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Wchmh-Zeitiliis »t „Wei-rritz-Jettun-" erscheint «üchentlich drei»/ mau "Dienstag, Donners ¬ tag und'Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. SS Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummer« 10 Pfg. — Alle Pastan- ftalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- Amtsblatt für die Königliche Umtshauptmannschafi Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die SLadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Inserate, welche bet d« same Verbreitung finden, «erden mit Iv Pfg. dir H SpaltenM« «rm Raum berechnet. La, bellarische uns compllrirte Inserate mit entsprechen» / dem Ausschlag. — Etna«» sandt, n« redaktionellen Lheil«, di« Spaltenzetlr S0 Pf» Verantwortlicher Redacteur: Carl Ithnc in Dippoldiswalde. Nr. 149. Donnerstag, den 23. Dezember 1886. 52. Jahrgang. Lokales und SälMches. Dippoldiswalde, 22. Dezember. Bei Gelegenheit des diesjährigen Herbstbußtages (19. Novbr.) nahmen wir Gelegenheit, an den am gleichen Tage vor 25 Jahren stattgefundenen großen Schneefall zu er innern, der die hiesige Gegend mehrere Tage lang vollständig von der Außenwelt abschloß. Niemand ahnte dabei, daß dieser Schneefall sich im heurigen Jahre in wirklich vermehrter Auflage wiederholen würde. Nachdem wir Wochen lang nach nur einer einzigen Schneeflocke geseufzt haben, hat uns eine einzige Nacht, die zum Dienstag, und dieser Tag selbst eine so riesige Menge Schnee herabgebracht und der dazu herrschende Wind trieb ihn zu ganz kolossalen Schnee wehen zusammen, wie sich dessen die sprüchwörtlich ge wordenen „ältesten Leute" nicht entsinnen können; denn darin sind Alle einig, die bereits 1851 in unserer Stadt wohnten, daß der gestrige Schneefall bedeutender ist als der vor 25 Jahren. Ganz dieselben, damals geschauten Bilder wiederholten sich, auf den Land straßen stockte aller und jeder Verkehr und nur leichte Gefährte waren mit doppelter Bespannung schrittweise vorwärts zu bringen. In den Straßen der Stadt lag der Schnee meterhoch und mühsam nur konnte Bahn gemacht werden. Lobend wollen wir hierbei erwähnen und dankbar wollen wir es anerkennen, daß von Seite der städtischen Verwaltung alles und jedes gethan wurde, den unterbrochenen Verkehr inner halb der Stadt möglich zu machen und mit großen Anstrengungen ist ihr dies auch gelungen. — Wenn also Geschirre fast gar nicht und Fußgänger nur müh sam nach unserer Stadt kommen konnten, wird es nicht Wunder nehmen, wenn Jedermann die Ankunft der Bahnzüge mit Sehnsucht erwartete. Aber auch die Bahnverwaltung litt unter der gleichen Stockung. Der Frühzug am Dienstag, der die hiesige Station um 6 Uhr passirt, langte erst um 7 Uhr an, und kam von Hainsberg statt um 9, erst um 11 Uhr wieder hierher, und muß man dies als ein günstiges Ergeb- niß bei den Schneemafsen bezeichnen. Die mit diesem Zuge eintreffenden Postsachen zeigten große Lücken, nur die von Dresden waren angekommen, alle anderen, die mit der Leipziger, Görlitzer und Reichenbacher Linie in Dresden ankommen sollten, fehlten — ein Zeichen, daß überall die gleiche Stockung herrschte. Um 12 Uhr setzte sodann der Zug seinen Weg nach KipSdorf fort, blieb aber kurz außerhalb des Bahn hofs zweimal hintereinander im Schnee stecken. Bis Kipsdorf aber hatte er zu einem Wege, den er sonst in knapp einer Stunde zurücklegt, über vier Stunden gebraucht; schrittweise mußte die Bahn ausgeschaufelt werden und hinter dem Zuge ward sie sofort wieder verweht. Es wird Niemand Wunder nehmen, daß unter solchen Umständen die Bahnperwaltung die Bahnzüge sistirte. Glücklicherweise hörte in der Nacht zum Mittwoch das Schneetreiben auf, wenn auch ein mäßiger Schneefall am Vormittage noch anhielt. Ob es möglich sein wird, die Bahn bis heute Mittwoch Mittag frei zu bekommen, ist noch zweifelhaft. Wir haben daher, da mit der Bahnverbindung auch die Postverbindung aufgehört hat, seit den Dresdner Zei tungen und Briefen am Dienstag Mittag keine Zeile Geschriebenes oder Gedrucktes erhalten und müssen unsere geehrten Leser um Verzeihung bitten, wenn der lokale und politische Theil unseres heutigen Blattes nicht den gewöhnten Umfang aufweist. — Das kaiserl. Postamt sendete die im Laufe des Dienstag hier ein gegangenen Postsachen mit Geschirr nach Possendorf zur Weiterbeförderung nach Dresden. Die wenigen von auswärts-eingehenden telegraphischen Nachrichten bestätigen einen gleichen Schneefall in ganz Sachsen. So hat z. B. hie Eisenbahnlinie Plauen-Eger ebenfalls den Verkehr einstellen müssen; der Zug, der Dresden am Montag 7>» Abends nach Reichenberg verlassen, stak am Mittwoch Mittag noch zwischen Freiberg und Oederan im Schnee. — Nach von uns bei hiesiger Bahnverwaltung am Mittwoch Nachm. 2 Uhr eingezogenen Erkundigungen, dürfte allem Anschein nach auch am Mittwoch noch kein Zug verkehren können. — Einen interessanten Anblick gewähren bei unserer Schneestaffage die zahlreichen an den Dachrändern hängenden ellenlangen Eiszapfen, deren Bildung durch von heftig wehenden Wind dergestalt beeinflußt worden ist, daß ne alle nach Westen hin krumm gebogen sind. — Die Zahl der unbestellbaren Postsendungen im Deutschen Reiche ist 1885 etwas niedriger gewesen als 1884, aber leider immer noch bedeutend genug, um immer wieder die Mahnung zur sorgfältigsten Be zeichnung der Empfänger und zur Adreßbezeichnung des Absenders zu rechtfertigen. Den Adressaten konnten nicht ausgehändigt werden 714,100 Briefe, 87,000 Postkarten, 10,860 Waarenproben, 650 versch. Briefe und 3500 Packete. Von diesen Postsendungen waren 63,« Proz. unbestellbar, weil dpr Empfänger nicht zu ermitteln war, 13,, Proz., weil der Empfänger die Annahme verweigerte, 8,» Proz. weil bei post lagernden Sendungen die Abholung nicht erfolgte und 15 Proz. aus anderen Gründen. 68,« Proz. dieser Sendungen konnten schließlich an den Absender zurück gegeben werden; doch blieben 31,e Proz. unbestellbar. Diese unbestellbaren Postsendungen konnten dem Ab sender nicht zurückgegeben werden, weil derselbe bei 57,s Proz. der Sendungen überhaupt nicht genannt war, weil weiter bei 8,» Proz. der Sendungen die vorhandenen bezüglichen Angaben undeutlich oder un vollständig niedergeschrieben waren. Also deutliche Schrift und vollständige Angaben! Vergleichen wir schließlich das Verhältniß der endgiltig unbestellbaren Postsendungen zu der Gesammtzahl der abgesandten Sendungen, so entfallen auf je eine Million der ein zelnen Arten 257 Briefe (im Vorjahre 277), 405 (415) Postkarten, 53 (56) Drucksachen und Waaren- proben, 3 (5) Werthbriefe und 7 (10) Packetsendungen. — Wegen der in unserer letzten Nummer mitge- theilten Erklärung des Rechtsanwalt Schreck hat sich gegen denselben innerhalb der freisinnigen Partei, wie vas fast vorauszusehen war, ein großer Entrüstungs sturm erhoben. Einem Vorstandsbeschlusse des Dresdner deutsch-freisinnigen Vereins zufolge wird Schreck als nicht mehr zu diesem Verein unv zur Partei gehörig betrachtet werden, welchem Beschlüsse sich der Verein jedenfalls anschließen wird. In Elend ist, nachdem Herr Carl Glied. Günther die Annahme der erfolgten Wiederwahl als Gemeinde ältester abgelehnt hat, im zweiten Wahlgang Hr. Gust. Adolph Funke für das Amt des Gemeindeältesten auf die nächsten 6 Jahre gewählt worden und nahm die Wahl an. In Börlas ist der Gemeindeälteste Herr Karl Wilhelm Richter nach abgelaufener Dienstzeit auf die folgenden 6 Jahre als Gemeindeältester wiedergewählt worden und nahm er die Wahl an. Reinhardtsgrimma. Der zweite Gemeindeälteste Herr Karl Friedrich Aug. Jung nickel, dessen sechs jährige Dienstzeit mit Ablauf dieses Jahres zu Ende geht, ist vom Gemeinderath für seine Funktion wieder gewählt worden und fand sich derselbe zur Annahme der Wiederwahl bereit. In Schmiedrberg sind die beiden Gemeindeältesten, Herr Carl Moritz Wolf und Herr Friedrich Traugott Aehnelt, und zwar Ersterer bei Vornahme einer zweiten Wahl, als 1. und beziehend, als 2. Gemeinde ältester wiedergewählt worden. Die Genannten über nahmen die Fortverwaltung ihrer Funktionen. Glashütte. Die Ferien für die nach Hause reisenden Schüler der hiesigen Uhrmacherschule be ginnen den Tag vor Weihnachten und enden mit dem 3. Januar 1887. — Am 18. Dezember hatten sich sämmtliche aktive Mitglieder des hiesigen Männergesangvereins zur letzten diesjährigen ordentlichen Singprobe im Vereins lokale eingefunden. Dieser Stngprobe folgte eine vom Dirigenten, Hr. vr. weck. Flade, gegebene Weihnacht-, bescheerung, die durch ihre humoristischen Geschenke, welche zum Theil recht werthvoll waren, eine sehr animirte Stimmung hervorrief. Nach einem Rückblick auf das verflossene 28. Vereinsjahr und einer kurzen den Manen C. M. v. Weber, dessen 100. Geburtstag der 18. Dezember ist, gewidmeten Gedächtnißrede, wurde das Vereinsjahr würdig beschlossen. ES sei hier ein kurzer Rückblick vergönnt. Der Verein be stand am Anfang des Jahres auS 24 Sängern, S traten aus, während der Zuwachs 4 betrug, so daß am Jahresschlüsse der Verein 23 aktive Mitglieder zählt; hiervon singen 6 I. und 7 II. Tenor, 5 1. und 5 II. Baß. Die Mitgliederzahl schwankte zwischen 22 und 25. Die Zahl der passiven Mitglieder beträgt 35, die der Ehrenmitglieder 3. Der Verein hielt an 68 Abenden Singstunden ab, an welchen 1572 Eckiger anwesend sein sollten (ca. 23 pro Abend). Erschienen waren nur 1348 (ca. 20 pro Abend), das sind 85,, Prozent. Den geringsten Besuch wiesen 3 Singstunden mit 62,-, 65,« und 69,« Prozent auf, weswegest die Probe ausfiel. Den höchsten Prozentsatz mit 100 Prozent hatten 8 Abende. Das vom Verein im ver flossenen Jahre Gebotene bestand in einem am 24. Januar abgehaitenen Concert zum Besten «Mer Kon firmanden, dessen geringer Besuch (meist nur Hlist- wärtige) den Entschluß zeitigte, ein öffentliches Concert nur unter gewissen Bedingungen wieder abzuhalten, 2 Familienabenden, den 28. März und den 2. Eeptbr., zu welchen noch einer am 3. Weihnachtsfeiertag koMmt, 2 Herrenabenden und der in Gemeinschaft mit anderen Vereinen begangenen Sylvesterfeier. Vom Verein be-, theiligten sich am Radeburger Sängerfest 5 Sänger, der ganze Verein außerdem am 15. August an dem 25. Stiftungsfeste des Gesangvereins Kreischa durch einen Einzeloortrag und am 5. Septbr. am Sänger tag der Gruppe „oberes Müglitzthal" in Geising. Ferner brachte der Verein noch dreien seiner Mitglieder Ständchen. Dresden. Die internationale Fahrplan-Kon ferenz zur Feststellung des nächsten Sommerfahrplanes wird heute Mittwoch und morgen Donnerstag in Bach's Sälen ihre Sitzungen abhalten. Auf derselben iverden außer allen deutschen und österreichisch - unga rischen Eisenbahn - Verwaltungen noch Verwaltungen von belgischen, holländischen, französischen, englischen, schweizer, schwedischen, norwegischen, rumänischen, ser bischen und russischen Eisenbahnen vertreten sein. Voraussichtlich nehmen auch die Direktionen der k. k. priv. Donau-Dampfschifffahrts - Gesellschaft „Zeeland" in Vlissingen, sowie die Unternehmer, der kaiserl. deut schen Postdampfschiffe in Bremen an der Konferenz Theil. Die Leitung der Konferenz hat unsere Staats bahn-Verwaltung übernommen. Pirna. In Sachen des bekanntlich im Juli des nächsten Jahres in Pirna abzuhaltenden I I. sächsischen Feuerwehrtages hat sich der Stadtrath nunmehr bedingungsweise bereit erklärt, der Sladtgemeinde ge hörige Räumlichkeiten zu überlassen und für den Fall, daß der Feuerwehrtag mit einem Fehlbeträge ab schließen sollte, zur Deckung desselben vorbehältlich der Zustimmung der Stadtverordneten einen Beitrag bis zu 2000 M. aus der Stadtkasse in Aussicht zu stellen, sowie überhaupt das Unternehmen nach allen Seiten hin soviel als möglich zu fördern. Roßwein. Die hiesigen städtischen Kollegien haben in gemeinschaftlicher Sitzung beschlossen, den Gehalt für die Bürgermeisterstelle von 4200 Mark auf 4800 Mark zu erhöhen und die Stelle noch einmal öffentlich auszuschreiben. In Kiffer Sitzung wurde auch die Garnisonsfrage in AnkWDzng gebracht. Es konnte jedoch über sie kein Beschluß gefaßt werden, weil diese Angelegenheit nicht auf der Tagesordnung der gemeinschaftlichen Sitzung gestanden hatte. Der Eindruck war aber, daß die Stimmung in den städti-