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Großenhainer MrhMimp- «Ä AilMblitt. Gedruckt, verlegt und rcdigirt von Herrmann Starke in Großenhain. 54. Donnerstag, den 12. Mai 1859. Speisezettel der öffentl. Speiscanstalt. Donnerstag: Nudeln mit Rindfleisch. Freitag: Graupen mit Kalbfleisch. Sonnabend: saure Kartoffeln mit Flecken. Tagesnachrichten. Sachsen. Auf Anordnung des k. Ministeriums des Cultus und öffentlichen Unterrichts ist von vergangenem Sonntag an folgende Fürbitte in das allgemeine Kirchengebet ausgenommen wor den: „Bei den großen und schweren Verhäng nissen, welche gegenwärtig über unserm Welttheile schweben, bitten wir auch um Deinen Segen für unser gesammtcs deutsches Vaterland; sei Du sein starker Schutz und Schirm, vereinige seine Fürsten und Völker durch das Band des Friedens, erhalte sie in Deiner Furcht und Liebe und laß Glauben und Treue, Kraft und Einigkeit seinen Ruhm und seine Ehre sein. Und wenn Du seine Waffen aus rufst, Recht und Gerechtigkeit zu schirmen, so sei Du mit ihnen, allmächtiger Herr der Heerschaaren, und führe sie zum Siege und zum bleibenden Frie den." — Aus Olbernhau wird gemeldet, daß am 4. Mai der in dem böhmischen Grenzdorfe Böh- misch-Einsiedel stationirte Oberaufseher der Finanz wache, Namens Teistler, als er bei der Verfol gung zweier Pascher siel, von denselben überfallen und gräßlich verstümmelt wurde. Ein alter Mann, welcher die That aus der Ferne gesehen hatte, brachte mit Hilfe anderer Leute den Unglücklichen in die Finanzwach - Caserne nach Böhmisch-Ein siedel, wo sofort Alles zu seiner Rettung gethan wurde. Preußen. England hat nicht nur in Berlin, sondern auch in Hamburg erklärt, daß es in dem Falle eines Krieges zwischen Deutschland und Frankreich keine Verpflichtungen für den Schutz der Küsten und der Schifffahrt Deutschlands über nehmen könne. — Der Herzog von Koburg-Gotha ist den 9. Mai von Berlin nach Koburg zurück gereist. — Nach der „K. Z." ist der Befehl zur Armirung der Festung Koblenz, sowie zur Ein berufung der Landwehr zweiten Aufgebots für die Festungsartillerie gegeben worden. Oesterreich. Der Großhcrzog von Toscana ist in Wien angckommen und wird seinen Aufenthalt in Schönbrunn nehmen. — Der bisherige öster reichische Gesandte in Paris, Baron v. Hübner, kam am 7. Mai mit dem gesammten Gesandtschafts- Personal in Wien an. — Die Stadt Brody in Galizien ist am 5. Mai an allen vier Ecken in Brand gesteckt worden, zu welcher Unthat sich Mehrere verschworen haben müssen. Bayern. Das Kriegsministerium hat am 6. Mai Befehl zum sofortigen Ankauf von 4000 Pferden für den Train der Armee erlassen. Bayerns ganze Armee wird in kürzester Zeit marschfertig sein. Hessen. Die Leih - und Commerzbank in Kassel hat am 9. Mai sich für zahlungsunfähig erklärt. Das Stadtgericht ist mit Feststellung des Thatbestandes beschäftigt. .Schweiz. Die französische Gesandtschaft hat dem Bundesrath eine Npte vom 5. Mai über geben. Der Kaiser habe den Commandanten zu Land und Meer befohlen, das Gebiet und die Rechte der neutralen Staaten gewissenhaft zu re- spectiren; er hege das Vertrauen, daß diese ihrer seits Maßregeln zu strengster Neutralität treffen würden. — Der Bundesrath hat noch ein Ba taillon und eine Raketenbatterie nach Tessin gesendet. Italien. Die Operationen der Sardinier und Franzosen leitet Marschall Canrobert von dem Hauptquartier zu Alessandria aus. Die Verbün deten haben 120,000, die Oesterreicher 140,000 Mann in Linie. — Nach der „österreich. Zeit." erwartet man stündlich entscheidende Nachrichten, doch scheinen die starken Regengüsse die Opera tionen am Po in hohem Grade erschwert zu haben. Der Sitz des österreichischen Armee-Generalcom- mandos befand sich am 4. Mai in Pavia. Der Verkehr über die Brücke von Buffalora ist ge stattet und sardinische Bauerwcibcr sollen zu Hun derten mit Victualien bei den österreich. Truppen eintreffen. Bei einem Gefechte zwischen österrei chischen Husaren und sardinischen Reitern ist ein sardinischer Lancier, wie sich die Oesterreicher naiv ausdrücken, als „Muster" gefangen eingebracht worden. — Ein Croatencorps hat der Stadt Como eine Contribution von 5000 Gulden und Lieferung von Lebensmitteln auferlegt, weil sie die dreifar bige Fahne ausgehängt hatte. — Nach dem „Nord" halten die Oesterreicher auch Parma besetzt, und nach dem „Bund" durchstreife die österreichische Dampferflottille den ganzen Lago maggiore, alle größeren Schiffe wegnchmend, um den Sardiniern die Möglichkeit, Truppen auf das lombardische Ufer überzusetzen, zu benehmen. Garibaldi wäre nämlich beauftragt, mit seinen Freicorps, welche in Domo und d'Ossala ständen, gegen Laveno zu agiren. Dasselbe Blatt läßt den König Victor Emanuel sein Hauptquartier bei San Salvador«