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Donnerstag, 16. Le-em-er Itzsttz vrit ttrr S8VV ridlnst Stinntn! Nr. 3VS. vierter Jahrsan-'. 5luer Tageblatt und Anzeige» für das Erzgebirge r>«<i!i»w»>tlich«k Resatte-ur i rm, xmdeia. Ftr di« Inserat« «»ntweitlich: waitrr sinm». Veld« in All« t. L«zg«d. mit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Illustriertes Sonirtagsblatt. SprechfimrL« d« Reöaktioo mit Aoinichm« der Sonntag« nachmittag» von 4—L Ahr — Lriegramm-Aöreff«: Lagrbiatt An«. — Fernsprecher tt. Mr nnvrriangt «ingesanöte Mannskripi« kann SewLhr nicht geleistet werden. vralk »nd vertag ME»k«ch » vir lg»stt»elttch«6 m. t. f. in Ao« i Lr,g«t. O«Illg»s>r«i,: vnrch unser« Boten sret in» hau» monatlich »0 Pfg. B«i der Seschästsstell« adgeholt monatlich »s t>fg. und wöchentüch >0 pfg. — B«i der Post »«stellt and selbst adgeholt vierteljährlich I.ro Mk. — vnrch Kea SriettrSger frei in» Sau» vierteljährlich i.-r lM. — Ltnzeln« Nummer >o pfg. — Deutscher postzeitungr- eatalog. — Erscheint täglich in den Mittagistandea, mit Aufnahme von Sonn- und Feiertagen. - - -- >- > - , Annahme von Anzeigen bi, spätesten, gh, Uhr vormittag». Für Aufnahme von Größeren Anzeig«, an bestimmte» Stellen kann nur dann gebürgt werden, wenn st« am Lag« vorher bei un, eingehen. Znsertion,preis: Vie fiebengespaltene Aorpu^eil« oder deren Raum >» pfg^ Reklamen » pfg. Bei größeren Aufträgen entsprechender Rabatt. Dies« Nummer Umsatz! 8 ?«i!«a. Das Wichtigste vovr Tage. In derzwetten sächsischen Kammer kam «gestern die Interpellation über die Fleischteuerung zur Verhandlung, die noch längerer Beratung vertagt wurde. (S. Nicht. i. Blg.) Der Reichstag hat sich gestern nach Erledigung des Nachtragsetats und der Debatte über Arbeits nachweise bis zum 11. Januar vertagt. (S. Nicht. '. Blg) » In Braunschweig sand gestern in An w e sen h: it detzKaiser- vaares die Hochzeit des Herzogregenten Johann Albrecht mit Prinzessin Elisabeth zu Stolberg-Roßla statt. Der König vonSacksen rvar durch den Generalleutnant von Lafsert vertreten. Die Reise des österreichischen M in i st e r p rä s i d e n - -le» G^eef A«hrenthal4 «ach B erli n erfolgt, wie nunmehr fest steht Im Lanke des Monats Februar. Der Gras wird von seiner Gemahlin begleitet sein. Ein« Zusammenkunft zwischen dem französischen Ministerdes Neuster«« Pich 0 n mit dem englischen Staatssekretär Sir Edward Grey wird in den nächsten Tagen an noch unbestimmtem Orte stattfinden. König Leopold von Belgien äußerte heute Nacht, er fühle sich wohlc r. Eine Konsultation der Aerzte fand um 4 Uh: früh statt, eine weitere soll um 8 Uhr vor mittags erfolgen. Die Aerzte werden auch heute noch keinen Besuch zulassen. (S. N. a. a. Welt u. Tel.) Die politische Bewegungs freiheit -er Beamten. K Die Regierung hat, wie unsere Leser wissen, in der Leip ziger Zeitung den Wunsch geäußert, daß die Auseinandersetzun gen über die parteipolitische Haltung der Beamten beendet wer ¬ den möchten. Ter Wunsch ist begreiflich. Menn wir auf das Thema zurückkommen, so geschieht gs nicht, weil wir die Vor gänge in der Kammer ausfrischen wollen, sondern deshalb, weil es für die Parteien wie für die Beamtenschaft wichtig ist, sich darüber klar zu werden, wie sie sich grundsätzlich zu der Frag« stellen, ob die politische Betätigung der Beamten erwünscht ist und innerhalb welcher Grenzen. Von liberaler Seite wird politische Meinungsfreiheit gefordert, llm diese Mei nungsfreiheit handelt es sich aber nicht allein, sondern um die politische Betätigung im öffentlichen Leben. Hierbei kann das Pflichtverhältnis dgs Beamten zum Staat« nicht hintangeseht werden. Dieses Pflichtverhältnis ist in jedem neu zeitlichen Staate bis in alle Einzelheiten geordnet. Trotzdem er-, gäben sich, wie stattsam bekannt, leicht Konflikte. Gegen diese Konflikte würde mit Paragraphen nichts auszurichten sein, aus dem einfachen Grunde nicht, weil es — zum Glück — unmöglich ist, die Gehirne wie die Uhren zu regulieren. Nicht wäre ver kehrter al» einen Beamtenapparat zu errichten, der in der Kor- r.ktheit ganz und gar aufgeht. Friedrich der Große hinterließ einen solchen Beamtenapparat; er klaperte auch nach seinem Tode noch eine Weile, weil der treibende Geist in ihm fortwirkte. Aber wie bald versagte er?! Also nicht der Automat ist das Ideal; lebendiges, schaffendes Leben ist notwendig. Eben darum wird man, wenn man von der politischen Mitbetätigung des Beamten spricht, keine starren Regeln aufstellen können. Aber Regeln des Taktes ergeben sich wie von selbst. Regierungsbeamte im engeren Sinne, also Beamte, die als Träger eines Teiles der direkten Regierungsgewalt erscheinen, werden gut tun, auf eine ausgesprochene parteipolitische Tätig keit zu verzichten. In Sachsen wie in Preußen ist aber das Gegenteil häufig. Manche hohe Beamte denken darüber sehr konkret. Dennoch wäre es verkehrt, der Einfachheit und Konse-i quenz halber, dem Beamtentum überhaupt die politische Ab stinenz auferlegen zu wollen. Es gibt ja eine große ZaW von Beamten, die freiwillig jede Teilnahme am politischen Leben ablehnen, die einen aus Zweckmäßigkeit, die anderen aus er erbter oder angewöhnter Scheu vor der Politik überhaupt. Dap geflügelte Wort: Die Politik verdirbt den Charakter, ist be liebter als cs verdient. Mag es jeder einzelne halten wie er will; im ganzen ist aber diese Absonderung weder erwünscht noch nützlich. Wiviel Einblicke in die Strömungen des Volks lebens entgehen diesen Abstinenzlern! Man sage nicht, daß sie ja doch alles Wichtige durch die P r esse erfahren. Die Un mittelbarkeit der Eindrücke, des MiterleLens fehlt ihnen. Wenn soviel über Bürokraten- und Kastengeist g.klagt wird, so hängt das doch offenbar mit der Absperrung zusammen, die sich aus diesen oder jenen Gründen, auferlegt. Freilich: fordern wir eine stärkere Teilnahme am politischen Leben, so- muß auch dem Beamten Gewähr geboten sein gegen eine ihn persönlich treffende schädliche Rückwirkung. Er muß im Voraus wissen, daß sein Handeln und Denken nicht von oben her darauf ana lysiert wird, ob es konkret-konservativ oder liberal-abstraW ge artet ist und daraus gäwisse Schlüffe hinsichtlich seiner Ver wendbarkeit und Zuverlässigkeit gezogen werden. Wir haben eine große Zahl liberal denkender Beamten. Die nationalliberalen Fraktionen jedes Landtages zählten man kann sagen von jeher, Beamte zu ihren Mitgliedern. Oft Waren sie die tLtigsten. Es ist «ns nicht bekannt geworden, daß von der Regierung diesen Beamten eine auffallende Minderschätzung deutlich gemacht worden wäre. Sie würden sich wohl auch sehr entschieden verwahren. Mrnn Mer das Auftreten von Beamten in der Praxis erträglich ist, so ist nicht einzusehen, weshalb eine Beamtenkonservatismus irgendwelchen Vorzug haben soll — sei es auch nur in der Theorie, die allemal grau ist.. Reichstag. 1L. Sitzung am 15, Dezember, 11 Uhr. Der Nachtragsetat wird in dritter Lesung nach kurzer Aus einandersetzung angenommen. Sodann wird die Besprechung der Arbeite ttachweis-Juterp.'llation fortgesetzt. Abg. Fuhrmann (natl.): Daß die jetzigen Verhält nisse im Ruhrrcvier verbesserungsbedürftig find, steht fest und ist auch von den Interpellanten zugegeben worden. Die Arbeiter verhältnisse sind dort geradezu unhaltbar geworden. Auch wir streben nach einem paritätischen Arbeitsnachweis. Mer ich weise darauf hin, daß die Arbeitnehmer selbst wenig davon halten, viel mehr versichern, auch die Arbeitsnachweise als politische Kampf mittel auszugestalten. Nach der Ü berzeugung meiner Freunde werden die jetzigen traurigen Zustände im Ruhrrevier jedenfalls durch den Zechen-sArbeitsnachweis eine Verbesserung erfahren. Abg. Kanz (freis. Vpt.): Der Zwangs-Arbeitsnachweis ist und bleibt jedenfalls ein gefährliches Experiment in der schwülen jetzigen Temperatur. Durch die Arbeitskammern wird der pari tätische Nachweis jedenfalls gefördert werden. Abg. v. Dtrkfen (Reichpp.): An der schwülen Lage im Ruhrrevier sind jedenfalls «ich: die Zechenverwaltungen schuld. Waren denn dir Inter Dominosteine un- Dominospiele. iN lchdrtlck verboten. Auf dem Gebiete der Gesellschaftsspiele, die in den kommen den Wintertagen am Familientisch wieder willkommene Unter-; Haltung bieten werden, jagen sich die neuen, neuesten und aller- »euesten Erfindungen in raschester Folge. Eine nimmermüde bpielindustrie bringt zu jeder Saison Neuheiten auf dem Ge biete des Spiels in den Handel und überschwemmt die Geschäfte und das Zublikum mit neuen Sachen — die aber meist nur ein sehr kurzes Leben haben! Betrachtet man sich diese neuen Spiele genauer, so fußen sie fast durch di« Bank auf Ideen, die in älteren, oft schon seit Jahrhunderten bekannten Spielen nie dergelegt sind. So hat man aus dem guten alten Domino schon: Buchstabendomino, Bilder-, Eisenbahn-, Stern-, Reise- und Auto-« Domino, ja ein Luftschiff-Domino geformt. Trotz all' dieser schö lten Namen wird aber keins dieser neuen Spiele das alte be währte Punktdomino verdrängen. Bei uns nicht und auch nicht lei den Franzosen, die heute das klassische Volk der Domino-j spicler darstellen. In Frankreich fehlt in keinem Hotel, keiner Gast- und Speisewirtschaft, in Len feinsten wie in den gewöhn lichsten Wsinhäusern der Dominokasten aus dem Tisch. Wäh rend bei uns in den öffentlichen Lokalen nur selten Domino tzefpielt wird, spielt man es in Frankreich überall, beim Früh ste beim Abendschoppen. Bei uns ist das Dominospiel mehr rin Familienspiel, das Eltern und Kinder gern «beim traulichen Schein der Lampe -um Zeitvertreib und zur Erholung pflegen. Bekanntlich wird Domino mit (in der Regel) vierundzwan zig flachen länglich-viereckigSn Steinen gespielt, die Steine sind gewöhnlich aus schwarzgefärbtem Hol, mit aufgelegter weißer Knochenplatte. Ganz billig« Spiele zeigen auf der Oberseite der Holzsteine auch wohl nur weißen Farbanstrich mit schwarzen runden Augen. Sehr feine Spiele stellt man aus Elfenbein, Knochen, Steinnuß, selbst Marmor her. Die fein ziselierten und polierten Elfenbeintäfelchen mit echter Ebenholzunterlage sind die feinsten. Die Steine sind: Doppel-Blank, Blank und Aß, Blank Zwei, Blank und Drei, und so fort bi» zum End« des Spiel», welches bi» zur Sechs-Sechs, selten bis SiebenStclben oder gar Acht-Acht geht. Ueber die Acht hinaus spielt man jetzt gar nicht mehr, weil sonst die Zahl der Steine zu groß, die Berechnung zu schwierig und die Dauer eines Spiels zu lang werden würde. Ein französisches Sprichwort schreibt die Erfin dung der Dominosteine einem Abbö zu, der den Namen Domino führte. Andere Kulturhistoriker behaupten, der Name rühre von dem eigentümlich gezeichneten Gewände her, welches die Dom herren früher bei der Abendandacht trugen, bei der man sang: Dixit Dominus Domino. Ep gibt aber auch noch eine andere kuriose Geschichte über die Erfindung des Dominospiels. Da nach haben die frumbden Mönchlein des Mittelalters, die ja so manches Amüsante und Schöne — so z. B. die besten Liköre! — erfunden haben .auch das Dominospiel zuerst getrieben. In dem durch seine Benediktinerabtei berühmten Kloster auf dem Monte Cassino in Italien hatten zwei der frumbden Mönchlein während der strengen Fastenzeit ihre Fleischeslust nicht zügeln können und hatten sich heimlich an einem saftigen Rindsbraten erlabt — oder war's ein Braten -er Kapitolsretter, der durch den frommen St. Martin geheiligten Gänse? —, trotzdem das Fleischesien in dieser Zeit strengstens verboten war. Der ge-s strenge Prior des Klosters sperrte di« Leiden Uebeltäter in eine eiserne Zelle; doch war diese so gelegen, daß der Abt sie von seinem Garten aus übersehen konnte. Ale die beiden Braten freunde Langeweile bekamen, ersannen sie «in fein lustig«s Spiel, indem sie sich Steine au» dem Kalkputz ihrer Zelle schnitzten und diese mit schwarzen Punkten versahen. Diese Steine setzten sie dann in drei Reihen aneinander, so daß dabei bestimmte Berech nungen entstanden. Der fromme und gHtrenge Prior aber mutzte in dem Glauben erhalten bleiben, daß die beiden Uebeltäter nur eifrig mit Gebeten «beschäftigt seien und deshalb ihre Köpfe auf den Tisch (wo die kuriosen Steine lagen) beugten. So bald der Abt zu ihnen hinsah, oder sich ein Geräusch an der Zellentür hören ließ, begannen die beiden Kuttenträger daher den ersten Vers ihres Vesperpsalm» herzusagen, der mit den Worten Dixit Dominus Domino begann. Daher tauften sie dqs von ihnen in der einsam«» Klosterzelle ersonnene Spiel einfach Domino. Nach Ablauf ihrer Bubzeit teilten sie das schöne neue Spiel ihren Klosterbrüdern mit, un- durch die im Lande umher streifenden Bettelmönche wurde e» nach un- nach in ganz Europa bekannt. Zuerst erlernten es die Italiener; von dreßrn über nahmen es die Franzosen, dann erst lernten es die Deutschen und Engländer kennen. > Gespielt wird Domino unter Zweien, Dreien oder Vieren. Jeder sucht so bald als möglich! alle seine Steine lqozuwer-en, was man Domino machen nennt. Beim Ausgäben legt man die Steine mit den Augen nach unten, mischt sie gehörig durch einander, und jeder Spieler nimmt nach freier Mahl sechs Steine in die Hand, oder stellt sie so auf -en Tische daß Ise ine Nebenspieler sie nicht seh«» können; am sorgfältigsten mutz er sie jedoch vor dem Nachbarn verbergen, der vor ihm sitzt, «veil dieser ihm durch seinen Satz schaden kann, wogegen der Rach spieler von ihm abhängig ist. Wer durch das Los Lazu bestimmt ist, auszusetzen, d. h. wer den höchsten Stein zog, setzt den höch sten der Steine aus, die er in der Hand hat. Ist dies ein Doppelstein, so darf er einen zweiten mit gleicher Nummer an- setzen. Wer nicht fetzen kann, kauft, d. h. er nimmt einen Stein aus de« Talon und fährt damit so lange fort, bis er anzusetze» vermag: deshalb muß man beim Setzen darauf achten, womöglich, ohne Kauf wieder an das Spiel zu kommen. Es ist wegen der vielen abweichenden Regeln, die das Spiel in verschiedenen Gegenden >hat, durchaus irötig, sich vor dem Spiel genau zu ver ständigen, wie man spielen will, um späteren Streit zu ver meiden. Das Dominospiel ist ein feines, das Denken anregen des und die Aufmerksamkeit fördernde» Spiel. Es ist nach mei ner Ansicht entschieden interessanter als die große Menge der viel gespielten Kartenspiele, ganz zu schweigen von dem bei un» an Stammtischen üblichen, doch immer etwas öden Würfelspiel. Bei diesem entscheidet der Dus«l, der Zufall (Hasard), keim Domino Klugheit und Berechnung. Kluge Männer haben denn auch eine Menge Abarten des ursprünglichen Spiels zu zweien ersonnen. Da kennt man das Spiel zu vieren oder die Ver^ kündeten, das Domino ä la Ponle, die sogenannte Diebespartte, das Matadorsptel, dqs Spiel mit Zukauf von einem oder zwei Steinen, die große Partie, das Gefängntsspiel ustv. Die illustrierten Familienblätter, auch Manche Zeitungen bringen jetzt vielfach sogenannte Dominoaufgaben, die ost recht schwierige Ex«mpel zum Kopfzerbrechen aufgeben. Z. B. -V., v. und v nehmen je 6 Steine auf. Bier Steine mit 41 Augen