Volltext Seite (XML)
AmtSlilitt M die Miglich« und Müsch« BehM« zu Freiberg imd «rau» s Vormittags 11 Uhr! die Spaltzeile 13 Pfg. 1. 15 -»-WO-» A/» Erscheint jeden Wochentag Nachmittags 6 Uhr für den ,F0 andern Tag. Preis vierteljährlich 2 Mark 25 Pf., E zweimonatlich 1 M. 50 Pfg. u. einmonatlich 7b Pfg. Inserate werden öis t Mit Lt. 8 Uhr, ister 74» 730 7M 710 ur sen 8 urant. Der Gemeindevorstand Mnrknvlu. einmal gefährlich werden konnte, vom Schauplatz verschwindet. Für uns war er längst ein tovter Mann und auch damals nur ein Popanz, den man nicht fürchtete, als er auf der Höhe seines kurzen Ruhmes stand." Ueber seine politische Thätigleit geben wir solgende chronologische Daten: Im Januar 1886 wurde Boulanger durch den Einfluß der Radikalen von Freycinel in das von diesem neugebildete Kabinet als Kriegsminister berufen und begann seine Thätigkeit mit der Ausweisung der Prinzen von Orleans, namentlich des Herzogs von Aumale, aus Paris, obwohl er sich früher (1880) um dessen Gunst in unterwürfigen, schmeichlerischen Briefen be worben hatte. Er beseitigte alle seine Nebenbuhler und Gegner aus den höhern Militärstellen und bewarb sich durch seine Er scheinung bei der großen Revue in Longchamps, wo er einen be sonders dressirten Rappen ritt, um die Gunst des Publikums und durch Gründung des neuen Militärkasinos um die der Offiziere. Er ließ sich als den General feiern, von dem Frankreich die Revanche an Deutschland hoffen dürfe, hielt bei jeder Gelegenheit politische Reden, brachte einen neuen Heeresreformentwurf und ein Spionagcgesetz in der Kammer ein und erhielt im Febr. 1887 einen besonder» Kredit von 86 Mill. Franks bewilligt, wie er denn auch sein Portefeuille im neuen Kabinet Goblet behauptete. Doch wurde sein Plan, einen Krieg mit Deutschland zu beginnen, nicht ge billigt, und als Goblet seine Entlassung nahm, weigerte sich der neue Konseilpräsident, Rouvier, ihm das Kriegsportefeuille zu lasten, da er sich, auf seine Popularität trotzend, allzu eigenmächtig gezeigt hatte. Er wurde im Juni 1887 zum Kommandeur des 13. Armeekorps in Clermont ernannt. Erbittert gegen die herrschende republikanische Partei, die ihn hatte fallen lassen, und berauscht durch die ihm dargebrachten Huldigungen, beschloß B., eine politische Rolle zu spielen. Das Aufsehen und die Entrüstung, welcher der Ordensschacher des Generals Caffarel und des Deputirten Wilson erregten, ermuthigten ihn, in Paris, das er wiederholt heimlich ohne Urlaub besuchte, Verbindungen mit einem Theil der Radikalen und der Patrioten liga anzuknüpsen, nach der Abdankung Grövys gegen die Wahl Ferrhs zum Präsidenten zu wühlen und sich von der neuen Partei des nationalen Protestes gegen die Unfähigkeit der Regierung und Kammer als Kandidaten für alle Ersatzwahlen ausstellen zu lassen. Die kühne That, welche manche Anhänger von ihm er warteten, daß er sich nämlich durch einen Gewaltstreich des Präsidentenstuhls bemächtige, wagte er jedoch nicht. Nachdem er schon im Oktober 1887 wegen eines subordinationswidrigen Briefes in der Caffarelschen Sache mit 30lägigem Stubenarrest bestraft angenommen. Preis für die , Außerhalb deS Landgerichtsbezirks 15 Pfg. eben nur eine glänzende aus hohl. Sonst hätte könne». Aber er ward nicht vergessen wild. tilg dieses Gesetzes enthaltend, verwiesen. Hilbersdorf, am 1. October 1891. Auktion. Montag, den 5. d. MtS. «achmitta-S S Uhr sollen im amtsgcrichtlichen Auctionslokale hier verschiedene neue männliche Kleidungsstücke, da runter Knabenanzüge, sowie Kleiderstoffe, einschließlich solcher zu Uniformen, und 1 Scheibenhüchse gegen sofortige Bezahlung versteigert werden. Fretdrrg, am 1. Oktober 1891. A.-G.-Aktuar «vL-Et, G.-B. Bekanntmachung. Der von dem Königlichen Ministerium des Jnnerlt zum Borstande der amtshaupt- mannfchaftlichen Delegation zu Sayda ernannte Herr Regierungsrath Karl Ernst Franz von Hinüber ist heute durch den unterzeichneten Amtshauptmann für diese Funktion in Pflicht genommen und ringewiesen worden, was hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht wird. Freiberg, am 1. Oktober 1891. «Snigliche UmtShauptmannfchaft. Vr. Mnksrltair». : Braun und Zeramwortlichcr :dt in Freiberg- VermgSanstau- -rg. iichstfiw >d. Loni» Seyh, gaste. 44. Jahrgang. Freitag, de« 2. Oktober Frankreichs. Er taucht auf wie ein Meteor, um ebenso rasch wieder zu verschwinden. In kaum vier Jahren ist Alles fertig. Er war Aeußerlichkeit, aber im Innern durch- er der Republik sehr gefährlich werden ihr so eine ernste Lehre, die sie gewiß kl. al»«»». 'tober, Bekanntmachung. In Gemäßheit unserer Bekanntmachung vom 28. Januar 1884 wird nach anher erfolgter Anzeige hiermit veröffentlicht, daß Sonnabend, den 3. dieses Monats, von früh 8 Uhr ab im Hause Gcrbergasse 27 (neben dem alten Schlachthaus) nicht bankwürdiges, nach thierärztlichem Ausspruch jedoch genießbares Fleisch eines Ochsen zum Preise von 45 Pfg. das Pfund verkauft werden soll. Freiberg, den 1. Oktober 1891. Die StadtpolizeibehSrde. UÄnülvi». Hfm. Das Telegramm, welches der deutfche Kaiser Wilhelm vor einigen Tagen an die Königin-Regentin von Spanien gerichtet hat und in welchem er anzcigte, daß er 20000 Franks für die Opfer der Ueberschwemmung in Consuegra und Almeria über wiesen habe, wird in der spanischen Presse noch immer lebhaft besprochen. Die Blätter der verschiedensten Parteirichtungen er schöpfen sich in Lobesivorten über die Hochherzigkeit des deutschen Kaisers, der bei jeder sich ihm darbietenden Gelegenheit beweise, daß er ein Friedcnssürst und einer der edelsten Monarchen aller Zeilen sei. Die gewöhnlich gut unterrichtete offiziöse „Epvca" ist in der Lage, den Inhalt des Telegrammes genau wiedergeben zu können. Nachdem der Kaiser sein tiesstes Mitgefühl für das chreckliche Unglück, von welchem Spanien heimgesucht wurde, zUm Ausdruck gebracht hat, fährt er ungefähr folgendermaßen fort: Solche traurigen Ereignisse bieten den Fürsten Gelegenheit, eines ihrer herrlichsten Vorrechte auszuüben, das darin besteht, ihre erhabene Stellung unter den Völkern als eine von Gott übertragene Verpflichtung auszusassen, den Völkern als Beschützer und Helfer in der Noth beizustehen. Das Telegramm schließ, mit den ga lanten Worten: „Ich lege daher Ew. Königl. Majestät ein de. Bckanntmachuua. Es wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, oaß von heute ab der Preis für 1 Hektoliter «oke im Einzelverkauf auf VS Pfg. und bei Entnahme von 10 Hektolitern auf 85 Pfg. festgesetzt worden ist. Freiberg, den 1. October 1891. Die Verwaltung des Gas- und Wasserwerks. Oeffentliche Bekanntmachtmg. Vom 2. October d. I. liegt bei Unterzeichnetem die hiesige Schöffen- und Geschworenen urliste des lausenden Jahres die vorgeschriebene Zeit über Tags von 8 bis 6 Uhr zu Jedermanns Einsicht aus. Vom Zeitpunkt der Auslegung an können gegen die Richtigkeit oder Vollständigkeit der Liste schriftlich oder zu Protokoll Ei »sprachen erhoben werden. Zugleich wird auf die unten wörtlich beigefügten Bestimmungen der 88 31, 32, 83, 34, 84, 85 des D. Gerichtsver» saffungsgesetzeS und des 8 24 des K. S. Gesetzes vom 1. März 1879, Bestimmungen zur Au»- worden, ward er nun 14. März 1888 der politischen Umtriebe wegen seines Kommandos entsetzt und 27. März aus dem Militär dienst durch Urtheil des Disziplinargerichts entlasten. Er trat nun ganz offen in die politische Agitation für Revision der Verfassung und Auflösung der gegenwärtigen Kammer ein und sammelte eine beträchtliche Anzahl Anhänger um sich; die Führer der Boulangisten waren Deroulcve, Laguerre, Naquet, Dillon u. A. Die Menge in Paris begrüßte ihn, wo er erschien, mit Jubelrusen und es stoffen ihm so reichliche Geldmittel zu, daß er nicht blos die Koste» der Agitationen bestreiten, sondern auch einen glänzen den Haushalt führen konnte. Die allgemeine Unzufriedenheit mit dem herrschenden System sah in Boulanger ihren Vertreter und ließ sich durch nichts an ihm irre machen. Er wurde in meh reren Departements, am 26. Januar 1889 sogar in Paris mit großer Mehrheit zum Abgeordneten gewählt. Boulanger wollte durch seine wiederholten Wahlen gewissermaßen ein Plebiszit zu seinen Gunsten herbeiführen, um sich als den Erwählten der Nation bezeichnen zu können. Jetzt erkannten die Republikaner die ihnen drohende Gefahr, und das neue Ministerium Tirard- Constans, das im März 1889 die Regierung übernahm, beschloß, Boulanger und Genossen wegen Umtrieben gegen die Republik und Verführung von Soldaien beim Senat, der durch besonderes Gesetz zum Gerichtshof eingesetzt wurde, anzullagcn. Bor der - - drohenden Verhaftung entfloh Boulanger am 8. April nach Brüssel, lscheidenes Geschenk von 20000 Franks zu Füßen mit der Politische Umschau. Freiberg, den 1. Oktober. und begab sich aus Verlangen der belgischen Regierung Ende',April nach London. Bei der Verhandlung der Anklage gegen Boulanger vor dem Senat stellte sich namentlich heraus, daß er während seiner ministeriellen Verwaltung öffentliche Gelder im Betrage von 242 000 Franks veruntreut hatte. Er wurde hauptsächlich des wegen am 14. August mit 195 gegen 5 Stimmen zur Deporta tion nach einem befestigten Platz in contumaciam verurtheiht. Seine feige Flucht und diese Enthüllungen schadeten Boulanger so sehr, daß seine Partei bei denGeneralrathswahlen und beiden Wahlen für die Deputirtenkammer (22. September) schwere Nieder lagen erlitt. Er selbst wurde zwar in Montmartre gewählt, aber die Wahl war gesetzlich ungiltig und wurde auch im Dezember von der Kammer dafür erklärt. Boulanger begab sich im Herbst 1889 nach Jersey und von da nach Spanien. Nach der vernichtenden Wahlniederlage der Boulangisten im Sep tember 1889 nahm die Zahl seiner Anhänger immer mehr ab; dies zeigte sich deutlich bei den Stadtrathswahlen in Paris im Mai 1890, hei welchen die Boulangisten nur zwei Sitze erlangten. Boulanger zeigte daher selbst die Auflösung des Boulangisten- komilcs an und zog sich von jeder politischen Thätigkeit zurück. Seine eifrigsten Freunde sagten sich von ihm los. In der bisher ihm ergebene» Presse erschienen Enthüllungen des boulangistischen Deputirten Mermeix über die Geschichte des Boulangismus, die Boulanger nicht zur Ehre gereichten; darnach empfing er durch Dillon von den Royalisten, namentlich von der Herzogin von UzöS, die bedeutenden Summen (3 Mill.), über die er bei seiner Wahl agitation verfügte, knüpfte auch mit den Bonapartisten Beziehungen an, wagte aber trotzdem den Staatsstreich nicht, zu dem ihm selbst Naquet rieth, und ließ sich von seiner Geliebten, Madame Bonne- main, bestimmen, aus Frankreich zu fliehen. Jedenfalls stand fest, daß Boulanger mit allen Parteien sich eingelassen, dem Grafen von Paris, dem Prinzen Napoleon, Freycinet, Floquet u. A. seine Hilfe versprochen hatte, wenn sie ihn wieder an die Spitze der Armee stellten, und diese grundsatzlose Selbstsucht, verbunden mit erbärmlicher Feigheit, raubte ihm den letzten Rest von Ansehen. Boulanger ist eine merkwürdige Episode in der Geschichte Bekanntmachung. Die Biersteuer-Deklarattone« auf das 3. Vierteljahr 1891 sind bis längstens den 10. Oktober dieses Jahre» ordnungsgemäß ausgefüllt in unserer Sladtkaffeneinnahme, Stadthaus II. Stock Zimmer VI., zi Vermeidung der in 8 1t und 1S de» Bierstenerregulativ» angedrohten Straf abzugeben und gleichzeitig die Biersteuer daselbst zu bezahlen. Freiberg, am 26. September 1891. Der Stadtrath. Idi«. litt knie, Bürgermeister. Beweist i dem so : unver- Martha lien amanm Illen für aenschmuck :n Kindes. Frau. 700 : ck- 16,R. 9.," lt- Dlden. en 1. Oklbr. 3, 77, 78,. General Loulanger In später Nachmittagsstunde brachte gestern der Telegraph aus Brüssel die lakonische Meldung: „General Boulanger hat sich heule Morgen auf dem Grabe der Madame Bonnemain getödtet." Täglich besuchte der General seit dem Tode seiner Geliebten, eben dieser Madame Bonnemain, deren Grab aus dem Friedhöfe von Jxelles. Gestern Vormittag nun gegen H'/z Uhr sahen vier Arbeiter, welche auf dem Kirchhofe beschäftigt waren, den General Boulanger in den Kirchhof eintreten und wieder auf das Grab der Madame Bonnemain zuschreiten. Um 12'/^ Uhr wurde rin Revolverschuß gehört; die Arbeiter gingen demselben nach und sanden aus dem bezeichneten Grabe den Leichnam des Generals, den Revolver in der Hand. Die Kugel drang in die Schläfe ein und kam an der anderen Seite des Kopfes heraus. Der Leichnam wurde in die Wohnung des Generals geschafft. Noch einmal wird der Revolverschuß, der die friedliche Stille auf dem Kirchhofe zu Jxelles jäh störte, die Aufmerksamkeit der Welt auf den „braven General" richten, der einst berufen zu sein schien, ein Stern an dem Himmel der französischen Revanchepolitik zu wer den, doch gar bald in jähem Sturz als Sternschnuppe von der Bildfläche verschwand. Politisch todt war Boulanger bereits seit dem Tage, an dem er aus Furcht vor der ihm drohenden Verurtheilung den Staub seines Vaterlandes von seinen Füßen schüttelte, wo er, als der entscheidende Moment gekom men, den Muth nicht fand, seine kostbare Person in Las von ihm begonnene gefährliche Spiel einzusetzen Rach einem durch Mittel jeder Art erzielten Aufschwünge ein ge wissenloses Streben nach der höchsten Gewalt, nach kurzer Glanz zeit eine feige Flucht, Renommistereien aus dem Exil, ein thaten- loses Dasein auf Kosten der Geliebten — das ist das Leben Boulanger's, dem jetzt der Selbstmord am Grabe der Maitreffe «in Ende bereitet hat. Es ist das der richtige Abschluß für ein keckes, aber jeder Größe und jeden wahren Muthes entbehrendes, modernes Abenteurerleben. Der im Jahre 1837 geborene General trat zuerst 1881 gelegentlich der Jubelfeier der Kapitulation von Iorktown in die Oeffentlichkeit, und seit dieser Zeit stieg er immer höher und höher, bis er thatsächlich eines Tages die Macht in Händen zu haben glaubte, ein großes -Volk zu beherrschen. Als er 1887 als General nach Clermont verbannt worden war, als Ler Enthusiasmus der Franzosen für ihn aufs Höchste gestiegen war, als man in ihm den künftigen Präsidenten sah, als es sich nur um einen kühnen Handstreich handelte, da fand der große Moment ein schwaches Herz. Damals stand Boulanger auf dem Gipfel der Macht; vielleicht brauchte er nur zuzugreifcn, aber er fürchtete für seinen Kopf. Der große, glänzende Boulanger fand Len Muth zur That nicht. Seine feige Flucht und die Enthül lungen über die Veruntreuung staatlicher Gelder, die er sich hatte zu Schulden kommen kaffen, ließen die Zahl seiner Freunde rasch zusammenschmelzen und heute kann man die Namen der Männer, Lie noch als seine überzeugten Anhänger gelten, an den Fingern aufzählen. Sehr treffend betont die „B- B.-Z." die politische Bedeutung Les traurigen Endes des ehemaligen Abgottes der französische» Revanchepolitiker: „Der Tod Boulangers ist als ein Symptom I dafür zu bezeichnen, daß eine Gesundung der internationalen politischen Verhältnisse Platz greift und daß alle, welche im Trüben zu fischen gedenken resp. auf die geringe Urtheilskraft der Menge bauend, ihr Kartenhaus von Hoffnungen ausführen, gut I thun werden, mit der neuen Zeit und den geklärten Begriffen zu rechnen, zu denen sie führte. Die Art, wie der Streber und I Abenteurer Boulanger jetzt starb, nachdem seine Geliebte und letzte Ernährerin nach Aufhörcn der bourbonischen und napolco- I »ischen Unterstützungen ihm durch den Tod entrissen wurde, darf I als dramatischer Schlußeffekt eines Korruptions-Schauspiels be- I zeichnet werden, wobei jedoch dem sogenannten Helden selbst die I .menschliche Theilnahme versagt bleiben wird. Die französische I Regierung wird zufrieden sein, daß der Mann, der immerhin noch