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Dienstag. > - ' «HLptztZ. DI. Z'lto.g »rsch«i»t mit Ausnahme d»« Monika» tL-llch und wird Nachmittag« -1 Uhr au«- gegeben. 4>r«t« für da« Viertel- ;ahr I'/, Thlr.; jede ein- »ein« Nummer 2 Ngr. Nr. 437. 7. December I8SL Dtutscht Mgmtilit Zeitung. «Wahrheit und «echt?, Freiheit uud Gesetz!» Zu beziehen durch all» Postämter de« Ju> und Auslandes, sowie durch die iLzpedition in Leipzig (Querstraße Nr. 8). Bnserttonagebühr für den Raum einer Zeile 2 Ngr. Die Zoll- und Handelsfrage. X: Berlin, 3. Dec. Ueber die Mission des Hrn. v. Bruck in der Zollangelegrnheit kann ick Ihnen ebenso sichere al« erfreuliche Nachricht geben. Derselbe ist freilich noch nicht hier eingetroffen, wie bereits verfrüht anderweitig mitgetheilt worden ist; nichtsdestoweniger ist er von seiner Re gierung beauftragt, mit der diesseitigen Regierung vertrauliche Verhandlungen zur gegenseitigen Verständigung in der Zollfrage einzuleiten. Letztere wer den in kurzem und zwar nicht, wie die Coalitionsorgane erwähnten, in Wien, sondern hier in Berlin stattfinden. Es ist um so freudiger die lange ersehnte Ausgleichung der noch vorliegenden Dissidenzen zu erwarten, da unsere Regierung bereits den Zollverein wieder reconstruirt und sich durch den Abschluß des Vertrags mit Braunschweig und den Thüringischen Staa ten auf der Basis des Septembervertrags die Möglichkeit gegeben hat, nun auch mit Oesterreich in dieser Angelegenheit zu verhandeln, ohne ihren Standpunkt im entferntesten zu gefährden. Es wäre zu wünschen, daß die Entschiedenheit Preußens, der unbedingt zum großen Theile die bevorstehende Einigung der beiden deutschen Großstaaten zu danken ist, nun auch die Regierungen der Coalitipu zu dem Entschlusse führen möge, im Vertrauen auf den Geist der Versöhnung, den Preußen nicht minder als seine Ent schiedenheit bewähren wird, aus ihrer Jsolirung herauszutreten. — DieDarmstädter Gegenschrift gegen die preußischen „Beiträge zur Beurtheilung der Zollvereinsfräge" (Nr. 436) soll dem berliner Corre- spondenz-Bureau zufolge hauptsächlich, die Position zu rechtfertigen versuchen, welche die Coalition-regierUngen Preußen und seinen Verbündeten gegenüber in den zu Berlin stattgehabten Verhandlungen einnahmen. — Die Kasseler Zeitung, eins der entschiedensten Organe der Coa- lition, bringt von Frankfurt vom 30. Nov. einen ziemlich kleinlauten Ar tikel über die Wiener Aollverhaudlungen. Personen, welche mit dem Gange der Verhandlungen in Wien vertraut sein wollen, sprächen sich hier nach über die von dort zu erwartenden Ergebnisse ziemlich kühl aus. Der Gedanke der großen Zolleinigung sei, um Preußen zufriedenzustellen, fast so gut wie ganz bei Seite geschoben, und es handle sich jetzt nur noch um Handelsverträge Oesterreichs einerseits mit dem alten Zollvereine (oder mit der Coalition), andererseits mit Preußen. Dem alten Zollvereine bliebe es sodann überlassen, seinerseits ebenfalls mit Preußen über den Abschluß eines ähnlichen Vertrags in Unterhandlung zu treten und seine Gewerbe- und Zollrevenuen in besonderer Zollgruppe zu schützen und zu wahren. Die Hoffnung der Zolleinigung mit Oesterreich scheine aufgegeben werden zu Müssen, da, dem Anschein nach, in Wien die Verständigung mit Berlin jetzt vor allem Uebrigen angestrebt werde. Nach den weitern Ausführungen des Blattes wäre jetzt freie Hand zur Bildung einer besonder» mittel- und süddeutschen Zollgruppe mit erhöhten Eingangszöllen. — DaS Jsournal des Debats schreibt unterm 1. Dec.: Unsere Cor- respvndenzen melden übereinstimmend, daß man (in Deutschland) auf allen Seiten wünscht, die Spaltung (in den handelspolitischen Dingen) möge nicht erweitert werden; daß man selbst Das, was geschehen ist, bedauert und daß man eine baldige glückliche Lösung der Schwierigkeiten erwartet, welche ge genseitige Beanspruchungen herbeigeführt haben. Man versichert, daß diese Stimmung jetzt die aller deutschen Cabinete sei: Oesterreichs und Preußens, Hannovers und Baierns, Sachsens und Württembergs, des Großherzogthums Bade» so gut wie der beiden Hessen; daß die Unterhandlungen im Stillen mit einer aufrichtige» Mäßigung auf jeder Seite fortgesetzt werden; daß Denkschriften sehr wirksam zwischen dem wiener und berliner Cabinet aus getauscht und die Dinge endlich auf dem Punkte angelangt sind, auf wel- chem die Staatsmänner ohne Unruhe den Ausgang dieser langen Kämpfe erwarten- D e«tschla«d. Frankfurt a. M., 4. Dec. Der außerordentliche Gesandte und be vollmächtigte Minister Frankreichs beim Deutschen Bunde, Marquis de Tallenay, hat bereit- dem Bundestage die Anzeige von der Wahl Napo leon'« UI. zum Kaiser der Franzosen und der Annahme dieser Würde von Seiten des bisherigen Prinz-Präsidenten gemacht. (Frkf. Pzg.) — Aeußerm Vernehmen nach dürfte, wie das berliner Correspondenz- Bureau schreibt, in Frankfurt a. M. bei der Buudesversammlung zu nächst mit großer Entschiedenheit auf der Reactivirung der früher» Stel lung der Juden in den vier freien Städten bestanden werden; weiter aber soll auch mit Rücksicht auf Art. XVI der Bundesacte cine allgemeinere An ordnung über die Rechte der Juden in den deutschen Bundesländern in An trag gebracht werden. Berlin, 4. Dec. Das heutige Bulletin über das Befinden des Prin zen Karl lautet: Der Prinz Karl hat seit gestern Abend, dem dritten Tage nach erhaltener Verletzung, erhöhte Fieberbewegungen und örtliche Schmerzen gehabt, und deshalb eine sehr unruhige Nacht verbracht. 2: Berlin, 3. Dec. Was heute von der Bildung der Fraktionen der II. Kammer zu berichten ist, wird wie Alles, was bisher darüber ins Publi- cum gedrungen, nach der morgenden Sitzung seine Bedeutung verloren ha- ben, in welcher die Wahl des Präsidenten vollzogen und diese Orga- nisation aus der Gährung ihrer Elemente zur festen Gestaltung derselben übergehen wird. Dennoch möchte ein letzter Blick auf jenes Stadium zur Vorbereitung auf das seinem Abschlusse folgende nicht überflüssig sein. In nerhalb und neben der großen conservativen Fraction mit ihrer bereits bekannten Gliederung sind neuerdings noch zwei Fractionsbildungen in jene Gährung ausgenommen. Die eine zur Unterstützung der äußersten Rechten, vormals vom Abg. v. Arnim-Boitzenburg, jetzt von Keller und Genossen geführt, die andere als Soutiens der im Preußischen Wochenblatte bemerklich wer denden Coterie. Als Führer dieses Soutien ist der Abg. Fock hervor getreten. Am geschäftigsten zeigen sich indessen die Ultramontanen, welche den für Koblenz gewählten Fcuersocietätsdirector v. Waldbott-Baffcnheim al« Candidatcn zur Präsidentenwahl aufstellen und Alles aufbieten, ihm die Ma- jorität zuzuwenden. Anfangs begnügten sie sich freilich mit der Aussicht auf die Vicepräsidentur für ihren Candidaten. Als sie aber die Unterstützung der Rechten zur Erreichung dieses Ziels, durch das Versprechen, für die Wahl des Staatsministers Uhden zum Präsidenten zu stimmen, gewcnncn zu haben glaubten, gingen sie weiter und begannen, jenes Versprechens un° eingedenk, den Präsidentenstuhl für den katholischen Candjdaten zu erstreben. Für den Verlust der Rechten, die sich nun von ihnen zurückgezogen hat, glauben sie sich durch einen Uebertritt zur Linken für diesen speciellen Zweck schadlos halten zu können. Nach Allem, was darüber verlautet, dürften sie sich indessen irren, da die Linke nur unter der Bedingung einer unge- theilten Mitwirkung zur Wahl des Grafen Schwerin jenen Uebertritt gut zuheißen gesonnen ist. Bei der morgenden Wahl wird daher aller Wahr scheinlichkeit nach die Wage zwischen Uhden und Schwerin schwanken, welche die außerordentliche Grschäftskenntniß des Letzter» gegen die Erfolge de- Erster» als Leiter des Vereinigten Landtags abmessen wird. R: Berlin!, 4. Dec. Wider Erwarten ist die Wahl des Präsidenten, welche heute an der Tagesordnung der II. Kammer war, nicht zur Sprache gekommen, obwol die Sitzung um 11 Uhr eröffnet und erst um 5 Uhr Nachmittags geschlossen wurde. Diese ganze Zeit ist durch die Wahlprü- fungen in Anspruch genommen worden, und zwar hat die Beanstandung der Gültigkeit der Wahl des Fürsten Karl v. Lichnowski für Ratibor eine ganz besonders lebhafte Debatte hervopgerufen, obwol dieselbe mit 22 Stim men über die absolute Majorität der Wähler entschieden worden ist- Das Re sultat der Debatte, in welcher der Appellationsgerichtspräsident Wentzel als Abgeordneter für Oppeln unter dem Beifalle der Linken ein« Lanze gegen den Minister v. Westphalen brach, erregte nicht geringes Aufsehen, da der Letztere mit Unterstützung des Hrn. v. Gerlach, als warmer Vertheidiger des dem Justizministerium vorliegenden Verfahrens des Landraths Elsner, Sie ger blieb. Der Antrag der mit Prüfung des betreffenden Protokolls be trauten Abtheilung, jene Wahl bis zur Entscheidung der vorgesetzten Be hörden über die in dem Lanbrathsamt Oppeln zur Erreichung conscrvatlver Wahlen getroffenen Maßregeln zu beanstanden, wurde unter namentlicher Abstimmung mit 157 gegen 153 Stimmen abgelehnt und die Wahl des Fürsten Lichnowski somit für gültig erklärt. Obwol die übrigen Wahlprü fungen nur unerhebliche formelle Bedenken zur Sprache brachten, so gaben doch die sich daran knüpfenden Abstimmungen zu einer Vergleichung der Zahlenverhältnisse der Fractionen Gelegenheit, welche zur Beurtheilung der voraussichtlichen Gruppiruna bei der bevorstehenden Präsidentenwahl von Interesse sind. Bei einer Abstimmung jder Rechten und äußersten Rechten gegen die Linke, die Polen, die katholische und Bethmann-Hollwcg'sche Frac tion stellte sich nämlich das Verhqltniß von 164 gegen 154 Stimmen, mit hin für die gesammte nicht in allen Fragen mit dem ministeriellen Pro gramm übereinstimmende Partei cine Minderheit von 10 Stimmen her aus. Diese Bemerkung möchte zugleich ein Licht auf die Aussichten wer fen, welche der Candidatur des Grafen Schwerin selbst für den Fall bc- vorstehen, daß sich die katholischen Abgeordneten entschließen sollten, aus Ab neigung gegen die Maßnahmen der conservativen Fraction in dieser Angele, genheit mit der Linken gemeinschaftliche Sache zu machen. Für ungültig erklärt wurde in dieserSitzung die kölnerWahl derHH. Bürgers und v. Groote. — Die Spencr'sche Zeitung berichtet: Wie man vernimmt, ist im Mi nisterium des Innern ein Gesetzentwurf auögearbeitct, welcher die gegen wärtige Preßgcsetzgcbung in der von dec Negierung bei Vorlage des Preßgesetzes von: 12. Mai 1851 hinsichtlich der ausländischen Presse pro- ponirtcn Weise ergänzen soll. Die Regierung verlangte damals bekanntlich, daß die Verkeilung von) Druckschriften, welche außerhalb des preußischen