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Nr. 37 — 83. Jahrgang. Mittwoch 13. Februar 1924 Wilsdruff-Dresden. Tel.^Lr.: .Sachsenzeitung' Postscheck - Dresden 2610 SürMvm, Swmk, v. Är-e//«' Arueiaenpreis: die 8 gespaltene «aumzeile 30 Goldpfennig, die 2 gespaltene Zeile d« amtlichen Bekanntmachungen Pfennig, dir 3gespaltene Reklame-eile im textlichen Teile der Zeitung lOO Goldpfenmg. Nachwetsungsgedühr 20 Go». Km/Kr. 6 annahme bis vormittags tOUHr. — — 82r die Richtigkeit der d«H Kernrus übermittelten Anzeigen übernehmen wir deine Garantie. Jeder Radattanspruch erlischt, wenn derBetrag durch Kia^ erngezogen werden muß oder der «ustraggeder in Konkurs gerät. Anzeigen nehmen auch alle Brrmittlungsstellen enigege». Meißen, des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff. Forstrentamts Tharandt. Finanzamts Nossen «. a. M/sSrl/M DaM/o// höherer Gewalt, Ne, oder sonstiger D-tri.dsftSrungen hat der Bezieher keinen^ Anspach "a!st Wrung Znmng oder Kur,UN, de, Bezugspreises. - Rücksendung eingesand.er Schriftstück, erfol,. nur, wenn Porto drilieg, Die Sachsen-Ieituna enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast poineare gruncttätLlich xur Aufgabe cler RuhrbeleiLUng derM? Die Alliierten sollen Bürgschaft für die deutschen Zahlungen leisten (Eigener Fernsprechdienst der „Sachsen-Zeitun g".) London. 12. Febr. „Times" und „Daily Telegraph" beschäftigen sich mit den Aussichten der englisch-französischen Ver handlungen. Im Mittelpunkt sicht die Frage der Umbildung der Ruhrbesetzung. „Daily Telegraph" behauptet, das; Poincarä jetzt grundsätzlich geneigt sei. Ruhrbesetzung aufzugeben, wenn ihm feste finanzielle Sicherungen für die deutschen Nepara- tivnsleistungen von Deutschland und den Alliierten geboten würden und ein Entgegenkommen Englands in der Sicherungs frage in Aussicht gestellt würde. Einberufung des Auswärtigen Ausschusses (Eigener Fernsprechdienst der „Sachsen-Zeitun g".) Berlin. 12. Febr. Der Auswärtige Ausschuß des Reichstages ist auf Montag, den 18. Februar, vormittags 10 -Uhr zur Besprechung der außenpolitischen Lage einberufen worden. Insbesondere soll über die Rhein- und Ruhrfrage verhandelt werden, wozu wiederum die Abgeordneten aus dem Westen hinzugezvgrn werden. Die deutsche Polizei in der Pfalz be herrscht die Lage. (Eigener Fernsprechdienst der „Sachsen-Zeitung") Frankfurts. M., 12. Frbr In allen pfälzischen Städten ist die deutsche Polizei wieder bewaffnet und dadurch in die Lage versetzt, für Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit Sorge zu tragen. AllgemeinerKonflikt inderWerstiudustrie (Eigener Fernsprschdienst der „Sachsen-Zeitun g".) Kiel, 12. Febr. Hier besteht die Ansicht, daß die Aus sperrung der Arbeiter auf der Germaniawerst der Anfang zueinemallgemeinenKonfliktinderWerft- industrie sein werde. Bericht von Höfch's über seinen Besuch bei Poincare. (Eigener Fernsprechdienst der „Sachsen-Zeitun g".) Berlin, 12. Febr. Botschafter von Hoesch hat über seine mit Pvincarö geführten Besprechungen hier berichtet. Cs wäre möglich, haß über den Inhalt seines Berichtes im Laufe des heutigen Tages eine halbamtliche Mitteilung erfolgen werde. „Matin" über den Besuch von Hösch's bei Poineare. (Eigener Fernsprechdienst der „Sachsen-Zeitun g".) Paris, 12. Febr. „Matin" schreibt zu der gestrigen Unterredung zwischen Poincarö und dem deutschen Botschafter: Die deutsch-französischen Unterhaltungen könnten durch den Ab schluß der Untersuchung durch die von der Reparationskommission eingesetzten Sacherverständigen keinen politischen Wert erhalten. Verständigung Englands mit Frankreich in der Pfalzfrage. (Eigener Fernsprechdienst der „Sachsen-Zeitun g".) Paris, 12. Febr. Zu dem gestrigen Besuch des Herrn von Hoesch wird noch gemeldet: Der deutsche Botschafter habe die Angelegenheit der Rheinpfalz nicht angeschnitten, weil Poin- carö ihm versicherte, daß in Frankreich und England in dieser Frage eine definitive Verständigung erzielt worden sei. Die technischen Besprechungen in der Kölner Eisenbahnfrage. (Eigener Fernsprechdienst der „Sachsen-Zeitun g".) Paris, 12. Febr. Wie eine Düsseldorfer Havasmeldung näher aussührt, sind die technischen Verhandlungen, die für heute zwischen Vertretern der fraltzösisch-belgischen Eisenhahn regie, den britischen Behörden und der Kölner Eisenbahndirek tion eröffnet werden sollten, auf besonderen Wunsch der britischen Vertreter verschoben worden. Die britischen Vertreter haben er klärt, daß die deutschen Vertreter durch Konserenzen mit den Eisenbahnsachverständigen des ersten Expertekomitees in Berlin zurückgehalten' feien und erst am kommenden Donnerstag sich frei machen können., Die französisch-belgische Regie hat indessen im Einvernehmen mit den britischen Behörden folgende Entschlüsse gefaßt: 1. Der Durchgangsverkehr der internationalen Schnell züge durch -Köln und Düren wird vom 11. Februar an wieder völlig ausgenommen. 2. Die Arbeiterzüge aus der Linie Köln- Grevendwich werden bis nach Oehoven weiter geleitet. 3. Vom Donnerstag, den 14. Februar ab werden sünf Schnellzüge in der Richtung Mainz-Koblenz und ungekehrt verkehren. 4. Sobald die deutschen Behörden darum angekommen sind, wird die Regie drei Personenzüge auf der Strecke Köln—Siegburg sowie auch Güterzüge verkehren lassen. Eine belgische Kaserne in Steckrade in die Lust geflogen. (Eigener Fernsprechdienst der „Sachsen-Zeitun g'.) Paris, 12. Febr. Wie dem „Journal" aus Krefeld ge meldet wird, ist gestern Nacht in Steckrade eine Kaserne des 6. belgischen Infanterieregiments durch eine Pulverexplosion in die Luft geflogen. In der Kaserne waren etwa 30 000 Patronen aufgespeichert. Die Soldaten konnten sich teilweise nur durch Springen aus den Fen stern in Sicherheit bringen. Der Londoner Kabinettsrat verschoben. (Eigener Fernsprechdienst der „Sachsen-Zeitun g".) London, 12. Febr. Der für gestern angeletzte Kädinetts- rat ist auf heute verschoben worden. Hodgeson zum englischen Geschäftsträger in Moskau ernannt. (Eigener F e r n f p r e ch d i e n st der „Sachsen-Zeitun g".) London, 12. Febr. Laut Reuter ist die Ernennung von Hodgeson zum britischen Geschäftsträger in Moskau nun- - mehr offiziell erfolgt. Abgeändertes holländisches Flottenprojekt (Eigener Fernsprechdienst der „Sachsen-Zeitun g".) Haag, 12. Febr. Die holländische Regierung, die seiner zeit wegen Abänderung eines Flottenprogramms zurückzutreten' beabsichtigte, schickt sich an, dieses Gesetz mit gewissen Abände rungen dem Parlament noch einmal vvrzulegen. Die Regierung beabsichtigt nunmehr, einen sofortigen Bau von vier Schiffs- einrichtungen für Holländisch-Indien und ferner den Ankauf von sechs Flugzeugen, die in Holland selbst verwendet weiden. Die gesamten Kosten werden auf ungefähr 8 300 000 holländische Gulden veranschlagt. —— ver Lbillinger AsklaMM. Die Wahl in Thüringen ist unter einer ganz eigenartigen Konstellation vor sich gegangen: Der Angriff des Orvnungsblockes und einer davon gesonderten Leutsch völkischen Liste richtet sich geschlossen gegen die sozialistische Regierung, hatte also eine über aus einfache und eindeutige, für das Bürgertum selbst deshalb sehr schlagkräftige Parole. Damit war von vorn- herein die stärkste Aussicht für einen Erfolg gegeben und das Wahlresultat bedeutet einen ganz außerordentlichen Sieg des Ordnungsblocks und der Deutschvölki- schen. Auf der andern Seite haben wir, wie vor kurzem bei den Gemeindewahlen in Sachsen, einen sehr starken Rückgang der Mehrheitssozialisten vor allem wohl zu gunsten der Kommunisten. Der Ordnungsblock bedeutete, wie von vornherein festgelegt war, nur ein w a h l t a k t i s ch e s Zusammen gehen und verpflichtet die darin vereinigten Parteien nicht zu einem künftigen Zusammengehen auch in der thüringi schen Regierung. Immerhin wird hierfür durch das Zu- sammeniteüeu bei den Wablen ein starker moraliicber Druck seitens der Wählermassen auch für ein demnächstiges Zu sammengehen ausgeübt werden, andererseits wird die Mehrheilssozialdemokratie sich jetzt nach ihrer Niederlage nur schwer zu einer Koalition mit den Siegern bereit fin den. Gewiß wird namentlich von den Demokraten der Gedanke der Großen Koalition für oie zu künftige thüringische Regierung stark in den Vordergrund geschoben. Aber das würde bedeuten, daß ein Teil des Ordnungsblockes, nämlich die Deutschnationalen in die Opposition gedrängt würden, eine Opposition, die sich dann aus dieser Partei, den Deutschvöllischen und den Kommunisten zusammensetzen und in ihrer Stärke nur um ein paar Stimmen hinter der Großen Koalition zurückbleiben würde, da die deutschnationalen Mandate fast die Hälfte der von dem Ordnungsblock eroberten Sitze ausmachen dürfte. Bei den schweren inneren Differenzen innerhalb der Großen Koalition gerade in Thüringen würde also eine wirklich kräftige Regierung nur von sämt lichen bürgerlichen Parteien, die Deutschvölkischen ein geschlossen, sich bilden lassen. Man könnte von dem Wahlresultat in Thüringen vielleicht schon schließen auf das Ergebnis, das uns die NeiLstaaswablen brinaen werden. Natürlich sind derartige Schlüsse genau so unsicher, wie die Stimmung der Masse unsicher ist und bleibt. Besonders deswegen muß man vorsichtig sein, weil bei den Reichstagswahlen nicht eine klare und eindeutige Wahlparole nach der einen oder der andern Seite vorliegt, wie das in Thüringen der Fall ist. Noch trennen uns vielleicht Monate von diesen Neichstagswahlen; freilich schwirren Gerüchte her um, die von einer baldigen Auslösung des Reichs tages wissen wollen. Unter einer solchen Auflösung vor einem Wahlkampf würden aber alle Parteien gleichmäßig leiden. Ist eine selbst in das Hirn des einfachsten Mannes eindringende Wahlparole nicht vorhanden, so hängt der Erfolg des Wahlkampfes ganz und gar von der Agitation der Parteien ab, also von der Möglichkeit, namentlich durch Versammlungen auf die Wähler einzuwirken. An gesichts der finanziellen Notlage, in der sich seit Jahres frist alle Parteien, die einen mehr, die andern weniger, befinden, ist die kostenlose Arbeit, die der über freie Eisenbahnfahrt und Diäten verfügende Reichstags abgeordnete leisten kann, für alle Parteien ein außer ordentlich wichtiges Moment und das läßt sich keine Partei gern entgehen, überhaupt wird das Wahlresultat noch schwerer prophezeihbar sein, weil alle Beeinflussungs möglichkeilen der Parteien auf die Wähler wegen ihres Geldmangels sehr stark eingeschränkt sind. Der Leserkreis der Zeitungen ist sehr stark zurückgegangen, die Kosten der Flugblätter, der Versammlungen, der Reisen, des Lebens unterhaltes der in der Agitation Tätigen sind so erheb liche, daß man sich bei allen Parteien nur auf das Aller- notwendigste wird beschränken müssen. Schon der letzte Landtagswahlkampf von 1821 zeigte einen starken Rück gang in der Stärke und Ausdehnung der Wahlagitation; seitdem sind die Organisationen Ler Parteien unter dem Druck der Inflation sehr stark zurückgegangen, teilweise ganz zusammengebrochen, so daß man über das Wahl resultat eigentlich vollkommen im Dunkeln ist. Andere unwägbare Momente wie die radikalisierende Wirkung der Arbeitslosigkeit aus der einen, die Notlage der Land wirtschaft auf Ler andern Seite tragen ihr übriges zu dieser Unsicherheit noch bei. „Das Volk spricht nur, wenn es in seiner Ganzheit spricht/ sagt einmal Lagarde, und diesmal — spricht's nicht in seiner Ganzheit. Der Sieg des OrSnungsSunöes. Unter ungemein starker Wahlbeteiligung ist Sonntag über die künftige Zusammensetzung des Thüringer Land tags entschieden worden. Das Resultat war eine überaus starke Niederlage der Sozialdemokratie, welche der jetzigen sozialistischen Mehrheit im Landtage ein Ende bereitet. Wenn auch noch einige kleine Korrek turen das Wahlresultat durch zurückgebliebene Einzeler gebnisse sicher herausstellen können, so war doch Montag nachmittag der Ausgang klar zu überblicken. Man zählte 385 000 Stimmen für den Ordnungsblock, rund 200 000 sozialdemokratische Stimmen, 155 000 Kommunisten, 78 000 Völkische, außerdem 5000 Unabhängige und 2000 Wirt schaftsbund. Von den bisherigen 53 Mandaten werden voraussichtlich 25 auf den Ordnungsbund, 5 auf die Deutschvöllischen, 12 aus die Sozialdemokraten und 11 auf die Kommunisten entfallen. Die Sozialdemokratie hatte im alten Landtag allein 22 Sitze, von denen sie also 10 verliert. Die Kommunisten hatten im bisherigen Landtag sechs und die nichtsozialisti schen Parteien 26 Mandate. Tie Wahlbeteiligung betrug durchschnittlich etwa 85—90 Prozent. . Infolge der starken Wahlbeteiligung werden die Man datszahlen sich im neuen Landtag stark vermehren, da auf 12 000 Wähler ein Abgeordneter entfällt. Nach einer als ziemlich genau aufznfassendcn Berechnung werden Man date erhallen: Ordnungsbund 32 Sitze, Völkische 6 Sitze, Sozialdemokraten 15 Sitze, Kommunisten 12 Sitze. KuM-au -- Verhaftung en es Mimsterialsrkrelärs. Dresden, 11. Febr. Der Sekretär Groß in dem Mini sterium des Innern ist am Freitag verhaftet worden. Groß war früher im Polizeipräsidium tätig und wurde vom verstossenen Minister Liebmann in das Ministerium des Innern, Abteilung Polizeiwesen, berufen. Keder die Gründe der Verhaftung ver lautet, daß Groß seit längerer Zeit Spionagedienste zugunsten der Kommunisten geleistet habe, indem er wichtige Akicnstücke, die durch seine Hände gingen, mit allen Einzelheiten abschrieb und sie seinen kommunistischen Auftraggebern Meckte, die da durch über die internen Vorgänge im Landespolizeiwesen stets gut unterrichtet wurden. Strafverfahren «egen den politischen Staatsanwalt Hiller. Leipzig , 11. Febr. Gegen den hiesigen politischen Staats anwalt Hiller ist ein Strafverfahren wegen unbefugter Führung eines Titels eingeleitet worden. Die Untersuchung wird vom Oberstaatsanwalt persönlich geführt. An der Wohnungstür Hillers befand sich ein Schild mit dem Doklvrtitel. Hiller erklärt