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MsdmfferLigMIt Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzel-enprri«: die 8 ,«spalt«»« Raumzeile 20 Rpfg., die t gespalten« Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reicha« Pfennig, die Sgespaltrue Redlamezeil« im textlichen Teile 1 Reichrmark. Nachweisungsgebühr 20 Reichapsennig«. Bar« geschriebene Erscheinung«. tage und Platzvarschrift«» werden nach MSglichk.it Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt. Anzeige». a»nabme bis oorm.iouhr. —- Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Zeder RabaNanspruch erlischt, wenn dcr Bctrag durch Klage eingezogen werden mutz oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, W»ch-nbI°U sdr WN.draff u Umgegend «L-SS,"." st-ll«n°enentgegen. ImFaUchShererGewalt, Krieg odersonftigerBetriebs,^ besteht keckA^spmch aufLs-fn^ng dar Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. - Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. HW Rr,239. — 86 Jahrgang Telegr Adr: .Amtsblatt« Wilsdruff» Dresden Postscheck Dresden 2640 Mittwoch, den 12 Oktober 1927 Eigentum verpflichtet! Wenn der Durchschnittsdeutsche davon hört, daß das Internationale Arbeitsamt diesmal seine Sitzung in Berlin abhalt, der Vorsitzende dieses Arbeits- inntes, Albert Thomas, zahlreiche Besprechungen mit »en Mitgliedern der Reichsregtcrung hatte, so sagt ihm das nicht viel, obwohl es die 37. Sitzung dieses Arbeits amtes ist. Und doch ist es — theoretisch betrachtet — die wirklich einzige gute Frucht, die dem Baum des Versailer Friedens entsprossen ist- Die »Organisation der Arbeit" sollte internationale Vereinbarungen veran lassen und damit ist durch das Internationale Arbeitsamt wenigstens der Anfang gemacht worden. Entscheidend ist dabei, daß neben den Vertretern der Regierungen auch je ein Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter Sitz und Stimme hat in jenem schonen großen Palast, den sich das Arbeitsamtin Genf bauen ließ. Auf einer Veranstaltung der Vereinigung der Arbeitgeberverbände anläßlich der Tagung des Arbeitsamtes hatten nun der Rcichsarbeitsminister Dr. Brauns wie der Reichsaußenminister Dr. Strese mann Gelegenheit, einerseits die sozialpolitischen Pro bleme, andererseits die damit unmittelbar zusammen hängenden Fragen der internationalen Zusammenarbeit zu behandeln, denn schließlich ist ja die Voraussetzung jeder Sozialpolitik nur das Aufblühen der Wirtschaft, ist auch der Arbeiter hinsichtlich seines Wohlergehens auf Gedeih und Verderb verbunden mit dem Betrieb, also mit dem Erfolg der geschäftlichen Tüchtigkeit des Arbeit ¬ gebers. Aber es liegt in dem Satz, der sich im Artikel 153 der deutschen Reichsverfassung findet, ein tiefer Sinn: „Eigentum verpflichtet; sein Gebrauch soll zu gleich Dienst sern für das gemeine Beste!" Der Reichs- arbeitsmlnlster Dr. Brauns knüpfte an ein Wort an, das der Vereinigung, der bekannte Groß- *. o rsig , eben erst geschrieben hatte: „Nicht die Vertretung der Sonderinteressen des einzelnen Werkes, nicht auch diejenige einiger weniger mächtiger Arbeitgeber gruppen ist die Aufgabe des Unternehmers, sondern das Gesamtwohl der deutschen Wirtschaft, das Gesamtwohl also des deutschen Volkes ist das einzige Ziel: die einmütige Zusammenarbeit aller Kräfte der deutschen Wirtschaft, sowohl der Arbeitgeber wie der Arbeitnehmer, ist dafür die Voraussetzung." Nicht Kampf also um des Kampfes willen, sondern Verständigung zwischen „Kapital und Arbeit" zeigt den Weg nicht bloß zum wirtschaftlichen, sondern auch zum kulturellen Wiederaufbau Deutschlands. Dr. Brauns unterstrich mit besonderer Betonung, daß eben nun Ideen und neue Taten Platz greifen muffen m dem Verhältnis zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Das Internationale Arbeitsamt arbeitet in diesem Sinne und — so führte Dr. Stresemann als Außen- Minister aus — wirkt damit im Sinne allgemeiner inter nationaler Verständigung. Daß der Weg dorthin Hari und mühsam ist, viele Hindernisse ein schnelles Vorwärts- kommen hemmen, — das wissen wir Deutsche nur allzu genau. Wie sehr das der Fall ist, hat ja noch die Welt- wirtschaftskonferenz bewiesen. „Daß Deutschland aber alles tun wird für den Ausgleich zwischen den Arbeits bedingungen, ergibt sich aus seiner Stellung als Export industrieland, die erheischt, daß unter gleicher Sonne und gleichem Schatten die Wirtschaft der Völker sich vollzieht/ Das ist aber leider nur ein — Wunsch, denn Deutsch lands Wirtschaft liegt ja in dem tiefen Schatten der Dawes-Verpflichtungen, die sich hemmend genug auch weitergehenden sozialpolitischen Strebungen entgegenstellen. Die deutsche Außenpolitik will aber den Weg der Verständigung weitergehen, trotz aller auch Politischen Hindernisse, die ihr entgegengestellt werden. Dazu rechnet Dr. Stresemann vor allem das, was man im Ausland aus der Hindenburg-Feier gemacht hat. Mit besonderer Betonung sagte Dr. Stresemann: „Er ist für uns die Verkörperung dessen, wie man in Pflichterfüllung sich jenen statischen Ausgleich erringt, der die Voraussetzung ist für die Verwirklichung der großen Ideen, daß Arbeit und tätiges Schaffen im Sinne der friedlichen Verständigung die beste Erfüllung nationaler Pflicht ist." Bayerns Wünsche. Abänderung des Finanzausgleichs verlangt. Seine Tätigkeit hat der Bayerische Landtag nach der Sommerpause wieder ausgenommen. In der ersten Sitzung hielt der Finanzminister Schmelzle eine längere Rede über die Wirkung der neuen l o » ngsordnung auf den bayerischen Staats- « Die Besoldungserhöhung für den Baye- bringe eine Mehrausgabe von rund - Mark und für die bayerischen Gemeinden nne -Mehrausgabe von etwa zwei Dritteln des sür den Staat ermittelten Betrages. Bayern habe heute bereits wieder eine Staatsschuld von 335 Millionen. Der Fehl betrag für 19^.7/28 sei in Bayern nicht zu decken. Der Munster erklärte schließlich zusammenfassend, eine Deckung sei nur möglich, wenn das Reich Bayern neue Einnahmequellen eröffne. Die Regierung habe da her im Reichsrat den Antrag gestellt, den Finanzausgleich IMWOs riWWcbeiide SozichoM. Tagung des Internationalen «MMS. Dr. Brauns über Deutschlands soziale Gesetzgebung. Der Verwaltungsrat des Internationalen Arbeits amts ist zu seiner 37. Tagung in Berlin im Reichsarbeits ministerium zusammengetreten. Neichsarbeitsminister Dr. Brauns begrüßte im Ramen der Neichsregierung die Tagung und versicherte die Internationale Arbeitsorgani sation des regsten Anteils des deutschen Volkes an ihrer wertvollen Arbeit. In der Rede wies der Reichsarbeitsminister darauf hin, daß Deutschland schon seit vielen Jahrzehnten an dem Ausbau seiner sozialpolitischen Gesetzgebung arbeite. Ohne Übertreibung dürfte gesagt werden, daß das, was Deutschland auf diesem Gebiete geleistet habe, auch für den internationalen Ausbau der Sozialpolitik vielfach rich tunggebend gewesen sei. Der Minister erinnerte hierbei an den mächtigen Bau der deutschen Sozialversiche rung, der in diesem Jahre durch das Inkrafttreten des Ge setzes über Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenver sicherung seine Krönung erfahren habe. Dr. Brauns gab weiter bekannt, daß Deutschland das Internationale Washingtoner Abkommen über die Be schäftigung der Frauen vor nnd nach der Niederkunst rati fiziert habe. Die Urkunde wird demnächst an den Ge neralsekretär des Völkerbundes gesandt werden. Dieses Liebereinkommen über den Mutterschutz stellt, so sagte der Minister weiter, hohe Anforderungen an die sozialpolitische Gesetzgebung der Mitgliedstaatcn der Internationalen Arbeitsorganisation. Deutschland ist das erste große Industrieland, das dieses Übereinkommen rati fiziert, nachdem es seine Gesetzgebung in völligen Ein klang mit ihm gebracht hat. Weiter wies der Minister darauf hin, daß die Reichs regierung vor kurzem dem Reichsrat eine Vorlage zur Ratifizierung der von der Internationalen Arbeitskonfe renz angenommenen Übereinkommensentwürfe über die Krankenversicherung der gewerblichen und der landwirtschaftlichen Arbeitnehmer zur Beschlußfassung vorgelegt hat. Das neue Arbeits schutzgesetz wird eins der ersten großen Gesetze sein, die der Reichstag nach Erledigung der zurzeit vorliegenden Entwürfe in Angriff nehmen wird. Mit seiner Verab schiedung wird dann der deutsche Rechtszustand mit dem Inhalt wichtiger internationaler Übereinkommen in Ein klang gebracht sein und somit deren Ratifizierung ermög licht werden. Für die Kernfrage dieses Gesetzes, das Arbeitszeitproblem, ist bereits praktische Vorarbeit durch die Gesetzgebung und durch die Tarifverträge geleistet worden. Dr. Brauns kam dann in feinen weiteren Ausführun gen auf die neuere Gesetzgebung auf dem Gebiete des all gemeinen Arbeitsrechts, der Arbeitsmarktpolitik, des Woh- uungs- und Siedlungswesens und auf die Schaffung eines neuen Reichsfürsorgegesetzes zu sprechen. Wenn man be denkt, so sagte er, daß dieser vielseitige und bedeutende soziale Fortschritt trotz Krieg nnd Zusammenbruch nur mit den schwersten geldlichen Opfern aller Beteiligten und durch eine hohe steuerliche Belastung oer Volksgesamthsit und der deutschen Volkswirtschaft erreicht werden konnte, wird man trotz noch vorhandener Unvollkommenheiten im einzelnen der deutschen Sozialpolitik der Nachkriegszeit allgemeine Anerkennung nicht versagen können. Der Minister schloß seine Ausführungen mit den besten Wünschen für eine erfolgreiche Tagung. Dan? KN Deutschland. Der Präsident des Verwaltungsrats, Fontaine, sowie sein Direktor Albert Thomas dankten für die Einladung der deutschen Regierung zur Tagung in Berlin. Thomas gab noch das Gelöbnis ab, „unablässig am Aufbau der gerechten Sozialordnung und am Ausbau des Weltfriedens tätig zu sein". Frankreich finanziert die rnnilinische Heeresresorm. Berlin, 11. Oktober. Dos Bukarester Blatt Luvankut verösseMlicht heute einen aufsehenerregenden Artikel des Gene ral Cantachucena, demzufolge Frankreich beabsichtige, die rumä nische Armee mit Hilfe eines zinsfreien Darlehens neu zu be waffnen. Die rumänische Regierung aber verzögere wohl aus parteipolitischen Gründen, die Annahme dieses Angebots. Nach dem französischen Angebot soll die rumänische Armer aber vor allen', ihre veralteten Machinengewehre durch französische ersetzt bekommen. Der rumänische Eeneralstab will aber auch erst prü fen, ob die französischen Maschinengewehre wirklich besser sind als die bisherigen. Polnischer Einlenken gegen Litauen. Berlin, 11. Oktober. Wie die VoMchs Zeitung aus Warschau erfährt, sind vor einigen Tagen auf Anordnung PU- sudskis alle im Wilnogebiet verhafteten Geistlichen und Lehrer frei gelassen werden. Die übrigen Verhafteten dürsten gleichzeitig heute abend oder morgen freikommen, nachdem man Loaylitäts- erklärungen von ihnen erhallen hat. vom 9. Aprrl 1927 vaytn avzuanoern, oaß oer Anreu ocr Länder an dem Aufkommen der Einkommen- und Körper- schastssteuer von 75 aus 80 Prozent erhöht und der so genannte Entbehrungsfaltor des 8 35 des Finanzaus gleichsgesetzes von 20 auf 10 Prozent herabgesetzt werde. Dr. Schmelzle bezeichnete die Erfüllung der baye rischen Forderungen als eine moralische und rechtliche Verpflichtung des Reiches. Die Frage habe mit Uni tarismus oder Föderalismus gar nichts zu tun. Würden die Länder heute zu bestehen aufhören, so würde sich an der Notwendigkeit, das Steueraufkommen auf die einzel nen Reichsgebiete zu verteilen, nichts ändern. — Der Landtag zollte dem Minister in seiner Mehrheit starken Beifall und vertagte sich dann ohne Aussprache. Im Staatshaushaltsausschuß des Bayerischen Land tages erklärte weiter Finanzminister Schmezle zum Etat des Finanzministeriums u. a., daß das Steuerverein heitlichungsgesetz, wie es jetzt im Entwürfe vorliege, nicht die Zustimmung der bayerischen Regierung findet. Die Steuerhoheit, die den Ländern auf dem Gebiet der Real steuer noch geblieben sei, würde mit diesem Gesetz ein für allemal endgültig beseitigt werden. Weltrekord eines Wasserflugzeuges. Generalprobe eines Ozeanfluges. Die „Sebera", die Veranstalterin des Ozeanfluges der „D. 1230", will noch ein zweites Flugzeug, einen Heinkel- Schwimmerapparat, über den Ozean schicken. Dieses Flugzeug hat unter Führung des Lufthansapiloten Merz einen Dauerflug von fast elf Stunden absolviert und da mit einen neuen Weltrekord sür Wasserflug zeuge aufgestellt. Die genaue Flugzeit beträgt 10 Stun den 43,31 Minuten. Das Flugzeug war mit drei Personen besetzt; außer dem Piloten waren ein Funker und ein Monteur an Bord Der Dauerflug des mit einem 800- pferdigen Packard-Motor ausgerüsteten Flugzeuges ist als Generalprobe für den neuen Ozeanflug anzusehen. Ein Europa-Rundfluq. Schwerin, 12. Oktober. Dr. Ernst Heinkel, der Leiter der Heinkel-Werke in Warnemünde, teilte heute früh dem hie sigen Vertreter der Telegraphen-Union auf telephonische Anfrage mit, daß das Heinkel-Flugzeug, das bekanntlich am Montag einen Wellschnelligkeitsrekord für Wasserflugzeuge aufgestellt hat, nicht nach Amerika starten wird, sondern bei günstigen Wetterbedin gungen einen Rundslug um Europa ausführen soll. D 1220 gestartet. Warnemünde, 12. Oktober. Das Heinkel-Flugzeug D. 1220 ist heute mittag 13.21 Uhr glatt gestartet. Das Flugzeug entfernte sich in Richtung Amsterdam. „D. 1230" noch in Lissabon. In der Nähe der portugiesischen Küste herrschen Ost winde, die den Führern der Junkers-Ozeanmaschme „D. 1230" einen guten Rückenwind bieten. Weiter westlich bei den Azoren sind allerdings noch stärkere Westwinde vorherrschend, die den ursprünglich für Dienstag angesetz ten Start zum Weiterfluge noch nicht als ratsam erscheinen ließen. Es hat indessen den Anschein, als ob die Westwinde an Heftigkeit abnehmen, so daß der Start noch in diesen Tagen erfolgen könnte. Das Wetter an sich ist zwischen Lissabon und den Azoren gut. Berlin, 12. Oktober. Wie die Morgenbätter melden, hat die Besatzung des Flugzeuges D. 1230 mitgeteilt, daß sie Mitt woch früh nach -en Azoren zu starten beabsichtigt. Das besetzte Gebiet WM nur Mchi! Treu zu Volk und Vaterland. Während des Aufenthaltes des Reichskanzlers in Koblenz gab der Oberpräsident der Nheinprovinz, Dr. Fuchs, dem Kanzler zu Ehren ein Festessen, an dem auch die rheinischen Regierungspräsidenten teilnahmen. In der Begrüßungsansprache wies Oberpräsident Dr. Fucks auf die schwere Bedrückuna der Rheinlande durch