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Dresdner Journal. » Verantwortlicher Redactmr: I. G Hartmann. F123. Erscheint mit Ausnahme der Sonn, und Festtage täglich Abend« und Ist durch all« Postanstalten zu beztehen. Freitag, de« 30. Mai. Pret« für da« Viettrljahr Lhaler. Insertion«.Gebühren für den Raum einer gespaltenen Zetir 1 Nrugrvschrn. 18S6 Amtlicher Thcil. Bekanntmachung, den Gebrauch de» Telegraphen auf der Leipzig- Weißenfelser Eisenbahn betreffend. Bon den unterz,ichuetrn Ministerien ist der Thüringischen tzisendahngrsellfchaft die nach H. 1 de« Gesetzes, die Anlegung und Benutzung electro - magnetischer Telegraphen betrefftnd, vom 21. September vorigen Jahres, erforderliche Eoncession zur Anlegung und Benutzung eines elektromagnetischen Te legraphen auf der Leipzig-Weißenfelser Eisenbahn für den Zweck des Eisenbahnbetriebes ertheilt und hierbei von dem Direclorium der genannten Gesellschaft die Verbindlichkeit übernommen worden, Depeschen der Mitglieder des König lichen HauseS und der Königlichen Behörden auf Verlangen, Ikboch in den Grenzen, in welchen die für den Bahntele- guphendienst ringeführte Einrichtung es gestattet und so mit dies unbeschadet des Bahndienstes zulässig ist, zu be fördern. Es wird daher Solches hierdurch mit dem Bemerken zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß für diese Depeschen die selbe Gebühr zu entrichten ist, welche, nach der bekannt ge machten Taxe, für die Beförderung auf den StaatStelegraphen im internen Verkehr bezahlt wird. Dresden, am 20. Mai 1856. Die Ministerien des Innern und der Finanzen. Frhr. v. Beust. Behr. Jäppelt. Nichtamtlicher Theil. Nebersicht. Tage-grschichte. Telegraphische Nachrichten. — Dresden: Besuch der Königin Marie in Märienstern. Generalmajor v. Buttlar -f. — Wien: Die Räumung der Donaufürstenthümer. Ein Verein zur AuSseckdung von H«ndelSagentcn nach dem Oriente. — Berlin: Vom Hofe. Vorbereitungen zum Empfange deS Kaisers Alexan der. — Stettin: Der zweite Postdampfer aus St. Pe tersburg. —' Münster: Aruveseqtzeit d,S GroßherzogS vvn Oldenburg. --- München: Der 100jährige Geburts tag de« Königs Max. Bewilligung in Eisenbahnangelegen heiten. König Ludwig. — Karlsruhe: Ordensverleihung. Frhr. v. Marschall zum Gesandten in Berlin ernannt. — Aus Thüringen: Befürchtungen und Hoffnungen wegen der bayrischen Anschluß. Eiscnbahnbauten. — Pa ris: Beförderung dec Bodenkultur Algeriens. Prinz Jerüme. Rückkehrende Krimtruppen. Fische zur Ausstel lung. Vom Hofe. Erzherzog Ferdinand Max. Große Revue. Bevorstehende Abreise des Grafen Orloff. — Tu rin: Gesetzentwürfe. — London: Hofnachrichten. Re vue. Zur bevorstehenden Friedensfeier. Ein Ball bei dem türkischen Gesandten. — Kopenhagen: Wahl vvn ReichSgerichtsmitgliedern. — Ehristtania: Einzug deS Kronprinzen. Local- und Provinzialangeleaknbeitkn. Dre«drn: Be vorstehende Enthüllung des Blochmann-Denkmals. Selbst mordversuch. — Pirna: Jungviehschau in Lockwitz. — Oschatz: AmtSjubiläum des Pfarrers Füllkruß in Naun dorf. — Döbeln und Jöhstadt: Feuer. — Franken berg: Missionsfeier. Die ländwirthschaftliche Ausstellung zu Gutksm. Feuilleton. Inserate. Tageskalender. Börsennachrichten. TaqeSgeschichte. Telegraphische Nachrichten. Paris, Donnerstag, 2tt. Mai. Wie der heutige „Moniteur" anzeigt, ist die Tauffeier des kaiserlichen Kronprinzen auf den L4. Juni festgesetzt. Die Maire s der Präfecturstädte sind eingeladen, derselben beizuwohnen. Die Erzbischöft und Bischöfe sind durch kaiserliche Schreiben dazu eingeladen worden. Erzherzog Ferdinand Maximilian ist gestern nach Cherbourg abgereist. Se. k. k. Hoheit wird den Rück weg über Calais nach Brüssel nehmen. Vervna, 27. Mai. (Tel. Dep. der Oest. Corresp.) Die hiesige amtliche Gazetta bringt eine Eorrespon- denz aus Nom, wonach die päpstliche Regierung, um auf jedes Ereigniß vorbereitet zu sein, die Aushebung von 4000 Mann verordnet hat. Dresden, 29. Mai Wie uns aus der Lausitz gemeldet wird, sind Ihre Majestät die Königin Marie, von einem Besuche zurückkehrend, mit welchem Allerköchstdieselben die gräflich Skolberg'sche Familie auf Brauna bei Kamenz beehrt hatten, am 26. d. M. Nachmittags im Kloster Marienstern eingetroffen, wohin sich auch der KreiSdirector v. Könneritz und der AmlShauptmann von Egidy zur ehrfurchtsvollen Begrüßung begeben hatten. Nach Anhörung einer Messe besuchten Ihre Majestät die Zellen einiger Klosterjungfrauen, wohnten einer zweistündigen Prüfung der Zöglinge deS von diesen geleiteten MädcheninflitutS bei und kehrten hierauf in Ihre Residenz zurück. Dresden, 29. Mai. In d-r vorigen Nacht ist der Generalmajor und Slaatsminister a. D. v. Buttlar un wartet mit Tode abgegangen. Obwohl sich etwas unwohl fühlend, ist derselbe gestern Abend noch ausgegangen und heute früh todt im Bette gefunden worden. Karl Friedrich August Treusch v. Buttlar, geboren den 1. März 1790 zu Rochlitz, trat unterm 3. November 1807 als Sousleutnant im Infanterieregimente von Thümmel ein, wurde unterm 5. September 1846 zum Generalmajor befördert und unterm 4. August 1848 zum Staat«- und Kriegsminister ernannt. Unterm 8. März 1849 trat er auf sein Ansuchen in Pen sion. Während seiner Militärdienstzeit wohnte er den Feld züge« von 1809, 1812,1813, stzl lf u«d 1815 bei. Er war Ritter des königl. Militär-St.-HeinrichSordenS und Comthur l. Klaffe des Herzog!. Sachs,nrErnestinischen HauSordenS. LLten, 27. Mai. Nachstehendes ist der Wortlaut deS gestern bereits erwähnten Artikels der „Oest. Corresp." über die Räumung der Donaufürstenthümer: „In ihren allge meinen interrationalen Pflichten, wie in ihrer tractatlichen Stellung zu den Westmächten, hatte dir k. k. Regierung seiner Zeit durch mächtige Heeresaufstellungcn die provisorische Besitznahme der Donaufürstenthümer von Seite fremder Truppen rückgängig gemacht, sodann infolge eines Staatsvertrags mit der hohen Pforte — diese Länder militärisch besetzt. Es wurden dadurch die unter der Oberhoheit des Sultans stehenden Provinzen der untern Donau vor den weitern Wechselfällen deS Kriegs und zugleich vor inner« Aufregungen, welche in Aussicht standen, bewahrt. Die überwiegende Mehrzahl der Bewohner der Fürstenlhümer verehrt dankbar die Dienste, welche^Oesterreich und sein Heer ihrem Lande geleistet, so wie auch die MannSzucht und der echt militärische Geist der k. k. Bcsahungscorps bei allen Gutgesinnten die vollste An erkennung finden. Nachdem nunmehr der allgemeine Friede glücklich abgeschlossen ist und somit da« Hauptmotiv der Occu- pation nicht mehr vorliegt, konnten im Einvernehmen mit der hohen Pforte die Anordnungen zur allmählichen Räumung Quickborn. Gedichte aus dem Volksleben von Klaus Groth. AuS dittmarscher Mundart übertragen von A. v. Winterfeld, Berlin bei Hoffmann u. Comp. 1856*). Dieser Mensch hat wie jeder schaffende Genius und besonders wie jeder wahrhaft bedeutende Dichter einen klar gereiften ManneSverstand und daneben ein unverdorbenes Kinderherz. In ihm spiegelt sich fort und fort all die schöne Welt mit der treuin- nigrn Frische und liebenswürdigen Unbefangenheit erster Jugend. Jugend und Kindlichkeit durch'S Leben! beißt der Wahlspruch für jeden Poeten. Wer als solcher sein Kinderherz verlor, hat nichts weiter zu verlieren. Er muß, will er naiv und gesund produciren, betteln gehen bei der Vergangenheit, denn er lebt nur noch von der Erinnerung. Jede Wirklichkeit, selig und hold, be trachtet er durch die farbigen Gläser der Reflexion und diese un glückliche Krankheit der modernen Literatur zeigt alles im schiefen Lichte und löst ihm zu seinem Verderbe« den Räthselspruch von Macbeth'« Heren: „Häßlich soll schön, schön bäßlich sein!" Diese bescheidene Abgeschlossenheit de« GemüthS, diese Ein fachheit für irdische Ansprüche, diese Tiefe deS Gefühl«, welche- fich neben dem realen Leben noch rin verborgen,« poetisch,« schafft und rettet, gehören zu dfik echten Kennzeichen de« Lyriker«, welcher freilich, mit der Elle d,S wohlgebornen praktischen Philisterthum« gemessen, in der Regel sehr unzulänglich befunden wird. Klau« Groth macht den Eindruck eine« solchen Dichter«. Seine Mus« steht der Kunstpoeflr fern, ohne den Schliff innerer Keiste«bildung zu entbehren. Sein» Stärke liegt in der Schi!« *) Dre«d«n, Xrnold'sch, Buchhandlung. Feuilleton. derung der Natur, des ländlichen Lebens und der menschlichen Charaktere innerhalb dieses genrebildlichen Gebiet«. Der Ton, in welchem seine Gestalten reden, ist so kernig als rührend und entzückt durch Ueberraschungen, die niemals stumpf werden: durch diejenigen der Wahrheit. Reich an Beobachtung und Ideen ver schmäht Groth die übliche Sucht, durch „Wortconcerie" zu glän zen. Auch fehlt eS ihm an „ gepolsterten Reden," daS heißt an schönen inhaltlosen Phrasen, auf welchen e« fich die denkfaulen Leser bequem machen und ihre in Dummheit und Seelenruhe wohlgenährten Glieder strecken und dehnen können. Die Lrcture dieses Autor« hat vielmehr etwa« AnspannendeS, FortreißendeS, weil er die ursprünglichste und nöthigste Kraft eine« Lyriker- im vollen Maße besitzt: die Zauberkraft, eine Stimmung zu machen. Der größte Theil dieser Poesien, denen auch einige sehr rei zende prosaische Erzählungen beigefügt find, ist epischen Inhalt«, und in dieser Gattung liegt da« Haupttalrnt diese« anspruchslos einfachen und durch enge Beschränkung hervorragenden Dichter«. Daneben machen fich mehrere lyrische und balladenartige Lieder durch ihren naiven Gehalt an Empfindung und ihre volk-thüm- liche Llasticität und Frische geltend. ES seien den Lrsern von bei den Gattungen einige Proben »itg,theil». Die Uebersetzung ist im Ganzen wohl gelungen und ohne Zwang. Otto Banck. Die Mühle. Der Tag geht zur Ruh', Thau netzt mir den Schuh, Die Sonn« geht unter in Gluth. getroffen werden und haben bereit« die in der Moldau und Walachei stehenden k. k. Besatzungstruppen begonnen, ihren Rückmarsch in die Heimath aozutretrn. Dies« Maßregel wurde mit um so größerer Beruhigung getroffen, al«, die Bewohner der Fürstenlhümer im Allgemeinen durch ihre gesetz mäßige Haltung die Hoffnung begründet haben, daß sie sich der ihnen durch den Pariser Vertrag von den europäischen Mächten verbürgten Rechte und Privilegien würdig zeigen wer den. Bis die übrigen auf die Occupatio» jener Länderstriche bezüglichen Bestimmungen deS TractatS vom 30. März d. I. ihren Vollzug erhalten haben, wird auch die Räumung der Donaufürstenthümer durch die k. k. Truppen vollendet sein." - Die „Ostd. P." schreibt: DaS Programm zur Grün dung eines Vereins zur Aussendung von Handelsagenten nach dem Orient wurde dieser Tage in Umlauf gesetzt. Der hiesige Gewerbverein hat die Organisirung dieses Vereins infolge einer dem Ministerium durch die Handelskammer über reichten Vorstellung übernommen. Er hat den Zweck: eine ausgiebige Vertretung der kommerziellen und gewerblichen Interessen Oesterreichs durch eigens ausgestellte Agenten, welche durch Uebernahme von Aufträgen auf mitgegebene Muster an Ort und Stelle die erforderlich, Thätigkeit zu ent wickeln und an den Verein regelmäßig Bericht zu erstatten hätten. Die Gründer und Mitglieder diese« Vereins würden die bestellten Agenten für ihre eignen Geschäfte benutzen können. Berlin, 28. Mai. Der „St. A." meldet, daß Ihr« Majestät die Königin, Allerhöchstwrlche sich gestern Morgen mittelst eines ExtrazugS nach Riesa und von da nach Jah nishausen zu einem Rendezvous mit den königl. Majestäten von Sachsen begeben hatte, Abend» gegen 9 Uhr von Riesa nach Potsdam zurückgekehrt ist. — Se. Majestät der König nahm gestern in Sanssouci die gewöhnlichen Vorträge ent gegen und Ihre Majestät die Kaiserin-Mutter von Rußland machte um 2 Uhr eine Spazierfahrt in Begleitung Ihrer königl. Hoh. der Großherzogin Alexandrine von Mecklenburg- Schwerin und der Prjzzzessin Friedrich der Niederlande. — Ihre königl. Hoheit die Prinzessin von Preußen ist am 25. Mai in Baden-Batzen eingetroffen. — Se. Exc. der geh. Staatsminister und Oberpräsident der Provinz Brandenburg, Flottwell, und der commandirende General d«S 3. Armee corps sind heute zum Empfang! Sr. Majestät d,S Kaiser« von Rußland nach S;rau ud^ereist. — Nach der „N. Pr. Z." wird S«. Maj. der Kaiser von Rußland nach den bisherigen Bestimmungen morgen (Don nerstag) früh 7 Uhr von Granitza abreisen und an demselben Tage bi« Sanssouci gehen. In Oppeln wird Se. Majestät daS Dejeuner, in Kohlfurt daS Diner einnehmen. Der Empfang auf der ganzen Reise ist der nach dem Reglement vorgeschriebene, wonach der commandirende General und der Oberpräsident der Provinz dem Kaiser bi« an die Grenze entgcgengehen und den Monarchen durch d-/te!ie begleiten. Es stehen in allen Garnisonorlen, die der Kaiser ^assirt, Ehrenwachen und bei denselben die Generale und Offizier- corp- auf den Perrons. In Berlin werden Musikchöre auf den Bahnhöfen und längs der Verbindungsbahn aufgestellt sein, die beim Vocbnpassiren die russische Nationalhymne spielen, und auf dem Potsdamer Bahnhof« werden die Ge neralität und die Stabsoffiziere der Garnison versammelt sein. — Se. kaise-l. Hoheit der Großfürst Michael begiebt sich heute Abend 6 Udr mit Gefolgt mittelst ExtrazugeS von Potsdam nach BreSlau, > m Se. Maj. den Kaiser Alexander dort zu empfangen. Stettin, 27. ^ai. (Nordd. A.) Da« königl. Postdampf schiff „Preuß. Adler" ist nach eingezangener telegraphischer Meldung heute Nachmittag um halb 5 Uhr mit 126 Passa- Ach, Alle« so still — Weiß nicht, wa« ich will ' Ich glaub', mir ist traurig zu Muth Der Frosch quakt im Rohr, Der Auch« braut im Moor, Und weit in der Fern' tönt Gesang. Mein Herz wird so schwer, Ich sehe nicht« mehr, ES träuft mir die Wangen enklang. Da hinter der Weid', Weit hinter der Haid', Da schimmert am Himmel dir Mühl. Mir kommt'« in den Sina, Al« wär' ich darin Und säße beim kindischen Spiel. Ach, wo er wohl blieb? Ich halt' ihn so lieb, Oft hatt' er mit mir seine Roth; Der Stein lief und klang, Der Mann saß und sang. Dir Sonne ging unter so roth. Da war ich noch klein, — Run bin ich allein, — Ach, ob wohl d«r Mann da noch steht sf — Die Lus ist so schaurig, — Da« Lien ist so traurig. — Gottlob, daß die Mübi' doch noch geht! —