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Wtchemllch erscheinen drei Nummern. PrSmime«»!«»»- PrciS 22z Dgr. s^ Tb!«.) Rcrlttjikrüch, 3 Tk!r. für kok ganze I:dr, »bnc ür- ködunq, in allen Theile» I-cr PreunsiNen MonarSne. Magazin für Lie Ma» prhnumcrirt auf diese» Sitcraiur-Bla« in Berlin in der Expedition der Illg. Pr. Siaaii-Leitung (Aricdricdsm. Nr. 72); in Ler Provinz so wie im Aukland« bei den Wvhilöbl. Pofl-Aenuern. Literatur des Auslandes. 152. Berlin, Freitag den 18. Dezember 1840. 2l e g y p r e n. Reisebeschrcibung eines Muhammedaners unserer Zeit. Der berühmte Verfasser der „Empfindsamen Reise" hat es be kanntlich versucht, die zahllose Menge der Reisenden unter Dach und Fach einer Elassisicatton zu bringen. Er tbeil! sie iii: Müßige Reisende (iölv eravcstler»), Wißbegierige Reisende singni^itiv» tra>ell»,x), Lögcnbastr Reitende slr mx iruvolleivi). Stolze Reisende jpe>»»i cruvollvr.-i), > Eitle Rclscndc fvai» craveNer«), Schwermüthigc Reisende sxplonvrio cruvvüoeZ, Aus Roihwendigkeit Reisende srr»><üi»r^ »s ne»«»ir>), Schuldige Reisende fäviinguenc »,»! tnlonio»^ rruvoliir»), Unglückliche und unschuldige Reisende Gtt-meuuuc» »na .»»»»»ne lr»v<gl,n>), Einfache sticiscuve G'mstcko lr»v»II,;r!>) und Empfindsame Reisende (8omln»-mal lraeoli«-»). Damals schon waren die Engländer ein reiselustiges Volk, und vielleicht dachte Norick bei seiner frohsinnigen Einthcilung an seinen beißenden LandSmann Swift, der in seinem Testamente eine große Summe für den Bau eines öffentlichen Irrenhauses bestimmte, wie er sich dabei ausdrückt. Jetzt reichen diese Klassen nicht einmal mehr für die Deutschen aus, viel weniger sür Vic Engländer, die seit dem Frieden von IXI3 wahre Wegelagerer geworden sind; und besonders fehlt in dem Register die ungeheure Iaht derjenigen Rei senden, die gar nicht gereist sind, die ihre Reisen höchstens in einem ausführlichen Lehrbuch der Geographie mit einem Abstecher nach einer früheren Reisebcschreibung gemacht haben. Die Klasse: Lügenhafte Reisende, schließt diese Klasse nicht ein. Eben so wenig ist ernstlich au eine Klasse gedacht, die nur aus den Gewinn durch Vic Rcisebcschrcibuug spcknlirt, sür deren Herausgabe schon im LorauS^cin uneigennütziger Buchhändler sorgt. Und doch ist der grösste Theil Per neueren Neisebcschrcibnugcu auf diese Weise, cut- standcu mw sind fade Betrachtungen, die man sehr gut zu Hause machen könnte"), gewöhnlich drei Viertel des Inhalts, so daß, wenn ein Viertel wirklich Nützliches da ist, es unter dem Wider willen des geplagten pese es unstchtbar wird. Die Reisen in Assen und Afrika, von Europäern gemacht, fingen schon an, mehr ein Gegenstand der Leihbibliothek als der Studirsinbe zu werden: man öffnete die Beschreibung höchstens, um einige Unter haltung, nicht um Belehrung zu empfangen, und bei vielen wissen schaftlich Wißbcgwrigen reifte der stille Wunsch, cs möchten Muham medaner wieder, wic in vorigen Jahrhunderten, wo sic dic Lehrer in dcr Ländcrknudc waren, im Interesse der Wissenschaft reisen und Asien und Afrika von einem Gesichtspunkte aus betrachten, welchem sich ras Bild dieser Weltthcile klarer und wahrer darstcllt, als bei Europäern gewöhnlich ist, die alle Völker nnd Gegenden gcrn in das Prokrustes-Bctt ihrer Civilisation zwängen möchten und sic mit emrm auf falsche Auffassung der Sitten gegründeten Urtheilc drücken und recken. Dcr Wunsch ging auf eine auffallende Weise zum Theil in Er füllung. Der merkwürdigste Mnhammcdancr, Mehmed Ali selbst, vntcrnahm eine Entdeckungsreise nach den Quellen des Nils im Spätjahre GÜK und eröffnete der Länderkunde cincn Schauplatz, von welchem bisher nur Vermnthungen nnd unverbürgte Sagen zu »ns kamen.'") Er drang in Begleitung vieler Europäischer Gc- lehrtcn weit am Oberläufe des Stromes vor, legte da Koloniccn an, gründete dort eine Anstalt und gab Gelegenheit, dic Länder rechts und links des Nils besser kennen zu lernen. Eine zweite Rcjscbcschrcibung von Musklmännischer Hand er- > Zu Ggcn mit satirisch wahrer Hand, Nied, heische di!» so sehr «in andre» Sand. "> «0 >- B. crchhit uns ei» sonst berühmter Aranzsse, wic er am Euro laS bei de» Ruinen Sparta'» au» vottem Haise in den Strom nef: Leonidas! Leonidas! «der kein Leonidas antwortete! Wir qlan- ben, am diese angebliche Entzückung konnte man stell schon an der Seine vordere««». Der Reisebericht ist d.kanntllch im vorigen Jahre Türkisch erschienen. Wenn Mehmed Ali in seine», jetzigen Kampsc ümenicgv so wird er koch als Reisender bei der Fachwelt einen Namen behalten schien vor kurzcm von einem Beamten Mehmcd Ali's, von dem Scheich Muhammed Eltumisi. Dieser Araber har seine Vorurthcile so gut und noch mehr, als Europäer; aber da dic Vornrtheile ein heimisch sind und sich nm einhcimischcs Seyn und Thun bewegen, so haben sie für uns den großen Northcil, daß sic gerade durch ihre Ungeschminkchcit dic Sitten der bereisten Länder trencr und einfacher' verführen und dcn Leser selber zum Herrn der Auslegung machen, während sonst das mitgebrachte Bornrtheil des Europäers sich als Maßstab aufvriugt und dem Leser nichts zur selbständigen Prüfung läßt. Gewiß ist die Farbe de: Erzählung eine neue und für manches Auge wohllhuenve. Das Werk des gelehrten Arabers besteht auS zwei Bänden, dic Herr Perron, Professor der Mrdizin zu Kahira, ganz treu ins Französische übersetzte. Die Beschreibung von Darfur ist ebcn von diesem als Probe hcrausgcgcben, und sic erweckt vir güustigstcn Erwartungen für das Ucbrige; besonders da hier Länder beschrieben werden, in denen kein Europäer ohne große Gcfahrcir reiscn kann. Unser Reisende fuhr von Kahira aus ven Nil hinauf, ging dann westlich bis zum liltcn Grad östlicher Länge, südlich bis 10» vom Aeauator und machte seine Rückreise durch Fczzan, Tripoli, und Tunis. Wir haben oaS Folgende für unsere Deutschen Leser aus dcr itällöuM'gu» lsuHorlivstv ü<> Eouövo cntnommcn und ab sichtlich manches Abergläubige in dcr Darstellung des Araders unver ändert wicdcrgegcbcn, wett hierdurch das Charakteristische zwischen dem von seinem natürlichen Verstände geführten Muhammedaner und dem übcrbildeten Europäer schärfer hcrvorlritt. Das Buch des Scheichs beginnt mit der Chotba,. d. h. dem mit Betrachtungen gemischten Gebete, welches cme Art Vorrcdc bildet, dic den Vergleich mit denen unserer Acrfaffcr von Reisebc- schrcibungcn schr wohl aushält. Statt daß diese, durch cinige hoch tönende, doch leere nnd mit dem Firniß falscher Bescheidenheit gc- tiinchte Redensarten sich selbst bcim Publikum cinführen und dabei, mit stolzer Miene, dcr literarischen Welt nnd dem Buchhandel ihr Kompliment machcn, verherrlicht Scheich Muhammed Allah und dankt ihm: „O Dn, der Dn auf Rcisen die Schritte der Menschen durch Deinen höchsten Willen lenkest! Wir verherrlichen Dich mit dem Lobe desjenigen, dcr sich an dcr Süßigkcit dcr Ruhe erquickt, nach der Herbe dcr Rciscbeschwcrdcn; wir danken Dir mit dem Dankc desjenigen, dcm vaS Her; sich erheitert, wenn er nach langen Mühen, langcm Schmachten, am Iicle seiner Wanderungen »«gelangt ist u. s. w." Rach dem Gebete gicbt dcr Verfasser Auskunft übcr sich selbst, sein- vergangenes Leben, seine Anstrengungen zur Erlangung der Wissenschaft. Er schildert sein naives Erstaunen bei dcr Wahrneh- mung, daß das irdische Glück ihm nicht mit dem Wissen zugleich kam, und une er mit einem gelehrten Arabischen Dichter gesagt: „Das Siebengestirn der schwierigsten Wissenschaften bat sich her- abgcsenkt vor mir, in Folge meines Strebens, und ich stieg von. Himmci zu Himmcl in den Wissenschaften. „Ich übertraf Alles im Wissen, und doch zwischen mir und dcm Ncichthum, Abstand, uncrmcßlichcr Abstand! „Ich war bestürzt: Wic! dic Oriflammc glänzt für den Unwis senden! und das Elend umfaßt, mit allcp Kraft seiner Arme , die Turbane dcr Weisen! „Als ich nun", fügt er hinzu, „in meiner Hand nichts sah, al» mein Wollen ein Wollen blieb, als mein Reichthum schwand, als mein Glück sich wandte, als die Quelle in dic Erdc versiegte, als dic Wcide verschwand, da rief ich übcr mich nnd mcin Schicksal auS: „Was ist zu thun? grausame Härte rcS Jahrhunderts! Elend sür das Verdienst, Gunst für dcn Mann des Nichts! Krieg gegen das Wissen und die Tugend, unauslöschlicher, als der Baßowische von vierzig Jahren je war. „Sieh, wie der läppische Unwissende sich brüstet; sieh', wie dcr Mann von reinem Golde leidet und erniedrigt wird. „Und ich fügte noch diese peinlichen Worte cincs Dichters hinzu: „Wic! dic Löwcn bringen dic Nacht hin mit Hunger in den Wäldcrn; und das Fleisch von Schafen wirft man Hunden vor! „DaS Schwein ruht auf Seide und dcr Weise lagert i« Staube!" Hieraus sieht man, daß die Dinge im Morgculande wic in Europa gehen. Herr von Balzac, welcher über das Elend der Schriftsteller so viel Lärm macht, wird sich trösten, wenn er den Chotbah Scheich Muhammed'S liest; er wird am Ende dir Rollt bet Löwen im Walde ehrenvoller finden, als die des anderen ThiereS auf dcr Seide. Der gute Scheich gedachte anfangs, sich an di» Br»