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^24^ Iriedrich Heorg Meck's — Deutsche IllustMe OewerbLLeitung. Abonnements-Preis: Halbjährlich 3 Thlr. Herausgegeben von vr. A. Lach mann. Verlag von I. Derggold in Berlin, Links-Straße Nr. 10. Jnseraten-Preis: pro Zeile 2 Sgr. Vierunddreißigster Jahrgang. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postämter. Wöchentlich ein Sogen. Inhalt: Gewerbliche Berichte: Neber die Festigkeit des Papieres. — Würdigung der znm Verspinnen gelangenden Banmwolleusorten. (Schluß.) — Lackirnng auf Zinkblech. — Technische Korrespondenzen vom Waarenmarkt. — Die neuesten Fortschritte und technische Umschau in den Gewerben und Künsten: Patente vom Monat Mai. — Burghardts verbesserte Maschine Holz behufs der Pavierfabrikation zu zerfasern. — Verbesserung an Kippkarren. — Bostnger's vatentirter Maserapparat für Lackirer, Weiß binder u. s. w. — Anfertigung von Zirkoncylindern für die Beleuchtung mittels Leuchtgas und Sauerstoff. — Lascho's neue Methode der Dekorationsmalerei. — Barker s Pa- tentirte GaS- und Wasserrohren. — Rossignols Wein-ErhitzungSapparat. — Higgin's Methode, Anilinschwarz zum Aufdruck darzustellen. — Feuilleton: Verfahren, gelb gewor dene Handschrift zn schwärzen. — Neues Mittel, eine intensive Kälte zu erzeugen. — Bereitung einer nichtgiftigen Versilberungsflüssigkeit. — Blau gefärbter Zucker. — Einfaches Verfahren die Gegenwart von Arsenik-Kupferfarbe auf bunt bedruckten Kleiderstoffen -c. zu erkennen. — DaS Animalistren der Baumwollenfaser. — Prof. Gangcr's Methode das Fleisch zu conserviren. — Literarischer Anzeiger. Hewerbliche Berichte. Ueber die Festigkeit des Papieres. Nach Mittheilungen der Ztschrft. d. V. d. Jng. von A. W. Schultz. Jeder Papierfabrikant weiß, daß die leinene Faser ein festeres Papier giebt als baumwollene, daß ungebleichter Stoff dem Pa piere mehr Festigkeit verleiht, als durch die Bleiche schon ange griffener, daß ein Papier mit viel Thonerdegehalt nicht so fest sein kann, als Papier ohne Thonerde u. s. w.; wie groß aber der Einfluß dieser verschiedenen Fasern ist, darüber existiren bis jetzt nur wenige Versuche. Die einzigen mir bekannten sind von F. Exner, Lehrer an der Oberrealschule in Ellbogen, angestellt und schon im Jahre 1864 in einer kleinen Schrift: „Unter suchung der Eigenschaften des Papieres" veröffentlicht. Herr Exner ermittelte mit einem besonders dazu construirten Apparate für 50 verschiedene Sorten Papier das Gewicht, welches man an einen Streifen derselben hängen kann, bis dieser zerreißt. Aus diesem Gewichte ? und dem Querschnitt des gewählten Streifens läßt sich dann der Modul der absoluten Festigkeit nach der Formel berechnen. Es läßt sich aber aus diesen Zahlen ein Schluß auf die Festigkeit des untersuchten Papieres mit Sicherheit nicht machen, da, wie ich später zeigen werde, jedes mit der Maschine gefertigte Papier nach verschiedenen Rich tungen hin eine ganz verschiedene absolute Festigkeit hat, aber Herr Exner die für seine Streifen gewählte Richtung nicht an- giebt. . Es wird zwar überhaupt das Papier in der Regel nicht allein auf die so ermittelte absolute Festigkeit in Anspruch ge nommen, vielmehr beziehen sich die Anforderungen, die der Fa brikant an ein festes Papier stellt, auf eine aus absoluter, rela tiver u. s. w. zusammengesetzte Festigkeit. Da aber die absolute Festigkeit doch stets ein Theil derselben ist, das Papier auch in einzelnen Fällen, z. B. bei den in der Telegraphie zur Anwen dung kommenden Morserollen, allein auf die absolute Festigkeit in Anspruch genommen wird, so ist eine nähere Kenntniß der selben, besonders der Einfluß der verschiedenen Rohmaterialien und Darstellungsweisen ans dieselbe auch für den Fabrikanten gleichwohl von großem Interesse. Diese Ueberzeugung veranlaßte mich zu Versuchen, die ich mit einem viel einfacheren Apparat als der, dessen sich Herr Exner bediente, welcher aber zu einem bloßen Vergleiche verschie dener Papiere auch vollkommen genügte, angestellt habe. Ich legte den zu prüfenden, in der Regel 1 Zoll (26""°) breit ge wählten Streifen Papier x um eine kleine hölzerne Rolle r, welche an beiden Enden mit Knöpfen zum Aufhängen einer für die Gewichte 0 bestimmten Schale s versehen war. Die beiden Enden des Papierstreifens klemmte ich dann in ein IO4 Zoll (32""°) starkes kleines Brett b, welches zu dem Zwecke in der Mitte mit einem viereckigen Loche, in welches ein ebensolcher Holzklotz L hinein paßte, versehen und an beiden Enden unter stützt war. Die Gewichte, mit welchen nun nach und nach die Schale beschwert wurde, wurden hierbei natürlich von den beiden nach oben gehenden Papierstreifen von jedem zur Hälfte getra gen, oder es hätte schon die Hälfte der Gewichte, welche schließ lich den so belasteten Streifen Papier zerrissen, genügt, um einen einfachen Streifen von der gewählten Breite zu zerreißen. Zunächst ist nun auf die Größe der Gewichle ?, außer der Qualität der zum Papier gewählten Faser u. s. w., besonders der Querschnitt eines solchen Papierstreifens, das Produkt aus seiner Breite und Dicke von Einfluß. Um hierin für alle Ver suche möglichste Gleichmäßigkeit zu erzielen, wählte ich für die Streifen stets dieselbe Breite 1 Zoll (26""°), war also nur noch von dem anderen Faktor, der Dicke, abhängig. Diese läßt sich nur schwer und mit Hülfe besonderer Instrumente bemessen; außer dem ist es eine Größe, welche im Uebrigen für den Papierfabri kanten oder Consumenten von gar keinem Interesse ist; vielmehr wird das Papier sabricirt und verkauft nach einer, dieselbe Faser und dieselbe Pressung beim Glätten vorausgesetzt, der Dicke pro portionalen Größe, dem viel leichter zu ermittelnden Gewicht. Dieses habe ich denn auch bei einem Vergleiche der verschiedenen untersuchten Papiere zu Grunde gelegt. Ich komme nun zu den Resultaten der gemachten Versuche, und zunächst auf einen Unterschied zwischen geschöpftem und mit der Maschine gefertigtem Papier. Die Verfilzung der einzelnen Fasern geschieht bei dem geschöpften Papier nach allen Richtungen hin ganz gleichmäßig; es ist also auch natürlich, daß ein geschöpf tes Papier nach allen Richtungen hin gleiche Festigkeit hat. Nicht so ist es mit dem auf der Maschine gefertigten Papier. Hierbei lassen sich besonders zwei Richtungen unterscheiden: die Längs richtung, nach welcher sich das Papier ausdehnt, und die Quer richtung, in welcher es zusammenschrumpft. Wenn schon dieser Unterschied auch auf eine verschiedene Festigkeit des Papieres nach diesen beiden Richtungen hin schließen läßt, so ergiebt sich das noch viel mehr aus folgender Betrachtung: Wenn eine durch Verfilzung kleiner Fasern entstandene Masse,