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Erscheint! jeden Wochentag früh > Uhr. Inserat« wer de» bi« Nachmittags L Uhr sllr die nachst- erscheinendc Nummer angenommen. Freiberger Anzeiger und Tageblatt. Preil vierteljährlich 18 NA«.' Inserate werden die gespaltene Zeile oder deren Raum mit 8 A, berechnet. Amtsblatt drs König!. BtMsgerichts M Freiberg, sowie -er Kimigl. Grrichtsämter und Ler Stadtröthc m Freiberg, Sayda und Brand. 61. Dienstag, den I«. März. 1858. — ——-M—»—-sssi Tagesgeschichte. Chemnitz. Der nächste Jahrescursus unserer Gewerbs schule beginnt am 14. April 1858. In Bezug auf die zur Auf nahme nöthige Vorbildung findet am 12. April von Morgens 8 Uhr an im Gewerbschulgebäude eine Prüfung statt, und es fordert der Director vr. Schnederwann aste Aeltern, Pflege- ältern, Vormünder u. dgl. auf, die zur Aufnahme angemeidcten oder noch anzumeldenden Zöglinge zu dieser Prüfung zu stellen. Jeder neu aufzunehmende Zögling hat durch Taufzeugniß, Impfschein, Confirmations- und Schulzeugniß nachzuweisen, daß er mindestens 14 Jahre alt, geimpft und confirmirt ist und bisher einen angemessenen Unterricht gehabt und benutzt hat. Der landwirthschastliche Lehrcursus ist auf drei Jahre berechnet, j Die Vertheilung der Unterrichtsgegenstände ist in solcher Art getroffen, daß im ersten Jahre der Unterricht in den allgemei nen Vorbereitungswissenschaften ertheilt, im zweiten Jahre die ser Unterricht fortgesetzt und zugleich schon specieller auf die Vorbildung für den landwirthschaftlichcn Beruf hingewirkt und im dritten Jahre die eigentliche Fachbildung durch den Unter richt in den verschiedenen Zweigen der Landwirthschaft gegeben wird, während der Sprachunterricht durch alle drei Jahrescurse sich hindurchzieht. Am 12. März früh ^/«6 Uhr brach in Döbeln in dem Gasthofe ,,zur goldnen Sonne", in dem noch bis gegen 4 Uhr Bast gewesen Ivar, Feuer aus. Entstehungsursache ist noch nicht bekannt, auf einem Nebengebäude ist aber das Feuer zuerst be merkt worden und es griff so schnell um sich, daß einige dort übernachtende Reisende ans der Straße sich erst vollends an- kleiden konnten. Zum Glück war eine große Windstille, sonst hätte das Feuer weiter sich verbreiten können; die nahe Post war z. B. in großer Gefahr und bei der durch die strenge Kälte herbeigeführten Wassersnoth war so ein recht wirksames Löschen nicht gut möglich, trotz der Nähe des Wassers. Außerdem hielten auch die Helfenden in Wasserreihen rc. der Kälte wegen nicht lange Stand. -- Verunglückt ist Niemand. In Weckselburg brannten am 8. März während des fürchterlichen Sturmes 10 Häuser ab, wodurch 21 Familien obdachlos wurden und ihre Habe verloren. Infolge dessen hat ein Comitv einen dringenden Ausruf erlassen. Erst vor 16 Mo naten waren dort acht Häuser abgebrannt, die noch nicht völlig wieder aufgebaut sind. Wer die Verhältnisse kleiner Ortschaften kennt, wird wissen, daß derartige Ereignisse doppelt unglücklich auf sie wirken. Nach der Zählung vom 3. Decbr. 1855 hatte Wechselburg 172 bewohnte Gebäude, 298 Familienhaushaltun- gcn und 1217 Einwohner. Oesterreich. Die Oesterreichische Zeitung vom 11. März nimmt von einem Artikel der Petersburger Zeitung Veran lassung, vor den Absichten Rußlands zu warnen. Sie sagt: „Die Deutschen haben den Ruf, keine weitsichtigen Politiker zu sein, sie sind ein gutes biederes Volk, und deshalb leicht zu täuschen; aber sie sind doch nicht gar so blöde, wie man an der Newa meint. Sie haben eine harte Schule gehabt und Rußland ist ihr Lehrmeister gewesen. Sie haben das Besreien- helfen vor 40 Jahren lheuer genug gezahlt, um noch die alten Narren zu sein. Die Freiheit, welche von Ler Lanze der Kosackrn ürahlt, ist kein verlockend Ding. Eine Bewegung in Deutsch land, ein Zerreiben der Staaten unter einander, eine Schwä chung der Reqierungsgewalten, dies ist es, was im Hinter gründe der Petersburger Sirenenstimme liegt. DaS linke Rhein ufer, Danzig und die Donauländer sollen der Lohn des Acteurs dieser Posse sein. Applauüite amici." im Alter zwischen 14 und 17 Jahren, wurde dieser Tage zur Haft gebracht; 91 in verschiedenen Gewölbauslagen verübte Dieb stähle fallen erhobenermaßen der Bande zur Last." Baiern. Der Augsburger Allgemeinen Zeitung schreibt man aus Erlangen vom 9. März: „Einen tiefen Eindruck macht gegenwärtig eine Broschüre des Professors v. Hoffmann, worin dieser seine Ansicht über die vielbesprochene AmtSab- setzung Baumgartens darlegt. Er unterzieht daS Gut achten des mecklenburgischen ConsistoriumS, welches dieser auf fallenden Maßregel haiwtsächlich zur Stütze diente, einer ebensp scharfen als gerechten Kritik, deren Ergebniß kein andere» ist, als daß die Auffassung des ConsistoriumS auf lauter unbegreif lichen Mißverständnissen und Uebertreibungen beruht. Professor v. Hoffmann begnügt sich aber nicht mit einer Vertheidtgung der in Frage stehenden einzelnen Persönlichkeit; er faßt das allgemeine Schicksal der theologischen Lehrfreiheit ins Sug«. Er spricht es unverhohlen aus, daß der Vortheil, welcher aus dem straffen Anziehen kirchenregiincntlicher Zügel vielleicht zu erwarten sei, nicht entfernt in Vergleich komme mit dem unbe rechenbaren Schaden, welchen eine Hemmung der wiffenschaftlh- chen Bewegung dem wahren und innersten Leben der protestan tischen Kirche zufügen muß. Bei dieser ganzen bedauernswerthen Angelegenheit macht eS eine besonders eigenthümliche Wirkung, wenn man bedenkt, daß Professor Baumgarten jetzt nach Jena kommt, wo ihm die nämlichen Sätze äls hyperorthodox, uktra- mystisch und antiliberal angerechnet werden können, Welchs khut in Mecklenburg als häretisch, unlutherisch und oppositionell an gekreidet wurden. Während im hohen Norden daS Kirchenre- giment eifersüchtig selbst über Kathederweisheit und gelehrte Commentarien wacht, erlebt man es im Süden, daß PfarrgeisK liche auf eigene Faust neue CeremonieN und Amtshandlungen einführen, ohne daß die Behörde etwas Namhaftes dagegen thut. Fragt man uns aber, was uns lieber ist, diese oberhirt- lich sanftmuthige Nachsicht oder jene regimentliche unerbittliche Strenge, so versichern wir ungesäumt: die erstere, unter allen Umständen die erstere." Württemberg. Von der Rauhen Alpwird dem „StaatS, anzeiger für Württemberg" geschrieben: Man kann sich die Größe des bei uns herrschenden Wassermangels erst dann recht denken, wenn man die Menge der hin- und vergehenden Wasser« schlitten sieht; wenn man weiß, daß in vielen Häusern der Kessel fast jeden Tag gefeuert wird, um Schnee für die Haus haltung und für daS Vieh zu schmelzen, und wenn man sieht, wie viel Schnee in den Stuben in Wasser verwandelt wird. Ein Fäßchen, ja ein Krug guten Wassers ist gegenwärtig bei uns ein kostbares Geschenk, das auch von einem Ort zum andern wandert, und Derer sind Viele, die einen Trunk Hellen, frischen Wassers beim besten Willen nicht auftreiben können. In Apolda haben sich die Bedrängnisse schon bedeutend wieder vermindert und dürften bald wieder soliden Zuständen Platz machen, nachdem alle güten Häuser sich in der Krisis so gehalten, daß sie von der staatlichen Vorschußkaffe nur 63,000 Thlr. in Anspruch zu nehmen brauchten, die sie bald zurück zahlen dürften. Eine gute Messe in Leipzig dürfte auch bald Lie starken Vorräthe an Apoldaer Manufakturen aufräumen helfen. Der Kölnischen Zeitung schreibt man aus Paris vom 11. März: „Man schreibt aus Mailand und dem Lombardische Venetianischen Königreich überhaupt, Orsini's Brief habe dort eine solche Sensation erregt, daß die Polizei hinterher alle Exemplare des Moniteur mit Beschlag belegen ließ. AuS Wien berichtet die Wiener Zeitung vom 11. März: Eine jugcndliche Diebsbande, bestehend aus 1tz Lehrjungen Paris, 13. März. (Dr. H.) Pierri und Orsini find, nachdem der Kassationshof die Berufung verworfen und auch ihr Begnadigungsgesuch vom geheimem Rach zurückgewiesen wor-