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Verordnungsblatt der Kreishauptmannschaft Bautzen zugleich als Konfistorialbehörde der Oberlaufitz.' A m t s ö t a t L -er Amtshauptmannschaften Bautzen und Löbau, des Landgerichts Bautzen und der Amtsgerichte Bautzen, Schirgiswalde, Herrnhut, Bernstadt und Ostritz des HauptzvUamtS Bautzen, ingleichen der Stadträte zu Bautzen und Bernstadt, sowie der Stadtgemeinderäte zu Schirgiswalde und Weißenberg. Orgau der Handels- «nd Gewerberamm er z« Zittau. verantwortlicher Redakteur Georg G. Monse (Sprechstunden wochentags von 10—11 und von 3—4 Uhr.) — Telegramm-Adresse: Amtsblatt Bautzen. Fernsprechanschluß Nr. m» Bautzen« Nachricht» erschein», mV «-«-ahme der Sonn, und Festtage, täglich abend». Preis deS vierteljährlichen Abonnement» 3 Jusertion-gebüh« für den Raum «in« Pt«, Gtzultzeile gewöhnlichen Satze» Id z, in geeigneten Fällen unter Gewährung von Rabatt; Ziffern., Tabellen» und anderer schwieriger Satz entsprechend teurer. NachweiSgcbühr für jede Anzeige ««» »»sertiou 20 Vtg. für briefliche Auskuntrsenctiimg w Pfg. (und Porto). NW- Nur bis früh 10 Uhr eingehende Inserate finden noch in dem abends er« fcheiuendeu Blatte rlnfnahme. Inserat« nehm» di« Geschästsstcll« de» Blatte» und die ülnnoncenbureaus an, desgleich» di« Herren Walde in Löbau, Clauß ül Weiß»b«iU Lippttsch io Schirgiswalde, Gustav Kroling in Bernstadt, Buhr in Königshain bei Ostritz, Reußner tu Ober-CunnerSdorf und von Lindenau in Pulsnitz. Nr. 132. 1V0S. Donnerstag, den 11. Juni abends Oeffentliche Znftellung. Der Direktor Alfred Botgt In Dresden, — Projeßbevollmächtigter: RechtSanwalt Drache In Bautzen — Vagt gegen den Landwirt Willy Wolf, zuletzt In Rathewalde, jetzt unbekannten Aufenthalt» —, auf Grund eine» am 1. September 1891 ausgestellten, am 1. März 1892 fällige» WrchfelS über 500 Ml. — mit dem Antrag«, den Beklagten zu verurteilen, an den Kläger 500 Mk. samt 5"/„ Zinsen fett dem I. Juni 1892 bis 31. Dezember 1899 und zu 4°/, vom 1. Januar 1900 ab zu zahlen und da» U,t«H gegen SicherheltS- letftuug für vorläufig vollstreckbar zu erklär». Der Kläger ladet den Beklagten zur mündlichen Verhandlung de» Rechtsstreits vor die zweite Zivil kammer deS Königlichen Landgerichts zu Bautzen auf den l. Oktober 1963, vormittags '/,1V Uhr, mtt der Aufforderung, einen bei diesem Gerichte zugelassenen Rechtsanwalt zu bestellen. Zum Zwecke der öffentlichen Zustellung wird dieser Auszug der Klage bekannt gemacht. Der Gerichtsschreiber des König!. Landgerichts Bautzen, am 6. Juni 1903. Freitag und Sonnabend, den 26. und 27. Jnni 1SV3, »erden beim unterzeichneten Amtsgerichte wegen Reinigung der Diensträume uur dringliche Sachen erledigt Schirgiswalde, den 10. Juai 1903. Königliches Amtsgericht. Zwangsversteigerung. Dar Im Grundbuche für WehrSdols Blatt 112 aus den Namen Johann Christian Gottfried Marschner eingetragene Grundstück soll am 12. August 1903, vormittags 9 Uhr an der GerichtSstell« Im Wege der Zwangrvollftreckung versteigert werden. DaS Grundstück Ist nach dem Flurbuche 4 Hektar 16,9 Ar groß, und auf 7600 Mk. geschätzt und mit 92,72 Steuereinheiten belegt. ES besteht aus Wohn, und Wirtschaftsgebäude, Scheune, Garten, Feld, Wiese und Wald und umfaßt die Flurstücke Nr. 195, I6L3, 1634, 1635, 1636, 1637, 1638 und 1639 de» Flurbuch» für WehrSdoif. Die Einsicht der Mitteilungen deS GrundbuchamtS sowie der übrigen da? Grundstück betreffende« Nachweisungen, insbesondere der Schätzungen, ist jedem gestattet. Rechte aus Befriedigung au» dem Grundstücke sind, soweit sie zur Zeit der Eintragung deS am 17. April 1903 vetlautbarten BerstkIg«ungSvermetkeS aus dem Grundbuche nicht ersichtlich waren, fpätesten« im BersteigerungStermine vor der Aufforderung zur Abgabe von Geboten anzumelden und, w«nn der Gläubig« widerspricht glaubhaft zu machen, widrigenfalls die Rechte bet der Feststellung de» geringsten Gebot» ntcht berücksichtigt und bet der Verteilung deS VersteizerungSerlöseS dem Anspruch« de» Gläubigers und den übrigen Rechten nachgesetzt werden würden. Diejenigen, di« ein der Versteigerung entgegenstehender Recht haben, werden aufgesordert, vor der Erteilung de» Zuschlags die Aulhebung oder die einstweilige Einstellung deS Verfahrens herbetzuführ», widrigenfalls für da» Recht der VerstelgerungSeriöS an dl« Stelle de« versteigerten Gegenstandes treten würd«. Schirgiswalde, den 3. Juni 1903. Königliches Amtsgericht. Markt - Verlegung. Der am 16. Juni d. I. angesetzte Kram- und Viehmarkt findet wegen der Reichs tagswahl schon Montag, den IS. Juni dieses Jahres, statt. Reichwalbe O/L., den 7. Juni 1903. Die Marktverwaltung. Die unersättliche« Landwirte. Die sreihändlerischen und sozialdemokratischen Zeitungen und Wahlagitatoren spielen — so schreibt die »Kons. Korr."— mit großem Eiser die Rolle der .wahren Volks freunde'. Sie behaupten, von Sonderinterefsenpoliti nichts wissen zu wollen, sondern nur das Wohl der Ge- samtheit im Auge zu haben. Dabei ist es aus den ersten Blick erkennbar, daß die Freihändler nur die Interessen des Außenhandels und die Sozialdemokraten die Interessen der Arbeiter als Konsumenten im Auge haben, daß aber beide Richtungen auch hervorragende politische Ziele ver- folgen, indem sie eine derartige einseitige Handelspolitik treiben. Eie treiben eine ausgesprochene Großftadt- politik und suchen dem Außenhandel und der Spekulation möglichst große Vorteile zu verschaffen; dafür beschuldigen sie die Landwirte, die doch auch einen ganz erheblichen Bestandteil der vaterländischen Gesamtheit bilden, der Be- gehrlichkeit, ja des Wuchers, sofern diese sich bestreben, für ihre schwere Arbeit, für ihr großes Risiko nicht einmal reichen, sondern angemessenen Verdienst zu erzielen. Wenn Kaufleute sich die .Konjunktur" zu nutze machen, um Petroleum, Kohlen, Kaffee, Fleisch und andere Gebrauchsgegenstände und Lebensmittel im Preise erheblich zu steigern, wenn Großhändler Markthallenringe bilden, um die Preise der Produzenten zu drücken und die für die Konsumenten zu verteuern, so fassen das die Freihändler und Sozialdemokraten nicht als Wucher aus, sondern find der Meinung, das sei legitimer Verdienst, den man den Kaufleuten, die für die richtige Distribution der Welt marktware sorgen, gönnen müsse. Wenn Industrielle, durch den Schutzzoll nach außen gesichert, Ringe und Syndikate bilden, um auf Preise halten zu können, so sehen ebenfalls die »Volksfreunde" nachsichtig darüber hinweg und betrachten dieses Vorgehen als gerecht- fertigte Interessenvertretung. Aber wenn die Landwirte für gewisse Industrien, wie Spiritus oder Molkerei, es ver suchen, sich zu Genoffenschaften oder Syndikaten zusammen- zuschließen, wird gleich über.Begehrlichkeit' geschrien. Die Handelstntcreffenten betrachten eben das landwirtschaftlich« Gewerbe als ihr eigenes Ausbeutungsobjekt. Der Ha nd el, die Spekulation will ernten, wo die Landwirte gesäet haben. Wagt es der Ackersmann, den Anspruch auf eigenen Verdienst zu erheben, so wird ihm Wucher und Begehrlichkeit vorgeworfen. Der Landwirt kann Ringe und Syndikate nicht bilden. Er kann auch nicht, wie die Industrie, seinen Be trieb einschränken oder wohl zeitweise einstellen, wenn der Erlös seine Produktionskosten ntcht deckt. Er muß arbeiten und unter Umständen mit Schaden verkaufen; denn sein Kapital ist in Grund und Boden festgelegt und Reserven hat er in den langen schlechten Zeiten ntcht sammeln können. Der Landwirt kann auch nicht wie der Kaufmann feinen Betrieb der jeweiligen Konjunktur anpaffen, sein Domizil verlegen und dort seinen Wohnort aufschlagen, wo bessere Geschäftsbedingungen ihm winken. Er ist an seine Scholle gebunden. Er kann auch in seiner Notlage nicht seinen Besitz veräußern, denn dabei würde er sein Hab und Gut verlieren. Der landwirtschaftliche Notstand hat die Land güter stark entwertet, und namentlich die kleinen und mittleren Besitzer, die schwerer arbeiten als der „geknechtetste' Arbeiter, fristen ihr Dasein auf der Scholle in der Hoff nung auf bessere Zeiten. Die freihändlerischen und sozialdemokratischen .Volks- freunde' aber muten den Landwirten zu, noch weiter in ihren erbärmlichen Verhältnissen zu leben. Weil der Außen handel bei freiem internationalen Verkehr am meisten verdient, soll die ausländische Konkurrenz auch ferner in vollem Umfange unsere deutschen Agrarprodukte entwerten dürfen. Wenn nur der Handel floriert, dann möge die Landwirtschaft zu Grunde gehen. Das ist in Wahrheit der Grundsatz jener .Volksfreunde', welche der großen Masse vorreden, daß sie sie vor dem.Brotwucher' der Landwirte schützen wollen, die sie aber der .Spekulation" zu überliefern trachten. Aber die Landwirte rühren sich. Eie find nicht mehr apathisch und wollen nicht mehr in unbegreiflicher Geduld für den Großhandel Riemen aus ihrer Haut schneiden laffen. Sie finden auch in der großen Mehrheit der Be völkerung, die nicht so einfältig ist, auf den freihändlerisch sozialdemokratischen Leim zu gehen, Verständnis für ihre gerechtfertigten Bestrebungen und Unterstützung bei ihrem Vorgehen. Die Landwirte find sich bewußt, daß ihre Sache nunmehr unmittelbar zur Entscheidung steht. Sie wissen, daß sie den jetzigen Augenblick nicht ungenützt vorübergehen laffen dürfen, sondern einig sein und sich die Unterstützung des einsichtigen Teiles der Bevölkerung bewahren müssen. Die Landwirte beansnruchen nichts, was nicht der Gerechtigkeit entspräche. Sie gehen nicht darauf aus, die Interessen des Handels oder gar der Industrie zu schädigen. Sie wollen nur nicht mehr das zurückge setzte Gewerbe sein, das nur dazu da sein soll, für den Außenhandel Opfer zu bringen. Man sagt, die Landwirte fordern eine Begünstigung auf Kosten des Volkes. Nein! Begünstigungen verlangen sie nicht, sondern nur Gleichstellung mit den übrigen Erwerbszweigen. Hätte die Landwirtschaft diese zollpoli- tische Gleichstellung nicht nötig, so müßte sie jetzt in einer anderen Lage sein, als fie tatsächlich ist. Hat die Land- Wirtschaft in den letzten Jahren Reichtümer gesammelt? Gewiß nicht. Sie hat sich eben nur mit Mühe über Wasser gehalten. Die Besserung dieses Zustandes wollen die Frei händler nicht zugeben, damit der Außenhandel ja nicht einige Prozente an seinem Profit einbüße. Die Sozial demokratie aber geht darauf aus, speziell die Bauern zu ruinieren und zu .proletaristeren'. Um diese Ziele zu ver tuschen, gehen die verbündeten Brüder der roten Phalanx unter das Volk und reden ihm vor, seine Zukunft sei in Gefahr, ste sei bedroht durch die .unersättlichen" Landwirte. Das sind nette „Volksfreunde' — so schließt das konservative Organ —, die eine ganze, zahlreiche und ar- »eitsame Volksschicht dem Ruin überliefern wollen, um )ie wirtschaftlichen und politischen Großstadt-Jntereffen zu ördern. Telegraphische «»rrespouHeuz. Weßtead b. Berlin, 10. Juni, abends. Das Kaiser- >aar begab sich heute nachmittag mit Sonderzug nach Station Westend und von da zu Wagen nach der Trab- rennbahn, um hier dem PreiSreitcn und Preissprtnaen deS Berlin-PotSdamer Reiter-Benins beizuwohnen. Die Majestäten wurden vom Protektor des Vereins Prinzen FriedrichLeopold und Gemahlin empfangen und wohnten den sämtlichen fünf Abteilungen der Reiten bei. Zugegen waren u. a. auch die hier weilenden englischen Dragoner- Offiziere. Um 5'^ Uhr begaben die Majestäten sich nach dem Neuen Palais zurück. — Der Kaiser nahm heute abend an einem Diner beim Offizierkorps des Re giments Gardes du Corps teil. Wien, 10. Juni, abends. Der Ausgleichsausschuß nahm unverändert Artikel 8 des Zoll- und Handelsbünd nisses betr. das Eisenbahnwesen an. Im Laufe der Er örterung erklärte der Eisenbahnminister Wittek, die neue Fassang des Artikels bedeute unbestreitbar einen wertvollen Fortschritt. Rom, 10. Juni, abends. In der Deputierten kammer entwickelte Fracassi seinen Vorschlag, betreffend eine Untersuchung der Heeres- und Marineverwaltung. Pinchia beantragte, daß die Kammer den Vorschlag Fracassi nicht in Erwägung ziehe. Der Minister des Aeußern Morin erklärte, er beabsichtige nicht, dem Marineminister vorzugreifen, sondern er wolle nur in die Verhandlung eingreifen, weil er erst vor kurzem von der Leitung der Marineverwaltung zurückgetreten sei. Morin fuhr dann fort, Ferri habe erklärt, daß er an seiner — Redners — Ehrenhaftigkeit nicht zweifle; diese Erklärung lasse ihn hoffen, daß Ferri und seine Freunde seine Worte gut auf nehmen werden. Eine persönliche Verteidigung des Marine ministers Bettolo sei überflüssig, weil Bettolo über jeden Verdacht erhaben sei. (Beifall.) Morin wies dann die gegen die Marineverwaltung erhobenen Beschuldigungen im einzelnen zurück und sagte, auf gemeine und persönliche Anschuldigungen wolle er nicht eingehen, sie seien lächerlich. (Bravo!) Redner wies nach, daß die vom Rechnungshof ausgeübte Kontrolle eine absolute Garantie für die Ver wendung der öffentlichen Gelder sei und daß die für den Abschluß der Lieferungsverträge getroffenen Bestimmungen jeden Mißbrauch unmöglich machen. Des früheren Ministers Brin Verdienst fei es gewesen, die Marine durch die Er richtung der Stahlwerke von Terni vom Auslande unab- jängig gemacht zu haben. Der Staat habe nur die Wahl wischen den Panzern von Terni und denen von Krupp: )ie Preise von Terni seien niedriger als die Krupps und was die Güte anbetreffe, könnten beide Fabrikate mitein ander konkurrieren. Minister Morin fuhr fort, ein Etablisse ment, wie das von Terni, gereiche der nationalen Industrie ur Ehre. Was nun die Kosten der Schiffe und die sonstigen fragen der Verwaltung anlange, so gebe das Budget dar- iber volle Auskunft und eine Untersuchung könne dieser Auskunft nichts hinzufügen. Redner bat schließlich das Zaus, den Antrag auf eine Untersuchung abzulehnen, denn o werde das Haus die Ehre der Marine wahren, mit welcher die Kraft und die Wohlfahrt des BolkeS eng ver- mnden sei. (Lebhafter Beifall.) Marineminister Bettolo ührte darauf aus, Morin habe schon nachgewiesen, daß ein Grund für eine so ernste Maßregel, wie eine parla mentarische Untersuchung bestehe. Was die persönlichen Beschuldigungen betreffe, so sei leider auch ein ganzes, makellos verbrachtes Menschenleben ntcht imstande, gegen Falschheit und Verleumdung zu schützen. (Lebhafter Bet- sall; Lärm auf der äußersten Linken.) Wozu nütze ein