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Amts- M AUiMt für den Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- sertionspreis: die kleinsp. Zeile 10 Pf. Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Hlrngebung. Abonnement Viertels. 1 M. 20 Pf. (incl. 2 illustr. Beilagen) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen Reichs- Postanstalten. s» Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. 43. Jahrgang. Dienstag, den 19. Mai 18SE» Bekanntmachung. Auf Grund des Jmpfgesetzcs vom 8. April 1874 und der dazu ergangenen Aus führungsverordnung vom 20. März 1875, sowie der weiteren Vorschriften hierzu vom 10. Mai 1886 wird hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß die unentgelt lichen öffentlichen Impfungen in diesem Jahre in der Turnhalle Hierselbst stattfinden, und zwar in nachstehender Reihenfolge: I. Zur Erft-Impfung kommen Mittwoch, den 3. Juni 1896, Wachmittags 3 Mr diejenigen impflichtigen Kinder, deren Namen mit 4t bis X, Donnerstag, den 4. Juni 1896, Wachmittags 3 Mr diejenigen, deren Namen mit O bis L anfangen. Jinpfpslichtig sind alle diejenigen Kinder, welche o) im Jahre 1885 geboren sind und nicht bereits nach ärztlichem Zeugnisse die natürlichen Blattern überstanden haben; b) in frühere« Jahren geboren sind und der Jmpfpslicht noch nicht genügt haben oder wegen Krankheit ärztlicherseits von der Impfung vorläufig befreit oder in den beiden letzten Jahren ohne Erfolg geimpft worden sind. Sämmtlichr zur Erft-Impfung gerommrnen Kinder find Mittwoch, den 10. Juni 1896, Wachmittags 3 Mr zur Nachschau vorzustellen. II. Die Wiederimpfung (nach zurückgelegtem 12. Lebensjahre) erfolgt Sonnabend, den 6. Juni 1896, Wachmittags 3 Mr für diejenigen Kinder, welche u) im Jahre 1884 geboren sind und nicht bereits nach ärztlichem Zeugniß in den letzten 5 Jahren die natürlichen Blattern überstanden haben oder mit Erfolg geimpft worden sind; b) in früheren Jahren geboren worden sind und der Jmpfpslicht noch nicht genügt haben oder wegen Krankheit ärztlicherseits von der Wiederimpfung vorläufig befreit oder in den letzten Jahren erfolglos wiedergeimpft worden sind. Zur Nachschau find diese Kinder Sonnabend, den 13. Juni 1896, Wachmittags 3 Mr vorzustellen. Die Impfungen werden vom Jmpfarzt Herrn Du. mod. Schlamm hier vor genommen. Besondere Bestellzettel werden nicht ausgegcben. Die Kinder müssen zum Impftermine mit reingewaschenem Körper und mit reinen Kleidern gebracht werden. Eltern, Pflegeeltern und Vormünder werden hierdurch unter Hinweis auf die in 8 14 Absatz 2 des Reichsimpfgesetzes angedrohten Strafen aufgefordert, mit ihren unter la und b bezeichneten impspflichtigen Kindern oder Pflegebefohlenen in denan beraumten Impfterminen zu erscheinen und die geimpften Kinder zur festgesetzten Zeit zur Nachschau zu bringen. Es ist Jedermann freigestcllt, die Erst- oder Wiederimpfung der Kinder durch Privatärzte bewirken zu lassen. In diesem Falle sind jedoch die Eltern, Pslege- eltern und Vormünder verpflichtet, biS Ende September laufenden Jahres mittelst der vorgeschricbenen Bescheinigungen den Nachweis zu führen, daß die Impf ung ihrer Kinder erfolgt ist, oder aus welchem gesetzlichen Grunde sie zu unterbleiben hatte. Diejenigen, welche die Führung dieses Nachweises unterlassen, werden mit Geldstrafe bis zu 2V Mark und diejenige», deren Kinder oder Pflegebefohlenen ohne gesetzlichen Grund der Impfung oder der ihr folgenden Gestellung ganz ent zogen geblieben sind, mit Geldstrafe bis zu 58 Mark oder mit -Haft bis zu 3 Tagen bestraft. Eibenstock, den 12. Mai 1896. Der Rath der Stadt. Hesse. Graupner. Am 15. Mai 1888 ist der zweite Termin der diesjährige» Eommun- anlagen füllig gewesen. Es wird dies hierdurch mit dem Bemerken in Erinnerung gebracht, daß nach Ablauf der zur Zahlung nachgelassenen achttägigen Frist gegen etwaige Restanten executivisch vorzugehen ist. Der Gcmcindcrath zu Schönheide. Wngarns Lausendjahr-Aeicr. Das schöne Ungarlanb schwimmt gegenwärtig im Fest jubel. Es feiert das Fest seines tausendjährigen staatlichen Bestandes. Bei solchen Gelegenheiten nimmt man immer den Mund ein bißchen voll, das pflegt überall so zu sein und deshalb darf man auch die Festreden nicht auf die Waagc- ichalc legen, da würde sich manche« bedenkliche Untergewicht ergeben. Ungarn ist für da» Gleichgewicht Europas ein sehr wich tiger Faktor. Die Magyaren bilden ein Volk für sich, ohne Verwandtschaft mit ihren Nachbarn. Dadurch bildet Ungarn den Pufferstaat zwischen der slavischen und germanischen Welt, wie e« in früheren Jahrhunderten den Puffer zwischen Islam und Christcnthum gebildet hat. Der Magyar ist stolz auf fein Vaterland und seine Geschichte; da« Recht dazu soll ihm nicht bestritten werden. Aber man kann auch im Patriotis mus de« Guten zu viel thun und dadurch die fremde Kritik herausfordern. Wollte man den gegenwärtigen ungarischen Festrednern aufs Wort glauben, dann wäre es nur den wackeren Ungarn zu danken, daß überhaupt noch eine christliche Kultur existirt und daß nicht in Oesterreich, Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien der Halbmond herrschte. Ganz so verhält sich die Sache denn doch nicht. Man könnte da« Gerede ruhig hingehen lassen, wenn die Ungarn damit nicht zugleich die jenigen ihrer 'Rachbarn, die ihnen erst die Kultur gebracht haben, die Deutschen nämlich, auf da« Schmählichste zurück setzten. Gleich im ersten Jahrhundert ihrer Geschichte machten die Ungarn bekanntlich häufige Raubzüge nach Deutschland, da» endlich durch einen jährlich zu zahlenden Tribut seine Ruhe erkaufen mußte. Erst als Deutschland Städte erbaut und befestigt hatte, kündigte e» die Tributzahlung und al« darauf die Ungarn abermals sengend u. brennend in Deutschland cinfielen, wurden sie am 10. August 955 auf dem Lechfelde der art mit blutigen Köpfen hcimgeschickt. daß sie seit dieser Zeit das Wicderkommen vergaßen. Das waren die ersten „Be gegnungen" zwischen Ungarn und Deutschen. Doch das, was saft seit einem Jahrtausend hinter uns liegt, mag vergessen sein und soll den Jubiläumsfeiernden nicht angerechnet wer den. Wenn aber der gefeiertste Schriftsteller Ungarn«, Mau- ru« Jokai, in seiner Festschrift behauptet, nur die Ungarn hätten Europa vor dem Jslam bewahrt, so ist die« einfach eine Fälschung der Geschichte. In langen blutigen Kämpfen haben die Ungarn an der Seite der Türken gegen die Deutschen gefochten. Johann Zapolya kämpste, mit Len Türken verbündet, gegen Ferdinand von Hab«burg, und empfing au« Sultan Soliman« Händen die ungarische KönigSkrone. Stephan BecSkay trieb, wieder mit türkischer Hilfe, die Truppen Rudolf» II. au« Ungarn hinaus und erzwang den Wiener Frieden von >606. Ebenso haben unter Bcthlcn Gabor« Führung türkische Truppen wiederholt die kaiserlichen geschlagen. Emmerich Tököly brach al« türkischer Heerführer in die österreichischen Erbländer ein, bestieg mit türkischer Unterstützung den ungarischen Königs thron und zog mit dem Großwesir Kara Mustapha 1683 vor die Mauern Wiens. Die Befreiung Wiens, deren 200jährigcS Jubiläum vor dreizehn Jahren begangen wurde, erfolgte gegen die Ungarn, die die Türken herbeigerufen hatten. Erst durch den glänzen den Sieg Sobiesky« am Kahlenberg wurde Europa für immer von der Türkennoth befreit; die Ungarn aber haben daran das gerade Gcgentheil von Verdienst. Das inuß gegenüber den Ruhmrcdercien der Ungarn, womit sie ihre Jubiläums- Festlichkeiten begehen, energisch betont werden. Das Dcutschthum hat in Ungarn nie die ihm gebührende Stellung eingenommen. Alle Kultur und alle Fortschritte der Technik erfuhr Ungarn von den Deutschen, die in jeder Beziehung seine Lehrer waren. Dafür hat die magyarische Nation es verstanden, obwohl sie sich in Ungarn selbst in der Minderheit befindet, alle anderen Völkerschaften seines Ge bietes von sich abhängig zu machen. Die Sachsen Sieben bürgens, die Kroaten, die Serben, die Rumänen, alle fühlen sich in ihrer nationalen Existenz gefährdet durch das politische Ucbergcwicht de« herrschenden magyarischen Stamme«. Da ist e« denn kein Wunder, wenn in Wien die deutschen, in Belgrad die serbischen Studenten gegen die ungarische Fahne dcmonstriren; es geschieht die« nicht gegen die Tausendjahr feier als solche, sondern gegen den nationalen Ueber schwang, den die Ungarn bei dieser Feier gegen ihre Nachbarvölker herauszustecken belieben. Tagesgeschichte. — Deutschland. Vertagung oder Schluß der Session de« Reichstag«, Durchbcrathung de« Bürgerlichen Gesetz buches im Hochsommer oder im Herbste, — diese Fragen sind noch unerledigt geblieben, da sich am Mittwoch Abend der Scniorcn-Konvcnt nicht einigen konnte. Bestimmt wurde nur, daß am Montag die erste Lesung der Vorlage betreffs der vierten Bataillone stattfinden solle, daß die Pfingstfcrien am Dienstag beginnen werden. Ob die Sitzungen am 2., 5. oder 8. Juni wieder ausgenommen werden, ist noch nicht sicher. Bei der Berathung über die Militärvorlage hofft man den Reichskanzler im Reichstage zu sehen. Fürst Hohenlohe hat seinen ursprünglich auf zwei Tage berechneten Aufenthalt in Schillingsfürst etwas länger ausgedehnt, wird aber gewiß bei diesen wichtigen Verhandlungen nicht fehlen wollen. — Berlin. Die „Post" schreibt: Wie wir vor einiger Zeit gemeldet haben, sind in parlamentarischen Kreiken Vorschläge gemacht worden, die verhindern wollten, daß da« Getreide termingeschäft nach Einführung de« Verbot» in Deutsch land sich nach dem Auslande zieht. Einerseits ist in Aussicht genommen, die Regierung auszusordern, mit den an deren Mächten in Verbindung zu treten, damit auch sie ein ähnliches Verbot erlassen, andererseits wurde angeregt, die Vollstreckbarkeit von im Ausland erzielten Urtheilen in Pro zessen, die sich au« Getreidetermingeschäften herleiten, zu unter sagen. Wie wir hören, ist von dem letzteren Vorschlag wieder Abstand genommen, weil keine Mehrheit im Reichstag dafür zu finden wäre. Wie gerechtfertigt indeß die Befürchtung ist, daß da« Verbot des Getreideterminhandcl« leicht dazu führen kann, das Geschäft an den ausländischen Börsen auf Kosten des Inlandes zu vermehren, zeigt eine Meldung aus Rotter dam, wonach ein Komitee von Rotterdamer GctreidchLndlern dieser Tage eine allgemeine Versammlung veranstaltete, in der im Hinblick auf da« deutsche Verbot des Terminhandels in Getreide prinzipiell beschlossen wurde, den Terminhandel in Rotterdam cinzuführen; eine Kommission wurde zur Aus arbeitung der Reglements gewählt. Ob die von den Freunden der Börsenrcform erwarteten Erfolge durch da» Verbot de» GctreidetcrminhandelS, so lauge diese» eine ausschließlich deutsche Maßregel ist, in vollem Umfange erzielt werden, darf unter diesen Umständen billig bezweifelt werden. — Die Militärvorlage wird am Schluß der am Montag beginnenden ersten Lesung an die Budgetkommission verwiesen werden, ihre Annahme gilt in parlamentarischen Kreisen als gesichert. In einzelnen Kreisen wird erwogen, ob e» sich nicht empfehlen möchte, die Zusammenlegung der Halbbataillonc in Regimenter von drei Bataillonen zu be antragen. Die dadurch bei den einzelnen Armeekorps ent stehenden Ungleichheiten lassen solchen Vorschlag nicht al» ge eignet erscheinen. — Wie der Kaiser sich populär macht, davon weiß ein Wiesbadener Blatt folgende» mitzutheilen: Als am Montag der Kaiser durch die Taunusstraße in Wiesbaden ritt, trat ein kleiner Schuljunge aus ihn zu und ries: „Ach Herr Kaiser, geben Sie un» doch morgen frei!" „Ja, ja", antwortete laut lachend der Kaiser und anderen Tag» bekam die Schuljugend in der Thal die ersehnte Freiheit, die Kraft ihrer Lungen bei den Hochrufen zu erproben, wo der Kaiser auch erschien. — Im Großherzogthum Oldenburg giebt c« einen heftigen Konflikt zwischen Regierung und LandeSvcr- tretung. Der oldcnburgischc Landtag beschloß mit 22 gegen 10 Stimmen: „Da entgegen dem ausdrücklichen Wunsche de» Landtage» statt eine» schultechnischen Mitglieder ein im Schul wesen unerfahrener Geistlicher in» Oberschulkollcgium berufen, beschließt der Landtag, daß hierfür der verantwortliche Minister da» Vertrauen de» Landtages verloren hat." Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 18. Mai. Der am Freitag vom Kgl. Schwurgericht zu Zwickau wegen schwerer Körperverletzung zu 4 Jahren und 6 Monaten Zuchthaus verurtheiltc Hand arbeiter Earl Emil Unger von hier hat bi- Ende Januar d. I. mit der Stickerin verehel. Möckel zusammengewohnt und mit ihr ein LiebcSverhältniß unterhalten. Als die» Ver-