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Dresdner Journal : 23.11.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-11-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190111238
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19011123
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19011123
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1901
-
Monat
1901-11
- Tag 1901-11-23
-
Monat
1901-11
-
Jahr
1901
- Titel
- Dresdner Journal : 23.11.1901
- Autor
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vr,»,«dret«: Venn Bezogt durch di« chelchtstiki« tuuertzal» Dresden» s,»0 M (eimau Zutragung), durch dir Vß in» Deulschen Reiche 3 M iaulMießUch Bestellgeld) vierteljährlich Einzelue Nummern 1V Pf Wird Zurücksenduna der für di« Echristleitung bFttNlwteu, »brr von diefer nicht ein» aef orderten Beiträge bran- Wrucht, so ist do« Postgelb beizufügen Journal Dresdner Hnausgegeben von der Königl. Expedition de- Dresdner Journals, Dresden, Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Erscheinen r Werttag« nachm L Uhr. >nkündt»n»«»«rd»d^«: Die Zelle kleiner Schrift der 7 »al gespaltenen Anlündi- gunaS-Seilc oder deren Ra um SO Pf Bei Tabellen- und Zistern,ab » Pf Aufschlag für dir Zeile Unterm Re- daktion-ftrich (Eingesandt) di« Teztzeile mittler Schrift oder deren Raum d0 Pf. Vebühren > Ermäßigung bei öfterer Wiederholung Annahme der Anzeige» bi» mittag« 1» Uhr für tne nach» mittag« erscheinende Nummer O 273. Sonnabend, den 23. November nachmittags. 1901. Bestellungen auf dar Dresdner Journal für den Monat USLVINKVN werden in DreSden-Altstadt in unferer Geschäftsstelle (Zwingerstraße 20), in DreSden-Neustadt in der Hofmusikalienhandlung von Adolf Brauer (F. Plöt ner), Hauptstraße 2,'und bei Hrn. Albert Grunert (F. u. M. Geißlers Nachf.), Bautzner Straße 63, zum Preise von SS Pf. angenommen. Bei den Postauftalteo im Deutschen Reiche be trägt der Bezugspreis für diese Zeit I I«. Ju der näheren und weiteren Umgebung Dresdens gelangt das Dresdner Journal noch am Abend zur Ausgabe; so in den Ortschaften deS oberen Elb- thales bis Schandau, in denjenigen der unteren ElbthaleS bis Meitze« und in den an der Tharaudter und Radeberger Linie gelegenen Orten. Wo in den vorgedachten Orten die Blätter den Beziehern nicht mehr zugetragen werden, wollen sich letztere mit der Post wegen AbholenS inS Einvernehmen setzen. Geschäftsstelle -es Dresdner Zouruals. Amtlicher Teil. Personal-Veränderungen in der Armee. Offiziere, Fähnriche u. s. w. Den 14. November 1901. Frhr. v. NeimanS, Ltnt. im 1. Ulan.-Regt. Nr. 17 „Kaiser Franz Joseph von Oesterreich, König von Ungarn", unter Stellung st la ruit« des Regts. vom 15. November d. I. ab auf ein Jahr be urlaubt. Den 16. November 1901. v. Holleben, Ltnt., bisher im 3. Ostasiatischen Jnf.-Regt., mit dem Ausscheiden aus der Ost asiatischen BesatzungS-Brigade in der Armee und zwar im 7. Inf. Regt. „Prinz Georg" Nr. 106 wieder angestellt. k. Im SauitätSkor-S. Den 14. November 1901. 0r. Schipp an, Stabsarzt, mit dem Ausscheiden aus dem bisherigen Ostasiatischen Expeditionskorps in der Armee und zwar st la suite des SanitätS- korps mit Anweisung des Standortes Chemnitz wieder angestellt. Se Majestät der König haben Allergnädigst geruht, nachstehende Ordensdekorationen zu verleihen: das Ritterkreuz des Militär-St.-Heinrichs-Ordens: dem Oberltnt. Kirsten im 2. Königin Hus.-Regt. Nr. 19; das Ritterkreuz 1. Klasse des Verdienstordens: dem Major v. Schönberg, Bats.-Kommandeur im 1. Ostasiatischen Jnf.-Regt., früher im 6. Jnf.- Regt. Nr. 105 „König Wilhelm II. von Württem berg"; — das Offizierkreuz des Albrechtsordeus: dem Oberst v. Bosse, Kommandeur der 8. Jnf.- Regts. „Prinz Johann Georg" Nr. 107 ; das Ritterkreuz 1. Klaffe desselben Ordens mit der Kriegsdekoratiov: den Hauptleuten: Meister, aggr. dem 1. (Leib-) Gren -Regt. Nr. 100, v. Schönberg, Komp -Führer im 1. Ostasiatischen Jnf.-Regt, früher im 7. Jnf.-Regt. „Prinz Georg" Nr. 106, Richter, Komp.-Führer im 1. Ostasiatischen Jnf.- Regt., früher im 2. Jäg.-Bat. Nr. 13, Dietel, Battr.-Chef im 2. Feldart.-Regt. Nr. 28; das Ritterkreuz 1. Klaffe desselben Ordens: den Hauptleuten: Frhr. v. Humbracht, Komp.-Führer im 3. Ost asiatischen Jnf.-Regt, früher im 1. (Leib-) Gren.- Regt. Nr. 100, Löffler, Komp -Chef im 10. Jnf.-Regt. Nr. 134, dem Oberstabsarzt Or. Sedlmayr, RegimentSarzt des Karab.-Regts., dem Stabsarzt vr. Pfitzmann, Bats.-Arzt im 2. Gren.-Regt. Nr 101 „Kaiser Wilhelm, König von Preußen"; das Ritterkreuz 2. Klaffe des Albrechtsordeus mit der Kriegsdekoration: den Oberltnts.: v. Wolfersdorfs im 12. Jnf.-Regt. Nr. 177, v. Einsiedel (Haubold) im 1. Jäg. Bat. Nr. 12, Krantz im 8. Inf-Regt. „Prinz Johann Georg" Nr. 107, Leonhardi in der Ostasiatischen Feldari-Abth., früher im 1. Feldart.-Regt. Nr. 12, Benzien im 10. Jnf.-Regt. Nr. 134, den Ltnts.: Vogt im 1. Ostasiatischen Jnf.-Regt, früher im 1. Pion.-Bat. Nr. 12, v. Holleben im 7. Jnf.-Regt. „Prinz Georg" Nr. 106, Wagner im 15. Jnf.-Regt. Nr. 181, Eberhardt im 7. Feldart.-Regt Nr. 77, Nicolai (Armin) im Schützen-(Füs.-) Regt. „Prinz Georg" Nr. 108, dem Oberltnt. z. D. v. Tettenborn; das Ritterkreuz 2. Klaffe des Albrechtsordens: dem Oberltnt. Martini im 1. Ostasiatischen Jnf.- Regt, früher im Schützen- (Füs.-) Regt. „Prinz Georg" Nr. 108. Dresden, 16. November. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Direktor der XIII. Bürgerschule in Leipzig-Plagwitz, Hermann Böhm das Ritterkreuz 2. Klasse vom Verdienstorden zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, den nachgenannten Offizieren und Sanitäts offizieren die Erlaubniß zur Anlegung der ihnen ver liehenen Auszeichnungen zu ertheilen, und zwar: des Königl. Preuß. Rothen Adler-Ordens 3. Klaffe: dem Oberst v. Bosse, Kommandeur deS 8. Jnf- RegtS. „Prinz Johann Georg" Nr. 107; desselben Ordens 4. Klasse: dem Stabsarzt vr. Pfitzmann, Bats. Arzt im 2. Gren.-Regt. Nr. 101 „Kaiser Wilhelm, König von Preußen", dem Oberltnt. der Inf. 1. Aufgebots vr. Lehnert des Landw.-Bez. I Dresden; Lnnst und Wissenschaft. Königl. Schauspielhaus. Am 22. d. Mt».: „König Richard II." Historisches Trauerspiel in fünf Aufzügen von W. Shakespeare. Uebersetzt von A W. Schlegel (Neu einstudiert) Die Wiedergabe der ganzen Folge von Shakespeare« Königsdramen (der „König Johann" als gewaltiger Prolog vorangegangen ist) hat mit der gestrigen Auf- lührung der Tragödie „König Richard 11." einen mäch tigen Schritt vorwärt» gethan und Darsteller wie Zu schauer in die Mitte de« tödlichen Ringen« um Macht und Glanz der Krone versetzt, da« über den Sturz König Richard« II. hinweg b,S zum Untergang König Richard« III ein Jahrhundert lang die Geschichte Eng land« erfüllt hat Nicht, wa« in dem langen, wechsel reichen, blut- und grrueloollen Kampfe der fürstlichen Häuser Aork und Lancaster vorgegangen ist, sondern wa« der Dichter in der Spiegelung dieser Thaten und dunkle« Schicksale au« den Tiefen der Menschen natur und Menschenseele offenbart, da« geheimni«- volle Etwa«, was, nach Goethe« Wort, „bei großen Weltbegebenheiten durch die Lüfte säuselt" und i« Momenten ungeheurer Ereignisse aus den Herzen der Handelnden an den Tag gerissen wird, da« ist'«, wa« diesen chronikalischen Dramen für un« und alle Zeiten Wert und Wirkung giebt In Shakespeare« eigenen Tagen mag da« vaterländische Hochgefühl, da« in allen König«dramen lebt, im „Richard II" und namentlich in den Worten de« sterbenden Gaunt: „Die« gekrönt« Eiland, die« Land der Majestät, der Sitz de« Mar«", seinen dichterisch-mächtigsten Au«druck findet, die Besucher de» Globrtheaters berauscht und hingerissen haben Heute sind e« nur mehr die Gewalt der Charaktergegensätze, die Fülle, Tiefe und unerbittliche Wahrheit der Menschenerkenntmi», orc wanoersame Be leuchtung, in die der Dichter die geschichtlichen Vorgänge gerückt hat, die un« au« diesen Dramen bald stärker, bald schwächer ergreifen In „Richard II." deutet Shake speare sich und unS die Ueberwindung eine« legitimen aber sinnlos mißbrauchten Kron- und Thronrecht« durch eine entschlossene staat-kluge Usurpation in dem erschütternden Zusammenbruch de« KönigSbewußtseinS, das Richard schwindelnd vorwärtStreibt, aber niemals leitet Im Spiele Heinrich Bolingbrokc« gegen die phantastische Willkür König Richards, die alle Kennzeichen des Höhen wahn«, des Cäsarenwahnsinn« zeigt, muß der Sieg not wendig auf die Seite der nüchternen Berechnung und Festigkeit fallen. Der Höhepunkt de« Trauerspiel«, die erzwungene Abdankung Richard« vor Lord« und Gemeinen in der Westminsterhalle, da« grotze Haupt- und Pracht- stück des vierten Akte«, verkörpert eine innere tragische Notwendigkeit, so sichtbar, so entscheidend und über wältigend, wie e« selbst dem großen Tragiker selten ver gönnt ist. Dabei geschieht jedoch da« Wunderbare, daß der Dichter gleichwohl alle« Mitleid, alle Teilnahme und Sympathie auf da« Haupt der gestürzten Majestät sammelt und Bolingbroke nie mehr al« die halb verächtliche An erkennung erntet, die die biblische Parabel der Klugheit de« ungerechten Hau«halter« zollt In dem reichen Krei« der Gestalten, die den Fall Richard« und die Thron besteigung Hereford-Bolingbroke« al« Heinrich IV. be wirken, lenken nur einige vorübergehend die Spannung und da« Mitgefühl vom Schicksal der Hauptgestalt hin weg, und die« „AuSsparen des Effekt«" (wie Otto Ludwig in seinen Shakespeare-Studien e« nennt) erhebt die Haupt- und Staatsaktion zu einem wirkung«vollen Stücke, wenn die theatralische Darstellung nur irgend der Größe der Aufgabe entspricht Die Wirkung und der Erfola jeder Verkörperung des Trauerspiel« fällt mit der Wirkung und dem Er folg in ein«, die der Vertreter der Titelrolle, der Gestalt der Königl. Württemberg, silbernen Karl Olga- Medaille: dem Oberarzt der Res. vr. Große des Landw.-Bez. Plauen. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Im Geschäftsbereiche des evangelisch-lutheri schen LandeSconsistoriums sind folgende Stellen im regelmäßigen BesetznngSverfahren zu besetzen: daS Pfarr amt zu Rittmitz (Leisnig) — Kl. VII (^) — Coll: Ritter- gutSpachter Mathe in Rittmitz als Beauftragter der Ritter- gutSherrschast das.; da» Pfarramt zu Drebach (Marienberg) — Kl VI (ö) — Biuculation Vorbehalten, Coll.: z Z da« ev.-luth LandeSconsistorium; da« Pfarramt zu Bobenneu- kirchen MelSmtz) — Kl. IV (A) — Coll.: der Bes de» Rittergutes zu Pofseck. — Dagegen wurden an gestellt bez. befördert: Johanne- Kopsch, Hilf-geistlicher in Zschopau, als Pfarrer in Marieney (OelSnitz); Christian Friedrich Schanz, DiakonuS an St. Andreas in Chemnitz, als Pfarrer in Blankenhain (Werdau); Robert Gottfried Steidtmann, Predigtamtskandidat, als Hilf-geistlicher in Aue (Schneeberg); Heinrich OSkar Berhard Hilbert, Hospitalprediger in Anna berg, als I DiakonuS an der Lutherkirche in Leipzig (Leipzig l); Paul Adelbert Wermann, PredigtamtSkandidat, al-DiakonuS i» Leipzig.Plagwitz (Leipzig I). I» Geschäftsbereiche brS Ministerin«,» be« Krie,«. Beamte der Militärverwaltung. Durch Berfügung deS Kriegsministerium-. Leu 5. November 1901. Schöne, Zahlmstr de- 3. BatS. 7. Inf-Regt- „Prinz Georg" Nr 106, aus seinen Antrag untrrm 1 März 1S02 mit Pension in den Ruhestand versetzt. Ten 18. November 1991. Striegler, Oberzahlmstr . vom l.zum 2. Bat. 4 Jnf.-RegtS. Nr 103, Weinert, Zahlmstr, vom 2. Bat. 12. Jnf.-Regt«. Nr. 177 zum 1. Bat. 4. Jus.-RegtS. Nr. >03, Winkler, Zahlmstr, vom 2. Bat 4 Ins ReglS Nr. 103 zum 2. Bat. 12. Jnf.-Regt- Nr. 177, — unlerm 1. De zember d I. versetzt Suukel, bisher Feld-Magazin-Assistent beim „Etappcn- Magazin-Personal" des vormaligen Ostasiatischen Expe ditionskorps, vom I November d. I. ab al- Proviant- amt-assistent mit seinem bisherigen Dienstalter beim Proviantamt Dresden «»gestellt und mit der probeweisen Wahrnehmung der 8. Kontroleurstelle beauftragt. De» 14. November 1901. vr pbil. Rolle, Oberlehrer aus Probe, unter dem 1b No vember d. I. al- Oberlehrer beim Kadettenkorp» in Dre-den angestellt. Ten 18. November 1901 Herold, Oberapotheker der Landw. 1 BusgebotS de- Land»- Bez Schneeberg, behusS Uebrrsührung zum Landsturm 2 Ausgebots, der Abschied bewilligt. nichtamtlicher Lett. Die auswärtige Politik der Woche. Die heute ablaufende Woche hat als will kommenes Zeugnis für die Beständigkeit der euro päischen Gesamtlage die Kundgebung des ungarischen Ministerpräsidenten v. Szell über das Festhalten Ungarns am Dreibunde gebracht. Hr. v. Szell hat sich als besonnener, klarblickender Staatsmann geäußert, und man kann es ihm nur Dank wissen, daß wieder einmal mit amtlichem Nach druck das Interesse der im Dreibund vereinigten Mächte an der Erhaltung dieser FriedenSbürgschaft betont worden ist. Bekanntlich hat die russische Presse erst in jüngster Zeit unter Berufung auf den Besuch des Großfürsten Michael Nikolajewitsch in Buda-Pest Ungarn eifrig zum Anschluß an Ruß land aufgefordert. Die Erklärungen des ungarischen Ministerpräsidenten enthalten eine deutliche Absage an diese Bestrebungen, deren Förderung zum Schaden Rlcharv» II , zu erzielen vermag. Hr. Wrecke hat mit seiner Auffassung un- Durchführung dieser Gestalt nicht bloß einen Triumph gefeiert, sondern auf- neue seinen innersten Beruf zur schauspielerischen Versinnlichung seelischer Rätsel und problematischer Charaktere erwiese« Der Grundzug in den jäh wechselnden Stimmungen, Gefühlen und Entschlüssen de» König« bleibt da« überreizte Selbstgefühl der Majestät, die phantastische beinahe frevle Zuversicht, nicht irren, nicht fehlgehen zu können und auf alle Fälle unter dem un mittelbaren Schutze Gottes und seiner Engel zu stehen So sehr ist diese« Gefühl in jeden Blutstropfen Richard» übergegangen, daß sich jeder Blutstropfen gegen Be- sonnenheit, Rückhaltung oder Fügung empört, wo Be sonnenheit, Rückhaltung und Fügung einzig Helsen könnten Dies Königügefühl vermag Richarde frevlen Leichtsinn und haltlosen Hochmut nicht zu adeln, aber e« adelt dm grimmigen Sch nerz des Besiegte» und die letzten Ausbrüche seiner Leidenschaft Indem der Künstler allen Nachdruck aus dies Gefühl legte und in dasselbe den Zug persönlicher Liebenswürdigkeit verwob der Richard daS Herz seine» Weibe» und die Anhänglichkeit schlichter Naturen gewinnt und sichert, gab er der Er scheinung de« unglücklichen König« die höchste Un mittelbarkeit und Wärme, ließ die leidenschaft lichen Ausbrüche der drei letzten Akte al« unvermeidbare Seelenerschütterungen erscheinen, die ihren Weg nach außen finden, und erreichte die überzeugende Wandlung widerspruchsvoller Züge und LebenSLußerungen zu einer fesselnden, beseelten Gestalt Man spürte, daß Hr Wiecke ein tiefgehende» Studium an diese Rolle gesetzt hat, und doch trat alle« ohne «inen Rest von Reflexion, von Virtuosenhafter Bevorzugung einzelner Scenen, gleichsam mit immer wachsendem Natur- zwange in die Erscheinung. Die vollste Wirkung stellte sich erst im vierten und fünften Akte ein, wie e« die Anlage der Tragödie will Den Gegenspieler de« unglücklichen Deutschlands die panflavistischen Agenten in St. Petersburg und Moskau, Wien und Prag, Paris und London sich so viel Geld und Mühe kosten lassen. Mit der Irrlehre von der „deutschen Gefahr" hat sich Hr. v. Szell sachgemäß auseinandergesetzt. Die unumwundene Anerkennung, mit der er Sr. Majestät des Kaisers und der Leitung unferer aus wärtigen Politik gedenkt, läßt sich mit der glänzenden Rede zusammenstellen, worin der bayrische Ministerpräsident Gras v. Crailsheim in der Münchener Kammer kürzlich die Fabel von der „Reichsverdrossenheit" der bayrischen Regierung widerlegt und das energische, pflichttreue Wirken deS so oft und so kleinlich angefeindeten Reichsobrr- hauptes gewürdigt hat. Hr. v. Szell hat sich auch nicht gescheut, mit seinem Eintreten für den Dreibund einen Hinweis auf die Ergänzung zu verbinden, die der Dreibund in den Beziehungen seiner Mitglieder zu England findet. Auch dieser Hinweis enthält ja nur eine altüberlieferte Wahrheit. Kein Geringerer als Fürst BiSmarck hat den wenn auch nicht förmlichen und dauernden, doch gelegentlichen Anschluß Eng lands an die mitteleuropäische Gruppe immer offen gehalten und vor allem ein engeS Zusammengehen Italiens mit England in maritimen Fragen ge fördert. Der Mahnung, vor allem unfere russi schen Beziehungen sorgsam im Auge zu behalten, bedarf es wirklich nicht bei einem Reichskanzler, der die persönliche Freundschaft des Deutschen und deS russischen Kaisers so sehr wie Graf Bülow schätzt und wie dieser mit vollem Erfolge dahin gewirkt hat, im nahen und im fernen Osten jeden Stein deS Anstoßes aus unserem Verhältnisse zu Rußland zu beseitigen. Die wohlgelungene Befestigung des Ver trauens mit dem Nachbar im Osten neben der treuen Bewahrung der Verträge des Dreibundes ist ja gerade die Bismarcksche StaatSkunst, über deren vorgebliche Nichtanwendung von einseitigen Theore tikern grundlos geklagt wird. Ungleich mehr Berechtigung als die glücklicher weise gegenstandslos gewordene Sorge um russi sches Mißtrauen hätte gerade nach den Erschein ungen diefer Woche ein Mahnwort, die Bezieh ungen deS Reiches zu England, soweit sie mit der Stimmung zwischen dem deutschen und dem eng lischen Volke zusammenhängen, nicht leichtherzig zu behandeln. Die Bewegung gegen die in Ediuburg gefallene Aeußerung des britischen Kolonial- sekretärS hat sich leider nicht auf eine ange messene Abwehr dieser Aeußerung beschränkt. Neben würdigen Zurückweisungen dessen, was in den Worten des Hrn. Chamberlain für unser Nationalgesühl ver letzend war, stehen Kundgebungen, die den Anschein erwecken müssen, als werde die an sich berechtigte Erregung zu Ausbrüchen leidenschaftlichen Hasses gegen England mißbraucht und auf eine in der Wirkung, nicht in der Absicht beleidigende Wendung mit einer Flut von übermäßig scharfen Gegenreden erwidert. Diefe Ausfälle bleiben natürlich jenseits des Aermelmeeres nicht unbekannt, und fo lodert denn zur Schadenfreude dritter Mächte zwischen Deutsch land und England ein verbitternder Preßkampf wieder in Hellen Flammen auf. Gewiß wird man den Ur hebern der, wie gesagt, aus anti-chamberlainschen in anti englische verfälschten Kundgebungen nicht nach reden können, daß sie absichtlich auf die dauernde Entfremdung oder gar auf einen völligen Bruch zwischen zwei großen Nationen hinarbeiten, deren Verfeindung ihnen selbst nur schweren Schaden bringen würde; aber bei dem Einflüsse auf die König«, Bolmgdroke, gab Hr Wiene, dem e« im Be ginn der Tragödie zwar nicht gelang, den Zuschauern deutlich zu machen, daß Hereford« wilde Anklage gegen Thomas Mowbray wegen des Tode« Gloster« sich gegen König Richard selbst richtet, der aber dann da« sicher zum Ziele führende Doppelspiel des angeblich nur sein Recht suchenden Vasallen und de« entschlossenen Thron räuber« mit Glück durchführte. Vortrefflich gab Hr. Müller den alten Herzog von Lancaster, dessen letzte Worte auf dem Sterbebett wie volle Prophetie des unvermeidlich hereinbrechenden Unheils erscheinen Auch die Herren Winds (Herzog von Dork), Blanken stein (Mowbray, Herzog von Norfolk), die Damen Frl Ulrich (Herzogin von Park) und Frl. Politz (Königin Isabella) trugen da« ihrige zum guten und großen Ein druck der Historie bei Da» Zusammenspiel wie die äußere Ausstattung zeugten von sorgfältigster Vor bereitung durch die Regie; die neue, malensch so wirk same Dekoration der Wrstminsterhalle (vom Hoftheater- maler Hrn E Reck) lieh der großen Hauptscene des Trauerspiels Pracht und Würde Adolf Stern Farbige Künstler- Steinzeichuunge«. Al» die reifste Frucht der bi»h«rigen Bestrebungen, nach dem in England und Frankreich bereit» seit längerer Zeit durchgeführtrn Muster auch bei un» in Deutschland die Kunst in Schule und Hau» einzubürgrrn, haben wir ohne Zweifel die farbigen Künstler-Steinzeichn»«ge« anzusehen, di« im Verlag von B G Teubner und R Voigtländer in Leipzig erschienen sind Die bereit« fertiggestellten Blätter waren bei Gelegenheit de« Dresdner KunsterziehungStage» in den Schaufenstern unserer Kunst handlungen zu sehen, und außerdem bot die Ernst Arnold- sche Hofkunsthandlung in ihrem Ausstellungsräume aus der Schloßstraßr jedermann Gelegenheit, «ine Reihe weiterer Entwürfe, die zur Ausführung in Steindruck
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