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Dresdner Journal : 16.08.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-08-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188208160
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820816
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820816
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-08
- Tag 1882-08-16
-
Monat
1882-08
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 16.08.1882
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W18S. Mittwoch, den 16. August. 1882. Ldounen»eoti»pr«li r l» U»u»«n 4«»tiek»» : ^LUrlieU: .... 18 ^^LUrUoU: 4 >l»rlr 50 ?s. Liurslo« Kuruwsru: lv?5 Lu—ri»»Id äs, äsut»ck,u N«ieUs» tritt I'oit- aoU 8t«wp«Iru»cUi»^ Uu»,u. Inserateoprelser kilr äsu Nimm einer gsspültsusn kstitrsil« SO kk. v»t«r „Kinxveunät" äi« 2«il« 50 ?k. Lei 1'uksUsn- unä AU«ru»»t» 50 Fukivlil»^. LrieLeloen: I^Alici» mit Lurnulrms 6er 8onn- unU ^eierts^s Llisnä, tiir äsa sul^suäsu Drrs-nerAomuul. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. lnserutsnunnutiw« LusvUrt«: l-rixiiz: n. Branstetter, (.'ommiseioaLr äs, i>re«6»er 6ournL>»; Lemkar^ Lerltn Visa l.,jp»j^ Leisi Lr»»1»u krenltturt ». Sl : 7/aa^enxte,n <t- ^oA?er,' Serlm-Viell Nemdurx- kr»u ^riuilkurt u. U. Himvdeo: /tuet. A/o«e,' L«rlm: /»,ra/i6en<ia»»t>' kremen: A.-ückZatte,' Lr«»l»u: F. ütanAen'e Lureaa (Hil ^'a5at/i-/ kruukturt » » r L ^aeAer'eek« UneUdanUIun^; 0örii»: 5?. iUaUer,' Hennorer: §e/iäs«ier, Kurt, SsrUu-rruukkurr » H.- Stultgurt: vaude F Co., Nemdnrx: Lte»ner. llvruiisxvkvrt Löniel- kxpeäitioa Uv» Vre^vsr äonrnul^ Örssäsn, ^viv^orstrusss llo. 80. Ämtlichrr Theil. Se Majestät der König haben dem Director der Lander-Strafanstalt zu Hoheneck RegierungSrath Beh risch do» Ritterkreuz I. Clasie vom Verdienstorden Allergnädigst zu verleihen geruht. Bekanntmachung. Die nächste Aufnahme-Prüfung von Expektanten für da» Königlich Sächsische Kadetten-Korp» soll am 29. und 30. September ». er. stattfinden und werden die an da» Kommando des Kudetten-KorpS zu richten den bezüglichen Anmeldungen dazu am 15. September geschlossen. Die wissenschaftlichen Anforderungen an die Ex pektanten für die Aufnahme in da» Kadetten-Korp», die übrigen Vorbedingungen fowie die näheren Vor schriften, nach denen die etat-mäßigen Kadettenstellen mit einem jährlichen ErziehungSbeitrage von 90, 180 und 300 M. zur Vertheilung kommen, sind au- dem Regulativ für da» Königlich Sächsische Kadetten-Korp- vom Jahre 1880 und dem Nachtrage zu demselben — beide» käuflich zu beziehen in der Buchhandlung von Earl Höckner, DreSden-Neustadt — zu ersehen. Dretden, am 12. Juli 1882. Kriegs-Ministerium. von Fabrice. Bayer. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichte». London, Montag, 14. August, Abend-. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung deS Unterhaus»- theilte der Staat-secretLr für Indien, Marqui- v. Hartiugton, auf eine Anfrage On-low'S mit, die mit der Mission de- König- von Birma ge pflogenen Unterhandln»«»» seien noch nicht zum Abschluß gelangt. Der Premier Gladstone wie- drrholt, daß er am Donner-taa die Vertagung de- HauseS vom 18. d. bi- zum 24. October und daß er bei Wiedereröffnung der Sitzungen am 24. October die Priorität für die Reform der Ge- schäft-ordnung beantragen werde. Der Premier erklärt zugleich, die Regierung halte an dem Principe fest, daß für den Schluß der Debatte die einfache Majorität genügen solle. Der Staat-- secretär für Indien, Marquis v. Hartiugton, legte da- Budget für Indien vor und erklärte, der Ueberschuß für da- nächste Jahr sei auf 3171 OVO Pfd. Sterl, veranschlagt und die Salz- steuer in Bengalen um 3V Procent, in den an- deren Provinzen um 2V Procent reducirt. Die indische Regierung veranschlage ihren Antheil an den Kosten der Expedition nach Aegypten bei einer 3 monatigen Dauer derselben auf 1830000 Pfd. Sterl. London, Dien-tag, 15. August. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die letzten Truppen des ägyp tischen Expedition-corp- werden heute eingeschifft. Wie die „Daily NewS" vernehmen, wird der Staat-secretär der Colonien, Earl Kimberley heute im Obrrhause ankündigen, die Regierung beabsichtige, Cetewayo al- König deS Zululandes wieder einzusetzen. (Vql. d,e „TageSgeschichte") Feuilleton. Redigirt von Otto Bauet. Mr. Timsru der Speculant. Roman von Lonrad Fifcher-Eallstetn. (Fortsetzung.) »Wa» meinst Du damit, Franziska?" »E» war mir da» Alle» fo komisch, von Anfang, wa» er mir da sagte, al» müßte Alle- ein Scherz sein; ich konnte e» auch nicht für Ernst halten und mußte dazu lachen; — war da» Unrecht, Franz?" »Ich verstehe Dich nicht recht, mein liebe» Kind." »Weil ich Dich immer fo im Herzen m»t mir her umtrage, daher kommt e» vielleicht, daß ich'» nicht ernst nahm, wa» er fügte. Ist da» nicht recht lustig, daß e» mir fo schwer hält, Etwa» zu glauben, wenn Du nicht dabei bist? Vielleicht war'» auch darum, weil Lieutenant Stamm so fürchterlich ernst blieb, al» er mir'» sagte." »Und wa» sagte er?" Franzi-ka hob die Hände jetzt au» dem Schooße empor und hielt sie sich mit einer gewissen schäkernden Geberde vor die Augen, dann flüsterte sie halb schel misch, halb bewegt: »Er sagte mir, daß er mich liebt." — Franz fuhr auf. »Und Du, wa» sagtest Du, mein herzige» Mädchen?" rief er mit Leidenschaft. »Kott, wie Du au»siehst, Franz, willst Du Dich nicht ein BiSchen schämen, so m Angst zu sein?" ,Wa» sagtest Du?" wiederholte Franz. St. Peter-burg, Dien-tag, 15. August. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der „RegierungS-Au- zeiger" erklärt da- Gerücht, daß die russische Re gierung der Pforte die 1882 fällige Rate der Kriegsentschädigung überlassen habe, für unbe gründet. Die Convention, welche nächstens im Wortlaute veröffentlicht werden soll, verpflichte die Pforte erst von 1883 ab zu Zahlungen. Konstantinopel, Dienttag, 15. August. (Tel. d. DreSdn. Journ^) Gestern hielt die Con- ferrnz eine Sitzung vri Said Pascha ab. Den Hauptgrgenstand der Berathung bildete der ita lienische Antrag, betreffs deS SuezcanalS. Der MarquiS v. NoailleS erklärte bei den Berathungrn, daß auch Frankreich dem Vorschläge Italien- be züglich deS SuezcanalS beitrrte unter Wahrung seiner Handlungsfreiheit hinsichtlich deS Au-- führvug-moduS. Nachdem somit für daS Princip der gemeinsamen Polizei Einstimmigkeit erzielt warn, beantragte Graf Corti, daß dir ChefS der Geschwader oder dir SchiffScommandantrn am Surzcanal sritrn ihrer Regierungen anzuweisen wäre, sich wegen deS AutführuugSmoduS inS Einvernehmen zu setzen. Auch dieser Antrag wurde einstimmig angenommen, worauf Graf Corti der Conferenz seinen Dank für ihr bereitwillige» Eingehen auf den italienischen Vorschlag au»- sprach. DaS Jovrnal „El jawaib" will wissen, ArabiBry sei von der Pforte über die gegen ihn gerichtete Pro klamation und darüber vertraulich verständigt, daß er im Kalle der Unterwerfung Verzeihung erhalten werde, andernfalls aber die strengsten Maßregeln zu gewärtigen habe; die SchrrifS hätten die Hand- lungen Arabi'S al- gegen die Interessen de- J-- lam verstoßend verurtheilt. Alexandrien, DienStag, 15. August. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Da- TravSportschiff „Calabria" ist mit General Wolseley vergangene Nacht hier eingr troffen. Die euglischen Posten beim Fort Mrx werden verstärkt infolge de» Gerücht», baß in englischen Diensten stehende Beduinen in der Umgebung auf reguläre ägyptische Truppen gestoßen seien. Oberst Gerard unternahm heute früh eine RecogvoSciruog der ägyptischen Positionen. Dre-den, 15. August. Der Nationalitätenftreit zwischen den Alt- und Jungtschechen wird mit wachsender Elbittrrung geführt. Bor einigen Wochen haben bekanntlich Depu tationen deS tschechischen akademischen LesevereinS und deS tschechischen Juristenvereins ihre geharnischte Reso lution gegen len Ministerialerlaß in Sachen der deut schen Staatsprüfungen an der tschechischen Universität auch dem vr. Rieger mit der Bitte überreicht, in seiner Eigenschaft als Obmann des Irlub im ReichSrathe geeignete Schritte zur Abwehr deS der jungen tschechischen Universität drohenden »Unheils" zu thun. vr. Rieger hat unterm 20. Juli den beiden Vereinen ein eingehendes Antwortschreiben zugehen lassen, mit dessen Publicirung sich die besagten Ver eine nicht beeilten, da eS in seinem vollen Inhalte nicht nach dem Geschmacke der Jugend der tschechischen Nation gewesen sein mochte, vr. Rieger betonte näm lich im Eingänge seine» Antwortschreibens, daß die geographische Lage der tschechischen Nation, daS Be- dürfniß eines freundschaftlichen Umgänge» mit den deutschen Landsleuten, die vortheilhafte Pflege der materiellen Interessen des Vaterlandes und insbe sondere der Vortheil einer allseitigen Bildung, zu welcher die deutsche Literatur neben anderen eine be- »Sagte ich Dir denn nicht, daß ich lachen mußte, und ihn nachher zur Mama jagte?" »O Gott, zur Mamal" entfuhr eS Franz. »Guter Gott, wie bist Du denn — hätt' ich'» nicht thun sollen, war es Unrecht? Ich wußte aber doch nicht, was ich sagen sollte, e» war so komisch von ihm." Franz war noch bleicher geworden als sonst, viel bleicher; in seinen Augen zitterte Etwas, welche- an deuten konnte, wa- iu seiner Brust vorging. Franziska konnte daS nicht mit ansehen, sie sprang auf, lief auf ihn zu, küßte ihm den Mund und die Stirn und drückte ihm mit der Hand die Augen zu, und wollte nicht auf hören zu liebkosen, bis der Ernst auS seinem Gesichte verflogen und er wieder ein wenig lächeln werde — er lacht ja so selten, ihr Franz! Nach langer, langer Zeit fragte er sie endlich, ob sie den Lieutenant lieben könnte. »ES ist der Einzige, vor dem ich mich nicht fürch ten würde." »Der Einzige." »Ich könnte ihm recht gut sein, wenn eS die Mama will." »Und die Mama wird e» wünschen", erwiderte Franz düster. »Denkst Du?! ES soll mir eine heilige Auf gabe sein, wenn e» die Mama wünscht, eine Aufgabe, die ich schon lösen werde, ich werde lernen, ihn zu lieben." »Und wenn Du e» nicht könntest, Franzi-ka?" »O, ich werde e« schon können", flüsterte sie, man sah eS ihr an, daß sie selber an dieser Möglichkeit zweifelte. sonder- reiche Quelle biete, eS nothwendig erheische, daß jeder Gebildete unter den Tschechen der deutschen Sprache vollkommen mächtig sei. Im Uebrigen stellt: vr. Rieger den Ministerialerlaß al- einseitig hin, da er von den deutschen Candidaten um ein SwatS- amt in den »Ländern der böhmischen Krone" nicht die selben Garantien für die Kenntniß der tschechischen Sprache verlange wie von den tschechischen Candidaten für jene der deutschen Sprache; er sprach die Nothwen- digkeit einer Abänderung deS Erlasse- und die Hoffnung aus, daß die Regierung selbst auf eine entsprechende Modifikation bedacht sein werde. Dieser ziemlich ent- ichiedene Standpunkt Rieger'S war indeß nicht im Stande, den Eindruck, den seine einleitenden Worte bei den Jungtschechen hervorriefen, zu paralysiren. Die Controverfe über den Prüfungserlaß hat infolge dessen zu einer sehr unerquicklichen persönlichen Polemik zwischen vr. Rieger und vr. Eduard Grvgr geführt, wobei beiderseits sehr große Gereiztheit zu Tage tritt, und welcher von den alttschechischen und jungtschechi schen Organen in gewohnter Manier s-cundirt wird. »Wozu braucht man die tschechische Sprache, wenn die Führer der Nation das Deutsche für Gebildete unum gänglich erklären?" fragten die » Närodni Listy ". Sie strengten ihren ganzen Scharfsinn an, um gegen Rieger die völlige Ueberflüssigkeit der deutschen Sprache sür die tschechische Nation zu demonstriren. Holländer, Dänen, Schweden und Magyaren wurden zu Zeugen angerufen, daß eS sich königlich leben lasse ohne Deutsch. Und, meinten die jungtschechischen Weisen weiter, reichen nicht die englische, französische, italienische, russische, polnische und andere Literaturen vollkommen zur all gemeinen Bildung auS? Die Tschechen sollten solange kein Deutsch lernen, bi- die Deutschen nicht da- Tschechische erlernen. Als Feinde der deutschen Bil dung schlugen die „När. Listy" auch einen Ton an, welcher der Bildung und einer anständigen Polemik fremd ist. Sie griffen den vr. Rieger persönlich an und spotteten über den Kämpfer, dessen Brust nicht mit Wunden, sondern mit einer Auszeichnung geziert ist, welche dem vr. Rieger verliehen wurde. Zugleich versuchten die »Mr. Listy" allen Ernste-, die Theorie von der Ueberflüssigkeit, sogar von der Schädlichkeit der Kenntniß der deutschen Sprache zu begründen. »Vom Standpunkte der materiellen Interessen einzelner Competenten um Aemter oder um private Dienste könne man die Nothwendigkeit der Kenntniß der deut schen Sprache behaupten, aber nie vom Standpunkte de- nationalen Interesses." In einer gegen die „Nür. Listy" und speciell gegen vr. Eduard Gr«gr gerichteten Erklärung weist vr. Rieger da- Schulmeistern jeiten unberufener Leute zurück und spricht sich sodann über den Prüfungserlaß aus. Er verspricht, sür eine Abhilfe zu sorgen und die geeigneten Mittel anzuwenden, vr. Rieger kommt sodann zu der albernen Auslassung der „Nur. Listy" über die Entbehrlichkeit der deutschen Sprache. Er wiederholt, daß die Kenntniß der deutschen Sprache für jeden Gebildeten in Böhmen unerläßlich fei. Man sieht, wie weit eS die nationale Publicistik gebracht hat, wenn ähnliche Wahrheiten erst von autoritativer Seite ausgesprochen werden müssen. Rieger erklärt sodann, die Führung deS tschechischen Clubs nieder legen zu wollen, wenn andere Männer diese Aufgabe übernehmen wollen. So bekennt denn der Führer der Nation selbst, daß es ihm schwer falle, mit seinen eigenen Landsleuten auszukommen Er selbst gilt ihnen bereits als Germanisator, und damit ist die tschechisch-nationale Bewegung thatsächlich an die Grenze der Absurditäten gelangt. Noch derber, al- Rieger fassen die alttschechischen Organe jene nationalen Ultras an, welche sich offen als die Partei des Know - Nothingthums declariren. »Politik" wie »Pokrok" erwidern die gegen sie gerich- Franz erhob sich jetzt, als folge er einer plötzlichen Eingebung. „Wie wäre eS, Franziska, wenn wir einen kleinen Spaziergang machten, der Morgen ist so schön; ein Stündchen durch Wald und Flur zu streifen, kann mir nur gesund sein." Franziska sah ihm eine Weile inS Auge, dann lächelte sie ihn selig an. »Wir thaten'S noch nicht so allein, Franz, und doch ist eS so herrlich, wenn Bruder und Schwester mit einander spazieren gehen; und wir wollen recht weit spazieren gehen, so weit wir können, Franz." „Hole Deinen Hut und Mantille, aber sage nicht- der Mama, daß wir spazieren gehen." „Warum nicht? Denkst Du, sie könnte sich äng stigen?" »Ich möchte nicht, daß Du jetzt zu ihr gingst, wo Lieutenant Stamm bei ihr ist; findest Du nicht selbst eS für besser?" »Gewiß," flüsterte sie und rang mit einer gewissen kleinen Verlegenheit, al- sie an Lieutenant Stamm dachte. »Auch möchte ich nicht gern haben, daß die Jo- Hanne e» erfährt." „Sie hätte eS schon verdient, daß ich's ihr nicht sage, denn sie ist so neidisch und so mürrisch gegen mich, als möchte sie nicht gern, daß ich Dir gut bin; aber ich werde eS ihr doch sagen müssen, damit sie die Mama benachrichtigt." Nach einer halben Stunde verließ Franz v. Leute ritz mit seiner Schwester die Stadt. Ihr Weg führte sie über einen blumigen Wiesenplan einem Buchen- gehülze zu. teten Angriffe mit beißenden persönlichen Ausfällen gegen die Führer der Jungtschechen, welchen sie „ Pharisäerthum ", „ journalistischen CharlataniSmu» " und andere Liebenswürdigkeiten an den Kopf werfen. Diese entpuppen sich als DaS, waS sie immer waren — eine popularitätslüsterne Fractivn, welcher kein Preis zu hoch ist, wenn es die Gunst der Masse zu erringen gilt. Bisher wußten sie allerdings ihren Tendenzen den Schein des Liberalismus umzuhängen. Jetzt trachten sie darnach ihren Profit in Hetzereien gegen daS Deutschthum und in dem Coquettiren mit der Unwissen heit und der Unbildung zu finden. Der „Pokrok" sagt, die Behauptungen der „Nür. Listy", die deutsche Sprache wäre sür die Tschechen überflüssig, seien ein leerer Schwindel. Gregr selbst würde kaum einen Journalisten engagiren, welcher deS Deutschen nicht mächtig wäre. — vr. Eduard Gregr revanchirt sich in den „Närodni Listy" unter Anderm dadurch, daß er erklärt, er sage Jedermann, also auch Vr. Rieger die Wahrheit, mag sie diesem recht sein, oder nicht; er gehöre eben nicht zu jener großen Masse von Leuten, welche dem vr. Rieger nur schmeicheln, Weihrauch streuen, vor ihm in Bewunderung ersterben und dabei ihm auf die Schultern steigen, damit das Publicum auch sie sehe. Man muß abwarten, wer stärker ist: ob der Po litiker, der jetzt mit Entsetzen die Saat aufsprossen sieht, die er lange nicht bemerken wollte, oder der Geist, der diese Saat befruchtete. Die jüngste Er findung, der tschechischen Jugend Fanatismus gegen die Deutschen in Böhmen, Mähren und Schlesien ein zuimpfen, sind die „Studentencongresse". Wir lesen zwar regelmäßig, wenn deutsche Studenten zu sammenkommen und deutsche Professoren dabei sind, daß die akademische Jugend nur zu lerne» und nicht zu politisiren habe. Die tschechischen Studenten aber, welche allerdings auf ein „Kuchelbad" zurückblicken können, müssen gegen den „Feind", das sind die Deutschen, auf eigenen „Congresien" einexercirt wer den. Die neueste Prager „Politik" bringt gleich auf einmal über zwei solcher „Studentencon gresse" telegraphische Berichte. In NeuhauS und in Horic tagten vorgestern die modernen aka demischen Hussiten. In Horic faßte der „Studenten- congreß" eine Resolution, in welcher es heißt: Die böhmischen Studirenden erachten es mit Hinsicht auf die feindlichen Bestrebungen der Gegner der böhmischen Nation für ihre Pflicht, das nationale Bewußtsein und die FreiheitSidee im Volke zu wecken und zu kräftigen. Die Versammelten geben ferner ihrem Wunsche Aus druck, daß an verschiedenen Orten Congresse der Studi renden nicht nur aus Böhmen, sondern auch auS Mähren und Schlesien, ja aus allen slawische« Län dern alljährlich veranstaltet werden. Die Versammelten anerkennen die Nothwendigkeit eine» Organes der böhmischen Studenten. Pflicht der Studenten sei eS, nicht nur sämmtliche Institutionen und Unternehmungen der Studentenschaft, wie das akademische Haus, den Jubiläums- und Rigorosenfond u. s.w. zu unterstützen, fondern vor Allem auch die „vstrecluiwatioe äüolsüä" (den „TschechischenSchulverein") zu fördern. Schließlich wird das Bedürfniß einer Organisation der böhmischen Studentenschaft behufs Vertheilung der Arbeit ausge- sprachen. — Und wie die Jungen zwitschern, so singen auch die Alten. Im „ Augarten " in Brünn veranstaltete der Koliuer Turnverein eine Demonstration für die Zugehörigkeit Mährens zu dem Verbände der Länder der böhmischen Krone. Die Brünner „MorawSka Orlice" sagt in ihrem, dem Koliner „Sokol" gewid meten Begrüßungsartikel: „Diese Besuche b-sitzen na mentlich deshalb eine bedeutende Aufgabe, daß sie unsere durch die schweren Kämpfe mit der Verwegen heit der Feinde niedergedrückten Geister bel/oen, neue Kämpfer uns zusühren und die böhmisch-mährische Es war ein herrlicher Junimorgen; auf den Wiesen, wo der Sonnenstrahl frei herabsiuthen konnte, herrschte eine drückende Wärme, schaarenwcise surren die Mücken wie im Ringeltanze mannshoch über dem farben trunkenen Blumenflor der Wiesen umher, um sich im Sonnenlichte zu baden. Wespen und Bremsen ziehen den beiden Spaziergängern heimlich nach. Auf den Blättern der verblühten Sumpflilien liegen träge und faul Laubfrösche; betäubend schwebt der Geruch der Pfaffenköppelblüthen in der Luft. Die blühenden Toll kirschen machen die Käser berauscht, die in träger Schlemmerlust auf den Gesträuchern umhersurren. Wenn ein Vogel über den Wiesenplan fliegt, so ist's eine Schwalbe, die durch den Mückenschwarm segelt, denn alle Andern halten »m lauschigen Schatten des Buchenwaldes eine stille Siesta. Sie erreichten den Wald; eine würzige, saftige Kühle weht sie hier an: der Waldmeister duftet, neid gelb blüht der Mauerpfeffer unter den Buchen. Die Beiden waren jetzt schon sehr weit gegangen. Franziska fühlte sich etwas ermüdet, aber sie klagte nicht. Schweigend ging Franz neben ihr her, nicht heiter angeregt und auch nicht trauernd. Alles Seh nen und alles Verlangen schien in seinem Antlitz, in seinem Herzen eingeschlummert zu sein —, so still und schweigend wäre er vielleicht mit ihr bi- anS Ende der Welt gelaufen. Sie kamen nun an einen kleinen Hügel; oben be fand sich eine von den mächtigen Buchen dicht um standene steinerne Bank, hüben und drüben von jungem Gestrüpp umgeben — da- war HelenenSruh'. „Welch rin herrlicher Ort, wix wollen hier ein Wenig bleiben, Franz." (Fortsetzung folgt.)
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