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Nr. DsnneestW, 3S. M(rj GiMöknummev M Ms« Srsan für -iv Sntrreffen -es sefamten wrrktatisen Nvßkes IltMziMDMzeltlillglstvoszurMliffektNungver amtllifienLerlttlnlMAugellvegPottzeiprWlums Leipzig, verMtsljWtmanMiistLeWgu.vesSMttlUs zuGroiM beWtviilii bestimmte AM Bezugspreis mit illustrierter Beilage Volk und Zeit sowie der Kinder» Beilage. für einen Monat einschlielllich Brinaerlohn 2.— Mark., silr Selbst» avholer 1.90 Mark. — Durch die Bost bezogen 2.—Mark olme Bestellgeld. Televbon Sammelnummer 72208 — Postscheckkonto Leipzig Nr. 88477 Redaktion: Leivzig, Tauchaer Str. 19/21 Telegramm-Adresse: VolkszcitunaLeivzig Televbon 72296. — Verlag in Leipzig. Tauchaer Straße 19/21 — Televbon 72206 Inseratenpreise: DielOgespalt.KolonclzeileLöPfg., bei Plabvorschrist40Bsg. Stellenangebote lOgcsp.Kolonelzeile 20 Pfg. Familiennachrichtcn von Privaten die10gesp.Kolonelzeilemit50°/oNachlaü. Neklamczcilc2Mk. Inseratev.ausw.: die lOgeso. Kolonelzeile^OPsg. bei Blakvorschr. 60Psg„ Reklamezeile2.2üMk. Die Leipziger Volkszeitung erscheint täglich nachmittags mit Ausnakme der Sonn- und Feiertage. — Abonnementsbestellungen nehmen die Austräger, unsere Zweiggeschäfte und alle Postanllalten entgegen Mtmeimer-W Nr EvzjMMon Zn den nächsten Tagen, sicher aber in den nächsten Wochen, wird über die Zusammensetzung der künftigen Negierung entschieden werden. Es ist deshalb an der Zeit, Erinnerungen an die Umstände wieder zu erwecken, unter denen das letzte mal die Sozialdemokratie sich mit bürgerlichen Parteien, zur Grossen Koalition zusammengefunden hat. Eine längst in Vergessenheit geratene Veröffentlichung, die im Auftrage der Neichsregierung den von der Neparationskommission ein gesetzten Sachverständigen-Ausschüssen (der späteren Dawes- rommission) eingercichte Denkschrift „Deutschlands Wirtschaft, Währung und Finanzen", enthält folgenden denkwürdigen Satz: „Als im Sommer 1928 unter der Wirkung des Ruhrkampfes die Last der Inflation immer drückender wurde, erzwangen auch die Lohnempfänger den Uebergang zum Indexlohn, um der Schä digung durch die Geldentwertung zu entgehen. Von diesem Zeitpunkt an war niemand mehr da, auf den die Last der Inflation, d. <h. der durch sie verursachte Substanz Verlust, ab gewälzt werden konnte. In folgedessen überstürzten sich jetzt immer neue Wellen der Geldent wertung, bis der innere Verkehr schliesslich die Mark auch als Zah lungsmittel zurllckwics und die deutM Wirtschaft über kein Zah lungsmittel mehr verfügte." Aus der Feststellung, daß die Inflation beendet werden mutzte, als sich niemand mehr fand, auf den sie mit Erfolg ab gewälzt werden konnte, ergibt sich die logische Folgerung, datz sie Lis dahin mit Erfolg abgewälzt worden war, datz es also in Wirklichkeit gar keinen Substanzverlust gegeben hatte, jedenfalls nicht bei denen, zu deren Gunsten, sondern nur bei denen, auf deren Kosten die Abwälzung erfolgt ist. Wer die Opfer dieser Abwälzung waren, sagt die Denkschrift auf der nächsten Seite, wo es heißt: „Die Kaufkraft des aelernten Arbeiters betrug im Reichs durchschnitt des Monats September nur noch 6V Prozent der Vor kriegszeit. In den Großstädten, wo sich die Wirkung der Geld entwertung auf die Preise schneller durchsetzte, war der Reallohn zum Teil bis auf 30 Prozent gefallen. Bis Ende Oktober haben sich dann dis Lohnverhältnisse nutzerordentlich verschlechtert . . . Die Mittelschichten der Bevölkerung sind zum Teil noch schwerer betroffen worden . . . Kapital und Renten dieser Schichten sind durch die Geldentwertung vollkommen aufgezehrt worden." Der Eintritt der Sozialdemokratie in die Regierung konnte zwar nicht verhindern, datz der Arbeiter mit einem Bruchteil vom Werts seiner Arbeitskraft entlohnt und der Mittelstand völlig ausgepowert aus den Schrecknissen der In flation hervorging. Die Opfer der Inflation wurden zwar nicht von ihren Folgen, aber ihre großkapitalistischen Nutznießer von der Verantwortung geschützt, weil die Sozialdemo kratie sie ihnen freiwillig abgenommen hatte. Die kurze Zeit der Negierungsbeteiligung ist der Arbeiterschaft nicht ökonomisch und der Sozialdemokratie nicht politisch zum Vor teil gediehen. Zweifellos war es, wenn auch aus gänzlich verschiedenen Motiven, das gemeinsame Interesse beider Klassen, Bourgeoisie und Proletariat, daß der Inflation ein Ende bereitet werde. Auf der einen Seite war es aber aus dem Bedürfnis geboren, Riesenprofite zu sichern, auf der an deren Seite, einer unerträglichen Not ein Ende zu bereiten. Seitdem ist die Sozialdemokratie nicht mehr in der Re gierung gewesen. In dieser Zeit hat der deutsche Kapita lismus seine Organisation und Umorganisation in einem erstaunlichen Tempo und in einem nicht minder erstaunlichen Ausmaß vorgenommen. Nach der amtlichen Statistik sind etwa zwei Drittel aller deutschen Aktiengesellschaften in Kon zernen zusammengeschlossen; in Wirklichkeit sind es wahr scheinlich weit mehr. Das sind jedoch nur die Konzerne, noch nicht die Verbänd e. Es gibt wohl kaum ein Unternehmen in Deutschland, das nicht mindestens einem Kartell an gehört. Damit ist der Konkurrenzkampf zwar im nationalen Maßstab nicht und noch weniger im internationalen beseitigt. Aber der Masse der Werktätigen als Verbraucher und Er zeuger steht die geschlossene Front der Kapitalisten gegen über, die mit möglichst hohen Preisen und möglichst niedrigen Löhnen sich die Mittel beschaffen möchten, um oer „Wirt schaft" die alte Weltgeltung wilhelminischen Angedenkens zu verschaffen. In welchem Maße das bereits gelungen ist, dafür legen folgende Angaben aus einem Bericht der Disconto-Gesell- schaft Zeugnis ab. Sie macht darin die selbstbewußte Fest stellung, „daß die Ausländsanleihen im Jahre 1927 doch nur schätzungsweise ein Fünftel bis ein Sechstel der gesamten inneren Kapitalbildung Deutschlands in ihren verschiedensten Formen ausmachen. Ohne Reparationsbelastung wären wir heute auf die Kapitalhilfe des Auslands nicht mehr ange wiesen". Sie macht dann eine Statistik über die Kapital beschaffung in Deutschland auf: in Millionen Mark aus dein Ausland«: Jahr 1927 1. Quart. 1928 Kapitalbeschaffung in Form von Aus ¬ ländsanleihen 1570 350 aus dem Inlands: Kapitalbeschaffung in Form von In ¬ landsanleihen 1000 410 Es brv-M auf Kem Balkan... Straßenschlacht in Belgra» Schwere Zusammenstöße zwischen Polizei und Demonstranten TU Belgrad, 30. Mai. Am heutigen Mittwochabend kam cs in Belgrad zu neuen italienseindlichen Kundgebungen, die gefährliche Ausmaße an nahmen und zu einer förmlichen Schlacht zwischen Demonstranten und der Polizei ausarteten, wobei es zahlreiche Verletzte gab. Am Korso, vor dem größten Hotel der Stadt, versuchten in der neunten Abendstunde berittene Gendarmen die Menge auo- einanderzutrcibcn. Dabei wurden einige Verhaftungen vorgcnom- men. Etwas später versammelten sich mehrere hundert Demon stranten erneut und schleppten aus dem Hotel Tisch«, Sessel und andere Möbelstücke ins Freie, um sich hinter ihnen zu verbarri kadieren und die Straße zu sperren. Als berittene Polizei heran rückte, griffen die Studenten die Polizisten mit Steinwürfen an. Dabei wurden außer einem Polizeioffizicr vier Polizisten ver wundet. Vier Studenten erlitten schwere Verwun dungen, über 20 Studenten wurden leichter ver letzt. Den Demonstranten gelang cs, die Gendarmen zurückzu drängen. In Gemeinschaft mit Stratzcnpassantcn befestigten dar aus die Studenten die Barrikaden, bis kurz nach 9 Uhr ein ver stärktes Aufgebot der berittenen Polizei erschien, das unter dem Steinhagel der Menge eine Attacke gegen die Barrikaden ritt. Die Demonstranten verließen schließlich fluchtartig den Schauplatz des Kampfes. Dabei kamen viele unter die Pferde der Polizei und erlitten Verletzungen. Alle Fensterscheiben des Hotelrestaurants wurden zerschlagen. Auch ein Straßenbahnwagen ist demoliert worden. Die Demonstrationen sind noch nicht beendet. Varrtka-en SPD Berlin, 31. Mai. (Radio.) Zu Belgrad ist es am Mittwochabend nach nenen Demonstra tionen zu einer schweren Barrikadenschlacht zwischen Demonstranten und Polizei gekommen, bei der es über 39 Schwerverletzte ans beiden Seite» gab. Die Studenten, die von der Polizei auseinandergetrie ben werden sollten, bauten aus den Einrichtungsgcgcnständcn eines Cafös Barrikaden, gegen die die Polizei mit zwei scharfen Salven vorging. Auch an anderen Stellen der Stadt wurde von der Polizei scharf geschossen. Als es einem Abgeordneten nicht gelang, die Studenten zum Auscinandcrgchen zu bewegen, rief die Polizei schließlich die Feuerwehr zu Hilfe, die mit schweren Motorspritzen die Demonstranten zerstreute. AntiitaMnische Kunögobunsen in vielen Stadien SPD Berlin, 3l. Mai. (Radio.) In Belgrad haben sich die antifaschistischen Demonstrationen wiederholt. Im Nationaltheater gastierte die französische Opera Comite. Das Publikum demonstrierte für Frankreich und gegen Italien. Häufig wurden Rufe laut: Nieder mit Mussolini, cs lebe Frankreich. Außenminister Manukowitsch entfernte sich sofort nach Beginn der Demonstrationen aus dem Theater. In mehreren Städten Dalmatiens wurden gleichfalls neuy antiitalienische Demonstrationen veranstaltet. Die Polizei ließ von den Wänden der Häuser gegen Italien und Mussolini ge richtete Plakate entfernen. Besonders lärmend waren die Demon strationen in Subotika, wo Universitätshörcr einen Protest umzug veranstalteten. In Belgrad ist die Bevölkerung durch Plakate für den nächsten Sonntag, dem serbischen Pfingstfest, zu einer Protestvcrsammlung aufgerufcn worden. Es ist dort auch zu einer neuen großen Studentcndemonstration gekommen, an der sich zahlreiche Bewohner der Stadt beteiligten. Ztalienische Protestnote TU Belgrad, 30. Mai. Wie verlautet, hat der italienische Gesandte, General Bordrcro, am Mittwochnachmittay dem südslawischen Außenminister eine Protestnote wegen der ctalienfeindlichen Kundgebungen überreicht. GWStMö hintsv Mussolini TU London, 30. Mai. In einer Besprechung der italienischen Vorstellungen in Bel grad wegen der italienfeindlichen Unruhen in verschiedenen kroatischen und slowenischen Städten gibt der diplomatische Mit arbeiter des Daily Telegraph der Ansicht Ausdruck, datz die gegen wärtige Lage nicht so ernst sei, nm einen Schritt seitens dritter Mächte oder des Völkerbundes zu rechtfertigen. Die italienische Ne gierung sei sich voll der Schwierigkeiten.bewutzt, mit denen die jugoslawische Negierung gegenüber den Kroaten und Slowncn zu kämpfen habe. Man verkenne in Nom auch nicht, daß der jugo slawische Außenminister und das gesamte Kabinett den guten Willen gezeigt hätten, indem sic einen Druck auf die Ratifizierung der Ncttuno-Vcrträge durch das jugoslawische Parlament ausübtcn. Es würde bedauerlich sein, wenn die jugoslawische Negierung den Widerstand von Naditsch nicht brechen könnte, da hierdurch auch di« Aussichten auf Sicherung einer grotzen jugoslawischen Anleihe von 600 Millionen bis eine Milliarde Mark stark gefährdet würde». Die Ratifikation der Nettuno-Vertriige bilde eine Gewähr für die Er haltung des politischen Friedens und der wirtschaftlichen Zusammen arbeit im Ndriatischc» Meer. Wen» sich aber eine solche Stabili sierung der italienisch-jugoslawischen Beziehungen als unmöglich erweisen würde, würde das englisch-amerikanische Bankenkonsortium sich außerstande sehen, große Geldmittel für die wirtschaftliche Ent wicklung Jugoslawiens aufzubringe». Kapitalbeschaffung in Aktienform . . 1200 Kapitalbeschaffung in Pfandbriefform 1150 Zunahme der Sparkasseneinlagen . . 1580 Zunahme der Kreditoren von 7 Ber ¬ liner Großbanken . 1560 180 480 820 340 Man höre und staune: Demselben deutschen Kapitalismus, der noch vor wenigen Jahren einer der an Eeldkapital ärmsten der Welt war, demselben deutschen Kapitalismus, den jede Lohnerhöhung nach seiner Behauptung in den Grund festen erschüttert, ist es in drei Jahren gelungen, sich so voll ständig vom Auslandskapital unabhängig zu machen, daß nach Aussage der Disconto-Gesellschaft die Ausländsanleihen heute nicht viel mehr als „Spitzenbeträge" bedeuten. Sie gibt überdies selbst zu, daß in ihrer Berechnung wichtige Posten fehlen. „Es kommt di« Ansammlung von lleberschüssen in der Hand der wirtschaftlichen Unternehmungen selber hinzu, die zahlreiche Betriebe in die Lage versetzt, sich ohne Inanspruchnahme des Finanz- und Geldmarktes selber zu finanzieren. Ein Teil der er zielten Gewinne bleibt unausgew iesen als arbeitendes Kapital im Betriebe oder wird in Vergrößerungen oder Ver besserungen der Erzeugungsanlagen investiert." Dabei übersieht die Disconto-Gesellschaft »och, neben den Ziffern der Kapitaleinfuhr auch die riesigen Beträge der Kapitalausfuhr zu erwähnen, ohne die die beträchtliche Aus fuhrsteigerung der letzten Zeit nicht möglich gewesen wäre. Das ist der „Erfolg" einer rücksichtslosen Ausnutzung der Monopolmacht. Ohne sie wäre es nicht möglich gewesen, Millionen Arbeitskräfte brach zu legen und zugleich die Arbeitsanspannung ddr im Betrieb Verbliebenen aufs äußerste zu steigern. Der Erfolg der sogenannten Rationali sierung war nur möglich durch eine zwiefache Ausbeutung der werktätigen Massen, einmal als Erzeuger und dann noch einmal als Verbraucher vermöge der durch Schutzzölle ge sicherten Monopolmacht der Truste und Kartelle. Daß die Masse der Arbeitenden das begriffen hat, zeigt die Stärkung der gewerkschaftlichen Kraft, die in den Ar beitskämpfen der letzten Monate, und die Stärkung der poli tischen Macht des Proletariats, die in dem Stimmenzuwachs der letzten Neichstagswahlen zum Ausdruck kommt, denn mit dem Ruf: Kampf gegen Teuerung und Ausbeutung hat die Sozialdemokratie den Wahlkampf geführt und siegreich be standen. Das Proletariat hat sehr wohl erkannt, daß die Republik der Sicherung nicht mehr bedarf, weil sich die ver einigten Großindustriellen, Großbankiers und Großgrund besitzer in ihr kannibalisch wohlfühlen, daß es nicht mehr gilt, die 'Republik vor den Angriffen der Monarchisten, sondern die proletarische Lebenshaltung vor den Angriffen des republi kanischen Monopolkapitals und des Großgrundbesitzes zu schützen. Ist die Aussicht, daß Ausbeutung und Teuerung in Gemeinschaft mit dem Bürgertum bekämpft werden kann, seit 1923 größer geworden? Von der Beantwortung dieser Frage muß die Entscheidung abhängig gemacht werden, ob in Zukunft ohne Preisgabe proletarischer Interessen kann regiert werden. Daß die Sozialdemokratie in der Erfüllung ihrer wich tigsten Aufgaben, der Sicherung und Verbesserung der prole tarischen Lebenshaltung, dem entschlossenen Widerstand aller Unternehmerschichten gegenübersteht, also nicht nur der Par teien, die von den Deutschnationalen und der Volkspartei politisch vertreten werden, ist erst in den letzten Wochen und Tagen vor und nach der Wahl mit nicht mißzuverstehender Deutlichkeit offenbar geworden. Das halbstaatliche Mouopol der Neichseisenbahngesellschaft hat sich mit der monopolistischen Schwerindustrie zu einem Frontalangriff auf die Sozial politik zusammcngefunden. Die Erhöhung der Kohlenpreise ist mit Zustimmung der Bürgerblockregierung, die Erhöhung der Eisenprcise zwar mit ihrem Einverständnis vollzogen