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Sächsische LlbMng 1871 Schandau, Sonnabend, den 1. April Tagesgcschichtc. Dachsen. Schandau. Am 27. und 28. März wurden in hiesiger Stadt dic öffentlichen Schulprüs- ungen abgchaltc». Etngckeilct wurden dieselben durch cinc tieftnnigc GebetSansprachc dcö Herr» Local- SchulinspeciorS, wrlchrr nach Abgang deS um uusrrr Schulanstall hochverdienten Herr» Direcior Sell in a nn die interimistilchc Leitung derselben in die Hände genommen Hal. Wegen Krankheit des EiassenlrhrerS mußten die Prüfungen der Elementarclaffcn ausfallen, weshalb diefelden sich kieseSmal ausnahmsweise auf zwei Tage beschränllen. Was den Besuch der Era- wina'S anlangl, so wäre abermals dasselbe zu be- merken, was früher wiederhol! darüber milgelbeill worden ist. Ilm Schlüsse der Prüfungen gab Herr 1'. Schullheis vor einer ziemlich zahlreiche» Versamm lung von Ellern und Schulfreunden und einigen Vrr- lrcler» der Schulgemeinde einen Gcsammtüberblick über den Gang und den Erfolg der Prüfungen, sprach seine vollste Zufriedenheil über dic Leistungen der Kinder auS und schloß mil dem herzlichen Gebcle, daß der himmlische Baler, der Geber alles Guicn, auch in Zukunfl das Werk der Bildung und Erzieh ung unserer Jugend fördern und auch alle die mil WeiSheil und seinem Geiste erfüllen wolle, welche berufen, sind, durch Bewilligung der uvlhigen Opfer zum Gelingen des Ganzen beizulragen. DaS helfe Goiil Donnerstag, den 30. März fand im Saale der Bürgerschule dic fcicrlichc Enllassung der diesjähri gen Eonfirmanden stall, an der Zahl 56. Nach dem Gesänge der beiden ersten Verse des Liedes ä54 „Dir sei mein ganzes Leden" ic. hielt der Herr I». Schullheis dic EnilassungSrcde. Der- selbc gcdachlc in seiner Einleitung des vor wenigen Wochen geschiedenen Freundes und Lehrcrü dieser jungen Schaar, des Herrn DirectorS, nunmehrigen Pastors Seltmann, der ihnen seine ganze Zeil und seine ganze Kraft geopfert habe, sic rcchi tüchtig z» machen für alle Verhältnisse, in dic sic nun cinire- lcn. Nachdcm er dic Abgehenden darauf hingcwir- sen, wie die Schule leine Anstrengungen gescheut habe, sic für ihre künftigc Lebensstellung tüchtig zu machet,, lehnte er seine weitere Rede an das vom Lehrcrcolltgium den Abgehenden in ihr Eonfirma- lionSgeschenk geschriebene Wort der Schrift an: ,,Du aber bleibe in dem, das du geleruet hast, und dir vertrauet ist," >c. 2. Tim. 3, 14. Auf Grund dieses Wortes wurden dic Schcidcndcn ermahnt, „zu bleiben in dem das sie gelcrnet haben und was ihnen vertrauet worden ist" und zwar wurde zunächst erörtert: was das sei, darinnen sic dlcibcn solltcn; dann gezeigt: worinncn das Bleiben bestehe und dann znlcht ans die Freude hingcwiesen, mit der das Bleiben geschieht, aber auch auf dic Kämpfe, die damit verbunden sind. Die Anfechtung aber übernimmt dic Jugend gern und besteht darinnen sicherlich, weil das der beste Dank ist für dic Treue, mit welcher Lehrenrcue an ihnen vertrauet, für dic Opfer, die Elternliebe für sic gebracht, für daS Erbarmen, in dem der Herr sich ihnen offenbaret. Sichtlich war der tiefe Eindrnck, den alle Anwesenden empfanden. Darnach ward der 3. Vers des vorigen LiedeS gesungen, wo rauf ein Abgehender Schüler im Namen aller Schei denden daS lehtc Lebewohl an dic Lehrer und die Mitschüler sprach, worauf ein zurückblcibcndcr Schn, lcr im Namen aller seiner Kameraden den Schcidcn dcn Ade sagte. Nachdem sämmtliche Eonfirmanden noch ein neues Testament eingehändigl erhalten hatte», schloß die ernste Feier mit noch einem Gesänge, Gebet und Segen. Mögen dic Ziehenden des Tages eingedenk bleidcn und des Reisehandbuches sich recht fleißig hc- , dienen, so wird daS Werl, daS dic Schule an ihnen getrieben, gesegnet bleiben ihr Lebelang. DaS walte Goul Dresden. In Bezug auf die Rückkehr sächsi scher Truppen vom KriegSschauplahc lheikt daS „Dr. I." unterm 30. März Folgendes mit: Das l. Besahungöbaiaillon Nr. -i5 soll morgen (Freitag) Nachmittag 4 llhr 20 Minuten über Leipzig hier in Dresden eintreffen. DaS 3. Bataillon 'Ne. 17 ist am 29. März von Lünevlllc abgefahren. DaS 4. Bataillon Nr. -18 rückt heute (30. März), das 2. Bataillon Nr. -16 morgen (3l. März), dic leichte Rcservedatterie am 2. April, der Stab der Bcsatz- ungüdrigadc wahrscheinlich am -1. April ans den be. treffenden StationSorte» nach der Hcimath ab. Der Transport geschieht per Bah» und direcl nach Dres den, wo die Truppen demobilifirt werden. — Die Zahl der hier noch interninen französi schen Soldaten schäht man auf eirca 13,300 Man». Ihr Transport in dic Heimath scheint vorläufig in weitere Ferne hinanSgrrückt zu sein. — (Dr. N.) Königs. Sächs. EassenbillcIS vom Jahre 1855 werden tingezogen und sind bis zum 31. August 1871 bei der Finanz-Haupt-Kaffe zu Dresden gegen neue BivetS umzutauschen oder zu realisiren. Ais zum 31. Mai können dieselben bei allen Staatü-Kassen verwendet, dagegen während der Monate Juni, Juli und August nur noch bei der vorgenannten Kasse z»m Umtausch präsenürt werden. Dic Festsetzung eines Präclusiv-TkrmineS, von wel chem ab dic Kassenscheine gänzlich wcrthloS werden, wird Vorbehalten. — In der nächsten Zeit wird mit den technischen Vorarbeiten für dic projectiric direeie Eisenbahn von Berlin nach Dresden, die dic Ercrcierplätzc am Heller berühren soll, begonnen werden. — Der Geh. Fmanzrath von Pohland macht be kannt, daß auf Grund des § 18 des Bundesgesetzes von, 21. Juli 1870 durch den Herrn Bundeskanzler die Auflösung der in Dresden errichteten Darleh,iS- lasse des Norddeutschen Bundes verfügt worden ist und von derselben keine Darlehen mehr auSgegcben werden. Bei der Handelsschule in Pirna wurde eine dritte Elaffc errichtet und der Lehrplan erweitert. Dic Frequcnz im ablaufenden 12. Schuljahre betref. send, so war der Schülerbestand bei Beginn des Schuljahres 13, der Zuwachs 20, dic Gesammtzahl 33. Die Töchtcrschulc nahm 5 Zöglinge auf. Au ßerdem bctheiligtcn sich eine Anzahl junger Damen und Herren an verschiedenen Ertracurscn." Der nene zwei- und rcsp. dreijährige CursuS beginnt am 17. April, gleichzeitig findet ein EriracursuS zur Vor bereitung zum Eramen für den einjährigen sreiwil- ligcn Militärdienst statt. Dirrctor genannter Han- vclüschule ist 5). Schuricht. Leipzig, 30. März. Mit Genehmigung des königl. KriegSministcriumS hat der hiesige Internatio nale HilfSvercin beschlossen, für die Dauer von 6 Monaten fünfzig Mann NeconvaleScentcn in Teplitz als eisernen Bestand unlcrzllbringcn. Dic Mann schaften werden in den beiden Häusern Trotha Va ter und Sohn eingcmicihet in 8 große» Zimmer» mii eitlem geräumigen gemeinschaftlichen Eßsaal. Dic aneinanderliegcnben Häuser haben einen großen Garten, der den NeconvaleScenien zur Verfügung steht; die Heilbäder befinden sich in der Nähe. Das lönigl. KriegSministerium hat nicht nur freie Elsen- hahnfahrt verheißen, sondern cs wird dasselbe auch einen Chargirtell zur jedesmaligen Beaussichtigung sowie militärische Krankenwärter zum Tragen resp. Fabre» der Schwerkranken abordne». Außerdem hat der Verein für eine größere Anzahl Officierc Zuschüsse zu Badekuren ausgesetzt. — Die Schrift steller Liebknecht und Hepner, sowie der DrechSler- meistrr Bcbck, welche am 17. December v. I. we- gen Versuchs beziehentlich Vorbereitung zum Hoch- vcrrath in Haft und Untersuchung gekommen waren, sind nunmehr nach Schluß der Voruntersuchung auf Handgelöbniß, betreffs beö Letztgenannten unter Aus dehnung aus Berlin, bis auf Weiteres ter Haft ent- laffen worden. (L. Z.) AuS Ehcmnitz vom 27. März berichten dic „Eh. N.": Gestern Vormittag ereignete sich an der Ecke der Logen- und Wieftnstraßc ein erschütterndes Unglück. Iit eitlem unbewachten Augenblicke stürzte ein dreijähriger Knabe drei Stock hoch herunter ausü Trottoir, brach beide Deine und wurde auch am Rückgrat stark beschädigt. Dcr Vater deS unglück lichen Kindes stebl als Landwehrmann unter de» Waffen in Frankreich und die Mutter lag seit vor gestern im Kindbett. Das Dienstmädchen hatte daS Ztmmer verlassen, um Wasser zu hole». Der An blick dcr bejammcrnSmcrthlM Mutter mag herzzerrei ßend gewesen sein, als ma» ihr das unglückliche Kind znrückbrachte. Preußen. Berlin, 27. März. Gulcm Ver nehmen nach bestimmt ein dem Reichstage vorzuke- gendcr Gesetzentwurf über dic zulünftigc Siellnng der neuerwvrbenen LandcSthcilc, daß das Elsaß und Lothringen als unmittelbares NeichSland unter der Negierung deS Kaisers stehe. Vom 1. Januar 1873 ab soll die deutsche NcichSverfaffung auch für Elsaß« Lothringen in Geltung treten, bis dahin soll dic Verwaltung der Provmz von dem Kaiser unter Mit wirkung des BundeSrathS geführt werden. Von einer Zuweisung elsässischer GrbietStbcilc an Baiern ist in dem Gesetzentwürfe nicht enthalten. Berlin, 29. März. Die halbamtliche „Prov.- Eorr." schreibt: Se. Majestät dcr König von Sach- ien ist am hiesige» Hose mit der Herzlichkeit und Auödauer empfangen worden, welche seinem hohen Verdienste um dic Entwickelung dcr deutschen Vcr- bältnissc in den letzten Jahren und der herrlichen Bewährung der lönigl. sächsischen Truppen in dem jüngsten Kriege entspricht. Berlin, 29. Marz. Bei der gestern Abend cr- folglcn Abreise Sr. Majestät deS Königs von Sach sen waren auf dem Bahnhöfe anwesend: Ihre Ma jestäten dcr Kaiscr und dic Kaiserin, dcr Kronprinz, sämmtlichc königliche Prinzen und dic hier anwesen den Fmstlichkciicn. Die beiden Monarchen verab« schicdctcn sich in der herzlichsten Weise. Zur ehrer bietigen Begrüßung ihres scheidende» Landesherr» hatten sich dcr königlich sächs. StaatSministcr Frhr. v. Friesen, dcr königl. sächs. Gcsandtc v. Könncritz und dic königl. sächsischen BundcScommissarc Appcl« lalionSgcrichtSpräsidcnt Klcmm, geh. NegierungSrath Schmalz und geh. Fiuanziath Wahl eingcsundcn. Büiorn. München, 27. März. Der König hat dem Fürsten Bismarck mittelst eigenhändigen SchrcibciiS den Stern des HubcrtuövrdcnS in Bril lanten verliehen. Zweibrücken, 25. März. (Fr. I.) Endlich ist Bitsch gefallen. In der vergangene» Woche war die Uebcrgabe bereits beschlossene Sache, und hatte der Commatidant seinen definitive» Entschluß der Stadl miigeihcilt. Eine BürgcrversammMng hatte den Beschluß gefaßt, dem tapfcrn Verthcidigcr deS Platzes durch ein Geschenk die Verehrung der Bür gerschaft zu zollen. Eine Bürgerdcpiiiation über- reichte dem Cvmmandanten einc prächtige Fahne. Dcr Eommanbant war sichtlich tief bewegt, er um armte den Maire, welcher ihn mit warme» Worten begrüßte. Die ergreifende Feier schloß mit einem begeisterten Hoch auf dic französische Republik, das dcr Lommanvant auSbrachw, wodurch die irrthüm- lichc Annahme, daß er von dcr Ncpublik keine Bc- fehle annehmcn wolle, widerlegt wird. Nachdem der Comtnandanl das bewegliche FestungSmalerial vcr- Dle „Sächsische Elb-Z«itu»g" erscheint Mittwoch und Souuabeud und iü durch alle Pofianstaüeu, sowie durch dic ErpcdMou dieses Blattes für ltl,Ngr. vicrlel- jährlich zu beziehen. — Inserate Mr das Mittwochsblatt werden bi» Dienstag früh j> Nhr, Mr das SonnabendSbiatt späteilen« bis Freitag früh s> llhr er- beten; später eingehende 3nseratk können erst In der daraus folgenden Nummer Ausnahme finden. — Auswärts werden Inserate Mr die Elbzcttuug angenommen in Hohn stein bei Hr». Hesse, in Dresden iu den Snnonccu-Bureaur der Herre» W. Saalbach und M. Nuschpler, und Paascnstcin L Bögler n. P. En gier In Leipzig. Amts- und Anzetgeblatt für das Königl. Gerichtsamt und den Stadtrath zu Schandau und den Stadtgemeinderath zu Hohnstein