Volltext Seite (XML)
Amtsblatt „Weißtritz Zeitung" erscheint wöchentlich drei« mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Psg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 1V Pfg. - Alke Postan- stalten, Postboten, sowie di« Agentm nehmen Be stellungen an. Inserat« mit entsprech««» dem Aufschlag.-Sina- sandt, m« r«<ckti0nell« LH eile, die Spaltmgeil» MPfg. Inserate, welch« dal X» bedeutenden Auflage lw» vkät«« «dr« schr »KP same werden mit 1V Spaltemetle oder Raum berechnet. - für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die StadtrLHe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redaeteur: Dällt Ithnc in Dippoldiswalde. Vttt achtsettigem ,Lll«strirte» UnterhaltuugSblatt". Mit land» und hauSwirthschastlicher Monatlbeilage. Nr. 140. Sonnabmd, dm 1. Dezember 1894. 60. Jahrgang. Makaks rmd Sächstsches. k Dippoldiswalde. Mit dem VormittagSzuge am vergangenem Mittwoch, langte Se. Königliche Hoheit Prinz Albert in Begleitung des Herrn v. Schönberg, Präsident der Oberrechnungskammer hier an, begab sich sofort nach Reichstädt und hielt hier eine Jagd ab, die sehr vom Glück begünstigt war. Die Rückreise nach Dresden erfolgte mit dem Abendzuge. — In der heute Freitag Abend stattfindenden Etadtverordneten-Sttzung, wird sich das Kollegium mit dem definitiven Beschluß über die Anlage eines Elek trizitätswerkes in hiesiger Stadt zu befassen haben. — Die dieser Tage zur Vertheilung gelangte Liste derjenigen Bürger unserer Stadt, welche bei de» be vorstehenden Wahl stimm- und bez. auch wählbar sind, weist insgesammt 344 Namen (gegen 349 im Vor jahre) auf, davon entfallen auf die unangeseffenen Bürger 136 (141) und auf die mit Wohnhäusern an gesessenen 208 (208). — Nächsten Sonntag Abend findet in der er leuchteten Stadtkirche die letzte Abendkommunion dieses Jahres statt. Das Nähere hierüber ist auS den heutigen Kirchennachrichten zu ersehen. — Wir wollen nicht unterlassen, auch an dieser Stelle zum Besuche des morgen Sonntag in der Reich»» kröne stattfindenden Turner-ConcerteS aufzufor dern. Bekanntlich zeichnen sich diese Concerte durch die Eigenart und Reichhaltigkeit ihrer Programme aus. In bunter Reihe wechseln gutgewählte Lieder ernsten und heiteren Inhalts mit Kouplets und turnerischen Vorführungen. Ganz besonders sei aber aufmerksam gemacht auf den Einakter „Das Modell", den Chinesen- Reigen und auf dir Vorführung der Mondturner. Für die Besucher schließt sich an das Concert Ball. (Siehe Inserat in heutiger Nummer.) — Dem Vernehmen nach soll der nächste Theater extrazug Mittwoch, den 19. Dezember auf unserer Linie verkehren. — DaS vom hiesigen Eisklub vor einigen Jahren um groben Teiche erbaute EchutzhauS hat neuerdings «inen vollständigen Umbau erfahren, dukch welchen es Ader die Hälfte vergröbert wurde und nunmehr ge eignet ist, einer größeren Anzahl Fahrgästen Unter kunft zum Ausruhen und Erquicken zu bieten. — Eämmtliche Bewohner der näheren und weiteren Umgebung seien darauf aufmerksam gemacht, daß alle hiesigen Geschäfte vom nächsten Sonntag an, an diesen Tagen von 11 Uhr an bis Abends ununterbrochen geöffnet sind. Weihnachtseinkäufe lassen sich von jetzt ab bereits erledigen. — Der hier stationirte Gendarm, Herr Löffler, ist nach Cotta bei Dresden versetzt, wohin er nächsten ersten Januar zu übersiedeln hat. Poffendorf. Am 14. Dezember l. I. finden für unseren Ott die sich nöthig machenden GemeinderathS- ErgänzungSwahlen statt. Dieselben erstrecken sich auf eine Ausschußperson aus der Klaffe der Unansässigen (4. Klaffe) und einen Ersatzmann, sowie auf eine AuL- schußperfon aus der Klaffe der Begüterten und einen Ersatzmann. Gchmiedeberg. Nächsten Sonntag veranstaltet im hiesigen Gasthofe der Mtlttärverein ein Concert mit Theater, dessen Programm ein sehr reichhaltiges und abwechslung-volles ist. Die Besucher werden sicher den Saal nicht unbefriedigt verlassen. -j- Frauenstei«. Die Generalversammlung des hiesigen Vorschubvereins fand kürzlich statt. Nachdem der Herr Vorsitzende, Lehrer Haupt, die Anwesenden begrüßt hatte, wurde das iauSscheidende Vorstands mitglied, Herr Zimmermetster Herrmann, wiederum als Kontroleur für die Jahre 1895 bi» 1897 gewählt. Auch die ausscheidenden AuffichtSrathSmitglieder, die Herren Kistensabrikant Kummer, Stadtkassenkontrolrur Schade und Echuhmachrrmeister Echlteder wurden für denselben Zeitraum wieder zu ihren Aemtern berufen. Auf Antrag des AussichtSrathSoorsitzenden wurde so dann auf Grund des § 54, Absatz b und ä der Ver einsstatuten, ein Mitglied durch Stimmzettel einstimmig auSgeschloffen. — Während in den Monaten Mai bis Oktober cr. die Sterblichkeit in unsrer Kirchgemeinde eine sehr geringe war (im Mai starb 1 Person, im Juni 2, im Juli 4, im August 6, im September 2, im Oktober 1 Person), so erhöhte sich dieselbe in auffälliger Weise im November, in welchem 13 Mal das Geläute der Glocken Mitglieder unsrer Gemeinde einen AbschiedS- gruß ins Grab nachrief. Als, Todesursache ist bei 2 Fällen DiphtheritiS zu verzeichnen. Rehefeld-ZaunhauS. Da der Wunsch und das Bedürfnis einer einheitlichen Ortszeit seit Langem rege geworden ist, beabsichtigt Herr Lehrer König Sonntag, den 16. Dezember, im Strellerschen Gasthofe eine musikalische Abendunterhaltung zum Besten einer Schul- Uhr zu veranstalten. Möge genannte Absicht durch Zuspruch allseitige Unterstützung finden. — Zum Nachfolger des in den Ruhestand treten den hiesigen Forstgendarm wurde Herr Schumann, bisher Distrtktgendarm in Gauernitz bei Kötzschenbroda, ernannt. Bo« der Vreuzr. Während der vorigen Woche waren unsere Thäler in dichten nässenden Nebel ge hüllt, der drei Tage ohne Unterbrechung anhielt, während die Höhen im herrlichsten Sonnenscheine glänzten. Seit dieser düstere Geselle von uns wich, hielt Karre Kälte ihren Einzug, welche Thermometerschwankungen von -s- 1,8« bis — 7° zeitigte. Dresden. Nächsten Sonntag, den 2. Dezember, Mittags um 12 Uhr, wird durch den König im königl. Residenzschlosse die Nagelung und Uebergabe der zu verleihenden Fahnen an die in Folge der letzten HeereSvermehrung neuorganisirten vierten Bataillone der beiden Grenadierregimenter Nr. 100 und 101 und der Jnsanterieregimenter Nr. 102, 103,104, 105, 106, 107, 133, 134 und 139 stattfinden. Der Feier werden die Prinzen Georg, Friedrich August, Johann Georg und Albert in Begleitung ihrer persönlichen Adjutanten, ferner die Herren des königlichen großen Dienstes, der KriegSminister, die Generalität, die Kommandeure der betheiligten Regimentnr mit je 1 Lieutenant und 1 Unteroffizier (Fahnenträger), sowie die Kommandeure der hiefigrn selbständigen Bataillone beiwohnen. Die Nagelung der Fahnen wird im Spiegel saale erfolgen. Nach Beendigung dieses feierlichen Aktes wird der König die Fahnen an die Komman deure der obengenannten Regimenter im königlichen Schloßhofe übergeben. Aus diesem Anlässe wird der Schloßhof für die Zeit von Mittag '/«12 Uhr bis nach Schluß der Feierlichkeit für den öffentlichen Ver kehr gesperrt bleiben. Nachmittags findet zu Ehren det Tages im königl. Refidenzschloffe Galatafel statt. — Die vor dem Königl. Landgericht Dresden am 28. November stattgesundene Hauptoerhandlung gegen den m Mickten wohnenden Kaufmann Siegfried Epstein, wegen einfachen Bankerotts und wiederrecht licher Släubigerbegünstigung, berührte in ihren Er hebungen auch die Stadt Dippoldiswalde. Der Ange klagte ist am 9. November zu Zinz in Oberschlesien geboren und im Jahre 1875 vom Landgerichte Liegnitz wegen Urkundenfälschung mit drei Monaten Gesängniß bestraft worden. Epstein kam im Jahre 1874 nach Dresden und gründete hier «in Weißwaarengeschäft. Dasselbe rentirte nicht, der Angeklagte mußte deshalb bereits im darauf folgenden Jahre den Konkurs an melden. Die verehelichte Epstein errichtete dann ein neues Weißwaarengeschäft, daS von dem Angeklagten geführt wurde. Daffelbehalle einen derartigen günstigen Erfolg, daß Epstein seine früheren Gläubiger säinmt- lich befriedigen und da» Geschäft im Jahre 1886 selbst übernehmen konnte. Im Jahre 1887 übernahm Epstein das Konkursinventar der „Dresdner Brodfabrik* vormals Hermann Kittler. Die Lokalitäten befanden sich in dem Grundstücke Nr. 7 auf der hiesige« Ma» gazinstraße. Der Angeklagte verkaufte inzwischen sei« Weißwaarengeschäft an seine Schwägerin für den Preis von 31,000 Mk., worauf er sofort I500V Mk. erhielt, während der Rest in Raten abgezahlt wurde. 3« Jahre 1889 errichtete Epstein in Mickten rin Mühlen» grundstück; im darauffolgenden Jahre wurde das Mühlwerk in Betrieb gesetzt und auch noch ein andere» Grundstück unigebaut, da der Angeklagte sein Geschäfts lokal auf der Magazinstraße wegen Abbruche» de» Hauses verlassen mußte. Epstein errichtete dann im Jahre 1891 in Mickten eine Dampfbäckerei. Die Ge nehmigung hierzu hatte er jedoch nur unter der Be dingung erhalten, daß er daselbst ein Wohnhaus mit anbaue. Dieser Bau wurde im Jahre 1892 fettig und siedelte der Angeklagte nunmehr vollständig nach Mickten über. Während Epstein im Frühjahre und Sommer wiederum Erweiterungen seiner Mühlengrundstücke in Mickten vornahm, pachtete er in Dippoldiswalde dir Unterrichtsmühle der Deutschen Müllerschule, um dey Gang des Geschäftes nicht aufzuhalten. Diese Bauereieit haben dem Angeklagten viel Geld gekostet, er hatte auch viel Getreide gekauft, dasselbe ging im Preise um 15 Mk. pro Sack herunter und hierdurch gerieth itzOesir Ende 1892 in Geldverlegenheiten. Im November 1892 soll Epstein an seine Gläubiger noch 80000 Mk. be zahlt haben. Der Angeklagte suchte nunmehr einen zahlungsfähigen SociuS, eventuell eine größere Hypothek aufzunehmen. Da ihm dies nicht glückte, berief er am 24. November eine Gläubigerversammlung ein, machte den Vorschlag, eine Genossenschaft zu bilden, die das Geschäft übernehme und dann liquidire. Dieser Vor schlag wurde abgelehnt, ebenso ein von ihm angebotener Akkord von 25 Prozent. Nunmehr meldete Epstein den Konkurs über sein Vermögen an; derselbe wurde auch am 12. Dezember 1892 von dem hiesigen königl. Amtsgerichte eröffnet. Der Konkurs ist jetzt beendigt, infolge de» billigen Verkaufes der Grundstücke kommen für die Gläubiger nur I I'/» Prozent heraus. Dem Angeklagten wird beigemeffen, daß er als Schuldner, der seine Zahlungen einstellt, Handelsbücher so un ordentlich geführt hat, daß die keine Uebersicht de» Vermögenszustandes gewährten, sowie daß er im No vember 1892, obwohl er damals seine Zahlungsun fähigkeit kannte, zwei Gläubigern, und zwar dem PrivatuS Braußnitzer 6720 Mk., sowie dem Kaufmann Pietzsch 1600 Mk. gewährt hat, in der Absicht, diese vor den übrigen Gläubigern zu begünstigen. Da Epstein die ihm beigemessenen Vergehen auf das bestimmteste in Abrede stellte, so machte sich eine umfängliche Be weisaufnahme nothwendig. Nach dem verkündeten Urtheile wurde Epstein von der wider ihn erhobenen Anklage kostenlos freigesprochen. — Ein recht bedauerlicher Unfall hat sich am Nachmittag des 27. November im Grundstück Bautzner- straße 25 ereignet. Eine daselbst im 4. Obergeschoß des rechten Seitengebäudes wohnende Frau ging nach dem Keller deS betreffenden HauseS, einen fünfjährigen Knaben dahin mitnehmend, während sie in der ver schlossenen Wohnung drei Kinder im Alter von 7 und 2 Jahren sowie etwa 8 Wochen zurückließ. Vermuth- lich durch diese Kinder ist ein, leider anfänglich von Außen nicht bemerkbare» Feuer verursacht worden. Als man darauf aufmerksam geworden war und nach der Feuerwehr geschickt hatte, sprang, ohne daß e» verhindert werden konnte, der 7jährige Knabe in seiner Angst durch «in Fenster in den Hofraum hinab. Un mittelbar darauf langte die herbeigemfene Feuerwehr an und erfuhr, daß sich in den inzwischen geöffneten Räumen noch zwei Kinder befänden. Obwohl e» ziemlich gewagt war, ohne weiteren Schutz in die zum Theil in Hellen Flammen stehende, gänzlich von Qualm erfüllte Wohnung einzudringen, so unterzogen sich doch.