Volltext Seite (XML)
Großenhainer Anterhaltnngs- und Anjeigeblatt. Gedruckt, verlegt und redigirt von Herrmann Starke in Großenhain. M 14 Sonnabend, den 19. Februar 1853. Tagesnachrichten. Sachsen. Am 15. Febr. Abends gegen 11 Uhr ward auf die im Döbner'schen Gute auf der großen Plauenschen Gasse zu Dresden dienende Magd Hansel ein Mordversuch gemacht. Dieselbe merkte, daß ihr Jemand das Deckbett wegziehe und griff, als sie den Urheber ausfindig machen wollte, in ein Messer, welches sie voll Geistesgegenwart faßte und wegwarf, wahrend sie um Hülfe schrie. Der Thater ward hierauf ergriffen und war der Dienst knecht Mitzschke, ein früherer Liebhaber der Han sel. — Am 8. Februar starb in Zwickau der Ober leutnant v. Kötzsch, einer jener Tapfern, welchen die unvergängliche, aber leider folgenlose Ehre des Tages von Düppel gehört, wo er auch durch eine Spitzkugel verwundet ward. — In Leipzig sind wieder vier Kinder erstickt und zum Theil verbrannt, und zwar in Folge der Unsitte, dieselben mit Licht cingeschlossen allein zu lassen. Preussen. Der Waldbott'sche Antrag, die Auf hebung des Verbots wegen Zulassung fremder Je suiten in Preußen und des Besuches des deutschen Jesuitencollegiums in Rom bezweckend, ward mit 175 gegen 123 Stimmen abgeworfen. — Die Beschlagnahme der bekannten Schrift von Ger- vinus ist in Königsberg von dem Stadtgericht nicht bestätigt worden. — Ein Berliner Schneider, 22 Jahre alt, trat zum Judenthume über. — 1852 wurden zu Berlin in den fünf Pferdeschläch- tcreien gegen 350 Pferde geschlachtet und dadurch 1632 Centner Fleisch gewonnen. Von diesem sind etwa 774 Eentner als Nahrungsmittel sür Men schen — lheils roh, theils geräuchert — etwa 758 Centner als Hundefutter und der Rest von 100 Centnern für gewerbliche Zwecke consumirt worden. — Der „Kölnischen Zeitung" sind von Brüssel aus zwei Schreiben zugcgangen, worin die türkische Regierung gegen die Verleumdungen österreichischer Blatter in Schutz genommen wird. Es wird darin von österreichischen Agenten gespro chen, welche unaufhörlich bemüht seien, bei der christlichen Bevölkerung Unzufriedenheit hervorzu rufen. Seien Christen verfolgt worden, so sei dicß geschehen, weil sie Verbrecher gewesen. Es werden dann noch verschiedene Dinge angeführt, welche die österreichische Regierung allerdings nicht so ganz unschuldig und uneigennützig darstcllen, als dieß gewöhnlich geschieht. — Der Frauenverein zum Besten der Gustav-Adolph-Stiftung in Berlin entwickelt große Thätigkeit und hat an den Central verein in Leipzig das Gesuch gestellt, es möge der selbe zur Stiftung von dergleichen Vereinen an andern Orten möglichste Sorgfalt tragen. Oesterreich. Die Aufrührer in Mailand sollen zum größten Theil Schweizer und Piemontesen und Werkzeuge Mazzini's gewesen , sein. Ueber die Zahl der Todten ist nichts Gewisses zu erfahren, doch scheint dieselbe nicht so gering gewesen zu sein, als man erst berichtete. Die Zahl der Gefangenen wird gegen 400 angegeben. Das Bedenkliche bei der Angelegenheit ist, daß der Mailänder Aufruhr nicht vereinzelt dazustehen, sondern eine Revolution durch ganz Italien vorbereitet gewesen zu sein scheint. — Die Regierungen von Frankreich und England haben bei der österreichischen Regierung um Aufklärung über ihre Rüstungen gegen die Türkei gleichlautende Noten cingereicht. — In Oesterreich, ohne Ungarn und Italien, werden jährlich gegen 9,400,000 Eimer Bier gebraut. Hamburg. Hier wie in Dänemark, Schweden, dem östlichen und nördlichen Preußen, trat am 14. Februar ein großer Schneefall mit Kälte ein, der die Eisenbahnen und Wege zum Theil sperrte. Die Elbe war sogar in Folge des Frostes zum Theil unfahrbar und die Schifffahrt unterbrochen. Die Hoffnungen, daß Ler Winter dieses Jahr aus bleiben werde, welche man unter Anderm auch an das Erscheinen von Zugvögeln, wie der Schnepfen, knüpfte, sind dadurch vereitelt und beweisen wieder, daß selbst die für die Witterungsverhältnisse sonst sehr empfindlichen Thiere sich können täuschen lassen. Frankreich. Haussuchungen, Brieferbrechun gen und Spionagen aller Art sind immer noch an der Tagesordnung. Die Haussuchung bei Roth schild hat sich jedoch nicht bestätigt. — Der Kaiser hielt neulich mit der Kaiserin eine Cavalerie-Parade, wo dieselbe zu Pferde mit der Reitpeitsche in der Hand die Truppen vorüber passiren ließ, was jedoch nicht den besten Eindruck gemacht zu haben scheint. England. Die größte Orgel der Welt wird jetzt in Liverpool gebaut. Die Bälge weiden durch eine Dampfmaschine gezogen werden. Türkei. In Montenegro herrscht Waffenruhe. Omer Pascha hat eine Proclamation erlassen, in welcher er die Bedingungen der Einstellung der