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MnstwCrnWler Anzeiger Tageblatt für Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, Wüstenbrand, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Lugau, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf rc. Der „Hohenstein-Ernstthnler Anzeiger" erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich abends mit dem Datum des folgenden Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bei freier Lieferung ins Haus Mk. 1.50, bei Abholung in den Geschäfts stellen Mk 1.25, durch die Post bezogen lauster Bestellgeld) Mk. 1.50. Einzelne Nummern 10 Pfg. Bestellungen nehmen die Geschäfts- und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sämtliche Kaiser!. Postanstalten und die Landbriefträger entgegen. A cilage erhalten die Abonnenten jeden Sonntag das „Illustrierte Sonntagsblatt". — Anzeigengebühr für die 6gespaltene Korpuszeile oder deren Raum 12 Pfg., für auswärts 15 Pfg.; im Reklameteil die Zeile 30 Pfg. Die 2gespaltene Zeile im amtlichen Teil 50 Pfg. 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KtM Im Beisein des deutschen Kaisers wird setzt das hundertjährige Bestehen der Well sinna Krupp in Essen gefeiert, das aus Zweck- niäßigkcitsgriinden einige Monate nach dein eigentlichen Termin den Mittelpunkt einer großartigen Veranstaltung bildet, der auch die deutsche Nation ihre vollste Sympathie ent gegenbringt. In dem knappen Namen Krnpp versinnbildlicht sich gewissermaßen die wuch tige Energie, welche die Firma zu riesenhaf ter Ausdehnung brachte, er kennzeichnet die Arbeit, welche ihre Seele bildet. Nicht eines einzigen Mannes Werk ist dieses Unternehmen, denn auch die Träger des berühmten Namens haben ihrer Mitarbeiter benötigt, aber die Kruppsche Zähigkeit und Voraussicht hat das größte dabei getan. Und die Krupps sind echte deutsche Charoktcrgcstalten, deren Haus man anch im Mannesstamm ein langjähriges Blü Yen gewünscht hätte. Der Kaiser hat den letz ten Krupp, Friedrich Alfred, seinen Freund genannt. Das hat die Familie mit dem her ben Geschick desselben versöhnen helfen. U id durch kaiserliche Entschließung vererbt sich der alte Name in dem Gemahl der ältesten Toch ter Friedrich Alfred Krupps, des Herrn Krupp von Bohlen und Halbach, jetzt fort. Es erübrigt sich an dieser Stelle, die ge waltige Ausdehnung des.Kruppschen Werkes in seinen Millionen-Werten, mit seinen Zehntau senden von Arbeitern in seiner umfassenden Produktion in Ziffern klar zu legen, die eben so der Wehrmacht dient, wie der friedlichen Tätigkeit. Durch die Kriegsgerätschaften aller Art ist der Name Krupp am bekanntesten aus der ganzen Erde geworden, aber darum dars die Leistung für die allgemeine gclverbli.be Tätigkeit nicht unterschätzt werden, wie denn überhaupt unsere großen industriellen Firmen sich in jeder Hinsicht betätigt haben. Die nord amerikanischen industriellen Weltfirmen nehmen für sich und ihre Zukunft dieselbe unbegrenzte Möglichkeit in Anspruch, wie ihr Heimatland. So weit will Krnpp in Essen wohl nicht gehen, aber gewiß kann die Firma für sich den Ehrentitel einer unbegrenzten Tätigkeit, einer unübertroffenen Tüchtigkeit beanspruchen und genießt diesen. Es soll nichts gegen die Fähigkeiten der nordamcrikanischen und europäischen Konkur renten gesagt werden, und von feiten des Esse ner Unternehmens geschieht das gewiß in kei ner Weise. Sie verliert leine Bemerkung, wenn den französischen Erenzot-, den briti scheu Armstrong-Wcrlcn und anderen eine wert volle Lieferung vom Auslande her übertragen wird, obgleich da nicht selten nationaler Chau vinismus und Finanzgeschäfte eine große Rolle spielen. Krupp bedeutet in jedem Falle die denkbar höchste Solidität, alle Sachverständi gen der Erde räumen das ein, zu Wasser wie zu Lande steht das Unternehmen seinen Mann. Der Größte der Krnpps, Alsred Krupp, dieser gerade, unbeugsame Mann, der manche Aehnlichkeit mit Bismarck im Charakter hat, gehört zu den Deutschen, welche, ohne Staats mann oder Feldherr gewesen zu sein, im Ruh mestempel der Nation eine hervorragende Stellung einnehmen. Das hat der alte Kai ser ihm gesagt, Kaiser Wilhelm >i. hat es sei nein Sohne wiederholt. Alsred Knipp und seine Dampfhämmer, die nun schon wieder von neuen Erfindungen überholt sind, die aus dem Essener Werke ihre Ausführung fanden, waren Weltberühmtheiten, auf die jeder Fach mann sah. Und was das Bewundernswerte ist, das ist die Tatsache, daß das Kruppsche Unternehmen von keinerlei Schwankungen be troffen worden ist, daß cs stetig seinen Auf schwung fortgesetzt hat, allen Neidern zum Trotz. Darin ist es ein entsprechendes Gegen stück zum machtvollen Emporblühen des gan zen Reiches, als dessen werktätige Hilfskraft es zu ^oer Zeit sich erwies. Und wir wol len bedenken, daß der millionenfache Umsatz der Firma doch in der großen Hauptsache der Arbeiterschaft zugutekommt. So dient die Kriegsrüstung der Wohlfahrt der Bevölkerung im Frieden! * * * Die Hundertjahrfeier der Kruppwexke in Essen hat am Sonnabend mit der Ehrnng von etwa 800 Krupp-Jubilaren aus den Jahr gängen 1911 und 1912 begonnen. Die Feier lichkeiten fanden auf der Villa Hügel statt, >vo die Jubilare von Herrn von Krupp be wirtet und beschenkt wurden. Gleichzeitig nahm auch die Krupp-Flugwoche, an der 20 be währte deutsche Flieger teilnehmen werden, aus dem Flugplatz Essen-Gelsenkirchen ihren An fang. Die eigentliche Jubiläumsfeier in Gegenwart des Kaisers, des Prinzen Hein rich von Preußen und zahlreicher Staatsmän ner ist für Mittwoch den 8. August vorgesehen. Erwähnt mag noch sein, daß die Aktien der Krupp-Werke, die 1908 in eine Aktiengesell schast umgewandelt wurden, sich sämtlich im Besitze der Familie Krupp befinden. Die Aktiengesellschaft erzielte bereits in ihrem ersten Geschäftsjahre beim Grundkapital von 160 Millionen Mark einen Betriebsüberschuß von 29 160 000 Marl. Zu den Marken der Firma Krupp gehören gegenwärtig die Gußstahlfabrik in Essen mit einem Schießplatz in Meppen, das Stahlwerk in Annen, das Grufonwerk in Buckau, die Germaniawerft in Kiel, das Hüt tcnwoA in Rheinhausen am Niederrhein mit 6 Hochöfen, drei weitere Hochofenanlagen in Duisburg, Neuwied und Engers, eine Hütte bei Savn mit Maschinenfabrik und Eisengieße rei, Kohlenzechen, eine große Anzahl von Eisensteingruben in Deutschland, darunter zehn Ticfbauanlagen mit vollständigen maschinellen Anlagen, eine Reederei in Rotterdam mit Hoch seedampsern; auch ist die Firma an mehreren spanischen Eisensteingruben beteiligt. TageSgefchichte. Ter neue sächsische JustiMinistcr. Neichsanwalt Dr. Nagel in Leipzig wurde zum sächsischen Justizminister ernannt. Dr. Paul Arthur Nagel hat seine puristische Lauf bahn fast ausschließlich in Leipzig zuriickge- legt. Er war zunächst Staatsanwalt am Leipziger Landgericht und hat sich in dieser Stellung sowohl durch seine energische Amts führung wie durch seine glänzende Beredsam keit einen Namen gemacht. Dr. Nagel wurde dann beim Landgericht Leipzig znm Landge richtsdirektor ernannt und führte den Vorsitz in der Kammer für Handelssachen. Aus die ser Stellung wurde er als Reichsanwalt an das Reichsgericht berufen, ein Amt, das er bereits seit einer Reihe von Jahren ^ekleidct. Dr. Nagel ist in den juristischen Kreisen eine bekannte und geschätzte Persönlichkeit. Der Aufenthalt des Kaisers in Wilhelmshöht, wohin sich der Monarch nach seinem Besuche in Essen begibt, wird bis Ende dieses Monats dauern, da der Kaiser am 1. September in Berlin die große Parade über das Gardckorps und 3. Armeekorps abnehmen wird. Am 3. September beginnt die große Schwcizcrrcisc, nach deren Beendung sich der Kaiser sofort ins sächsische Manövergelände auf dem Truppen übungsplatz Zeithain begibt. Dit Bcisttznnq des Kardinals Fischer im Dom zu Köln vollzog sich unter großen Trauerseierlichkeiten und unter einem ungeheuren Fremdenandrang. Der Sarg mit der Leiche des Kardinals wurde von zwölf barmherzigen Brüdern getragen, während die Enden des Leichentuchs von vier Professoren der theologischen Fakultät in Bonn gehalten wurden. Gleich hinter dem Sarge ging der Vertreter des Kaisers, Staatsmini ster Freiherr von Schorlemcr. Dann folgten Zivil- und Militärbehörden, Vertreter des Adels, Mitglieder des Land und Reichstages und Angehörige des hohen Klerus aus dem In- und Auslande, darunter Kardinal Kopp, Erzbischof Jürgens von Bombay, die Bischöfe von Fulda, Paderborn, Münster, Osnabrück und Hildesheim, Bischof Benzler von Metz, Kardinal Mercier von Mecheln nnd der Erz bischof von Utrecht. Im Dome zelebrierte Kardinal Kopp ein feierliches Po«tifical-Re- guiem. Die Gedächtnisrede hielt Bischof Schulte von Paderborn. Die Tpionagcasfärc Kostewitsch-NikolSki. Die Spionageaffäre Kostewitsch Nikolski ist durch die Voruntersuchung in Leipzig jetzt so Sturmeswogen. Roman von Wilhelm von Trotha. S7. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.' „Das seid Ihr," riefen einige Stimmen. „Aber Tomsen," nahm jetzt Martin wieder daZ Wort, „wie seid Ihr denn ins Wasser gekommen, und trotzdem Ihr die Boje gefunden habt, seid Ihr nicht von Eurem Steamer gefischt worden?" Tomseu sagte langsam: „Maaten, an mir ist ein Verbrechen begangen, wie es schurkischer noch keinem Mann vom blauen Wasser zugestosten ist! Ich erzähle Euch alles, — später! — Jetzt," fugte er nach einer Pause hinzu, „laßt mich ein wenig ruhen, ich bin recht müde — von der Schwimmtonr; heule bei Abend, da spinne ich Euch ein Garn, daß Euch die Augen übergehen sollen und fünf Lagen Grdg nicht reichen für die Zeit, die ich dazu gebrauche." Am anderen Tage schön war Onnen wieder voll ständig hcrgeficllt und da Marlin den übrigen Männern Rühmliches über Onnens Geschicklichkeit als Seemann gesagt hatte, und daß er auch etwas vom Führen eines Schiffes verstehe, so vertrauten ihm alle gern die Führung des Bootes an, denn ihnen wär auch daran gelegen, baldmöglichst zur Flottille wieder zurückzukommcn, nm dort noch das Transportschiff zu treffen, von dem sic die Lebens mittel ergänzten; sie selbst kamen wochenlang nicht in einen Hafen zurück, sondern lagen dem Fisch fänge ob. Am anderen Tage sichteten sie auch richtig die Segel der anderen Boote, ;ahen aber zn ihrer großen Enttäuschung, daß der Steamer schon landwärts dampfte. Erst gegen Mittag ertcwhlcn sie die Flotte und nahmen von den anderen Booten Proviant über. Der Fischzug „Onnen" war bald auf der etwa 25 Fahrzuge großen Flottille bekannt und alle Vianu wollten den unter so seltsamen Umständen Geretteten, sehen. Auch über den 'Mörder erfuhren die Leute bald 'Näheres und jeder scbwor, den Kerl lall zu machen, wo man ihn anch immer treffen würde; solch cm Kerl gehörte nicht unter ehrliche Janmaats aufs blau: Wasser. So gingen an acht Tage dahin. Meist ivar das Wetter, wie es zur Winterzcit immer zu sein pflegte, kalt. Viel Schnechöen und häufiger Nebel erschwerten bei hochlaufender T ünuug die Arbeit, aber der Fang war nicht schlecht und die günstigen Aussichten auf gute Geschäfte ließen di» Leute den Mut nicht verlieren. Onnen arbeitete wacker mit. Einmal nur hatte er einen Brief geschrieben und wollte ihn dein nächsten Dampfer mitgebeu, aber erst nach zehn Tagen kam ein Küstendampfer in Sicht, der auch beidrehte und die Bitte des Tomsen erfüllte. Was er nach erhaltener Antwort auf diesen Brief hin tun wollte, darüber war er sich noch nicht klar, nur mußte er zunächst Gewißheit über Rose haben, wo sie war. Wegen des Klaas war ihm nicht bange, denn den glaubte er bestimmt hinter Schloß und Riegel, da Rose von ihm alles wußte und das genügte, um den Mann für lange Zeit unschädlich zu machen, dafür brauchte Onnen also nicht zu sorgen. Er mußte nur wissen, was aus Rose geworden war, darnach wollte er dann sein späteres Leben ein- richtcn. Vorläufig war er bei deu Fischfang recht gut aufgehoben und so gedachte er hier in aller Ruhe die Nachricht aus Nenyork abzuwarten, um dann weiter -u disponieren. Drei Wochen lang hatte er sich nun auf den Banks fischefangender Weise aufgehaltcn und noch immer war der Provinntdampfer nicht erschienen. Endlich am nächsten Tage kam er an. Er brachte Onnen Tomsen einen Brief mit, adressiert, wie es Onnen geschrieben hatte. Da stand drin. „Auguste Victoria am 22. vorigen MonatS in See gegangen, kommt erst am 10. April zurück. Von einen Fräulein Jensen ist hier nichts bekannt. Ein alter Mann gleichen 'Namens befindet sich als Arbeiter am Pier. Er ist als Emigrant herübergelommen. Den Aufenthalt feiner Tochter kennt er nicht, würde ihn auch nicht sagen. Von einer Verhaftung eines Matrosen Gelseu ist nichts gemeldet. Hamburg-Amerika-Linie. Neuyork, Broadwan, 37, l">. February 19..* „Also der Lump ist entwischt!" sagte Onnen dumpf. Schnell aber faßte er sich und fragte den Kommandanten des Steamers, ob er ihn mitnehmen wollte, worauf er natürlich eine bejahende Antwort erhielt. „Wo legen Sie an?" fragte Onnen. „Ich gehe nach Portland." „-AI riKhf, ich komme." Schnell packte er sein Bündel, das heißt etwas Wäsche, die ihm die anderen Leute gegeben hatten, drückte jedem dankbar die Hand und enterte an Bord. „Ich sehe Euch in Neuyork wieder," rief.er noch den Leuten zu, „wenn Ihr den „roten Klaas," von dem ich Euch erzählte, einmal sehen solltet, so bringt ihn mir heil und lebendig nach Neuyork, dort in der Office der „H. A. P. A. G." erfahrt Ihr, wo ich bin. 1000 Taler zahl' ich für den Kerl!" „Adieu auch, Maaten!" „Adjes," riefen die Leute zurück und Onnen befand sich bald wohlbehalten auf der Reise uach Portland. — Drei Tage später glaubte der alte Jensen, ihn solle der Schlag rühren, als ihm plötzlich Onnen Tomsen gesund und wohlbehalten am Pier gegen» überstand. 15. Kapitel. Der verhängnisvolle Brief. Es war Mitte März geworden. Lora Jürgens, die Schwester des roten Klaas, saß einsam in ihrem kleinen Stübchen und nähte eifrig. Sie arbeitete tagsüber für ein großes Kravatten- geschäft, und nur hier und da, wenn ein Freund oder Bekannter ihres Bruders von See zurückkam, ging sie mit dem ein wenig aus. Wohl tanzte sie dann ausgelaffen und stieß auch mit dem eiuen oder andereu der Jungens vom blauen Wasser an, aber keiner konnte sich je einer Gunst dieses eigenartigen Mädchens rühmen. Sie halte heute sehr fleißig gearbeitet und wollte eben Hut und Jacket anziehen, uni die fertig ge stellten Sachen in das Geschäft zu tragen, als es draußen klopfte und auf ihr „Herein" der Briefbote in der Tür erschien. Er brachte einen eingeschriebenen Brief, der nach der Handschrift von ihrem Bruder Klaas sein mußte. Langsam öffnete sie ihn, prallte aber erschrocken zurück, denn sie hielt drei richtige Tausendmarkscheine »n der Hand, die ihr aus dem Briese entgegengefallen waren. Der Brief war kurz und mit ungeschickter Hand geschrieben; es hieß darin: Liebe Schwester! Bin gut davongekommcn, fahre jetzt auf einem Küstendampfer, komme Du über Genua nach Neu- york, schreibe von dort an die „Easl-Coast-Linie" Boston und erwarte mich in Newyork. Gehe zu Mr. Millner in der Germanstreet 13 in Hobokcn und erwarte mich dort. Der Mann ist gut und wenn Du zahlst - gib ihm pro Tag 1 Dollar, — dann tut er alles für Dich! — Wir haben jetzt Geld. Tas andere sage ich Dir später. L. Sprech' mit niemand über die Reise. Dein Bruder Klaas. Lora wußte nicht, wie ihr geschehen war. Nach endlosem Hin nnd Herdenken entschloß sie sich, die Reise anzutreten und acht Tage später wandelte ein hübsches, keck aussehcndes, junges Mädchen am Kai des Hafens von Genua auf und ab. Es war — Lora Jürgens. Das hastige Leben und Treiben am Hafen machte ihr viel Spaß; so stand sie mit offenen Augen lachend dort und besah sich das eigenartig südlän dische Getriebe. (Fortsetzung folgt.) " ' l