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Dresdner Journal : 20.01.1870
- Erscheinungsdatum
- 1870-01-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187001206
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18700120
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18700120
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1870
-
Monat
1870-01
- Tag 1870-01-20
-
Monat
1870-01
-
Jahr
1870
- Titel
- Dresdner Journal : 20.01.1870
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15. Donnerstag, den SV. Januar. t» N,r4t. >«»«>«: MUrliek: 8 ?KIr. — klUr ^Mrlick: 1 „ td ., Hou»rlied:— „ >8 „ l» kr«»»«»» »ritt jilkrNok 1 eklr. 8»>iQp«lU«dükr, > «u««rU»ld a«» kionlU 8on<>«» p«»t uoä 8tewj>«l»i»»c>il»Ukli>»« »«srraleuUrrtlr Hir -«» k»»»» «ill«r U«»p»lceQv» Lell«: I kkUr. vot«r äi« L«il«: S kl Ur. Lrschrtnr»: riUllok, wic ^ll»n»kn>« ck«r 8ooo a»a ^«t«r1»U», ^d«ock« kur ä«o tvlU«oU«o 1^»U DreMerMunml. Perantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. 1870 »nttrateaannanmk auswSn, l.«lx»tU: » V»»>«v»r«rr«», 6oioiiü,,loo», äei vr«»Ur>«r aouro»I»; «drva».: H tti-oir«, klnoei» k'o»r; N»wK»r,-L«rU» Vt»o-l.»ip»iU-L»»«I-rr»llIlkurl »H : tlt-t Vosl.«», U«rU». 8«oi>iv»'»<?l>« kuekk., kiLr»>rrr,»'» 8llr«»u, iivooi.ru Uo»-«; vrrmoo k) 8o»i.orr»; Ur„I»n:l, 8rx»aiii«'» Ximonvor >urv»u, L k'itivuv! kr»»Uurt ». >t.: »'»elre »ULK». ; Lälo ^v. ÜLvimit. k»ri, I.trriru, kvl.l.1»» L 0»., (8, ki»ov ä« I» L»ur»«); ?r»U k'« ttoul.l«.u» UuekU. Vi«»: ^r.. Orril.1« qrrau»gtdtr: LLoiUi. Dipsäitioo ä«» Dresäosr ^ooro»I», Or»»a«o, Llurisoitr»,«« kjo. 7. Fmtlichrr Theil. Bekanntmachung. Die dießjährigen Aufnahmeprüfungen der an- gemeldetrn oder noch anznmeldenden Aspiranten für da- König!. Sächs. Cadetten-CorpS sollen den 20. April beginnen. Für die Anmeldung der Aspiranten, für deren An sprüche auf Cadcttcn- und Pensionäi stellen und für die bei erfolgter Aufnahme in das Cadetten-Corps zu lei stenden Erzichungsbciträge rc. ist das Regulativ für das König!. Sächs. Kadetten CorpS vom 22. Januar 1869 maaßgrbend. Der gedruckte Auszug aus dem nur erwähnten Re gulativ, sowie gedruckte Formulare zur Anfertigung der nothwendigcn N itionale sind durch die hiesige Buchhand lung von C. Höckner käuflich zu beziehen. Dresden, den 17. Januar 1870. Kriegs-Ministerium, von Fabrice. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Mittwoch, IS. Januar, Nachmittags 3 Uhr. (W.T.B.l Die „Prov.-Cvrr." schreibt, daß die Dauer der Landtagssession, sowie die Anord nungen wegen der ReichStagSsesfion von den AuS- fichten auf daS Gelingen der Vereinbarungen in Betreff der KreiSordnung abhängig seien. München, Mittwoch, IS. Januar. <W T B.) In der Abgeordnetenkammer legte der KriegSmi- nister zwei Gesetzentwürfe vor, betreffend eine außerordentliche breditbewilligung von 2,702,666 Fl. zur Versorgung überzähliger Offiziere und Unteroffiziere auS dem Jahre 1866, zuAuSrüstungS- gegenständen und Neubauten und 3,665,606 Fl. zur Fortsetzung und Vollendung der neuen Bewaffnung. Der Kinanzministcr legte den Staatshaushalts- gesetzentwurs mit einer bedeutenden Steuererhöh- ung vor. Wien, DienStag, 18. Januar. (Corr.-Bür.) Für heute Nachmittag find die Minister zum Kai ser zu einer Conferenz berufen- — Beust wurde interimistisch mit der Leitung dcS Reichsfinanzmi- nisteriumS betraut. — Minister GiSkra empfing die Deputation, welche eine große Wiener Ver- trauenSadresse (mit mehr als 2o,000 Unterschriften) überreichte. Er dankte derselben, indem er auf den hohen Werth solcher Manifestationen hinwies, na- mentlich wenn sie der freie unbeeinflußte Ausdruck selbstbewußter Bürger sind, und versprach, die Adresse dem Kaiser und dem Ministerrathc vorzu legen. Reichenberg, DienStag, 18. Januar. (Corr.- Bür.) Der Redacteur und Socialdemokrat Scheu wurde NachtS hier verhaftet. Infolge dessen war eine massenhafte Arbeitcransammlung vor dem Gc- fängnisse zur Befreiung des Jnhaftirtcn. Die Ruhe wurde durch die Sicherheitsorganc wieder hcrge- stellt. Paris, DienStag, 18. Januar, Abends. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des gesetzgebenden Körpers legte die Regierung einen Gesetzentwurf vor, betreffend daS Budget der Stadt Paris. Der Gesetzentwurf setzt oic provisorischen Maßregeln fest, welche zu ergreifen sind, um den eingcgangenen Verpflichtungen der Stadt gerecht werden zu können. Hierauf erhebt sich eine lebhafte Discusstou zwischen Gambetta und dem Justizministrr Ollivier über die von dem Minister gestern gesprochenen Worte. Nament lich wird dem Minister vorgcworscn, seine Meinungen dem Erfolge anbequemt zu haben. Ollivier verthci- digt sich entschieden gegen diesen Borwurf und hebt her vor, daß er seit 1857 sich stets entschieden gegen dir Revolution, welche nur Zerstörungen und Unglück ver ursache, erklärt habe. Er habe die Regierung immer beschworen, die Freiheit zu gewähren, und nachdem der Kaiser die Freiheit gegeben, habe er sich der Aufgabe unterzogen, die liberalen Ideen zum Siege zu bringen. Die Rede des Ministers wuräe feiten der Linken, na mentlich von Gambetta, mehrfach unterbrochen, was den Präsidenten veranlaßte, einen Ordnungsruf ergehen zu lassen. Die (bereits durch den Telegraphen verbreitete) Nachricht vom Tode RaSpail's bestätigt sich nicht. Gerüchtweise verlautet, daß die Anklagesache gegen Rochefort am nächsten Sonnabend vor dem Zuchtpolizeigericht »erhandelt werden wird. Die Ruhe »ar am heutigen Tage und Abends in Paris eine vollständige. In Marseille wurde heute Morgen ein Erd beben wahrgenommen. Paris, Mittwoch, 1S. Januar. (W- T. B.) Troppmann ist heute Morgen um 7 Uhr hinge richtet worden. Eine bedeutende Menschenmenge wohnte der Hinrichtung bei. Florenz, DienStag, 18. Januar, AbendS. (W. T B.) Die Nachricht von der Abreise Garibaldi s nach London ist unrichtig. Madrid, DienStag, 18. Januar. (W. T. B) Die Berathung der CorteS über den von der re publikanischen Partei eingedrachten Gesetzentwurf, welcher alle Bourbonen von dem spanischen Throne ausschließt, ist wegen Meinungsverschiedenheiten unter den Unterzeichnern vertagt worden. Kairo, DienStag, 18. Januar. (W. T. B) Die internationale Commission für Herstellung von Justizreformen hat gestern ihre Sitzungen ge- schloffen. Der gemeinschaftlich abgefaßtc Bericht erkennt die Nothwendigkeit von Reformen an; die selben sollen von der Regierung für Civil- und Criminaljustizpflege vorgeschlagen werden. Dresden, 19. Januar. Die Wiener Blätter sind der Ansicht, daß die österreichische Ministerkrisis durch die definitive Entlassung der Ministcrminorität und den kaiserlichen Auftrag an Herrn v. Plencr zur Einleitung der Neu bildung eines Ministeriums noch keineswegs erledigt, sondern daß dadurch nur die principicllc Entscheidung erfolgt ist und die Lösung der Knsis begonnen hat. Das „Neue Fremdenblatt" hält es für einen gro ßen Gewinn, daß die Ministeikrise nicht durch Bei behaltung der Majorität und Ersatz der ausgetretenen Minister beendet wurde, sondern daß man zur Neu bildung des Ministeriums schritt. Dasselbe schreibt: »Bei diesem Gange der Dinge wird jeder Staatsmann, dem ein Porteseurlle angesonncn wird, die Bedingungen in vollem Maße stellen können, unter welchen er sich entschließen mag, den so schwierig, ja peinlich gewor denen Staate gcschästen seine Zeil und seine Ruhe zu opfern. Heute noch haben es die Herren Giskra, Herbst und wie die Männer des künftigen Ministeriums hei ßen mögen, in ihrer Gewalt, entweder vergötterte Vor- kämpfer auf den Bänken der Opposition zu werden, welche das Volk über kurz oder lang mit seiner Alles übertönenden Stimme zur Führung der Verwaltung empfehlen wird, oder tiefverehrte Minister zu werden, welchen Fürst und Volk einst dafür dankbar sein wer den, daß sie durch eigenes mannhaftes Vorangchen auf dem Wege des Fortschritts diesem hartgeprüften Staate wiederholte Krisen und Gewaltzustände erspart. Das vermögen sie aber nur mit Sicherheit zu bewerkstelli gen, wenn sie sich im Voraus den Weg geebnet und von unausbleiblichen Hindernissen gesäubert haben." — Der „Neuen freien Presse" erscheinen die abge tretenen Minister nicht bedeutend genug, um über die Ueberwindungdreier solcher politischer Gegner „in einen Hellen Siegesruf" auszubrechcn. In einem andern Sinne aber, nämlich wenn man die Personen außer Betracht lasse, bedeute gleichwohl die Entlassung der Minoritätsminister und der kaiserliche Auftrag an den Doyen der Majoritätsminister einen Sieg, den man mit Genugthuung in die Geschichte der österreichischen parlamentarischen Kämpfe einzeichucu könne. Sticht nur daß die verfassungsfeindliche Opposition in diesen Ta gen die Lehre empfangen habe, wie sie trotz ihrer man- nichfachen Bündnisse doch obnmächtig in ihrem extremen Streben wider die Verfassung ist, sondern diese Tage des Kampfes hätten auch unter der Verfassungspartei wieder jene Eintracht bergestellt, die bereits schwer be droht war und die nicht zu entbehren ist, „so lange so bösartige Mächte, wie die österreichischen Opposi tionsparteien, unversöhnlich, fanatisch an dem Sturze der Verfassung arbeiten." „Ist dieser Gewinn — sagt die „N. fr. Pr." — ein bleibender, dann wird vom Sturze der drei Minister die steigende Herrschaft un- sers parlamentarischen Regimes und damit die Her stellung eines geordneten öffentlichen Zustandes dattrcn. Schon die nächste Zeit wirb lehren, ob wir auch nur einigen Anhalt zu solch einer Hoffnung haben sollen. In der Neugestaltung dcS Ministeriums, womit erst die Krise zum Abschlusse gelangen kann, wird sichs offenbaren, ob wenigstens im kleinen Kreise der fünf Männer so viel Staatskiugbeit und Vaterlandsliebe verfügbar ist, um nun von tnm Siege den rechten Ge brauch zu machen. Jetzt liegt auf diesen fünf die un eingeschränkteste Verantwortlichkeit. Jetzt steht es bei ihnen, unter sich die volle Einheit hcrzustellen. Fortan wird kein Achselzucken über die Schwierigkeiten im Lchooßc der Regierung mehr gelten; fortan werden sie uneingeschränkt einzustehen hab-n, und forian werden sie auch nicht mehr klagen dürfen, daß die Partei sic tm Stiche läßt, denn diese Partei hat ihnen jetzt, zum Theil sogar mit Selbstverläugnung, den Steg ver schafft. Die fünf treten nunmehr von Neuem und mit einer Machtsülle, die jedem eonstitutionellcn Mi nisterium genügen darf, auf ihre Posten, und sie wer den sich wohl bewußt sein, daß sie diesmal für alle Zukunft um ihre politsche Stellung gekämpft haben. Eine neue Krife im Schooße des Ministeriums wäre das Zeug- uiß politischer Unzurechnungsfähigkeit, und sie von außer halb abzuwchrcn, wird die Probe ihrer Staatskunst sein. Jetzt sind die Minister dem Kaiser und der Bevölke rung auch einen wahrhaften Erfolg schuldig geworden." — Der (alten) „Presse" giebt der Verlauf der Mi nisterkrisis Anlaß zu einem „Mahnwort an die Oppo sition", in welchem sic u. A. sagt: „Durch die Ver öffentlichung der bekannten Memoranden wurde zum ersten Male die öffentliche Meinung und zwar früher als die gesetzgebenden Körper selbst, zur Abgabe ihres .Urthetls über die strittigen Punkte aufgefordert; zum ersten Male wurde neben der privilegirten „verfassungs treuen" Beschlußfassung das Votum der eigentlichen Bevölkerung förmlich provocirt, und wie immer auch die Abstimmungen in beiden Häusern dcS Reichsraths ausfallcn mögen: die Freunde der Verständigung, des endlichen Friedens unter den Völkern Oesterreichs kön nen mit dem bisher abgegebenen Votum wahrhaftig zufrieden sein. So viel steht schon beute fest: das Haus, welches auch heute noch die „Beugung" und nicht die Versöhnung der Völker auf seine Fahne schreibt, handelt nicht im Einklänge mit der Majorität der österreichischen, wahrhaft verfassungstreuen Bevölkerung. Soll das Werk der Versöhnung ein dauerndes und all seitig befriedigendes sein, so muß dasselbe in ruhiger und eingehender Discussion geprüft und erwogen wer den, und diese Discussion ist die Opposition nicht nur sich selbst, sondern allen jenen Elementen schuldig, welche offen und ehrlich gewillt sind, die Verfassungsnurren zu einem ersprießlichen Abschluß zu bringen." In den uns vorliegenden preußischen Blättern vom heutigen Tage bespricht nur die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" die eingetrelene Lösung der Wiener Ministerkrisis, indem sie dabei sagt: „Der als Schiedsrichter angerufcne Monarch überließ die Ent scheidung der Volksvertretung, und nachdem es nicht mehr zweifelhaft sein konnte, welcher Fraction des Ministeriums die Mehrheit in den Kammern sich zu neige, sanctionirte der Kaiser diese Entscheidung, indem er das Demissionsgesuch der in ihren Ansichten abwei- chenden Minorität des Ministeriums genehmigte, und es den am Ruder bleibenden Ministern anheimstellte, das Ministerium mit gesinnungsvcrwandteu Persönlich keiten zu ergänzen. Dem Awch. ine nach hat solchcr- gestalt die Doctrin von dem Anrechte der parlamen tarischen Majorität auf die Leitung der Staatsangelegen heiten in Oesterreich einen glänzenden Sieg errungen, und sollten die weitern Konsequenzen jener Doctrin sich bewahrheiten, so müßte das reconstruirte Ministe rium Giskra - Herbst die vollständigste Bürgschaft für die Fortdauer des inncrn Friedens gewähren. Regie rung und Majorität des Reichsraths befinden sich ja in völligster Ueberctnstimmung, und wenn diese beiden Factoren im Staatsleben den ihnen gebührenden Platz einnehmen, so müßte es ihnen ein Leichtes sein, die oppositionellen Regungen, wo dieselben sich über die gesetzlichen Schranken hinwegsctzen. mit den entsprechen den Mitteln zurückzuweisen." Bisher sei freilich in den zwei Jahren, seit denen die Deccmbervrrfassung in Kraft ist, ungeachtet des Zusammengehens der Regie rung mit der Majorität des Neichsraths noch wenig von jenem allmählich ausglcichcnden, beschwichtigenden Einflüsse der Zeit fühlbar geworden, auf welchen die Majorität des Ministeriums, ihrem Memorandum zu folge, ihre Hoffnungen setzt; die Gegner der Verfas sung seien im Gegentheilc während dieser Zeit zahlrei cher und mächtiger als in den Vorjahren geworden. Die im Amie verbleibenden Minister würden sich sicher lich nicht verhehlen können, daß ihre Uebercinstimmung mit der augenblicklichen Majorität des Reichsraths allein nicht ausrcicht, um die Zukunft Oest.rrrichs wünfchcns- werth zu gestalten. Etwas werde geschehen müssen, um dem immer mehr um sich greifenden Abfall von dcr Verfassung ein Ziel zu setzen. Jedenfalls dürft- es aber gestattet sein, die gegenwärtig vorliegende Lösung der österreichische,» Ministerkrisis nur für den Beginn einer neuen Ucbergangsepcche zu halten, die, wie die „St. A. Z." hoffen wolle, zur definitiven Kräftigung des Staatslebens führen möge. Tagesgerichte. Dresden, 19. Januar. Die Erste Kammer be- rieth in ihrer heutigen Sitzung den Bericht ihrer zwei ten Deputation über das Ausgabebudget sür das De partement des Cultus und öffentlich« n Unterrichts und hat dabei die Pos. 62 —66 b, ll, nach Antrag der Deputation allenthalben in dcr von der Zweiten Kam mer beschlossenen Höhe bewilligt. — Von dcr dritten Deputation der Ersten Kammer ist dcr Bericht über die von der Zweiten Kammer an genommenen Anträge der Abgg. May (Polenz) und Genossen, den Militäraufwand des Norddeutschen Bun des, sowie die Anstrebung einer allgemeinen Abrüstung betreffend, erschienen. Die Deputation ist in ihrer Gcsammtheit mit den Anträgen insoweit ganz einver standen, als dieselben von dem Wunsche ausgehen, die Militärlasten erleichtert zu sehen, lieber den Schluß- antrag hat sie sich jedoch nicht vereinigen können. Die Majorität derselben (v. König, Graf v. Hohcnthal, l>r. Lechler, v. Schütz und General v. Engel) glaubt, daß die k. Staatsreglerung die Wünsche des Volkes in dieser Richtung hinlänglich kennt, und daß man cs ver trauensvoll derselben überlassen kann, im Sinne dieser Wünsche zu handeln, wenn die obwaltenden Umstände einen Erfolg erwarten lassen, und schlägt deshalb der Kammer vor: die Anträge des Abg. May u. Genassen aus sich beruhen zu lassen. Die Minorität der Depu tation (v. d. Planitz, Klauß) dagegen hält es für un- abweisliche Pflicht, den wohlgemeinten Anträgen auf Abminderung der Militärlasten zustimmend entgcgenzu- kommen, und rathet an: die Erste Kammer wolle den Beschlüssen der Zweiten Kammer unverändert beitreten. Dresden, 19. Januar. In der heutigen, Vormit tags 10 Uhr beginnenden Sitzung dcr Zweiten Kam mer, welcher die Staatsministcr vr. Frhr. v. Falk,»stein, Frhr. v. Friesen, I)r Schneider und v. Nostitz-Wallwitz beiwohnten, beantwortete Staatsministcr Frhr. v. Friesen zunächst eine vom Abg. Krause eingebrachte und aus- FeuiUeton. K. Hoftheater. 19. Januar. Die gestrige Vor stellung brachte als Hauptstück das Schauspiel „Der Fabrikant" nach E. Souvestre von Ed. Devrient, ein veraltetes, unerträglich larmoyantes Fabrikat, wel ches tndcß sür seine Zett den Darstellern charakteristische und dankbare Aufgaben bietet. Es wurde vorzüglich ausgeführt. Herr Dettmer gab den vom Schicksal doppelt getroffenen Fabrikanten in seiner Gemüthspein mit ergreifender Gefühlswahrheit und ohne Uebertrci- bung, Fräul. Langen Hann seine Gattin warm und überzeugend in ihren aufwallenden Stimmungen und maßvoll in ihrer romantischen, zu bedenklicher Ver irrung führenden Schwärmerei, ohne der Liebe ihres Mannes unwerth zu erscheinen. Herr Hellmuth gastirte in der Rolle des reichen Cantal-Strumpfwtrkcrs, des einzigen erquicklich gesunden Menschen des Stücks. Er erwie- sich »n seinem Spiel und in seiner Sprache als ein verständiger, wohlroutinirter Schauspieler und führte die Partie in der einmal angenommenen Cha rakteristik lobenswcrth und nicht ohne manche feinere Details der Behandlung durch. Sein Organ klingt etwas trocken, und so auch der etwas bedächtige, beleh rende und tardirer.de Vortrag, der aber mit seinem ruhigen, nachdrücklichen Ernst einige sehr wirksame Steigerungen erreichte. Wir sind gewöhnt, diesen in die kranke LebenSmaschine Anderer wohlthätig eingrei fenden Onkel noch kerniger, rühriger darstellen zu sehen, warmblütig und herzlich und mit einem Zuge frischen HumorS. DaS ergiebt einen lichten, lebensvollen, sehr willkommenen und nöthtgen Gegensatz zu der überwie genden Gefühlsquäleret. vorher ging die sehr hübsche dramatisch« Kleinigkeit von Berthold „Er hat etwas vergessen", ganz vortrefflich gegeben von den Fräul. Berg, Gutnand und Herrn Jauner, der den Toni meisterhaft, mit ergötzlichster Wahrheit unv Natürlichkeit spielt. Den Schluß machte A. Bergen's Lustspiel „Kleine Miß verständnisse", in welchem ebenfalls Herr Jauner die erheiternde Unterhaltung des Publicums mit bestem Erfolge übernahm. C. Banck. Dresden. Im Kunstvereinslocal auf der Brühl'schen Terrasse ist gegenwärtig ein Oelgcmälde, „der Sechskampf" nach dem Ariost, vor» Director Prof, vr. Schnorr v. Carolsfcld ausgestellt; eine Arbeit, die von kunstgeschichtlichem Interesse ist, ebenso wie sie tn rein künstlerischer Beziehung den Beschauer fesseln und erfreuen wird. Dieselbe datirt vom Jahre 1816, au- dem Wiener Aufenthalte des Künstlers, der damals zwei und zwanzig Jahre alt war. Das Bild bekundet in seinen Vorzügen die frühe Reife des Meisters und zeugt von der Klarheit, mit welcher derselbe von An fang an deS rechten Weges zu seinen später erreichten Zielen sich bewußt war. Es ist erstaunlich, mit wel cher Energie Schnorr und seine damaligen Wiener Strebensgenossrn gegen die Afterclasstcität ihrer Zett Front machten, und mit welcher Jntension sie zuerst wieder einen Inhalt, eine tiefere Empfindung anstreb- ten. Für dieses Streben, sür die von den altdeutschen Meistern inspirtrte, romantische Frühepoche der soge nannten neudeutschen Malerei ist das in Rcde stehende Bild überaus bezeichnend. Dabei ist letzteres von gro ßer Schönheit in der Komposition, in Anlage wie Glie- derung; warm und lebensvoll sind die einzelnen Ge stalten beseelt und auch die materielle Durchführung, die Len hingrbcndsten Fleiß, da- sorgfältigste Studium vrrräth, muß, ncunentlich auch tu Bezug auf die kräf tige, schöne Farbe, als eine vollendete bezeichnet werden. Alles dies, besonders aber jene Hingabe an dm Gegen stand, jenes Aufgehcn in der Aufgabe sind Vorzüge, welche die Historienmalerei von heute bei aller techni scher Prätension nur zu häufig vermissen läßt. Das Motiv zu dcm Bilde fand Schnorr in der Zaubcrwelt des Ariost, des Dichters, zu welchem der Künstler von früh ab sich hingrzogen sühlte. Dcr „rasende Roland" wurde bekanntlich später die Stoffqurlle zu seinen be rühmten Fresken der Villa Massimi, unter denen er auch den Gegenstand des ausgestellten Bildes noch ein mal behandelte. Letzteres war bereits im Jahre 1817 einmal in Dresden öffentlich ausgestellt. Dcr Aus stellungskatalog gab damals zu dcm Bilde folgende Erklärung: „Im rasenden Roland wird ein lang- u ieriger blutiger Krieg, welchen das Heidcnthum zur Unterdrückung des Chrtstenthums erregte, im Ganzen und Einzelnen geschildert. Die asiatischeu und afrika nischen Horden sind in unzählbarer Menge in Frank reich gelandet, und von allen Seiten droht dem Kaiser Karl und seiner Macht und mit ihm dem durch ihn besonders verbreiteten, erhobenen und be schützten Christenthume der Untergang. Erst nach langem ausdauernden Widerstand und dcn ungeheuer sten Kraftanstrengungen christlicher Helden und be sonders nach mehrern Wundern, welche die Christen erheben und die Heiden daniederschlagen: mit einem Worte, durch den Beistand GotteS, gelingt endlich ein gewaltiger Sieg über die Heiden und deren Vertreibung au- Frankreichs Fluren. Auf dem Meere geht fast dir ganze noch übrige Macht verloren; aber die Häup ter leben noch: Agramanto, der große Heidenkönia, der gewaltige Gradasso und der kluge Sobrino; sie könnem mit frischen Völkern etnhergczogen kommen und die Christen von Neuem bedrohen. Jedoch ein Kampf unter Wenigen soll entscheiden. An Asia's Küste sind jene Heiden gelandet und sie bieten den bet der Belagerung von Biscrta versammelten Cbristen einen Kampf an. Rolando, Brandimantc und Oliviero werden ihre Gegner, und nun kämpfen sie den Kampf, welcher in diesem Gemälde dargcstellt ist- Der Dichter schildert sehr genau und der Künstler hat keine Situa tion erfunden, sondern Das, was ihm gegeben war, in einem sprechenden Moment zu vereinigen und diesen genomuienen Moment auf's Beste auszudrücken gesucht. Um nun aber in dem Gemälde die Wichtigkeit des Kampfes, in dem (nach dem Dichter) in seinem Aus gang das Uebergewicht des Christen- oder Heidenthums gelegt war, auszudrücken, so glaubte der Künstler, die, ganz seiner Erfindung auch dem Stoffe nach ange- hörrnden Seitenbtldrr beifügen zu müssen, welche auf der rechten Seite das Christcnthum, auf der linken aber das Heidenthum gleichsam repräsentiren sollen. Der Heilige (unter welchen man sich Bonifacius denken mag) bittet Gott, seine Kirche zu beschützen. Die christliche Gemeinde hält einen Bittgang nach dem Dome. Zwar Sehnsucht nach Befreiung von einer dringenden Gefahr, besonders aber Ergebung in den göttlichen Willen soll sich hier aussprrchcn, sowie auf der andern Seite der Hochmuth herrscht: ein Heide steht hier in dumpfer Zuversicht, den Zepter (eine Geisel) nur spielend mit den Fingern haltcnd und zeigt den Hegnern eine Kette. Die hinter ihm stehende weibliche Figur kann, wie die übrigen Gestalten, all gemein oder blos persönlich genommen werden, aber immer wird sie die schimpflich unterdrückte Menschheit bezeichnen." Da- hier geschilderte Bild wurde nach Polen verkauft, wo dasselbe ziemlich fünfzig Jahr eine Privatsammlung schmückte. Erst im vorigen Jahre kam eS wieder nach Deutschland zurück, dem e-, und
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