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«r 101 Weißerih-Zeitimg Donnerstag. Erscheint Dienstags und Freitags. Zn beziehen durch alle 24. Deeemöer 1868 Preis pro Quartal ' 10 Ngr. Inserate die ' Spalten-Zeile Postanstalten. ' b Amts- »ad Meige-Mt der Königtichea Gerichts-Ämter und Stadträthe z» Dippoldiswalde mrd /ralleusteio. verantworüicher «r-sctkur: Ssri Lehne in Sipp-tdi-walde. Unsere Volksschule. Wenn man jetzt klagt, daß in unseren Volks schulen das Denkvermögen der Kinder wenig geübt wird und deshalb aus ihr wenig Denker dem bürger lichen Leben zurückgegeben werden, so mag dies wohl vielfach eine zutreffende Klage sein. Aber so lange die Volksschule noch unter den gegebenen V erhältnissen der Unfreiheit leidet, wird sie nie im Stande sein, die Kinder für's bürgerliche Leben so auszurüsten, wie der gegenwärtige Stand des Bürgerthums zu forvern wohl berechtigt ist. Unter den unserer Volksschule vorge schriebenen Lehrgegenständen nimmt der Religionsunter richt mit Recht den obersten Platz ein. Die Haupt zweige dieses Unterrichts in der Volksschule sind: der Katechismus- und biblische Geschichts-Unterricht. Das Material des KatechismusunterrichtS besteht in Me- morir- und Lehrstoff. Den Memorirstoff bilden die Hauptstücke des kleinen lutherischen Katechismus, Bibel sprüche, biblische Abschnitte und Gesangbuchlieder. Gegen daS buchstäbliche Auswendiglernen der Haupt stücke ist von namhaften Pädagogen — Diesterweg, Dreßler, Dittes — schon viel geschrieben worden, weil Form und Inhalt über die Einsicht des Kindes hinausgehen und von den Kindern der Volksschule geistig nicht verarbeitet werden können. Unter den Bibelsprüchen und Gesangbuchliedern, deren wörtliches Wissen vom Schulkinde verlangt wird, giebt es viele, welche in sprachlicher und faßlicher Beziehung dem kindlichen Geiste unverständlich bleiben, trotz aller dabei aufgewendeten Erklärungskünste. Und dies gar vor dem 9. Lebensjahre zu verlangen, ist unpshchologisch. Solche Stoffe verwirren, statt zu erleuchten: sie ver stimmen, anstatt zu erquicken; sie schwächen, anstatt zu stärken. Wenn in unfern Schulen das wörtliche Auswen diglernen des lutherischen Katechismus in Wegfall käme, wenn man nur diejenigen Bibelsprüche und geist lichen Lieder, die leicht verständlich und für's religiöse Leben des Kindes von wirklichem Werthe sind, me- moriren ließe, dann würde ein namhaftes Hinderniß der formalen Bildung beseitigt sein. Die pädagogische Wissenschaft verlangt, daß alles dem Kinde Fernlie gende ausgeschieden bleibe und nur Das gelehrt werde, was für das Kind faßbar, haltbar, für sein religiöses Denken, Fühlen und Wollen fruchtbringend ist. Die verschiedenen Hindernisse eines denkbildenden Unterrichts wurzeln vornehmlich in der gegenwärtigen Organisation des gesammten Religionsunterrichts. Diese aber wird getragen und gehalten von der Kirche und wird wohl auch fortbestehen, so lange die Leitung unseres Volks schulwesens in den Händen der geistlichen Schulinspec- toren verbleibt. Nur aus der Trennung von der Kirche erwächst der Schule die Freiheit, deren sie zu ihrer gesunden Entwickelung bedarf. Hoffentlich wird der Schule auch in unserem Sachsenlande die ihr gebührende Stellung recht bald gegeben! A. T. Wislicenus spricht sich in einer jüngst in Berlin er schienenen Broschüre: „Die Geistlichkeit und die Schule" sehr energisch für Trennung der Schule von der Kirche aus. Zum Schluß sagt er in derselben: „Darum auf, klar denkende und gutwollende Menschen! Nehmt die Schulen selbst in die Hand, damit nicht Euere ganze verbessernde Tätigkeit m der Gegenwart vergeblich sei. Erbaut Euch durch die Schule in Euren Kindern die bessere Zukunft!" t. Tagesgeschichte. * Burkhardswalde (bei Weesenstein). In der letzten, am 20. Decbr. abgehaltenen Sitzung des hiesigen landwirthschaftlichen Vereins ist einem Mitgliede desselben, dem Herrn Eisengießerei- und Maschinenfabrikbesitzer C. G. Böttger in Schlottewitz (im Müglitzthale) vom landwirthschaftlichen Kreisverein zu Dresden durch dessen Vorsitzenden Hrn. Hauswald ein Ehren-Diplom in Anerkennung seiner Leistungen im Bau landwirth- schaftlicher Maschinen überreicht worden. Es hat diese Ehre jedenfalls einen würdigen, um sein Fach ver dienstvollen Mann getroffen, der besonders auch im Leserkreise dieses Blattes vielseitig gekanntIund geachtet ist. Dresden. Am Sonntag, 20. Decbr., hat die EinweihungderEisenbahnstrecke Borsdorf-Meißen stattgefunden, durch deren Vollendung die Lcchzig-Dres- dener Eisenbahncompagnie eine zweite directe Verbindung zwischen Dresden und Leipzig (über Meißen, Nossen, Roßwein, Döbeln, Leisnig und Grimma) hergestellt hat. Die Einweihungsfahrt ging von Meißen auS, wo ein Frühstück eingenommen wurde. In Leipzig, wo man 1/4 4 Uhr ankaw, fand ein Festessen statt, bei dem eine längere Reihe schöner Toaste gehalten wurde. — Am 31. Dec. d. I. verfällt folgendes Papier geld: Anhalt-Bernburger Staatskassenscheine k 1 und 5 Thlr. vom 18. März 1850 , 5. Februar 1852 bez. 26. Juni 1856, — k 25 Thlr. vom 26. Juni 1856 und — ü 1 Thlr. vom 25. Juli 1859. Anhalt- Köthen-Bernburger Eisenbahnkassensch?ine ü 1 Thlr. vom 2. März 1846. Anhalt-Dessauische Kassenscheine ü 10 Thlr. vom 1. Oct. 1855. Kurhessische Kassen scheine zu 1, 5, 20 Thlr. vom 26. August 1848 und 24. März 1849.