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Dresdner Journal : 21.02.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-02-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190602214
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19060221
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19060221
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-02
- Tag 1906-02-21
-
Monat
1906-02
-
Jahr
1906
- Titel
- Dresdner Journal : 21.02.1906
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vezua-PrciS: Beim Bezüge durch die Heichäj«,fteae tnncrbak» Presdeu» 2,so M. (einschl Zutragung), durch die im Deutschen Reiche S M. (au-schließlich Bestellgeld) vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Ps. Wird Zurücksendung der für die Schriftleitung begiiumtm, ' aber von dieser nicht ein» geforderten Beiträge bean sprucht, so ist das Postgeld beizusügcn. Herausgegeben von der König!. Expedition des Dresdner Journals, Dresden, Große Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Erscheinen: Werktags nach« k Uhr. — Ortginalberichte und Mitteilungen dürfen nur mit voller Quellenangabe nachgedruckt werden VlnktnSi«»«,-gebühre«: Die Zeile kleiner Schrift der 7mal gespaltenen Ankündi gung-Seite oder deren Raum SO Pf. Bei Tabellen- und Ziffernsatz S Ps. Ausschlag für die Zeile Untern: Re- daltionSstrich (Eingesandt) oie Leptzeile mittler Schrift oder deren Raum so Pf. Gebühren - Ermäßigung bei öfterer Wiederholung. Annahme der Anzeigen bt- mittaz- 1S Uhr für die nach mittags erscheinende Nummer. ^43 ISO« Mittwoch, den 21. Februar nachmittags. Amtlicher Teil. Se. Majestät der Köllig haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß für die Zeit vom 1. April 1906 ab der Staatsanwalt bei dem Landgericht Bautzen l)r. Karl Meerguth an die Staatsanwalt schaft bei dem Landgericht Leipzig und der Staats anwalt bei dem Landgericht Leipzig vr. Christian Paul Heinrich Schuster an die Staatsanwaltschaft bei dem Landgericht Bautzen versetzt werde. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der praktische Arzt vr. well. Schunke in Reichenbach i. V. die ihm von Sr. Königl. Hoheit dem Prinz-Regenten von Bayern verliehene Jubiläumsmedaille anuehme und trage Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Forstgarteninspektor Büttner in Tharandt das ihm von Sr. Königl. Hoheit dem Fürsten Ferdinand von Bulgarien ver liehene Ritterkreuz mit der Krone des bulgarischen Zivilverdicnstordens annehme und trage. Am 15>. März 1906 wird auf dem Haltepunkte Neu kirchen-Wyhra (an der Linie Kieritzsch—Chemnitz), der bisher nur dem Personen- und Gepäckverkehre 'owic dem Milchversand diente, öffentlicher be schrankter Stückgutverkehr eingeführt. Über die Be schränkungen geben alle Güterverkehrsstellen Auskunft. 8zl. chkUtMinklioa der Sachs. Ztiulrklstiiliehiikit. '^i Ernennungen, Versetzungen re. im öffent liche« Dienste. Im «eschäftSbereiche des Ministeriums deS Kul tus u. öffeutl. Unterrichts. Zu besetzen: die zweite Lehrerstclle an der achtklassigen Schule zu Cunewalde 1 und die zweite Lehrcrstelle an der sechsklassigen Schule zu Cune walde II. Kollator: die oberste Schulbehörde. 1200 M. Grundgehalt und Amtswohnung, >00 M. unwiderrufliche vers. Zulage und üb M für Sommerturnen. Für Cune walde I musikalische Befähigung erwünscht. Der Schulvorstand will in nächster Zeit eine Aufbesserung der Gehalte eintreten lassen Bewerbungen sind bis 1. März bei dem König!. Be- zirkSschulinspektor zu Löbau einzureichen; — die zweite Lehrer- stelle zu Obercunewaldc. Kollator: die oberste Schul behörde I2t2 M. Grundgehalt, 1vo M. unwiderrufliche Zu lage und Amtswohnung, überdies b. a. w. 220 M. für vier Überstunden und ev. bü M. für zwei Sommerturnstnnden. Bewerbungen sind bis t. März beim Bezirksschuliuipcktor zu Löba« einzureichen. Behrrdl. Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) ilichkmiüchcr Teil. Tagesgtschichte. Deutsches Reich. 'Ferlin Aus Kiel wird berichtet: Gleich nach An kunft im Hafen empfing Se. Majestät der Kaiser den Prinzen Heinrich von Preußen und nahm sodann Meldungen entgegen. Später begab Sich Se. Majestät mi: dem Verkehrsboot „Hulda" nach der Kaiser!. Werft und kehrte um '/,2 Uhr an Bord der „Preußen" zurück. Um 5 Uhr nachmittags verließ der Monarch das Linien schiff „Preußen" und begab Sich nach dem Königl. Schlosse, um mit Ihren Königl. Hoheiten dem Prinzen und der Prinzessin Heinrich den Tee einzunehmen. Die Rückkehr des Kaisers nach Berlin erfolgte abends kurz nach 11 Uhr Zur Verabschiedung hatten sich Prinz Heinrich, Großadmiral v Köster, der Polizeipräsident u. a. am Bahnhose cingefunden. — Die vereinigten Ausschüsse des BundcSratS für Handel und Verkehr und für das See wesen sowie die vereinigten Ausschüsse für Justizwesen und für Handel und Verkehr hielten gestern Sitzungen ab. — Die Zugeständnisse, welche die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika bei den verschiedenen Verhandlungen dem Deutschen Reiche zu machen sich bereit erklärt hat, umfaßen nach der „Voss. Ztg." im wesentlichen folgende Punkte: 1. ES soll dem Ermeßen der amerikanischen Zolltaxatoren anheimgestellt werden, Importeuren zu gestatten, falls sre eS für not wendig erachten, in streitigen Fällen für ihre Angelegen heiten vor diesen Behörden zu plädieren; 2. Konsignierte Waren sollen bei ihrer nach der Einfuhr erfolgten Ab schätzung den Bestimmungen unterworfen werden, wie zu festen Preisen gekaufte Waren; 3. Deklarationen, die zu niedrig gefunden werden, sollen unbestraft bleiben, falls es sich um eine Differenz von nicht mehr als 5 Proz. handelt. Bei Differenzen bis zu 10 Proz. soll eS dem Schatzamts anheimgestellt werden, von der Bestrafung abzusehen; 4. Exporteure sollen nicht mehr verpflichtet sein, in Person vor amerikanischen Konsulatsbehörden zu erscheinen. — Der Deutsche Handelstag nahm folgende Resolution an: „Der Handelstag erkennt die Not wendigkeit an, daß zur Ordnung des Reichshaushalts etats neue Steuern eingeführt werden und spricht sich insbesondere für die Aufbringung von Mitteln aus, durch die im Interesse aller Kreise des Volkes die er forderliche Wehrkraft zur See ermöglicht wird. Bei der Auswahl der weiter erforderlichen Steuern ist darauf Bedacht zu nehmen, daß sich nicht einzelne Erwerbs zweige vorzugsweise belasten, und daß sie nach dem Grundsatz der Leistungsfähigkeit erhoben werden." — Geh. Kommerzienrat Arnhold-Berlin befürwortete folgenden Antrag: „Feststellung der Preise für ein fache Fahrkarten auf die Hälfte, jetzt in Preußen für gewöhnliche Rückfahrkarten gültige Preise, und un beschadet der bestehenden besonderen Vergünstigungen für Nah- und Vorortverkehr, Beseitigung der Zuschläge für Benutzung der Schnellzüge, erhebliche Ermäßigung der Gepäckfracht unter Beseitigung des Freigepäcks und Bei behaltung der 4. Klaffe." Diese Forderungen wurden angenommen. Darauf wurde die Tagung des Handels - tageS geschloßen. Di« in der gestrigen Nummer bereits erwähnte Rede des preußischen Handelsministers vr. Delbrück hatte etwa folgenden Inhalt: Er sei dem Vorredner dankbar für die schmeichelhaften Erwartungen, die er auf ihn setze; auch namen- der übrigen Ehrengäste, die sich mit ihm in der gleichen Verdammnis be fänden, an den grünen Tisch geschmiedet zu sein (Heiterkeit), danke er für die Worte des Vorredners. Freilich wisse er, daß die Kritik beim Diner erheblich freundlicher sei als die Kritik an anderen Stellen (Heiterkeit.) Einer seiner Freunde in seiner alten Heimat Westpreußen habe einmal erzählt, es würde nie besser, solange nicht die Bestie am grünen Tisch gebändigt werde (Heiterkeit), waS aber nicht hindert, daß diese Bestie bei anderer Gelegenheit sehr freundlich und hoffnungs freudig behandelt worden sei. Der Deutsche habe im all gemeinen die Überzeugung, daß die Polizei überflüssig sei und daß die Regierung nichts tauge; wenn er aber etwas wolle, dann sehe er cs als selbstverständlich an, daß die Polizei zur Stelle sei und die Negierung das besorge, was er wünsche (Heiterkeit), und je nachdem die eine oder andere Stimmung ihn beherrsche, pflege seine Kritik zu sein. Selbstverständlich werde die Regierung stets von dem Bestreben geleitet sein, alle Wünsche zu erfüllen; aber er habe doch in seinem langen Leben die Überzeugung gewonnen, daß die Theorie von der Bestie am grünen Tisch etwa-Richtiges habe. Daraus ergebe sich, daß ein kluger Mann sich auf diese Bestie nicht verlasse, sondern sich möglichst so stelle, daß er sie zur Not entbehren könne. Er habe ja nicht im geringsten den Wunsch, völlig unentbehrlich zu werden (Heiterkeit), aber zugleich mit den anderen Ehrengästen vom grünen Tifch habe er die Auffassung, sie könnten Hessen; Schlachten schlagen aber könnten sie nicht, am allerwenigsten die Schlachten in den großen, wirtschaft lichen Kämpfen, die im Innern und dem Auslände gegen über auszufechten seien. Es sei vorhin das Handelsprovisorium mit Amerika erwähnt worden. Er wisse, daß die Kritik hierüber nicht immer und allerorten so gelinde gewesen sei wie beute Aber er möchte doch fragen, habe eS an der » »Els'» Regierung gelegen, wenn sie nichts habe auSrichten können ? Habe es nicht vielmehr an den wirtschaftlichen Macht verhältnissen gelegen? Warum habe denn die Regierung dieses Provisorium schließen müssen ? Weil unser einheimischer Markt einen erheblichen Teil der amerikanischen Produkte nicht entbehren könne. Wem habe man denn helfen wollen? Doch der eigenen Industrie. Solange Baumwolle nur in Amerika wachse, solange ein großer Teil des KupserS in Amerika produziert werde, werde unsere, wenn auch augen blicklich blühende Industrie auf den amerikanischen Markt angewiesen sein. Wir können Sie, fuhr der Minister fort, von dieser Vorherrschaft nicht unabhängig machen, das ist Ihre Sache, und diese Aufgabe werden Sie lösen, Sie wollen mir nur gestatten, Eie bet dieser Gelegenheit einmal daran erinnert zu haben Sorgen Sie, m. H, aber dafür, daß die Kriegskosten da sind. Stellen Sie die Bataillone, dann wird es uns nicht schwer sein, die wirtschaftlichen Kämpfe, die wir zu führen haben, auSzukämpfen und zum Siege zu führen. Sorgen Sie dafür, daß die Baumwolle in unseren Kolonien wächst, sorgen Sie dafür, daß wir Kupfer in unseren Kolonien finden. (Große Heiterkeit.) Das kommt Ihnen nun komisch vor, während es mir voller Ernst ist. Soweit meine Kenntnis reicht, sind die Kupserfuude in Südwestasrika keineswegs aussichtslos. Die Regierung kann Ihnen Eisenbahnen bauen, aber die Courage, ein paar Millionen da hineinzusteckcn, müssen Sie haben. (Bravo!) Ich vermag nicht einzusehen, warum wir nicht in der Lage sein sollen, einen gewissen Einfluß aus die Preisbildung der Baumwolle und das wirtschaftliche Gebaren zu haben Wir sind ja gewöhnt, von Ihrer Seite kritisiert zu werden. Wir nehmen diese Kritik gern hin. Aber ich hoffe, es wird das gegenseitige Vertrauen erhöhen, wenn diese Kritik keine ein seitige bleibt. (Heiterkeit.) Der Minister schloß unter lebhaftem Beifall mit einem Hoch auf den Mut und die Tatkraft des deutschen Kaufmanns. — Die gestern mitgeteilte Erklärung der ver einigten Vertreter des Zentralverbands Deutscher Industrieller, der Zentralstelle für die Vor bereitung von Handelsverträgen und des Bundes der Industriellen läßt keinen Zweifel darüber, daß die alsbaldige Genehmigung des vorläufigen Handels abkommens mit den Vereinigten Staaten dem dringenden Wunsche der gesamten deutschen Industrie entspricht. Erfreulicherweise ist auch begründete Aussicht vorhanden, daß die Mehrheit des Reichstags der am Schlüße dieser Erklärung ausgesprochenen Erwartung entsprechen und der Vorlage mit tunlichster Beschleunigung die verfassungsmäßige Genehmigung erteilen wird. Auch in der agrarischen Mehrheit des Reichstags verschließt man sich dem Gewicht der Gründe nicht, die vom Stand punkte unseres heimischen Erwerbslebens für die Her stellung eines HandelSprovisoriumS sprechen, durch das die Möglichkeit eröffnet wird, ohne Zollkrieg zu einer dauernden handelspolitischen Verständigung mit den Ver einigten Staaten zu gelangen. Man erkennt in diesen Kreisen willig an, daß bei der Regelung unserer Zoll- und Handelsbeziehungen zu den Vereinigten Staaten vorzugsweise die deutsche Industrie interessiert ist, und daß sie insbesondere allein die Lasten des jetzt in Aussicht ge nommenen Handelsprooisoriums zu tragen haben wird. Diese Erwägungen berechtigen in ihrem Zusammenhalte zu der sicheren Erwartung, daß der Reichstag das vor- geschlagens Handelsabkommen mit den Vereinigten Staaten glatt und ohne Widerspruch anmhmen wird. Preußischer Landtag. In der gestrigen Sitzung dcS Abgeordnetenhauses wurde die allgemeine Be sprechung deS Justizetats bei dem Titel „Minister" zum Abschluß gebracht und die Spezialberatung bis zu dem Titel „Subalternbcainle bei den Land- und Amtsgerichten" unter unveränderten Bewilligungen sämtlicher Positionen sortgesührt. Nach Reden der Abgg Pallaske (Ions.), Or. Eckels (nl), Brütt (sreik), Pcltafohn (srs. Vg) nahm der Minister in der allgemeinen Besprechung noch einmal das Wort. Hamburg. In der Angelegenheit der Lohn bewegung der hiesigen Schauerleute sand gestern eine Sitzung der Arbeitgeber statt, in der beschlossen wurde, die Wünsche der Arbeiter entgegenzunehmen und zu prüfen. Zu diesem Zweck soll am Donnerstag in der Handelskammer unter dem Vorsitz des Vereins Ham burger Reeder eine gemeinsame Sitzung der Arbeitgeber und Arbeitnehmer stattsindcn. Irgendwelche Gefahr einer Arbeit?niederlcauna besteht durchaus nicht. Die Mitteilung eine» auswärtigen Blattes, daß die Arbeiter ein Ultimatum gestellt hätten, entbehrt jeder Begründung. Erfurt. Der Staatsanwalt erhob gegen tue sozialdemokratische „Tribüne" Anklage wegen öffentlicher Aufreizung zu Gewalttätigkeiten durch Wahlrechtsartikel. Stuttgart. Während der gestrigen Sitzung der Kammer der Standesherren wurde der Wirkl. Geh Rat v. Heß, der Berichterstatter über den Gesetzentwurf betreffend die Bahneinheiten, von einem Unwohlsein be fallen, infolgedessen er während seiner Rede zu Boden sank Er mußte mittels Wagen in seine Wohnung ge bracht werden. Die Sitzung wurde abgebrochen. Österreich »Ungarn. Wien Laut Mitteilung des Handelsministeriums betrug im Januar d. I. die Einfuhr in das öster reichisch-ungarische Zollgebiet 215,8 Mill. Kronen gegen Januar 1905 mehr 39 Mill Kronen Die Aus fuhr belief sich in demselben Zeitraum auf 183,1 Mill Kronen oder 49,4 Mill Kronen mehr gegen da» Vorjahr. Das Passioum der Handelsbilanz stellte sich für den Januar d. I auf 32,7 Mill Kronen gegen ein Passioum von 43,1 Mill. Kronen im Vorjahre. — Abgeordnetenhaus. Die Regierung hat den Handels- und Schiffahrtsvertrag mit Rußland sowie den Gesetzentwurf, wodurch die Regierung ermächtigt wird, die Handelsbeziehungen mit dem Ausland« für die Zeit vom 1. März bis zum 30. Juni 1906 provisorisch zu regeln, vorgelegt. — In fortgesetzter Debatte über die JnterpellationSbeantwortung, betreffend die ungarische Frage, kam der Ministerpräsident auf die vor gestrige Debatte zurück und erklärte, man rufe immer die Regierung zum Schutze der österreichischen Interessen an, ohne daß ihr bisher die geringste Verletzung der selben nachgewiesen oder ein bestimmter konkreter Vor schlag gemacht worden wäre. (Unterbrechung seitens der Alldeutschen.) Den Alldeutschen gegenüber erklärte der Ministerpräsident, sie seien — das wolle er sagen, trotz der ungeheueren Kluft, die ihn in seinen politischen Anschauungen von den Alldeutschen trennt — die einzige Partei, die Konsequenz in ihrer Auffassung zeige, aber diese Tendenz der Alldeutschen gehe nach keiner anderen Richtung, als nach der Zertrümmerung der Monarchie. (Lebhafter Beifall. Widerspruch) Der Ministerpräsident wies auf die zu Beginn des Jahres vorhandenen Friedensbestrebungen zur Sanierung der Situation in Ungarn hin und erklärte, daß in dem Augen blicke, wo zu seinem aufrichtigen Bedauern eine gewiße Klarheit eingetreten, die Regierung nicht in der Lage sei, die Vorlage betreffend die Beitragsleistungen zu den ge meinsamen Auslagen pro 1906 für Anfang März an zukündigen. WaS die Zukunft anlange, so verwies der Ministerpräsident darauf, daß er am 29. Dezember v. I. dem Hause ein vollständiges Revisionsprogramm aus gestellt habe. Gegenüber dem Abg Groß betonte der Ministerpräsident, Vie Regierung halte noch immer die wirtschaftliche Gemeinsamkeit, über deren Form sich ge wiß reden läßt, als das für beide Teile natürlichste und vorteilhafteste Verhältnis und erklärte gegenüber dem Grafen Dzieduscyck», daß die Regierung, falls aus ihrer Tätigkeit nichts anderes resultieren würde, als daß die Parteien sich zusammenschlößen, und eine arbeitsfähige Negierung bilden, das als der glänzendste Erfolg ihrer bisherigen Wirksamkeit zu betrachten sein würde. (Bei fall) Schließlich erklärte der Ministerpräsident, er sei zu der Erklärung ermächtigt, daß der österreichischen Legis lative hinsichtlich der gemeinsamen Angelegenheiten der ihr gesetzlich zustehcnde Einfluß in vollem Umfange ge wahrt bleiben wird. Der Reichstag hat daher nicht zu besorgen, durch einseitige Verfügungen, die unsere Jnter- eßen berühren könnten, vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden. (Zustimmung ) Ich bin weiter ermächtigt, zu erklären, so fuhr der Ministerpräsident fort, daß an den erprobten Grundlagen der gemeinsamen Armee, die ihren wichtigsten Stützpunkt in dem durch die Gesetze dem obersten Kriegsherrn zustehenden ausschließlichen Rechte auf einheitliche Leitung und Führung und durch alle Anordnunaen über die innere Organisation der gc- Lumst und Wust lisch ast. Jndiancrmusik. ' Tic)Indianer von Südamerika sind ein sehr musik- liebcndcs Volk; selbst die Knaben, auch wenn sie kaum erst gehen können, haben schon die Rohrflöten am Munde, denen sie eintönige Klänge entlocken. Sic sind musikalisch hochbegabt, haben seit uralten Zeiten Gesänge und Melo dien für alle ihre Feste, für alle Jahreszeiten, Lieder beim AuSsäen, Lieder bei der Ernte, musikalische Schilde rungen der KriegStatcn ihrer großen Helden, melodische Gebete an die Götter, mit denen sie auch als Christen noch ihren Gottesdienst verrichten. Von Geschlecht zu Geschlecht vererben sich diese Musikstücke und nicht die Schrift bewahrt diese Lieder vor dem Untergang, sondern nur das Ohr dcS Nachkommen, das die Töne aufyimmt und sie treu behält. In „Harpers Mon.hy"' teilt Charles Johnson Post interessante Studien über diese Jndiancrmusik mit. Sie haben eigentlich nür drei Instrumente, die als ihr nationales Eigentum gelten könnH: die Flöte, ein etwa 18 Zoll langes Rohr mit sechs Löchern und einem Ouerloch am Ende als Mund stück, das wie unsere Klarinette gespielt wird; dann die Panpfeife, eine Verbindung von sieben Rohrpseifen, die verschieden lang sind, zwilchen vier Fuß und. wenigen Zoll, und in zwei Reihen nebeneinander stehen: das dritte Instrument ist die Trommel, diese» musikalische Hauptwerkzcug aller primitiven Völker Die äußere Reihe der Rohrpfeifcn an der großen Panpfeife wird in der Zeit der großen Feste oder beim Anbruch von Kriegen zwischen den Stämmen untcreiyander, mit dem berauschenden LicblingSgctränk der Indianer, dem Caeaffa, gefüllt, und der auf dem Instrument Spielende atmet dann den süßen betäubenden Geruch der Flüssig ¬ keit ein und wnv dadurch in der Raserei seines Spieles und seiner schwärmerischen Verzückung gesteigert Nur die Männer des Stammes haben das Vorrecht, die In strumente zu spielen, die Frauen und Mädchen niemals. Ihre Nolle besteht im Singen und im Händeklatschen, durch das sie den Grundrhythmuö angebcn; vor ihrer Ver heiratung jedoch dürfen die Mädchen an den Tänzen und Gelagen der Männer teilnehmen. In allen indianischen Städten und Dörfern hört man unaufhörlich das dumpfe Dröhnen der Trommel und die Hellen Schrilltönc der langen Flöten. Jede Gemeinde und jeder Stamm hat seine besonderen Feste, und auch an den Feiertagen der christlichen Kirche besteht ihre Hauptandacht darin, ihren Flöten und Pfeifen fortwährend die gleichen monotonen und grellen Töne abrulocken. Reitet man über die weiten Ebenen deü Landes, so klingt einem fortwährend der Helle dünne Laut in den Ohren; die Schaf- und Lamahirtcn vertreiben sich damit die lange Zeit der Einsamkeit. In der stillen dünnen Luft schwingen sich die Töne viele englische Meilen weit, stets sich in dem gleichen müden Rhythmus wiederholend, in schwermütiger Melancholie durch die weiten Räume, wie ein Abbild der träumenden Phantasie dieser indianischen Hirten, welche die primi tiven Gefühle ihrer Seele und die einförmig sich aus dehnende Melodie ihrer weiten Steppen damit zum Aus druck bringen. Selbst in der bitteren Kälte und in dem Schnee des Hochlands läßt der Indianer nicht von seiner Flöte Dicht eingehüllt in ihre weilen Poncho», drängen sic sich eng zusammen und treiben die Tiere vor sich her. Einer spielt immer die Flöte, und da die Luft sehr dünn ist und man in solcher Höhe nur schwer atmen kann, müssen sie sehr schnell abwcchseln. Aber deswegen wollen sie doch nicht diese im Marschtempo erklingenden Ton- solgen dcr Flöte vermißen, die ihre Sinne angenehm er regen und sie an die Feste der Heimat erinnern Tie beste Gelegenheit, Jndiancrmusik zu hörcn, findet man bei den großen Festen. Dcr Verfasser beschreibt eine solche „Fiesta", der er in dem Dorf Sorata am südlichen Ufer des Titicacasees beiwohnte. Mit dem Lichte der ersten Morgendämmerung begannen sich die Straßen mit tanzenden Jndianerbänden zu füllen, die in buntfarbigen Ponchos und Hellen Papageicn- federn prangten Viele hatten besondere Festmaskcn angelegt, die unheimlich verzerrte Tierköpfe und mensch liche Gesichter zeigten, oder Jaguarselle um die Schultern geschlungen; silberne und gcldene Zieraten glitzerten im ersten Sonnenlicht und das ganze machte einen schauer lich phantastischen Eindruck Zu ihren wilden Sprüngen und seltsamen Körper Verdrehungen erklang unaufhörlich der tiefe volle Ton der Panpfeiscn, das schrille Pfeifen der Flöten und das dumpfe Brummen der Trommel. Ten ganzen Tag über hörte nun dieses rasende Tollen und dies wilde Musizieren nicht auf. Während die einen tanzten und dabei voller Begeisterung ihre Instrumente handhabten, standen die anderen im Kreise herum und sangen in möglichst hohen Tönen ihre Lieder oder klatschten in die Hände, um den rechten Rhythmus an- zugrben. Erst mit dem Hereinbrechen der Dunkelheit ließ der Lärm und die Verzückung allmählich nach Die Banden zogen sich zurück und emer nach dem anderen sank ermüdet und „des Gottes voll" in seiner Hütte nieder. Nur hier und da klangen noch die Hellen Stimmen der Pfeifen, die der kalte Abendwind, der vom Titicacasee herwrhte, durch die lautlose Stille trug; hier und da flammte in einer Hütte ein düster rotes Feuer auf, um da» sich noch sangeSlustige Indianer gesammelt hatten Die Trommeln schwiegen; nur mit einer leisen gleichförmig sich wiederholenden Begleitung von Flöten wurden langgezogene melodische Klagclieder gesungen, die immer von einem Zwischenspiel der Flöten untcrbrochen wurden und dann mit einem bestimmten Ton aufs neue rinsctztcn. überhaupt finden sich auch kompliziertere Musitüdungcn bei diesen primitiven Volkern, und ras Ansehen eines Mannes wird in cincm nicht geringen Maße auch dadurch mit bestimmt, inwieweit er musikalisch ist und eine musikalische Vorstellung leiten kann. Am schwersten ist die große Panpfcife zu spielen, deren Rohre an die vier Fuß lang sind. Bei einem Konzert der Aymara spielte der Häuptling diese Pfeife und hatte außerdem noch an cincm Strick eine große Trommel um die Schultern gehängt. Hinter ihm war eine lange Reihe von Indianern ausgestellt, die mit immer kleineren Pfeifen und Trommeln in einer genau bestimmten Skala ausgerüstet waren. Jeder dieser Indianer brachte nur einige wenige Noten hervor; aber dcr Zusammcnklang der verschiedenen Pfeifen war so sein abgestimmt, daß trotzdem eine weiche volle und schöne Harmonie hcrauSkam, wobei der Häuptling die Hauptmelodie blies, während die anderen mit ihren Pfeifen die Töne seines Instruments verstärkten. Die Trommeln ruhten bei diesem Konzert keinen Augenblick, sie gaben in einem gedämpften Tempo den Grundrhythmu« für die darüber hinspielenden Pfeifenklänge ab Wissenschaft. * Ein fossiler Eichwall, der anscheinend etwa 2000 Jahre begraben grwcscn ist, wurde, wie au» London berichtet wird, in Aaxley bei Peterborough entdeckt Die meisten Bäume sind von den Wurzeln bi» zu den Zweigen vollkommen rrhalten. E« sind bereit» etwa 80 Bäume gehoben worden und von mehreren anderen hundert hat man die Lage festgestellt. Da» Holz ist so hart, daß die Schneiden der besten üxte daran umgcbogen werden. Es wird zum großen Teil an Leute verkauft, die antike Möbel anfertigen. Ein erheblicher Teil des Holzes ist auch angekauft worden, um zur Be kleidung der Wände in dem „mittelalterlichen" Schloße zu dienen, das für William Waldorf Astor, den bekannten Multimillionär, in Hever in Kent gebaut wird
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