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Wochenblatt für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend. Zur gemeinnützigen Unterhaltung für alle Stände. Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Friedrich May. Zeitgeschichtliches. Sachsen. Dresden, 11.Sept. Vondcm ge stern hier abgehaltenen großen Communalgarden- fcste in der Kürze nur Folgendes: Von nah und fern hatten sich die Communalgarden und Andere in großer Anzahl bctheiligt und waren auf dem zum Festort bestimmten Waldschlößchcn erschienen. Mit einer verschwenderischen Pracht war dieser weit und breit bekannte Ort geschmückt. Mehr denn 30 schwarz- roth - goldene und sächsische Fah nen wehten in den Lüften und luden zur Eintracht und Freude ein. Guirlanden und Blumengewinde rankten sich von Baum zu Baum. Die Terrasse war zum Erdrücken mit Menschen angefüllt, ebenso der Wald, in welchem mehrere Tausende von Menschen auf und nieder wogten, und wohin von der Terrasse aus eine Brücke gebaut war. Ganz vorzüglich war das Hauptportal geschmückt, an welchem das deutsche und sächsische Wappen, durch die Bürgerkrone verbunden, von tausenden von Georginen gefertigt, prangten. Die zweite Etage, in welcher das Festmahl statt sand, war mit demselben Künstlerfleiße decorirt. Die Zahl der Tafelgäste mochte wohl gegen 900 betragen, worunter die königlichen Prinzen Albert und Georg, Prinz Luitpold von Baiern, die Mini ster, Generäle, sowie mehrere auswärtige Gesandte. Sie Alle, selbst fröhlich und heiter, saßen mitten unter den fröhlichen Gardisten und stimmten mit Herzenslust ein in die begeisternden Gesänge und Reden, welche abwechselnd folgten. All überall sah man heitere Gesichter, und durch Nichts wurde die Freude getrübt, in welcher sich doch mindestens 12,000 Herzen bewegten. ES war dieses Fest im eigentlichen Sinne des Wortes ein Vcrbrü- derunMest, ein Fest der Einheit und Treue, jeder Unterschied des Standes war verschwunden, und Dritter Jahrgang. tief aus dem Herzen des ruhigen Beobachters drängte sich der Wunsch: Möchte die Nationalver sammlung in Frankfurt, möchte ganz Deutschland von diesem Geiste, dem Geiste der Eintracht und Liebe beseelt sein. In Zwickau haben am 9. d. ernstliche Un ruhen stattgcfunden. Es blieb nicht bei Katzen musik, man warf Fenster ein und leider war es nur mit Waffengewalt von Seiten des Militärs und der Bürgerwehr möglich, die Ruhe herzustel len, wobei mehrere Stichwunden vorgekommen sind, aber kein Schuß gefallen ist. Preußen. Berlin, 9. September. Um Mit tag verbreitete sich das Gerücht, der König habe die Entlassung seines Ministeriums, welches durch gängig abzudanken beabsichtigte, nur unter gewis sen Bedingungen angenommen; werde die Na tionalversammlung sich diesen widersehen so stehe ihr eine Auflösung bevor, die unter dem Schutze der Kanonen und, sagen Manche, — eines Mar tialgesetzes für Berlin erfolgen soll. Wirerwähnen dieses Gerücht wegen der großen Aufregung, die es in der Stadt hcrvorbringt. Frankfurt, 9. Sept. (Abends.) Das neue Reichsministerium ist nun definitiv zusammengc« setztund besteht aus: Dahlmann (ausBonn), Prä sident, Baron Arnim (aus Brandenburg) für das Auswärtige, v. Mayern (aus Wien) für den Krieg, v. Hermann (aus München) für die Finanzen, Compes (aus Köln) für die Justiz und Stedtmann (aus Besselich) für das Innere. Meklenburg-Strelitz. (Revolution.) Wegen des Wahlgesetzes am 7. d. M. Tausende vor dem Schloß. Der Großherzog versteckt. Ein hauen, der Bürgerwchr. Der Großherzog findet sich ein, spricht zum Volke; erfolglos. Entlassung der Minister und Räche verlangt von Städten tmd dem Lande .Die Bürgerwchr wird gezwungen, sich