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Donnerstag, den 4. September 1902. 52. Jahrgang. Nr. 205. Erscheint ;eden Wochentag abends für den folgenden Tag and kostet durch die Austräger pro Quartal Mk. durch die Post Mk 1,82 frei in's Haus. Milgenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rüßdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Erlbach Urchberg, Pleißa, Reichenbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, Grumbach, St. Egydien, Hüttengrund u. s. w. für das Königliche Amtsgericht und den Stadtrath zu Hohenstein - Ernstthal. Grgcrn aller Gernerrröe-Verrvaltungen der irnrlregenöen Ortschaften. nehmen außer der Expedition auch die Austräger aus VM dem Lande entgegen, auch befördern die Annoncev- sW Expeditionen solche zu Originalpreisen. für Hohenstein Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Lugau, Hermsdorf, Kernsdorf, Vie Kaisertage in Pose». Posen, 2. Sept. Wer annimmt, daß Posen in den Stunden vor dec Ankunft des Kaisers em trü bes, ernstes oder auch nur reservirtes Antlitz zeige, ist gewaltig im Jrrthum. Einige Häuser Haden keinen Festgeschmuck angelegt, einige andere haben sich ani das nothwendigste beschränkt; das ist aber in der Thar alles, was von der stummen Betätigung des angeb lichen Schmerzes der polnischen Einwohner Posens zu merken ist. Im übrigen ist die Stadt überaus reich und schön herausgeputzt worden. Ueberall sieht man frohe, erwartungsvolle Menschen in Masse, hübsche Frauen und Mädchen und Militär über Militär aller Waffen und Chargen. Beschlagnahmt worden ist das Polenorgan die „Praca" in Posen wegen eines Bildes. Das im RathhauSsaal zu Lemberg befindliche Bild stellt, nach der „Pos. Ztg.*, das an einen Felsen gefesselte Posea dar, zu dessen Befreiung Sensenmänner unter Anführung von Edelleuten und Priestern anstürmen. In dem auf das Bild folgenden Gedicht wird der Inhalt des Bildes zum Kaiserbesuch in Beziehung gebracht. Posen, 2. Sept. Um 6 Uhr Abends trafen das Kaiserpaar und der Kronprinz hier ein. Aus dem Bahnhofe war großer militärischer Empfang. Dat Grenadier-Regiment Graf Kleist von Nollendorf (1. Westpreußisches) Nr. 6 stellte die Ehrenkompagnie. Der Kaiser begab sich, in der Uniform dec Gardes du Nachtübung alarmirt. Die Kranddirertion Ausdruck verliehen haben. Ich freue Mich von Her- Gnesen, Florian v. Stablewski. Aus Einladung des zeu, daß heute ein anderes Bild Meinen Augen sich'Kaisers trafen heute Abend Generalgouverneur Tschert- tretec der Bürgerschaft, die ihn mit lautem Jubel be grüßen, über die Posener Damen auf den Tribünen, über die liebliche Gruppe der Ehrenjung'rauen. Posen, 2. Sept. Nach dem Civilempfang fand beim Kaiserpaar im Generalkommando Abendtafel statt. koff aus Warschau und der Kommandeur, sowie ein Oberst und sechzehn Offiziere des Petersburger Leib- garde-Jnfanteriecegiments „Friedrich Wilhelm Hl." hier ein. Posen, 2. Sept. Eine am Freitag konfiszirte Nummer der polnischen Zeitung „Praga" wurde in zweiter Ausgabe nochmals konfiszirt. Gestern wurde der Redakteur verhaftet. Nach einer Erklärung des Verlegers Biedermarn wurde der Druck einer dritten Ausgabe unmöglich gemacht, weil die Polizei den Satz der inkriminirten Nummer vernichtete. - strengen westeuropäischen Standpunkte aus unbestritten , als solche gelten dürfen. Das preußische Regiment hat die Willkür des polnischen Adels in ihre Schranken mrückgedämmt, Recht und Gesetz zur Anerkennung und Herrschaft im Lande gebracht und der ehemals in schmählichster Unterdrückung gehaltenen niederen Be völkerung ein menschenwürdiges Dasein gesichert. Man frage nur den polnischen Landmann aus's Gewissen, ob er sich nach der junkerlichen Knute von ehemals zurücksehut, und man wird eine Antwort erhalten, die sicher nicht zu Gunsten des früheren polnischen Na tionalstaates lautet. Empfang seitens der Stadt und die Ausschmückung, wie für die Gesinnungen, denen Sie soeben beredten Wenn diejenigen Elemente, die über die Neußer- lichkeiten der Posener Kaisertage so spöttisch von oben herab urtheilen, mit ein klein wenig geschichtlichem Sinne ausgestattet wären, so würden sie begreifen, daß die höfischen und militärischen Zurüstungen hier eine sehr wesentliche und ausschlaggebende Rolle spielen. Sie sollen dem Polenthum in eindrucksvoller Form die Hausmacht des preußischen KönigthumS vor Augen führen und der polnischen Bevölkerung einen anschau lichen Begriff davon beibringen, auf welcher festen, im Wechsel der Jahrtausende erprobten Grundlage sich das neue deutsche Kaiserthum mit feiner gewaltigen Waffenrüstung und kulturellen Bedeutung aufbaut. Der geschichtliche Vergleich zwischen dem preußischen und dem polnischen Staate ist das endgiltige Todes- uttheil des großpolnischen Nationalgedankens. Dort Preußen als Kulturvriuger in stetem Aufsteigen bis zur höchsten Macht begriffen, hier das Polenthum mit iciner krassen Unfähigkeit zur eigenen stattlichen Existenz, von Stufe zu Stufe sinkend und endlich von dem unvermeidlichen Schicksal der Auftheilung unter die benachbarten Großmächte ereilt. Der polnische Staat brach zusammen, weil die ihn beseelenden Kräfte in geistiger, sittlicher, wirthfchaftlich-fozialcr und poli- ki cher Beziehung völlig unzulänglich und ganz außer Stande waren, in einem staatlichen Gemeinwesen die öffentlichen Pflichten und Obliegenheiten auch nu»' zum bescheidensten Theile zu erfüllen. In dem alten Polen staate herrschten wahrhaft grauenvolle Zustände. Ein tchwelgerischer, vom finstersten Kastengeist erfüllter Adel brandschatzte in feinem ausschließlichen Eigen- intcresse das Land, hielt das Volk in völliger geistiger Unbildung und politischer Knechtschaft, wüthete gegen alles, was nur entfernt nach Aufklärung und Bildung auSsah, und züchtete eine Korruption, die einfach bei- ipiellos war. Das jämmerlich dahinsiechende niedere Volk führte ein halvverthierteL Dasein und noch heute spricht man, wenn man etwas recht Tolles und Wüstes bezeichnen will, unter Bezugnahme auf jene gräulichen Verhältnisse von einer „polnischen Wirtschaft". Die Angliederung derartig verrotteter G-bietstheile war für keine der bei der polnischen Frage interessirien Mächte etwas Wünschenswertes. Ordnung mußte aber im allgemeinen europäischen Interesse auf jeden Fall geschaffen werden, und so erfolgte denn zuletzt die Auftheilung Polens unter Preußen, Oesterreich und Rußland. Die Schlachta, das bildungsfeindlich', elbstherrliche Junkerthum zu beugen, das Volk aus seinem geistigen und wirtschaftlichen Stumpssinn auf -ine höhere Stufe emporzuheben und in den bisher so barbarisch mißhandelten Boden des polnischen Volks thums den Samen der Kultmentwicklung einzupflan zen, dai? war geradezu eine Ricsenausgabe, welche die Kräfte eines Herkules erforderte. Rußland hat sie nur theilweise im halbnsiatischen Sinne, Oesterreich in Galizien so gut wie gar nicht zu lösen vermocht. Preußen dagegen kann sich rühmen, auch auf diesem schwersten Gebiete von allen staatlichen Kulturwerken wesentliche Erfolge erzielt zu haben, die selbst vom Um Mißverständnissen vorzubeugen, werden die Bewohner von Gersdorf hierdurch darauf auf merksam gemacht. Corps, zu Pferde, die Kaiserin in offenem Vierspänner in die Stadt. Eine Eskadron des Ulanen-Regiments Kaiser Al-zauder III. von Rußland (Westpreußisches) Nr. 1 eskortirte. Am Berliner Thor wurde das Kaiserpaar von den städtischen Behörden empfangen. Oberbürgermeister Witting hielt die Begrüßungsan sprache. Ec erinnerte daran, daß vor genau hundert Jahren König Friedrich Wilhelm III. an der Seite der Königin Luise in Posen eingezogen sei. Seitdem habe die Stadt einen ähnlichen Glanz nicht gesehen. Heute, am Tage von Sedan, halte der deutsche Kaiser an der Seite seiner hohen Gemahlin den Einzug. In dem verflossenen Jahrhundert sei in Posen an die Stelle tiefsten Verfalls preußischer Geist, Zucht und Ordnung getreten. Der Oberbürgermeister wies dann auf die verschiedenen Huldbeweise, welche der Kaiser der Stadt Posen bezeigt habe, hin. Auf die kaiserliche Initiativ: >ei die erste Erleichterung in den Rayon-Bestimmungen seiner Zeit erfolgt und auf des Kaisers Gebot fielen jetzt die Wälle. Nur im Schatten des Reichspanier und in den Bahnen des preußischen Regiments könne und werde die Stadt Posen gedeihen. AuS jeder Brust steige heute das Geköbniß empor: Ich bin ein Preuße, will ein Preuße sein! Darauf hielt der Kaiser folgende Ansprache:> Empfangen Sie den Dank der Kaiserin und Meinen Dank für den freundlichen Die Stadt ist glänzend illuminirt. Vor dem General kommando sammelte sich eine tausendköpfige Menge an, die patriotische Lieder sang. Die Kaiserin und der Kronprinz zeigten sich auf dem Balkon und wurden mit stürmischen Hnrrahs begrüßt. Posen, 2. Sept. Bei dem Civilempfang im Generalkommando waren die Spitzen sämmtlicher Civil behörden zugegen, ferner der Erzbischof von Posen und zeigen wird, als damals in diesen trüben Tagen, als Vie Wellen des Stromes sich gegen und zum Theil über Ihre Häuser dahinwälzten. Was diese Stadt und dieses Land sind, verdanken sie der Arbeit der preußischen Könige, und Ich als ihr Nachfolger werde auch an Meinem Theile, wie Ich es damals schon bei der Sitzung im Magistratssaal gethan habe, es an Sorge für die Stadt und Unterstützung in ihr-r Ent wicklung nicht ermangeln lassen. In seinen Entwick- lungsbestreburgeu ist Posen in ein Stadium getreten, worin es mit den bisherigen Abgrenzungen nicht mehr auskommen kann. Zu eng ist der Gürtel ihres Ge wandes, zu klein die Mauerkrone für ihr Haupt. Ich habe infolgedessen heule eine Ocdre vollzogen, wonach das Rayongesetz ein- für allemal fällt. (Brausende Hurrahrufe.) Ich erwarte von der Einsicht deS Ober bürgermeisters, des Magistrats und der Stadtverord- nsten, wie von dem Patriotismus der Einwohner, daß Vie Stadt nun mit allen Kräften an ihre Entwicklung Hand anlegt und daß sie dieser großen Wohlthat sich würdig zeigen wird. Ich hege keinen Zweifel, daß sich Kinnen kurzem Straßen und Häuserquartierc er geben werden, welche auch den Armen ein besseres und menschenwürdigeres Dasein ermöglichen, als dies vie Wallischei j-tzt thut. Ich hoffe, daß die bösen alten Ltadttheile v-rschwinden werden. Ich bitte Sie, in Meinem und der Kaiserin Namen Unseren herzlichsten, innigsten Dank für die Stimmung und die Begrüßung, wwie für den Empfang der Stadt Posen auszusprechen. Ich danke Ihnen und der gesummten Bürgerschaft da- vurch, daß Ich Ihnen die Hand reiche. Der Kaiser, die Kaiserin und der Kronprinz setz ten alsdann den Einzug in die Stadt fort. Auf dem Wege bildeten T uppen Spalter. Die Musik spielte, die Truppen präsenürten. Bon dem Publikum, wel ches sich in den Straßen aufgcsttllt hatte, sowie vo:- vemjenigen, welches die Fenster besitzt hielt, wurden den Majestäten stürmische Ovationen dargebracht. An oem Einzug nahm auch Reichskanzler Graf v. Bülow teil. Im Generalkommando, wo das Kaiserpaar Wohnung genommen hat, sand großer Civilempfang statt. Posen, 2. Sept. Der Einzug des Kaiserpaares in Posen übertraf alle Erwartungen. Die dichten Menschenmengen, welche die Straße ansüllten, em pfingen den Kaiser überall mit stürmischer Begeisterung. In den Straßen war fast jedes Haus reich mit deut schen und preußischen Fahnen geschmückt. Die wenigen polnischen Häuser, welche keinen Schmuck angelegt hatten, verschwanden völlig in der Masse der dekonrten Häuser. Die Nachricht, daß die Rayvnbeschränkung aufgehoben sei, erweckte allgemeine Freude ohne Unter schied der Nationalität. Reichskanzler Graf Bülow wurde bei der Vorüberfahrt von den Deutschen mit lauten Zurufen begrüßt. Erzbischof von Stablewski war, obwohl leidend, zum Empfang der Civilbehöcven erschienen, welchem auch Fürst Radolin beiwohnte. Der Schloßhauptmann von Posen Graf Hutten—Czapsk, ritt beim Einzug neben dem Wagen der Kaiserin. Der Berichterstatter des L. A. meldet noch: Der Kaiser zeigt sich den Posenern in der Uni form der Gardes du Corps mit schwarzem Küraß; wie die Kaiserin, mit deren Toilette es besonders fein harmonirt, trägt er das breite Ocangeband des Höch- steu preußischen Ordens. In der Hand hält der Kai- ser den Murschallstab. Neben ihm reiten der Kron prinz in der Uniform des 1. Garderegiments und der Herzog Ernst Günther in rothem Attila. Der Kaiser zeigt die ernste, strenge Miene, die er stets annimmt, wenn er öffentlich Pflichten der Repräsentation aus- übt; langsam schweift sein Blick umher, über dis Ver- Es sind bei uns eingegangen: 1) Nr. 38 und 39 des diesjährigen Reichsgejctzblattes mit folgendem Inhalte: Bekanntmachung, betreffend die dem internationalen Uebereinkommen über den Eisenbahnfrachtverkehr beigefügte Liste; Verordnung zur Ausführung des Gesetzes, betreff'nd die Freund- schaftsverträae mit Tonga und Samoa und den FreundschastS-, Handels- und Schifffahrtsvertrag mit Zanzibar; 2) das 17. und 18. Stück vom diesjährigen Gesetz- und Berordnungsblatte für das Königreich Sachsen, enthaltend: Gesetz, die Gewährung von Wohnungsgeldzuichüssen betr.; Bekanntmachung, die siebente Aus- läge des Lehrbuches für Hebammen betr.; Gesetz über die Zwangsvollstreckung wegen Geldleistungen in Berwaltungssachen, Kirchengesctz, die Gewährleistung des Stelleneinkommens von Geistlichen und Kirchen dienern betr.; Ausführungsverordnung hierzu; Verordnung, die Enteignung von Grundeigenthum zur Er- Hauung der Mylau-Lsngenfelder Eisenbahn betr.; Verordnung, die Bekanntgabe der Bestimmungen für die militärischen Wachen in Hinsicht der von ihnen vorzunehmenven Festnahmen und des Waffengebrauchs betr.; Bekanntmachung, die Errichtung eines Königlichen Aichamtes in Chemnitz betr.; Allerhöchste Ver ordnung, eine Amnestie wegen gewisser Uebectretungen betr.; Allerhöchste Verordnung, eine Amnestie für die sächsische Armee betr.; Verordnung, die Enteignung von Grundeigenthum zur Erbauung der Weißen- berg-Radiborer Eisenbahn betr.; Verordnung über den Gewerbebetrieb der Gesindevermieter und Stcllen- vermittler; Vorschriften für die Personen, die fremde Rechtsangelegenheiten und bei Behörden wahrzuneh- mende Geschäfte gewerbsmäßig besorgen, oder die über Vermögensoerhältnisse oder persönliche Angelegen heiten gewerbsmäßig Auskunft ertheilen; Verordnung, die Enteignung von Grundeigenthum für Erweiter ungsanlagen an der Eisenbahnlinie Leipzig—Hof betr. Diese Gesetzblätter liegen im Nachhause, Zimmer 'Nr. 1, 14 Tage lang zu Jedermanns Einsicht aus. Hohenstein-Ernstthal, am 2. September 1902. Der Stadtrath. I. V.: W. Zeißig. W. Bekanntmachung. Wegen Beschotterung und Abwalzung de§ unteren Dorfw g?S in Erlbach wird derselbe vom 8. bis mit 13. September dss. Ihrs. für allen Fährverkehr gesperrt und dieser über Lugau bez. Oberlungwitz verwiesen. Erlbach, am 4. September 1902. Der Gemeindevorstand. Müller. Bekanntmachung. In der Zeit vom 3. bis 16. dieses Monats wird die gesammte Feuerwehr von Gers dorf zu einer