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isch. »on Farbe» . höher. IN, II. «ge, bei 8, 1!, » alle» 6, el >md ü»/„ n- uns 5, 7, s >2, IS >qu»llo. ., II. UI. Ei. ee nk. ei». leie, n6. ermög- e» von LU8 I 3. I ' 1'1. ' Compc'L K»t. Radenautt Anzeiger «nd Zeitung für Seifersdorf Groß- und Kleinölsa, Obernaundorf, Hainsberg, Eckersdorf, Eoßmannsdorf, Liiban, Borlas, Spechtritz re. Mit verbindlicher Publikationskraft für amtliche Bekanntmachungen. Inserate kosten die Spaltenzeile oder deren Raum IN Ps., siir auswärtige Inserenten 15 Pf. Tabellarische Inserate werden doppelt berechnet. Annahme von Anzeigen für alle Zeitungen. Erscheint Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend. Abonnementspreis einschließlich der illnstrirten Beilagen „Gute Geisler" u. „Zeitbilder" sowie des illustr. Witzblattes „Seifenblasen" 1,50 Mk. Nummer 133. Die auf das Jahr 1897 noch rückständigen Stadtanlagen sind baldigst und zur Vermeidung von Weiterungen bis längstens Ende dieses Monates an die Stadtkasse abzusühren. Rabenau, am 15. November 1897. llen SlsNIgvmviniIvi'slk. Wittig. Luthers Grab. In einem der letzten Hefte der „Theologischen Stu dien und Kritiken" findet sich eine bedeutungsvolle Nach richt. Der bekannte Lutherbivgraph I>. Köstlin in Halle hat bereits früher in derselben Zeitschrift über das Luther- Grab iu der restaurirte» Schloßkirche zu Wittenberg und über die Frage, ob Luthers Leichnam noch dort ruhe oder, wie die Sage ging, im schmalkaldischeu Krieg weggeschafft wvrdeu sei. Jetzt nun ist er in der Lage, berichten zu köuueu, daß iu aller Stille bereits am 14. Februar 1892 das Grab Luthers in Ler Schloßkirche geöffnet worden ist und Luthers Gebeine dortselbst vorgefunden worden sind. Schon früher, während des Umbaus der Kirche, hatte man den Sarg gesucht, aber nicht gefunden, sodaß der Zweifel, ob Luthers Leichnam noch in ihrer Schloßkirche sei, unter der Wittenberger Bürgerschaft immer mehr Platz griff. Da konnten, wie Köstlin weiter berichtet, zwei bauverständige Männer, die beim Bau betheiligt gewesen, ihrem Drange nicht widerstehen, in jener Frage Gewißheit herzustcllen. Sie gruben am 14. Februar 1892 au derselbe» Stelle, wo zuvor vergeblich gesucht wordeu war. Als sie zwei Meter tief gegraben hatten, stießen sie auf die Trümmer eines vermoderten Sarges. Derselbe stand nicht wie Melanch thons Sarg in einer Ummauerung, sondern in der Erde. Der Deckel war zusammen gebrochen. Die Sargtheile be standen aus Holz und Zinn. Der Sarg war ohne Zweifel innen mit starken Metallblechen ausgekleidet gewesen, um den Leichnam besser zu erhalte». Das war morsch geworden, Dienstag, den 16. November 1897. das Zinn zerstückelt, aber sonst noch ziemlich erhalten. Unter dieser Masse fanden sie denn auch die gesuchten Gebeine in noch ziemlich guten Zustande, jedoch nichts mehr von einem Gewände oder des etwas. Die beiden Entdecker schlossen, was sie geöffnet hatten, sofort wieder in der Stille und mit großer Sorgfalt, so daß niemand eine Spur da- f von wahrnahm. Sv ist es demnach sicher: Luthers Ge beine ruhen noch an derselben Stelle, wo sie im Jahre 1546 beigesetzt worden sind. Aus Nah und Fern. — Der Buß- uud Bettag, welcher in diesem Jahre auf Mittwoch, deu 17. d. Mts., fällt, gilt im Siuue der gesetzlichen Bestimmungen als Sonntag. An dem Bußtage und an dem Vorabende desselben, ferner an dem dem An denken der Verstorbenen gewidmeten Jahrestage (Todteir- svnulage), d. i. Sonntag, den 21., sowie auch an dem diesem Tage vorhergehenden Abende, dürfen weder öffentliche noch private Tanzmusiken, Bälle nnd ähnliche Lustbarkeiten ver anstaltet werden. Endlich dürfen am Bußtage außerdem auch öffentliche theatralische Vorstellungen, Schaustellungen und sonstige öffentliche Lustbarkeiten nicht stattsinden. — Wie verderblich oft die Trunksucht wirkt, bewies wieder ein Unglücksfall, der sich am Donnerstag iu Possen dorf zutrug. Der Knecht des Käsefabrikante» Zimmermann in Wendischcarsdorf hatte seinen mit Kohlen beladenen Wagen beim Herabfahren der abschüssigen Straße Häuichen- Pvsseudorf im Rausche nicht gebremst und stürzte, als das Pferd den in's Nollen gekommenen Wagen nicht mehr zu halten vermochte, unter das Nad, das über ihn hinwegging und ihm den Kopf vollständig zermalmte, so daß alsbald der Tod eintrat. — Von der Göttin Fortuna wurden vier Na- beuaner Einwohner bedacht. Dieselben spielten ein Zehntellvs der sächsischen Landeslotterie, welche Nummer bei der Ziehung mit einem Treffer von 15000 Mark ge- 10. Jahrgang zogen wurde. — Am Donnerstag Abend erschien der in Dresden beschäftigte Buchhalter Max Haßpacher mit seinen« Bruder in der Wohnung seiner in Deuben, Kirchstraße 9, mit ihren Kindern getrennt lebenden Ehefrau, um sie zu be suchen. Während der Unterredung zog H. einen Revolver Umd feuerte zwei Schüsse in die Decke und einen in den Fußboden des Zimmers ab, ohne glücklicherweise Je- ! manden zu treffen. Polizei war schnell zur Stelle und H. wurde verhaftet. — Der 32 Jahre, bisher noch nicht bestrafte, bis zu ! seiner Verhaftung in Nieder häslich wohnende Maler j Karl Gustav Vogel hatte sich wegen Beleidigung, sowie wegen Verbrechens und Vergehens gegen die Sittlichkeit zu verantworten. Zur Aufklärung des Sachverhaltes waren neun Zeugen, darunter sieben Schulmädchen, vorgeladen. Die Beweisaufnahme fand unter Ausschuß der Oeffentlich- j keit statt. Vogel wurde im vollen Umfange für schuldig ! erkannt, das Gericht lehnte auch trotz der bisherigen Un- - bescholtenheit des Angeklagten die Annahme mildernder Umstände ab, da er in äußerst schamloser Weise zu Werke gegangen ist nnd sich nicht gescheut hat, in Gegenwart seiner eigenen Kinder die Unzuchtshandlungen vorzunehmen. Das Urtheil lautete auf ein Jahr zehn Monate Zuchthaus nnd 5jährigen Ehreurcchtsverlust. — Der am 28. Juni verstorbene Freiherr Dathe von Burgk hat in seinen« Testament der Diakonenbildungs- Anstalt mit Rettung-Hans zu Ober-Gorbitz ein Vermächtuiß von 5000 Mark hinterlassen, nachdem er ihr noch knrz vor seinem Tode eine Hypothekenschuld von 20500 M. erlassen. Kirchennachrichteu von Rabenau. Mittwoch, den 17. November. 2. Landesbußtag. Vormittags i/z9Nbr Beichte. Die Anmeldung zur Beichte wird unmittelbar vor dem Beginn der Beichte in der Takristrei entgegengenommen. Bonn. 9 Ukr Gottesdienst mit Feier des heil. Abendmahls. Einsammlung der Gesangbuchskollektc. PredigUext: Osfenb. Joh. 3, 15—19. lNachdrmt veiboten ) verwegenes Spiel. Noma» von F. Sie»,ers von Ostern«an». O, er kannte die Abgründe nicht, die sich zwischen ihm und ihr öffnen sollten, die Gefahren, welche sie beide durchkoste«« mußten! Während er so dahinschritt »nd an Marie -dachte, fuhr das junge Mädchen durch die schöne Gegend nach ihrer Heimath, wo ihre Stiefmutter mit durchdachte» Pläne» »»d bösen« Herzen, das sie unter einem lächelnden Gesichte verbarg, ihrer wartete. 8. Herr von Schwarz junior. Am Morgen desselben Tages, als Marie und der Graf Hohenfels auf so sonderbare Weise auf der Reise zusam- meutrafen — ein Zusammentreffen, daß für sie verhäng nißvoll werden sollte — spielte sich in einer der Vorstädte Berlins eine Scene ab, auf welche wir den Leser aufmerk sam mache» wolle». I» einem kleinen, ärmliche«« Dachstübchen iu einer der schlechtesten Straßen war noch ein ganz junger Mann be schäftigt, ein Bild zu malen. Das Bild, welches der junge Mann malte, stand auf eiuer Staffelei vor einem Fenster und war eigentlich nur ei««e Schmiererei. Es war dreist uud energisch entworfen, aber fehler haft in der Ausführung und schlecht von Kolorit. Die Beleuchtnng war schlecht, und die Hand, welche den Pinsel führte, zitterte vor Schwäche und Entbehrung. Der Maler sah aus wie ein Knabe, obwohl er zwanzig Jahre alt war. Er hatte braune Allgen und langes Haar von gleicher Farbe, nach Künstlerart aus der hohen weißen Stirn znrückgekämmt. Er war schön nnd hatte einen offenen Blick. Der Mund war hübsch geformt, aber das Kinn war kurz. Seine Züge verriethen einen guten und edlen Charakter, doch auch Schwachheit und Uneiüschlvffeuheit — Eigenschaften, die für ihn verhängnißvoll werden konnten. Er war mit einem abgeschabten, mit Farben beklecksten nnd an den Ellbogen zerrissenen Sammetjäckchen bekleidet. Seine Kleidung wie seine Wchuuug verriethen eine unbe schreibliche Armuth. Diese« junge Mann war Rudolf von Schwarz, der einzige Soh» Kael von Schwarz, des Geliebten der Ba ronin Engelbert. Rudolf vou Schwarz trachtete feinen Lebensunterhalt durch Male» elender Bilder zu gewinnen, die er gegen eine geringe Bezahlung an einen Bildcrhändler verkaufte. „Das Bild gefällt mir nicht," sagte er, seinen Stuhl zurückstoßend, um das Gemälde besser betrachte» zu köuueu. „Es ist mir eine Schmiererei, aber für solche Bezahlung gut gtuug. Zch habe drei Wochen daran gemalt und werde nicht einmal fünfzehn Mark dafür bekommen, wie süi's letzte. Es wird Wohl genüge«,, einen Platz auszu- füllen. — O, ich hatte solch hohe Ideen von meiner Kunst und von meinem Talent! Ich wollte berühmt und reich werden — und hier bin ich ohne Nahrung und Feuerung, habe meine Miethe noch uicht bezahlt und bin vor Sor gen, Verzweiflung und Neue ganz gebrochen an Leib und Seele. O, warum habe ich diesen traurigen Weg nicht allein eingeschlagen? Warum habe ich sie mit mir ge zogen!" Verzweiflung lag auf seinem Gesichte; seine Augen füllten sich mit Thränen; ein Seufzer entschlüpfte ihn«. Er sah verstört und abgezehrt aus, aber dennoch uralte er mit fieberhafter Hast mechanisch weiter. Er war jetzt etwas ruhiger geworden, als sich die Thür öffnete und ein schlankes, junges Geschöpf mit einem schwer beladenen Korbe eintrat. Sie war nicht älter als siebzehn Jahre, und das bleiche Gesicht und die enge Brust verriethen Anlage zur Schwindsucht. Ihre Gesichtsfarbe war bleich, das Haar blau-schwarz uud in Flechten aufgesteckt, die Augen schwarz und ge- müthvoll, doch lag ein vorwurfsvoller Blick in denselben. Trotz ihrer ärmliche«« Lage blieb sie stets heiter nnd voller Hoffnung, und auf ihrem Antlitze lag ein sonniger Ausdruck. Dieses war die junge Musiklehrerin, um deretwillen Rudolf von Schwarz mit seinem Vater Streit gehabt. Gerade zu derselben Zeit, als Rudolf sich von seine««« Vater getrennt, hatte sie ihre Stellung in einem Mädchen- Pensionat verloren. Gleich darauf war Rudolf zu ihr geeilt und hatte sic gebeten, ihm ihre Hand zn reichen. Da sie glaubte, er habe Talent und Fähigkeit, beide zu ernähren, so hatte sie den Zufluchtsort, den er ihr ge boten, angenommen, und eine Woche nachdem Karl von Schwarz seinen Sohn aus dem Hause gestoßen, hatte sich das junge Paar vermählt und war in eine armselige Wohnung gezogen. Die Ärmuth hatte sie vereinigt, und bald entdeckten sie, daß das Strebe«« nach Ruhm und Neichthum eit« müh sames Werk sei. Rudolf hatte vor kurzem seine Akademie verlassen, war nicht gewohnt zu arbeiten, und hatte sein Talent für Malerei überschätzt, wie er soeben entdeckt. Das Geld, welches er für feilte Bilder bekam, genügte nicht, um alles zu bestreiten. Drei Monate waren sie jetzt verheirathet, und seine beste«« Kleider, seine Bücher, seine Uhr nnd andere Schmuck fachen waren verkauft oder ins Leihhaus gewandert, um das Nöthige zu kaufen oder seine Miethe zn bezahlen, und an diesem Morgen hatte«« sie kein Frühstück. „Wie groß Deine Augen sind, Rudolf!" lachte die junge Frau, ihr abgenutztes Hütchen von sich werfend. „Du siehst drein, als ob ich Dir eine«« werthvollen Schatz «nitgebracht hätte, — und das kannst Du auch, denn ich habe das schönste Frühstück, wie wir es schon acht Tage lang nicht gehabt, mitgebracht." „Wo hast Du es her?" fragte der junge Künstler, während seine abgezehrten Wangen sich schnell rötheten. „Hast Du den Kaufmann bewogen, uns Kredit zu geben?" „Nein, das konnte ich nicht," entgegnete die Frau, den Kopf schüttelnd; „sein Herz ist so hart wie Stein. Aber unsere Wirthin, Fra«« Keller glaubt, daß Di« Dein Bild bald verkaufen wirst, nnd ich habe zwei Mark von ihr geliehen. Sieh', was für eil« köstliches Frühstück wir haben werden!" Und sie begann den Inhalt des Korbes schnell auszu- packen. „Hier ist etwas Kaffee, ein wenig Milch, ein Brod «nid prachtvoller Schinken. Hier ist Holz, damit wir den Kaffee kochen können, und ich habe Dir auch eil« Töpfchen eingemachte Johannisbeeren mitgebracht. Jetzt wollen wir gleich frühstücken." Sie «nachte schnell Feuer an und setzte den Kaffee topf auf den Heerd. Dani« deckte sie den Tisch mit solcher Behändigkeit, daß niemand vermuthet hätte, sie sei auch schwach und hungrig und gräme und ängstige sich vor der Zukunft. (Fortsetzung folgt.)«