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N'«ckrnbl.itt für Pulsnitz, Königsluülk, Nitstrbrrg, Nadclmrg, Moritzburg nutz Ilmgrgeu^ Erscheint: Mittwoch« und Sonnabends. Abonnemcntspreis: leinschlieklich des jeder Sonnabend-Nummer beiliegenden Sonntagsblattes) Vierteljährlich I Mk. 25 Pfg. Inserate werden mit 10 Pfennigen für den Naum einer gespaltenen Cvrpus- zeile berechnet u. sind bis spätestens Dienstags und Freitags Vormittags v Uhr hier aufzugebcn. Amtsblatt des Königlichen Amtsgerichts, sowie des Stadtratkes zu Dutsnih. Sechsunddreitzigster Jahrgang. GeschäftssteSlqG blr KönigsbrAH; bei Herrn Kaufm. M. Tschersich. Dresde«; Annoncen-Bureaus Haasenftei« L Voaler u. Jnvalidendant. Buchdruckerei von Ernst Ludwig Förster in Pulsnitz. Verantwort!. Redacteur Alwin Endler in Pulsnitz. Druck und Verlag von Paul Webers Erben in Pulsnitz. Leipzig; Rudolph von uns unbekannten Firmen und Personen nehmen wir nur gegen Pränumerando-Zahlung durch Briefmarke« »dar bl 11 lrs^ 4^4Uizr Posteinzahlung auf. Anonyme Annoncen, oder solche, welche Beleidigungen enthalten, werden keinesfalls ausgenommen, mag der Betrag beiliegen oder nicht. kXPSÜiliON Ü68 ^MisblSiiKS- 3». August 1884. 70. Sonnabend. Die Kaiserznsanunenkunft. Die schon seit einiger Zeit signalisirte Zusammen kunft zwischen Kaiser Wilhelm und Kaiser Alexander III. hat jetzt eine bestimmtere Gestalt gewonnen, indem Ber liner Blätter übereinstimmend melden, daß dieselbe in den ersten Septembertagen erfolgen werde, während zu gleich aus Warschau berichtet wird, daß man der Ankunft des Czaren daselbst für den 3. September entgegensetze. Ueber den Ort der Entrevuc verlautet noch nichts Be stimmteres und ebenso wenig über die projectirte Theil- nahme des Kaisers von Oesterreich an derselben, zunächst werden nur unser Kaiser und der Czar eine Zusammen kunft haben, doch ist es nicht unwahrscheinlich, daß sich Kaiser Alexander und Kaiser Franz Josef ebenfalls an einem noch näher zu bestimmenden Orte begrüben werden. Vorläufig handelt es sich indessen, wie schon er wähnt, um eine persönliche Begegnung zwischen dem greisen deutschen Kaiser und seinem kaiserlichen Groß neffen, dem Kaiser Alexander III. Es würde dies ja nicht zum ersten Male geschehen, schon zu Danzig haben sich beide Herrscher begrübt, gefolgt von einer außer ordentlich glänzenden Suite und dieser Umstand wie namentlich auch die Anwesenheit des Reichskanzlers Fürsten Bismarck verlieh dieser Zusammenkunft ein be sonderes Relief. Die jetzige Entrevue wird nun aller dings, allen Anzeichen nach zu urtheilen, sich in einem äußerlich weniger glänzenden Rahmen bewegen, was aber der Bedeutung derselben nicht den geringsten Abbruch thun würde. Dieselbe würde in der Besiegelung der alten Freundschaft zwischen Deutschland und Rußland ihrem Gipfelpunkt finden, nachdem schon in der letzten Zeit die Beziehungen zwischen beiden Reichen wieder einen ent schiedenen freundschaftlichen Charakter angenommen haben. Das Verhältniß zwischen Deutschland und Rußland hat ja feit dem Tode Alexander II. manch' seltsame Phasen durchlaufen und es kann auch nicht geläugnet werden, daß sich infolge der Jutriguen der russischen panslavisti- schen Partei einmal eine ziemlich auffallende Verstimmung zwischen den Cabineten von Berlin und Petersburg heraus gebildet hatte. Dieselbe ist aber nunmehr längst glücklich überwunden, die Wiederannäherungsversuche Rußlands an Deutschland fanden bei letzterem die günstigste Aus nahme und die bevorstehende Unterredung zwischen den beiden Monarchen wird sicherlich auch den leisesten Schatten beseitigen, welcher etwa noch auf dem deutsch-russischen Verhältniß liegen sollte. Daß im Laufe derselben auch noch andere Fragen zur Discussion gelangen werden, liegt sehr nahe, nament lich in Hinblick auf die vorangegangene Monarchenbe- gegnung in Ischl und die Varziner Conserenz zwischen den Fürsten Bismarck und dem Grasen Kalnoky. Dieselben Gegenstände politischer Natur, welche in Ischl und Varzin zur Erörterung gelangt find, werden jedenfalls auch zwischen Kaiser Wilhelm und dem russischen Monarchen nochmals besprochen werden. Wenn Rußland mit Deutsch land und Oesterreich-Ungarn dieselben politischen Wege ' wählt, so sind die drei Kaiserreiche ohne Frage die Herren der Situation. Was hierbei so wohlthuend und beruhigend wirkt, ist die Gewißheit, daß die drei mäch tigen Verbündeten der ganzen Natur hier Gemeinschaft noch keinen Plan im Schilde führen können, welcher den Frieden Europas bedroht, sondern daß sie im Gegen theil nur die zweckmäßigsten Mittel aufsuchen werden, um diesen Frieden zu erhalten und für die Zukunst sicher zu stellen. Es bedarf hierzu keiner förmlichen Erneuer ung deS Drei-Kaiser-Bündnisses und der Wunsch, dasselbe wieder hergestellt zu sehen, wird wohl auch sicherlich bei einer der drei bctheiligten Mächte vorherrschend sein, wenn gleich es heißt, daß Rußland die Wiederaufrichtung der Tripel-Allianz aus theilweise veränderten Grundlagen anstrebe. Die Gemeinsamkeit der Interessen der drei Kaiserreiche in allen Hauptfragen der hohen Politik ist von selbst gegeben, ohne daß es zu deren Wahrung noch besonderer Abmachungen bedürfte und auch die Macht sphären Oesterreichs und Rußlands auf der Balkanhalb insel werden sich noch zur Zufriedenheit beider Mächte abgrenzen lassen. — Als einen Hauptgegenstand in den Besprechungen zwischen Kaiser Wilhelm und Kaiser Alexander wird sich ohne Zweifel die egyptische Frage darbietcn, sie bildet den Brennpunkt aller Schachzüge, welch»-die geeinten europäischen Mächte England gegen über in Aussicht zu nehmen haben. Englands Friedens störung im Sommer 1882 erschuldet die gegenwärtige Krisis und diese muß überwunden und beseitigt werden, wenn die Ruhe Europas auf längere Zeit hinaus unge stört bleiben soll. Das Verhalten Englands auf der Londoner Conserenz und dann auch sein unfreundliches Benehmen gegen Deutschland in den westafrikanischen Angelegenheiten haben das englische Schuldkonto nicht verringert und man wird daher nicht irren, wenn man annimmt, daß die bevorstehende Monarchenbegegnung eine Jsolirung Englands zur nächsten Folge haben wird. Zum Sedanfest! Im Kreislauf des Jahres ist wiederum der Tag gekommen, an welchem vor nunmehr vierzehn Jahren die deutschen Heere auf den blutgetränkten Gefilden von Sedan die letzte Armee des dritten Kaiserreichs zu Boden schmetterten und den stolzen Franzosenkaiser selbst ge fangen nahmen. Wohl folgten hierauf noch lange und harte Kämpfe mit den Heeren der französischen Republik, ehe der für Deutschland so glorreiche Friede verkündet werden konnte, dennoch aber wird die Schlacht von Se dan mit Recht als der entscheidende Wendepunkt in dem deutsch-französischen Niesenkampfe und als der eigentliche Geburtstag der deutschen Einheit betrachtet. Mit voller Berechtigung feiern wir Deutsche daher den 2. Septem ber als unser größtes nationales Fest, als den Tag der im Schlachtgewühl erfolgten politischen und nationalen Wiedergeburt Deutschlands und so schickt man sich in allen deutschen Gauen auch diesmal an, denselben in der seiner Bedeutung entsprechenden würdigen Weise zu feiern. — Man begegnet hierbei immer wieder der Meinung, daß das Sedansest sich überlebt habe, daß seine Feier nicht mehr zeitgemäß sei und daß schließlich deren stete Wiederholung eine Provocation der franzö sischen Nation bedeute. Nichts kann aber irriger sein, als gerade letztere Anschauung, denn dem Charakter des deutschen Volkes liegen Hohn und Spott auf den be siegten Gegner wahrlich fern und bei den Franzosen selbst hat sich schon längst die Einsicht eingebürgert, daß es edlere Motive sind, welche uns alljährlich von neuem diese Feier begehen lassen. Wer aber, der sich zu den wahrhaft patriotisch denkenden rechnet, wollte im Ernst behauplen, daß die Sedanfeier nicht mehr zeitgemäß sei? Gerade sie bildet sür unser Volk eine immer wieder kehrende patriotische Anregung, eine stete Erinnerung an jene große und erhebende Zeit von 1870 und 71 und diese Erinnerung soll nicht nur allen denen, welche jene gewaltige Epoche in unserer vaterländischen Geschichte noch selbst mit erlebt haben, immer lebendig vor Augen stehen, sondern auch auf die Heranwachsende Generation übergehen. Unsere Jugend soll durch die Sedanfeier an die heldenmüthigen Kämpfer von 1870 und ihre großen Thaten erinnert werden und sich hieran ein Beispiel treuer Pflichterfüllung und aufopfernder Vaterlandsliebe nehmen; für uns Alte aber foll die Feier des Sedan festes eine ernste Mahnung sein, sowohl der Tausende deutscher Männer, welche in dem großen Kampfe den Heldentod fürs Vaterland starben, als auch seiner noch unter uns lebenden Theilnehmer in Dankbarkeit zu ge denken, die Angehörigen der gefallenen Helden zu trösten und zu unterstützen, dann jedoch auch, das mit dem Einsätze so kostbarer Kräfte Errungene festzuhalten und uns dessen allzeit würdig zu erweisen. Es sind dies heilige Pflichten und nur durch deren Erfüllung kann das deutsche Reich im Sinne seiner erleuchteten Schöpfer weiter wachsen und gedeihen. Diese Pflichten nun, sie ruft uns der Sedantag wieder ins Gedächtniß, zugleich mit der eindringlichen Mahnung, an ihm alle politischen und confessionellen Gegensätze bei Seite zu stellen und uns nur als Deutsche, als Angehörige Eines großen Stammes zu fühlen. In diesem erhebenden Sinne ist der Tag von Sedan immerdar begangen worden und in dieser weihevollen und patriotischen Stimmung, die allen kleinlichen Zank und Hader der Parteien vergessen macht, wird das deutsche Volk hoffentlich auch diesmal seinen größten Ruhmestag seiern. Zeitereignisse. Pulsnitz. Wie alljährlich, so wird auch dieses Jahr der hiesige Militärverein den Sedantag seiern, und zwar Sonntag, den 31. August; wo von Nachmittags 3 Uhr an auf dem Schützenhause Concert und Scheiben schießen und Abends Ball stattfindet. Hoffentlich werden am 2. September die öffentlichen als auch private Gebäude sich im Flaggenschmuck zeigen. — Am 1. September wird in Vereinigung mit der Postagentur in Bischheim eine Telegraphenbetriebsstelle mit beschränktem Tagesdienst eröffnet werden. — Vom Handelskammersekretär vr. jur. Arthur Löbner in Zittau ist eine Broschüre unter dem Titel „Bemerkungen zur Frage der freiwilligen Bildung von Berufsgenossenschaften auf Grund des Unfallversicher ungsgesetzes vom 6. Juli 1884," erschienen und zum Preise von 50 Pf. durch alle Buchhandlungen zu be ziehen. Kamenz, 27. August. Gestern Abend sind in Zerna 6 Nahrungen: Nr. 16,17, 18, 19, 20 und 21 durch Feuer vernichtet worden. Man vermuthet Brandstiftung. Ziltau. Vier Oberschlesische Erntearbeiterinnen polnischer Nationalität des Dominium Weidenhof bei Zittau aßen ein Gericht selbstgesammelter Pilze und er krankten sämmtlich im Laufe des nächsten Tages. Eine der Frauen ist unter gräßlichen Leiden verstorben, obgleich von Seiten des dirigirenden Arztes alle Rettungs- und Linderungsmittel versucht wurden. Höchst wahrscheinlich handelt es sich in diesem Falle wieder um eine Vergift ung durch den Knollenblätterpilz (^Zarious bulbo8us), welcher leider dem echten Champignon(^garieus caruxastris) so ähnlich sieht, daß ein geübtes Auge zur Unterscheidung gehört. Der Knollenblätterpilz ist so furchtbar giftig, daß ein einziges Exemplar zur Tödtung eines Menschen ausreicht, und da außerdem die Erscheinungen der Ver giftung erst 12—36 Stunden nach seinem Genuß einzu treten pflegen, so ist ärztliche Hilfe fast immer ohnmächtig. Die Qualen einer Pilzvergiftung sind geradezu entsetzlich mit anzusehen, und der Tod erscheint gewöhnlich als eine wahre Erlösung. — Das Gartenfest des Albertvereins in Dresden am vorigen Sonntag ist in ebenso glänzender als pecuniär zufriedenstellender Weise verlaufen. 15000 Eintrittskarten wurden verkauft, 16000 Loose der Lotterie abgesetzt. Die Vorstellungen der Dresdner Salon-Throler dabei sollen gegen 2000 Mark Reinertrag ergeben haben, so daß der Gesammtertrag den weitgehendsten Wünschen entsprechen dürfte. — Als ein alter Zopf muß es bezeichnet werden, wenn man noch heute in den Straßen so sehr viele Pferde sieht, welche mit den sogenannten „Scheuklappen" gequält werden. Diese Scheuklappen haben erfahrungsmäßig gar keinen Zweck; sie vermehren die Unsicherheit, also gerade das Uebel, was sie verhüten sollen und machen das Pferd ängstlich und schüchtern. Je größer der Ver kehr, desto mehr müssen Auge und Ohr angespannt werden,