächte für »en Beitritt zum Kello-g Vakt London, 8. Sept. Die Regierung von Uruguay hat be schlossen. dem Kriegsverzichtsvcrtrag bcizutrcten. Ebenso be reitet die türkische Regierung eine Antwort vor, die den vor behaltlosen Beitritt der Türkei ankündigen wird.