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Bolgtländischer Anzeiger. -k ' ' ' ' 4 Stück. Plaum, Sonnabends den 22. Januar 1820. Gottesdienst und Sonntagöfeier in Holland. Wenn gleich d»r Gottesdienst in Holland etlvaS Einförmiges und Langweiliges hat, so zeichnet er fleh doch durch eine rührende, Herz, erhebende Feierlichkeit und Würde ganz be- sonders auS. Nie wird die tiefe Stille, wel- che dabet herrscht, durch irgend «in Gerausch vder Geplauder unterbrochen; nie sieht man In der Mitte des Gottesdienstes einzelne Per- sonen unter die Gemeinde treten, oder vor Beendigung drffelben aus der Kirche sich entt fernen. Ueberhaupt zeigt sich bei dem An- blick einer zum Tottesvtrnsr versammele«« G«« meinde der Ausdruck frommer Andacht so all- gemein, so lebendig und so rührend, daß man selbst unwillkührltch davon ergriffen wird. Allgemeine Sitte ist es bei dem Gottesdienste, daß, vor dem Anfänge desselben ein eigener Vorleser die Gemeinde, während sie sich ven sammelt, durch Ablesung eines Abschnittes auS der Bibel unterhalten muß, was jedoch, besonders wenn nicht gut vorgelesen wird, Widerlich anzuhören ist. Auch bas ist für de« Fremden auffallend, daß die Mannsper- sonen, während des ganzen Gottesdienstes, di< Hüte nicht abnehmen. An den Predigten selbst ist allgemein die Länge zu tadeln; den» sie dauern in der Regel eine volle Stunde und wohl auch darüber; daher auch selbst die Re» den eines van der Palm, der wohl Hollands erster Redner ist, und der keinen seiner Zu» Hörer unbefriedigt läßt, am End« ermüden.— Die Sonn- und Festtage werden mit einer solchen Stille und Zurückgezogenheit gefeiert, baß man sie wohl vorzugsweise Tage des Herrn, Tage der religiösen Weihe nennen kann. Die lebhafteste und geräuschvollsten Städte, in denen an Werktagen das Leben und Treibens» groß ist, verlieren an diesem Lag« ißr«n Glanz, und erscheinen tobt und menschenleer; kein Ausbruch der Freude, keine Musik läßt sich irgendwo hören; kein Laden ist geöffnet, alle Theater sind geschlossen. Die wohlhabenden Bürgerfamilten verleben diesen Tag einsam in ihren Häusern, da alle gesellt gen Vergnügungen ihn entheiligen, und Tanz, Musik und Spiel streng verboten sind. Di« reichen Bürger und der Adel begeben sich Sonntags auf ihre Landhäuser; aber auch dort besuchen sie regelmäßig den Gottesdienst und vor den einfachen ländlichen Kirchen ste hen größtentheilS lange Reihen prächtiger Equipagen, wie man sie z, B, in teutschr, Städ,