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Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Postanstalten. pro^Quartal Werßerch-Zeidmg. .M Amts- und Anzeige-Matt der Königlichen Gerichts-Aemter und Stadtrathe zu Dippoldiswalde und Frauenstein. UerMtwortlicher kedacteur: Lari Zehne in Dippoldiswalde. Tagesgefehiehte. Dippoldiswalde. Wir unterlassen nicht, auf die heute Freitag stattfindende Wahl eines Abgeordneten zum Landtage nochmals aufmerksam zu machen. Der in der Zeit von Vormittags 10 bis Nachmittags 3 Uhr abzugebende Stimmzettel darf nur einen Namen ent halten; es braucht nicht der dem Wähler zugesendete zu sein, sondern kann jedes Blatt Papier zu einem solchen benutzt werden. Mache doch Jeder von seinem Wahlrechte Gebrauch! Dippoldiswalde. Der Turngau der sächs. Mittelelbe, zu welchem u. a. alle Turnvereine im Be reiche der Weißeritz gehören, wird sein diesjähriges Gau fest am Sonntag, den 22. August, bei uns in Dippoldiswalde abhalten, und werden wir s. Z. nähere Mittheilungen darüber in diesem Blatte geben. Zum Vororte des Gauverbandes ist vor Kurzem Dresden erwählt worden. Durch den Vorort abgeordnet, werden in den nächsten Tagen Dresdner Vorturner alle Vereine des Gaues besuchen, um sich über die Verhältnisse und Einrichtungen, namentlich auch über den Turnbetrieb und die Wünsche der Vereine zu unterrichten, einem Turnen derselben beizuwohnen und dann dem Vorort über die gemachten Erfahrungen und Wahrnehmungen Bericht zu erstatten. Darauf soll Sonntag, den 20. d. M., in Dresden eine Versammlung von Vorturnern aller Vereine des Gauverbandes zum Zwecke theoretischer Besprechungen und praktischer Ausführungen stattfinden. Es ist leicht zu erkennen, daß der Vorort bei diesen Maßnahmen nicht nur die Förderung des Turnwesens überhaupt, sondern auch und vorzugsweise die Interessen der kleineren Vereine im Auge hat. * Dresden. Die Aufstellung von nahezu 30 Land tagscandidaten zeigt, daß die Parteistellung der hiesigen Einwohnerschaft eine ganz unbestimmte ist. Sogar die Jnnungsvorstände haben eigene Candidaten aufgestellt, indem sie annehmen, daß auf unserem Landtage zur Erhaltung ihrer alten Gerechtsame ebenfalls gewirkt werden kann. Nun wird jedoch die bevorstehende Ver öffentlichung der Gewerbeordnung des norddeutschen Bundes beweisen, daß die Zeitbedürfnisse mächtiger sprechen, als die Stimme Einzelner, und daß die Ge- werbtreibenden klug daran thun, sich zeitig den Forde rungen derselben anzubequemen. Schwimmen sie mit dem Strom, so vermögen sie vielleicht noch auf dessen Richtung einen Einfluß auszuüben, während ihr Schwimmen gegen den Strom ihnen nur den sicheren Untergang bereitet. Es ist das im gesellschaftlichen, wie im politischen Leben, denn auch in diesem werden Diejenigen, welche die Dorf-, Stadt- und StammeS- unterschiede im deutschen Vaterlande in aller Schärfe erhalten wollen, ohnmächtig zu Grunde gehen. Leipzig.' Die vom 30. Mai bis 2. Juni hier stattgehabte dritte allgemeine Versammlung deutscher Müller und Mühlen-Interessenten, mit welcher eine Ausstellung von Maschinen und Untensilien für Müllerei, Bäckerei und Landwirthschaft verbunden war, erfreute sich sehr zahlreicher Theilnahme. — Die Arbeitseinstellung der Zimmergesellen ist am 31. Mai erfolgt ; Plaquate an den Straßenecken fordern zu Beiträgen für die feiernden Gesellen auf. Beim Zimmermeister Staritz und bei einem Bau am bairischen Bahnhof wird jedoch fortgearbeitet, da diese Meister den Lohn von 1 Thlr. pro Tag bewilligten. Das Verhalten der Feiernden ist ruhig. — Vom 2. Juni schreibt man, daß die Meister den Tagelohn von 1 Thlr. nicht bewilligen wollen, vielmehr 3 Lohn sätze zu 22 V«, 25 Ngr und 1 Thlr. feststellen, je nach Fleiß und Verdienst der Gesellen. Letztere sind mit ihrer Forderung auf 27 Ngr. herabgegangen.j Chemnitz hat einen der edelsten Bürger, ganz Sachsen einen Wackern Mann, die Sache des Fort schrittes einen ihrer erprobtesten Vertreter, das Volk einen der eifrigsten Förderer und Vorkämpfer seiner Interessen verloren! Franz Faver Rewitzer, geb. in München am 9. Octbr. 1798, starb in Chemnitz am 30. Mai, nach kurzem Krankenlager. Armer Eltern Kind, kam er vor 40 Jahren hierher; als armer Ar beiter hat er sich durch eigene Kraft emporgehoben; schlicht und bescheiden, ohne Titel und Orden, hat er sich die würdigste Auszeichnung, die reine Bürgerkrone errungen. Er war ein braver, echter Mensch, ein musterhafter Mannescharakter, geschätzt und verehrt von den Männern jeder Parteistellung. Er blieb der einfache Webermeister, auch als er Präsident der 2. Kammer und der Arbeitercommission 1848 wurde; er blieb es als Mitglied des ständigen Ausschusses deutscher Bolks- wirthe, als Abgeordneter zum constituirenden Reichstag, als Mitglied des Vorparlaments, wie er es in den engern Kreisen seiner Heimathsstadt blieb, das ihn mehrere Male zum Vorsteher der Stadtverordneten und zum Stadtrath t erhob. Alle Welt weiß, was er ganz besonders für die Begründung und das Aufblühen der Gewerbevereine in Sachsen gethan. Democrat durch und durch, gehörte er zu derjenigen Abtheilung derselben, welche der Einigung und Einheit des gemeinsamen deutschen Vaterlandes jederzeit alle Opfer zu bringen bereit gewesen. Sein Andenken wird sortleben in den dankbaren Herzen seiner Volks« und BerufSgenoffen, für die er so Vieles gethan und gewirkt, fortleben mit