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MMlOlÄlMtl Amis Blatt Königliche Amisgerichi und den Siadirai zu Wilsdruff Korstreniami zu Tharan-i Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6. Postscheck.Konto: Leipzig Nr. 28614. klagen und Plätzen wird keine Gewähr geleistet. / Stritte plnhvorschrist 28"/» Aufschlag ahne Rabatt. / Die RabaitsLhe und Nettopreise haben nur bei Bar zahlung binnen 30 Tagen Gültigkeit; längeres Ziel, gerichtliche Einziehung. gc< mcinsamc Anzeigen vcrsch. Znsercnten bedingen die Berechnung des Bruito-Zeiien- preiscs. / Sofern nicht schon früher ausdrücklich oder stillschweigend als Erfüllunasart Wilsdruff vereinbart Ist, gilt es als vereinbart durch Annahme der Rechnung, falls nicht der Empfänger innerh. 8 Tagen, vom Rechnungstage an, Widerspruch erbebt. für die Königliche AmLshauptmannschast Meißen, für das sowie für das Königliche Wochenblatt für Wilsdruff und Ltmgegend. Erscheint feit dem Lahre 1841. 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Unter den 510 Reichsratsabgeordneten, die am Wiener Franzensring in dem Palast voll griechischer Würde und Hoheit seit 1911 melrassig, vielzüngig und vor allem viel krakehlend tagen, fanden sich jetzt Polen und Tschechen und Südslawen und die deutsch-österreichischen 'Sozialdemokraten der Ellenbogen und Adler zu einer Mehrheit zusammen gegen die Staatsnotwendigkeiten, gegen die jetzige Staatsform Österreich letzten Endes. Denn diese Mehrheit hat als Ziel die Zertrümmerung des Kern landes der Donaumonarchie, ein Ziel, in dem sie mit dem Vielverband übereinstimmt. Und nicht nur darin allein. Wenn die tschechischen Landesverräter gegen Österreich kämpfen nach einem Verrat, der viel deutschösterreichisches Blut kostete, ruft der Tscheche Stanjek dem Minister ent gegen: „Ganz recht haben sie getan."! Wenn die öster reichische Regierung nicht Galiziens ukrainische Mehrheit und die reichen Rohstoffquellen dieses größten Kronlandes der Monarchie mit Kongreßpolen vereinigt, drohen Öster reichs Polen mit dem Übergang ins feindliche Lager. Das französische Regierungsblatt, der „Temps". forderte die Polen Österreichs auf, dann der Regierung alle Kredite zu verweigern. Und die Polen folgen dem Ruf — es sei denn, sie erhielten Galizien, damit ihre Schlachta dort weiter die ukrainische Mehrheit vergewaltigt und im Osten ein Großpolen entsteht, das von vornherein deutschfeindlich gerichtet ist und nach Schlesien und Posen, Westpreußen und Danzig verlangt, wie die Krakauer Beschlüsse der Polen klar erkennen ließen. Die deutsche Reichs- regierung bat — weil dermaßen Österreichs innere Politik über die schwarzgelben Grenzpfähle hinausgreift — sich gegen diese Lösung der galizischen Frage ausgesprochen und es herrscht bei allen deutschen Parteien vollkommene Übereinstimmung darüber, daß die Bestrebungen der Polen in Österreich nicht nur die Bündniskraft schwächen, sondern rme Defahr für Deutschland sind. Seit der Prager Tagung haben sich alle Slawen Österreichs zusammengeschlossen, zum erstenmal sind die Polen mit im Bunde, und natürlich wird der Zukunfts plan erstrebt, die Slawen Österreichs mit den Slawen Rußlands auch politisch zu vereinigen. Im Reichsrat geht es also jetzt um den Bestand Österreichs. Lehnt die Mehrheit das Budget ab, ebenso die Kriegskredite, dann bleibt Kaiser Karl nichts anderes übrig, als gegen dieses Parlament zu regieren, das, wie gesagt, seit 1911 in seiner jetzigen Zusammensetzung besteht, auf Grund eines längst verfallenen Rechtstitels. Es gibt nur einen Weg, Österreichs Bestand zu sichern, nämlich den, daß die Regierung sich auf die staats« bejahenden Bevölkerungsschichten stützt und diese Schichten gegen die Unterdrückungsoersuche hält, die z. B. di« Tschechen in Böhmen veranlaßt, wegen der Befreiung der Deutschböhmen von der tschechischen Verwaltung die An klage gegen den Minister im Parlament einzubringen. Die Slawen Österreichs hätten die Monarchie längst gestürzt, nach dem Willen ihrer Hetzer stände der Russe längst in Wien, wenn nicht das deutschösterreichische Volk sein Blut für Habsburg so tapfer und unter bitteren Entbehrungen Lahingegeben hätte, obgleich in den letzten Jahrzehnten Bruder Tschech und Panje Pole das Heft der Regierung in der Hand hatten und die Klinge gegen die Deutsch österreicher gebrauchten. Was Czernin, der selbst tschechischen Blutes ist, ausgesprochen hatte, gab jetzt Österreichs Ministerpräsident Dr. v. Seivlei als Erfahrung dieses Krieges mannhaft aller Welt kund: „Es ist ein kaum verständlicher Irrtum, wen« vielfach angenommen wird, der Zusammenschluß der nicht- deutschen Parteien könne an sich zur Majoritätsbilüuns führen. Rückgrat dieses vielgestaltigen Staates ist nun einmal das deutsche Volk und wird es immer bleiben." Dr. v. Seidler steht nicht in dem Ruf, ein Mann starker Worte zu sein. Um so ehrlicher und wahr haftiger ist diese Erkenntnis. Aber: in Österreich ist man die seltsamsten Überraschungen; schmerzliche Überraschungen gewöhnt. Als Graf Czernip in seiner Rede sich gegen den tschechischen Verrat gewandt hatte, sang er sein Schwanenlied, genau wie vorher der Kriegsminister Georgy. Sang auch Dr. v. Seidler-seine« TodeSsang? Die Deutschösterreicher behaupten, der ehe malige Ministerpräsident Beck, ein Mann, dessen Tate« weniger deutsch, als sein Name, verhandle bereits mit der — Tschechen, um Seidlers Erbe anzutreten, aber anders zr verwalten. Die Deutschösterreicher hofften wieder einmal, endlick für Hingabe und Treue bis zum letzten Blutstropfen durck einen wenigstens nicht direkt gegen sie gerichteten politischer KurS ihre alte geschichtliche Stellung gesichert zu sehen ! Bleibt Österreich nicht dem Seidlerkurs treu, zerbricht el sein Rückgrat, die Deutschösterreicher. Das Land abei wird nur dann kräftig bleiben, wenn es dieses Rückgrat stärkt und steif hält, oder es wird nicht sein . . . Dk;- Brückenkopf an der Marne. Nach längerer Kampfpause haben die deutschen Truppen vei einem Angriff auf 80 Kilometer Breite ihre From mast nur an die Marne herangetragen, sondern auch sei.« Die Front südwestlich von Reims. seits (südlich) des Flusses einen Brückenkopf geschallen Lessen Vorhandensein für die Franzosen eine ständige 'Drohung bedeutet. Das neue Wahrzeichen deutscher Siegerkraft steht in einer Breite von 12 Kilometern und einem Flächeninhalt von rund 70 Quadratkilometern fest- Umrissen da, und beherrscht, nachdem auch die umliegenden überragenden Hügel in deutschen Händen sind, das Maruetal. ' Die Auswahl der Osthälfte der Marnefront für den trotz der hartnäckigen Gegenwehr so schnell erzwungenen deutschen .Marneübergang erlegt dem Feinde eine Ausdehnung gegen Osten auf. Bisher suchte der Franzose den Schwerpunkt seiner Abwehr am Westflügel dieser Kampflinie. Er ist fortan gezwungen, auch im Ostflügel volle Kraft zu ent falten und bereit zu halten. Vergebliche Gegenangriffe. Bereits am Vormittage des ersten Angriffstages brandeten gegen die Westflanke des neuen Brückenkopfes di- feindlichen Gegenstöße mit einer Erbitterung, die erkenne« ließ, daß sich der Gegner über die Bedeutung des neuen Geländegewinnes der Deutschen im klaren ist. Auch am zweiten und dritten Schlachttage ließ der Franzose nicht nach. Trotz blutigster Abweisung führte er erneut frische Kräfte heran und griff immer und immer erfolglos am s Am Abend des dritten Tages war die erbitterte Schlacht zu unseren Gunsten entschieden. Ein heifiumkämpftes Gebiet. Die rechte Flanke von Reims deckt das waldige Berg gelände von Nauroy -Moronvilliers, das von einzelnen kahlen, im Anfang des Krieges weltbekannt gewordener. Gipfeln Cornillet, Hochberg, Keilberg, Pöhlberg, Fichtel berg überragt, einen festungsartigen Stützpunkt bietet. Hier hatte sich 1917 Nivelles Frühlingsoffensive tot gelaufen. Immerhin war es um den Preis ungeheurem Verluste der feindlichen Übermacht gelungen, nach wochen langen hin- und hertobenden Kämpfen vom 17. bis 80. April 1917 sich in den Besitz der beherrschenden Berg gipfel zu setzen. Französische Stimme«. Die Pariser Blätter äußern sich sehr zurückhaltend über die neue Offensive. Sie machen jedoch das Publikum darauf aufmerksam, daß eine Riesenschlacht begonnen hab die entscheidend werden könnte. Der Lyoner „Progres schreibt: „Wir sind an der ernstesten Stunde des Krieges angelangt. Die Schlacht, die jetzt beginnt, wird vielleicht Lie größte sein, die die Geschichte je gekannt hat." „Popm laire" meint: „Die Schlacht, die jetzt auf einer Front von 80 Kilometer eingesetzt hat, wird uns Tage der Unruh« bringen. Bis jetzt scheint die Schlacht einen normalen Verlauf zu nehmen, das heißt, das leichte Zurückweiche« unserer Truppen, eine Begleiterscheinung bei allen Osts« kiven, scheint keine größere Bedeutung zu haben." In der englischen Presse begnügt man sich mit da ! Feststellung, daß die Deuffchen allem Anschein nach Reina - umzingeln wollten, um die südlich der Stadt gelegener ! Höben in ibren Beütz zu bringe«. j Oer deutsche Angriff war bekannt. Berlin, 18. Juli. Nach Berichten von der Westfront gehen alle Ge»' fangenenaussagen dahin, daß der deutsche Angriff seit . langem bekannt gewesen fei. Ein französifcher Major, Bataillonskommandeur vom 101. Infanterieregiment, sagt aus, daß der Angriff am 15. erwartet wurde. Alle Vorbereitungen seien getroffen gewesen, di« Infanterie tief gestaffelt. Die schwachen Besatzungen der vordersten Linien sollten sich bis zum letzten Mann verteidigen. Leichte Artillerie war aus dem Vorgelände zurückgenommen. Die Batterien waren versteckt eingebaut und durften nicht feuern. Eine Stund« vor Beginn der deutschen Offensive habe der Höchst kommandierende allen Regimentern durch den Fernsprecher Mitgeteilt, daß der Angriff um 1 Uhr 30 vormittags (nach deutscher Zeit um 12 Uhr 10 Min.) zu erwarten sei. MuN solle sich bereit halten. In Anbetracht dieser umfangreichen Abwehrvorbereitungen ist der deutsche Erfolg be sonders hoch einzuschätzen. Wie sehr der Franzose trotz allem in der vorderen Stellung überrumpelt wurde, erhell/ daraus, daß einige der deutschen Divisionen ihre voll« Verpfiecnmg aus Len französischen Unterständen ent nommen haben. Sibirien, das Land des Schweigens. Verbnn dsumtriebe im lernen Osten. Genf, 18. Juli. Wie Pariser Blätter melden, steht eine Vereinbarung zwischen Japan und den Bereinigten Staaten über das Eingreifen Japans in Sibirien unmittelbar bevor. Die schwebenden Verhandlungen haben endlich zu einer über- einstimmung über die Art und Weise dieses Eingreifens geführt. " Mit zäher Ausdauer Hal England sein Ziel verfolgt, Japan zu einem Eingreifen in Sibirien, d. h. zur Er richtung einer neuen Ostfront zu bewegen und zugleich dieses Eingreifen in gewissen Grenzen zu beschränken. Durch die überstürzte Staatsbildung in dem weiten Gebiet, droht der Plan noch in letzter Stunde zu scheitern, aber auch hier wußte England Rat, denn wie die Londoner „Times" berichtet, haben die VerbandSregierungen General Chorwat den Rat gegeben, seine Proklamation über die Errichtung einer neuen Republik zurückzuziehen und zurück- zutreten, da es angesichts der unklaren Lage nicht zweck entsprechend sei, im gegenwärtigen Augenblick eine neue Regierung zu bilden. Dies gilt sowohl für die Regierung Chorwats, wie auch für die sozialistische vorläufige Re gierung in Wladiwostok. Es soll nur die neue (vom Verband geschützte) vorläufige Regierung in Omsk bestehen bleiben. Die Welt wird nun bald die Lösung des schiri schen Rätsels erfahren. * Sibirien, das Land des Schweigens, diese riesenhatte Kolonie Rußlands (12^ Millionen Quadratkilometer, fünfundzwanzigmal so groß wie Las deutsche Reich) ist eins der dünnstbevölkerten Länder der Erde. Es zählt, hoch gerechnet, 6 Millionen Menschen. Die Eingeborenen- Bevölkerung ist äußerst schwach. Im westlichen Sibirien sind 90 °/a russischer Abstammung; je weiter nach Osten, desto mehr kommen die Mongolischen Völker, die Burjaten, Tungusen usw. zur Geltung, armselige Hirten und Fischer, Steppenbewohner. Der eisige Norden ist fast ganz menschenleer. Nur der Südteil, besonders die Strecke dec steirischen Bahn, die auch die großen Städte berührt, st