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Amts- und Anzeigeblatt für das Königl. Gerichtsamt und den Stadtrath zu Schandau und den Stadtgemeinderath zu Hohnstein. Die „Sächsische Elb-Zeitung" erschein! Mittwoch und Sonnabend und ist durch alle Postanstaiien, sowie durch die Erpebttlo» dieses DlaiieS fiir Ist Ngr. vicriel- iiihritch zu beziehen. — Inserate für das MtiiwochSblaii werden bis Dienstast früh !> Ilhr, sllr das SonnabendSblaii iräiestenS bis Freitag früh st Uhr er beten ; später eingehende Inserate lönncn erst In der darauf folgende» Nummer Aufnahme finden. — Auswärts werden Inserate fiir die Elb;ettmig angenommen In Hohu- stein bei Hr». Hesse, in Dresden in den Annoncen-Burcaur der Herren W. Saalbach und M. Nuschpler, und Haasenstci» L Vogler u. H. Engler in Leipzig. Schandau, Mittwoch, den 12. Juli SS. 1871. Seid hoch begrüßt mit Jubel, Dank und Freude, Nach heißem Kampf für's thcurc Vaterland, Ihr tapfer» Helden, Sachsens beste Söhne, Auf Euch ist nun mit Stolz der Blick gewandt. Ihr zog't hinaus, für's Vaterland zu streiten, Und unser Segen gab Euch das Geleit; Als Sieger kehrt Ihr heim; — d'rum sei gepriesen Der Gott des Rechts in alle Ewigkeit! Wie Stcrncnschimmcr glänzen große Thatcn Stets durch die Nebel der Vergangenheit, D'rum kommt auch nimmer, was Ihr uns crrnugcn, Je in die Quelle der Vergessenheit. Der böse Erbfeind Deutschlands ist geschlagen, Dem lang' gelüstet nach dem deutschen Rhein, Doch Sieg auf Sieg hat freudig es ergeben: „Das deutsche Vaterland muß größer sein!" Wohl späht das Auge mancher greisen Mutter Umsonst nach dem geliebten, thcnrcn Sohn; — O weine nicht, er rnht in fremder Erde, Ihn schmückt im Himmel nnn die Sicgcrkron'. Ist doch der Tugend höchste stets ans Erden, Für's Vaterland in Kampf und Tod zu geh'n, Ju Gottes Stadt ist er nun eingczogcn Und winkt Dir zu: „auf cw'geü Wiedersehn!" — So zieht denn heim mit Gott, Ihr braven Krieger, Wirkt scgcnSvoll am häuslich stillen Herd, Nach allen den vollbrachten Hcldenthaten Seid Ihr nun auch des höchsten Glückes Werth. Das deutsche Schwert ruht wieder in der Scheide, — Gott schütze ferner uns vor Kriegsgefahr; — Euch aber bringen wir, Ihr Wackern Streiter, Nun unsre Dankbarkeit und Liebe dar! 8t. Tagcsgcschichte. Dachsen. Schandau. Dic am 10. Juli auögegebenc ll. Nummer der hiesigen Badeliste weist 210 Parieie» mit 606 Personen nach. Nm vergangenen Sonnabend Vvrmillag in der 9. Stunde ist in Papstdorf daS Barihel'schc Gut ein Naud der Flammen geworden. Daü Feuer ging in der Scheune auf und brannte auch das Wohn, nnd Wirthschaftügcbäudc nieder. Durch die sofort zut Stelle geeilten Spritzen lonnte einem weiteren Umsichgreifen beü FeuerS Einhalt gethan werden. Dresden, 10. Juli. Ve. Mafcstät der König haben — außer der für gewisse Militärpcrsoncn wc- gen civilgerichtlich zur Untersuchung gekommener und bez, adgeurlheilter Vergehungen bereits gewährten und durch Verordnung vom 26. Mai dieses Jahres bekannt gemachten Amnestie — anläßlich des nach glücklich beendigtem Kriege am morgenden Tage statt, findenden Einzugs der vom Kriegsschauplätze zurück- gelehrten vaterländischen Truppen fcrnrrweit einen Allerhöchsten Gnadcnact und zwar dahin zn beschlie, Ye» geruhet, daß nicht allein alle wegen Dienflver- gehungen gegen Militärpersonen rechtskräftig erkann ten ober im Diüciplinarwegc aufcrlcgicn und noch nicht oder nicht vollständig verbüßten Arreststrafcn, dasern mit diesen Dienstvcrgehungen keine gemeinen Vergehen zusammen treffen, nicht weiter vollstreckt werbe», dieselben vielmehr erlassen sein sollen, son dern außerdem auch noch einer namhaften Anzahl von zu FcstungSstrafc verurlheillen und deshalb in der Militärstrafanstalt dctinirten Sträflingen Erlaß bez. Abminderung ihrer noch übrigen Strafe huld reichst zu Theil werde. — Infolge der Demobilmachung beginnt bei den verschiedenen Trnppenabiheilungen am 14. d. bereits der Verkauf der überzähligen Dienflpferbe. — Dic angelüudigtc Gcuckc'schc Ertrafahrl nach Wien re. findet in der Touristenwcl« und allen reiselustigen Gemüthern den freudigsten Anklang, um so mehr, alS im vorigen Sommer manches größere Nciscprojelt aufgegcbcn werden mnfite. Dic Fahr, prcisc.sind wieder außerordentlich billig und da die VilletS eine vierwöchcntlichc Giltigkeit haben, so hat jeder Wandcrfreund Zcü und Gelegenheit, eine schöne und genußreiche Neisc in die herrlichste» Gegenden des Südens vorzunehmrn. Die Namen Prag, Wien, Semmeringbahn, Gratz in Steiermark, Triest, Vene dig, Gardasee, Tirol mit seinen herrlichen Bergen und Thälcrn reizen unwillkürlich zur Thcilnahme. Dic Leipziger KrciSdircction hat dem Schuh- machergcsellen Dimnar, welcher öslerö in svcial- bemolreuischen Versammlungen alS Redner aufgetre- Icn ist und im vorigen Jahre vom Bezirksgerichte wegen öffentlicher Schmähung der Religion zu drei Monaten Gcsängnißstrafc verurtheilt wurde, auü seinem derzeitigen Wohnorte Colditz, wie auö dem Königreiche Sachse» überhaupt ausgewiesen. Des gleichen ist in diesen Tagen ein gewisser Most aus Augsburg, welcher »ach seit,er unfreiwilligen Entfer nung auü Oesterreich nach Sachsen, beziehentlich nach Leipzig gekommen war, wo er seine Thätigkeü als social-demokratischer Agitator fvrtsrtztc, durch das hiesige Polizciami aus der L>mdt Leipzig ausgewie sen worben. Der social-demokratische Arbeiterverein will sich deshalb bcschwcrdesührcnd an den Reichs kanzler wenden. Zwickau, 3. Juli. I» der zweite» Quartal- sitzung deS hiesige» Schwurgerichts nahm das größte Interesse, aber auch die größte Arbeit dic dreitägige VerhaMmig gegen den Lithographen Wenzel Kaiser nnd Genossen wegen Falschmünzenü in Anspruch. Wenzel Kaiser aus Elnbogcn wurde am 22. Februar vor. Jü. im NathSkellcr zu Schöneck wegen Ercesseo verhaftet. Bei seiner Arretur fand matt in seinen Taschen eine Ncusilbcrplaue zum Abdruck von Zchn- krcuzerschcinttt der Nationalbank zu Wien, auch 13 Stück fertige Falsifikate, desgleichen eine Kupfer- platte, auf welcher der Stich zum Nachdruck öster reichischer Einguldciibanlnoten bereits nahezu und zwar nach Ausspruch des Sachverständigen, in ge lungener Weise vollendet war. Diese Entdeckung führte zur Untersuchung, in deren Verlauf Kaiser dic umfasscndstcn Gestünbniffc ablegte. Schon früher in Oesterreich wegen FalschmünzenS mit mehrjährigem schweren Kerker bestraft, haue er bald nach seiner Entlassung im Anfänge deü JahreS 1867 sich von Neuem dieser verbrecherischen Thätigkcit hingegcbcn, hatte noch in Böhmen eine Zehnkrcuzcrplattc gefer ¬ tigt und gegen 800 Stück Abdrücke gemacht und in Verkehr gebracht, hatte dann auf Verlangen eines Kaufmanns Weiiloff in Böhmen etwa ein Jahr lang in einem Versteck deü HauseS desselben, wie Kaiser sich auüdrücktc, „wie lebendig begraben" an der Einguldenplailc gearbeitet, war aber dann von Weitlog, den eine reiche Tante auü der Verlegenheit gezogen, abgclohnt worden. Er wendctc sich nun nach Sachsen und wurde von Eingeweihten in ver schiedenen Quartieren in Elster, Schönberg, Baren dorf, Nauncrgrnnd und anderen Orten heimlich un- tcrgebracht. Er fertigte eine neue Platte für Zehn- kreuzerschcine, von der er ca. 300 Abzüge herstelltc und in Verkehr brachte, auch noch weitere Abzüge zu gewinnen hoffte, und brachte die Einguldcnnoten- plattc der Vollendung nahe. Einc großc Anzahl Personen, Bemittelte und Unbemittelte, hatten sich mit Kaiser in Verbindung gesetzt, hatten sich falsches Papiergeld bei ihm bestellt, ihm Vorschüsse geleistet, ihn beherbergt und beköstigt, ihm Unterkommen ver mittelt, ihm Kunden zugeführt, Botschaften auüge. richtet oder sonst in einer Weise mügewirlt, welche sic der Mstthälerschasl beziehentlich wenigstens der Beihilfe zu dem Verbrechen dcü Falschmünzenü ver dächtig erscheinen ließ. Viele dieser Personen waren Oestcrrcicher und gegen sic schwcbt vor dem k. k. Bezirksgericht zu Elnbogen dic Criminaluntersuch- nng. Gegen Andere wurde dic Untersuchung im Mangel genügender Beweise eingestellt. l3 Mit- angeschnldigtc wurden vor dic Assisse» verwiesen. Daü Ergebnis; der Hauptverhandlung war einc Verurthcilung sämmtlichcr Angeklagten und zwar Kaisers zu 2 Jahren 3 Monaten Zuchthaus, der Uebrigen zu Gcfängnißstrafen 1 Jahr 3 Monate» bis herab zu 2 Moiia,en. Preußen. Berlin, 8. Juli. Dic Bcfugniß zur Entlassung von Mannschaften mobiler Truppen- thcile wegen häuslicher Verhältnisse ist, wie dic „Vossischc Ztg." meldet, in Berücksichtigung der friedlichen Lage durch allerhöchste Cabineiüordrc de» Gcncralcommandoü übertragen.worden. Eiiiü, 9. Juli. Der Kaiser ist heute Abend hier cingciroffcn. Sc. Majestät wurde am Bahnhöfe von den hier anwesenden Fürstlichkeiten sowie von