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Wchmh-IeitiW Verantwortlicher Redacteur: Paul Ahne in Dippoldiswalde. 55. Jahrgang Dienstag, den 6. August 1889 Nr. 92. -Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Bei blauem Himmel und der heitersten Stimmung unternahmen die Mitglieder des hiesigen Kirchenchores, begleitet von vielen Bekann ten, den schon gemeldeten Ausflug nach Altenberg. Bis Kipsdorf wurde die Bahn benutzt und dann nach kurzem Aufenthalte dem gesteckten Ziele zugewandert, wo man im Gasthof „Zur Stadl Teplitz" gute Be- wirthung sand. Hierauf wurden in der Kirche nach vorausgehendem Orgelspiel des Herrn Kantor Hell riegel drei geistliche Gesänge zur Ausführung gebracht. Aus Altenberg und Umgegend hatten sich mehrere Zu hörer eingefunden. Einige derselben leisteten dem Kirchenchor auch im Saal des „Alten Amthauses" Gesellschaft, wo man die übrige Zeit durch Gesänge und Ansprachen ausfüllte. Besonderer Dank wurde Herrn Diakonus Hauke dafür gezollt, daß er bei den Wirthen die vorbereitenden Unterhandlungen über nommen und auch dem Chore die Gesangsausführungen in der Kirche ermöglicht hatte. Wegen des mittler weile eingetretenen Gewitterregens mußte der Aufent halt in Altenberg verlängert werden, so daß die ge planten Ausführungen in Kipsdorf unterbleiben mußten. Der Abendzug brachte die fröhliche Sängerschaar wie der zurück ins Heimathstädtchen. — Bei dem hiesigen Vorschuß-Verein wurden im Monat Juli 62,440 Mark 75 Pf. vereinnahmt, darunter 26,251 M. 34 Pf. zurückgezahlte Vorschüsse, die Ausgabe betrug 48,885 M. 47 Pf., worunter sich 28,665 M. gegebene Vorschüsse befinden. — August und September bringen einige höchst interessante Himmelserscheinungen, deren Be obachtung, falls die Witterungsverhältnisse es gestatten, wir unfern Lesern bestens empfehlen. Die nächste Er scheinung ist die Bedeckung des Planeten Jupiter durch unfern Mond. Dies geschieht nächsten Mittwoch Abend, von 8 Uhr 12 Min. bis 9 Uhr 16 Min. Diese Be deckung ist unter allen Sternbedeckungen die interessan teste. Da der Jupiter einen merklichen Durchmesser hat, so verschwindet er nicht augenblicklich am Mond rande wie die Fixsterne, sondern es lassen sich zwei Berührungen der Ränder der Jupiterscheibe beobachten und zwar am günstigsten beim Eintritt, da derselbe am dunkeln Theile des Mondes erfolgt; der Austritt ist weniger sichtbar, weil er am Hellen Rande der Mondscheibe erfolgt. Der Mond ist 11 Tage alt und etwa zu Dreiviertel erleuchtet; von den Jupiter- monden sind der dritte (links), der zweite und vierte (rechts) sichtbar, der erste befindet sich links der Pla netenscheibe. Zur Beobachtung genügt schon ein mäßiges Fernrohr. Auf eine zweite interessante Himmelserscheinung machen wir seiner Zeit rechtzeitig aufmerksam. — In der Zeit der Obstreife mehren sich die Fälle, daß Kinder wegen Feld- und Garten-Diebstahls zur Verantwortung gezogen werden müssen. Wir machen die Eltern der Kinder darauf aufmerksam, daß sie auf Grund des § 36, Absatz 9 des Strafgesetz buches mit Hast oder Geldstrafe bis zu 150 M. be straft werden können, wenn sie ihre Kinder von der artigen Diebstählen abzuhalten unterlassen. Pretzschendorf. Bei hiesiger Sparkasse wurden im Monat Juli 93 Einzahlungen im Betrage von 5885 M. — Pf. gemacht, dagegen erfolgten 19 Rück zahlungen im Betrage von 7474 Mark 8 Pf. Die Gesammt-Einnahme betrug in 135 Posten 7150 M. 63 Pf., die Ausgabe 8223 M. 29 Pf. in 43 Posten. Laurnstrin. Mit heute, 3. August, ist die Zahl der hiesigen Sommergäste auf über 100 gestiegen und man hört nur eine Stimme, „hier ist's herrlich, hier ist's schön", sehr hübsche Wohnungen, ausgezeichnete Verpflegung und dabei beides billig. Wenn man jetzt Mittags und Abends in die beiden Hotels und vor nehmlich in das Kobach'sche kommt, so wimmelt alles von Sommerfrischlern und Touristen. Es giebt nun zwar hier noch einige gute Wohnungen, aber wie soll es werden, wenn in 1'/» Jahren die Müglitzthalbahn fertig ist? Es muß entschieden gebaut werden; ein Anfang ist bereits gemacht: Herr Baumeister Höhne hier errichtet schon jetzt ein großes Bahnhofshotel mit vielen Fremdenzimmern, und ein Herr von Dresden hat bereits die ganz nahe an der Stadt auf halber Bergeshöhe an schöner Waldung und der herrlichen Melittapromenade gelegenen Grundstücke des Wirth- schaftsbesitzers Hesse hier (6 Scheffel) käuflich erworben. Einen schöneren Platz zur Errichtung eines größeren Kurhauses kann es nach den Aussprüchen vieler Aerzte nicht geben. Dresden. Der Besuch des Kaisers von Oester reich am königlichen Hofe in Schloß Pillnitz bei seiner Durchreise nach Berlin gilt als sicher, wenn auch der selbe selbstverständlich nur von kurzer Dauer sein kann. Zum letzten Male weilte der Gast am sächsischen Hofe am 5. und 6. September 1872. — In der Angelegenheit des Musikdirektors Trenk- ler war den hiesigen Zeitungsberichterstattern gemeldet worden, daß die Verhaftung des Genannten auf die Anzeige eines „Markneukirchener Instrumentenmachers" hin erfolgt sei. Die Markneukirchener Instrumenten macher fühlten sich dadurch gekränkt und verwahren sich jetzt öffentlich gegen den Verdacht, eine „Denun ziation, die sicherlich allerorts die verschiedentlichste Be- urtheilung erfahren werde", verübt zu haben. Zu deren Beruhigung wird nun von erstgenannter Seite erklärt, daß die frühere Mittheilung auf einem all gemein verbreiteten Gerücht beruhte, dessen Unrichtig keit sich später herausstellte, und daß vielmehr die betr. Anzeige von einem Dresdner Lieferanten ausgegangen ist, der seine Instrumente von Markneukirchener Firmen bezieht. — Im Hinblick auf die im deutschen Osten unter der Landbevölkerung im Schwange befindliche sogen. Sachsengängerei hat jetzt der Landrath des schle sischen Kreises Groß-Wartenberg die Gemeindebehörden seines Kreises angewiesen, ihm in kurzer Frist nach sorgfältiger Prüfung anzuzeigen: 1. wieviel männliche und wieviel weibliche Arbeiter aus der Gemeinde für die Sommermonate außerhalb des Kreises auf Arbeit gegangen sind; 2. wie viele davon mit vorschrifts mäßiger Abmelde-Bescheinigung, wie viele ohne solche sortgegangen sind; 3. wie viele davon nach Sachsen, Niederschlesien oder anderen Gegenden gezogen sind; 4. wie viele verheirathete Männer und Frauen unter den sortgezogenen Arbeitern sind, welche entweder die Frau mit Kindern oder den Mann mit Kindern oder nur Kinder zurückgelassen haben; 5. wie viele der Ar beiter hierbei ein bestehendes Dienstverhäliniß wider rechtlich gelöst haben; 6. welche Kur- und Verpfle gungskosten in den letzten 5 Jahren von den Orts- Armenverbänden für auf auswärtiger Arbeit befind liche Personen gezahlt worden sind. In unmittelbarem Zusammenhänge hiermit stehen die regierungsseitig neuerdings eingeleiteten Schritte gegen die versteckte Einführung oder Einwanderung ausländischer Arbeiter vorwiegend polnischer Nationalität, welche als Ersatz für die nach Sachsen u. s. w. gegangenen Arbeiter vielfach nicht ungern in Arbeit genommen werden. Cölln-Niederfähre-Borbrücke. Eine größere Anzahl der Großindustriellen unserer Orte haben am Montag voriger Woche ein Gesuch an das königliche Ministerium des Innern eingereicht, welches die Feuer wehren betrifft. Das Gesuch spricht beiden Feuer wehren, der Cöllner wie der Meißner, das Recht ab, eine gegenseitige Unterstützung bei Bränden abzulehnen, und bittet um Untersuchung bez. Abstellung der gegen wärtig mißlichen Verhältnisse zu einander. (Beide Feuerwehren, die Meißner und die Cöllner, liegen schon seit mehreren Jahren fortgesetzt in Streit, der in letzter Zeit, sicher nicht zum Nutzen der Sache der freiwilligen Feuerwehren, leider auch in die öffentlichen Blätter getragen worden ist.) OstriH. Zu dem bei hiesigem Orte verübten Mord erfährt man jetzt einige Einzelheiten, welche vielleicht dazu angethan sind, das über der grausigen That ruhende Dunkel aufzuhellen. Der Tobte, welcher am 15. v. M. aufgefunden wurde, ist mit der Person des 22jährigen Fabrikarbeiters Rieger aus Kratzau in Böhmen identisch. Wie festgestellt ist, wurde der Mord am 10. Juli, Vormittags zwischen 9 und 10 Uhr, und zwar auf derselben Stelle verübt, wo man Rieger gefunden hat. Nach geschehener That raubte der Mörder, ein Reisekollege Riegers, seinem Opfer eine silberne Taschenuhr mit Kette, verschiedene Kleidungs stücke, mehrere Gulden baares Geld und — das Ar beitsbuch, welches jedoch dem Bösewicht zum Verräther werden wird. Einen Tag nach dem Morde meldete sich auf dem Rathhause zu Bautzen ein reisender Hand werksbursche, welcher dort das den Namen Rieger tragende Arbeitsbuch vorwies und auf dasselbe auch das übliche Ortsgeschenk erhielt. Dieser Anhalt wird vielleicht dazu dienen, den Mann der irdischen Ge rechtigkeit zu überliefern. Penig. Nachdem bereits am 25. Juli in unserer Nachbarschaft eine Frau räuberisch angefallen wurde, ohne daß es bis heute gelungen ist, des Wege- lageres habhaft zu werden, wiederholte sich vorgestern Vormittag derselbe Vorgang. Es wurde nämlich wiederum eine vom Peniger Wochenmarkte nach Mar kersdorf zurückkehrende Frau angefallen, zu wieder holten Malen zu Boden geworfen und ihrer Geldtasche mit einem Inhalte von mindestens 20 Mark beraubt. Schreck und Angst haben die Frau so bestürzt gemacht, daß dieselbe eine nähere Beschreibung des Verbrechers nicht zu geben vermag. Da außer diesen beiden Raub anfällen in der letzten Zeit innerhalb der Amtshaupt mannschaft Rochlitz auch einige verwegene Einbrüche stattgefunden haben, so liegt die Vermuthung nahe, daß sich ein oder mehrere gewerbsmäßige Verbrecher in unserer Gegend aufhalten. Burgstädt. Einen glücklichen Fund machte vorige Woche der Sohn des Grünwaarenhändlers Köthe im benachbarten Burkersdorf, wo er damit beschäftigt war, in dem Schuppengebäude des elterlichen Hauses behufs Aufnahme von Kartoffeln ein Loch zu graben. Er sand nämlich in unbedeutender Tiefe einzelne alte Münzen, die ihn veranlaßten, weiter zu graben, bis er auf einen irdenen Topf stieß, welcher eine Masse alten Silbergeldes enthielt. Nach Herausheben des Schatzes erwiesen sich die theils gut erhaltenen Münzen aus den Jahren 1537, 1608, 1734 und 1806. An Gewicht ergab der Fund annähernd 15'/, Kilo. Wahr scheinlich ist das Geld im Jahre 1813, wo auch unsere Gegend von den Schrecken des Krieges bedroht war, an das Versteck gebracht worden; ältere Ortsbewohner, die sich auf den Vorbesitzer des Hauses noch gut zu erinnern vermögen, schildern denselben als den ärmeren Ständen angehörig. Annaberg. Am vorigen Dienstag ist in Klein rückerswalde ein dem dortigen Gutsbesitzer Karl Reichest gehöriger Hund getödtet worden, bei dessen Sektion durch Bezirksthierarzt Bräuer Tollwuth festgestellt worden ist. Der Hund hat, wie verlautet, vor seiner Tödtung leider das Kind seines Besitzers gebissen. Schönheide. An den hiesigen Gemeinderath kam kürzlich die Mittheilung, daß der in München ver storbene Landschaftsmaler Porst seinem Geburtsorte Schönheide die Summe von 15,000 M. testamentarisch vermacht hat mit der Bestimmung, daß das Geld zum Bau eines Krankenhauses Verwendung finden soll. Die hochherzige Stiftung hat hier lebhafte Freude her vorgerufen. Hohenstein. Ein Bild arger Verwüstung bietet seit dem 29. Just früh der aste hiesige Gottesacker. Bis jetzt noch unbekannte Frevler sind daselbst ein gestiegen und haben eine ganze Anzahl großer und kleiner Grabdenkmäler umgestürzt, zerbrochen, umher- Jnferate, welche Sei der bedeutenden Auflage det Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden^ werden mit 10 Pfg. did Spaltenzeil« oder deren Raum berechnet. Ta ¬ bellarische und complieirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Ei>m«« sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeil« 20 Pfg. Weißeritz. Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 2b Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Amtsblatt für die Königliche Amtshmptmannschast Dippoldiswalde, sowie für di- Königlichen Amtsgerichte und die StadtMe zu Dippoldiswalde und Irauenstem