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„Wtireritz-Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. SS Psg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Numm«n 10 Pfg. — Alle Postan- stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Wrißmh-Ikitnillj. Amtsblatt Inserate, welche bei da bedeutende» Auslage det Blattes ein« sehr wirk same Verbreitung finden, «erden mit 1v Pfg- dw Spaltenzeile »der vera» Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirtr Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionell«« Theile, di- Spalten-«« 20 Pf,. für die Königliche Kmishauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Carl JehNk in Dippoldiswalde. Nr. 25. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 27. Februar. Es wäre zu ver wundern gewesen, wenn das Concert, welches die freiwillige Feuerwehr gestern im Saale der Reichs krone zum Besten ihrer Unterstützungskasse veranstaltet hatte, nicht so besucht gewesen wäre, als es erfreu licherweise war. Hat sich doch das Korps durch seine gemeinnützige, ersprießliche Thütigkeit, durch den Fleiß und Eifer, mit welchem es seiner immer weiteren Aus bildung obliegt, gerechten Anspruch auf die allgemeine Theilnahme erworben. Zudem galt die gestrige Ver anstaltung einem Zwecke, dem jeder Menschenfreund seine vollste Zustimmung ertheilen muß, dem Zwecke, bedürftigen Kameraden eine Unterstützung zu gewähren oder die von Staatswegen in Unglücksfällen ausge- morfene Unterstützung aufzubessern. Der geräumige Saal der Reichskrone, in welchem das von Herrn Dekorationsmaler Götting gemalte neue Theater zum ersten Male aufgestellt war, war schon von 7 Uhr an fast gefüllt, und später konnte thatsächlich kein Apfel zur Erde, was natürlich für die Kasse von günstigem, ihr wohl zu gönnendem Erfolge war. Nach einem vom Stadtmusikchor gespielten Marsche sprach Herr Schuldirektor Engelmann einen für den Abend be sonders gedichteten „Prolog" oder ein „Vorwort," wie er sagte, in welchem die Verdienste unserer Feuerwehr nach Gebühr gewürdigt und nächst der Ermahnung, treu zu ihr zu stehen und ihr den Dank durch die That zu beweisen, schließlich das Feuer gepriesen wurde, dem man nicht mehren solle. Rust Dich zum Feuer die Fanfare, Bekämpf' es kühn mit aller Macht; Doch's Feuer für das Gute, Wahre, Für's Schöne — ob auch grau die Haare — DaS werde neu stets angesacht! Der Liebe Flamme Dir bewahre! Daß dieses Feuer bis zur Bahre Dir nicht verlischt, drob halte Wacht! Das nun folgende Programm enthielt eine reiche Aus wahl von Kouplets, Orchester- und Solostücken. Leider mußte ein sehr wirksames Violinensolo wegen „Ver stimmtheit und Tiefsinn" des zur Begleitung herbei- geschafsten Klaviers unterbleiben. Den Löwenanteil des Abends nahmen zwei dramatische Aufführungen in Anspruch. Das erstere: „Müllerschüler und Feuerwehr mann", in 2 Akten, von „einem Kameraden" verfaßt, wollte zeigen, wie segensreich unsere Feuerwehr für das Allgemeine gewesen, was sie durch Theilnahme der Bevölkerung und durch eigene Kraft erreicht habe, aber auch was nothwendig sei, um sie zu erhalten und zu fördern. Ganz sinnig waren drei Vertreter unsrer Müllerschüler in die Handlung verwebt und bot das Zusammentreffen derselben mit Feuerwehrmännern und ihre thätige Theilnahme an der Bewältigung eines Schadenfeuers Gelegenheit, sich über allgemeine und Feuerwehrangelegenheiten auszusprechen. Reicher Bei fall belohnte die „gemüthliche Lokalschnurre mit blindem Allarm", wie der Verfasser, Hr. Branddirektor Müller, das Stück genannt hatte. Das den Schluß machende Lustspiel „Sein Freund Babolin" wurde frisch und fröhlich gespielt und erwarb namentlich der Träger der Hauptrolle durch seine Ausführung vielfachen Lach erfolg und rauschenden Beifall. — Zu erwähnen wollen wir nicht vergessen, daß auch das Signalistenkorps der Feuerwehr durch einen munteren Marsch sich an der Ausführung des Programms betheiligte. Erst '/»12 Uhr war dieses erledigt. — Wir können nicht umhin, schließlich auf die in der That bei einer etwa im Saale ausbrechenden Panik auf die völlig ungenügenden Vor kehrungen zur Entleerung des Saales hinzuweisen. Nur durch die von massenhaften Gegenständen beengte und verhängte, ganz ungenügend beleuchtete Garderobe konnte das Publikum den Ausgang nehmen. Die Eaalthüre war und blieb — unbekannt auf wessen Veranstaltung — geschloffen, bis auf «energisches Ver- Dienstag, den 28. Februar 1888. langen endlich geöffnet wurde. Wer öffnet die Thüre bei im Saale ausbrechender Panik? Diese Zustände heischen dringend Abhilfe. — Die vorigen Freitag und Sonnabend bei herr lich heiterem Himmel, aber völliger Windstille einge tretene ziemlich bedeutende Kälte (in den Morgenstun den 6—7 Uhr — 12—15° R.) schlug gestern be deutend ab, so daß es tüchtig zu thauen anfing und das angeküudigte Eisconcert Nachmittags nicht statt finden konnte. — Am 23. d. M., Nachmittags gegen 4 Uhr, hat in dem früheren Wohngebäude des Herrn Pappen fabrikant Rost Nr. 98 des hiesigen Brandkatasters in der zweiten Etage in Folge mangelhafter Einführung des Ofenrohres in die Esse ein Dielenbrand statt gefunden, welcher noch rechtzeitig entdeckt und durch das Arbeiterpersonal gelöscht wurde, andernfalls aber leicht zu einem größeren Brandunglück hätte Veran lassung geben können. — Am 24. Februar feierte Herr Bezirksfeldwebel Weisbach hier sein 25jähriges Dienstjubiläum. Seine vielen Freunde brachten ihm ihre Glückwünsche dar und überreichten ihm auch ein Eünnerungsdiplom. — Für rechtzeitiges Erscheinen am Brandplatz und erfolgreiche Löschthätigkeit gelegentlich des, am 30. vorig. Mts. bei der Wittwe Kaden in Hartmannsdorf ausgebrochenen Brandes, hat die König!. Brandver sicherungskammer den Gemeindespritzen von Klein- bobritzsch und Friedersdorf Prämien nach Höhe von 30 Mk. und beziehentl. von 25 Mk. bewilligt. Poffendorf. Als Jagdvorstand für den hiesigen, einen Flächenraum von 36S Hekt. 24,6 Ar. umfassen den Jagdbezirk, wurde von der Jagdgenossenschaft Herr Gutsbesitzer Louis König wiedergewählt. In gleichen erfolgte die Wiederwahl des Herrn Gutsbe sitzer Carl Hofmann, als Stellvertreter des Jagdvor standes. Endlich ist im erklärten Einverständniß der Genossenschasl die hiesige Jagd dem derzeitigen Pächter, Herrn Gutsbesitzer August Pietsch in Golberode, für den bisher gezahlten Preis auf weitere 6 Jahre über lassen worden. — Kurz nach Beginn der Frühschicht verunglückte am vergangenen Sonnabend auf dem zum Hänichener Kohlenwerke gehörenden „Berglustschacht" der 45 Jahre alte Bergarbeiter Richard Gehlert aus Possendorf durch hereinbrechende Kohle. Derselbe erlitt einen Beinbruch und wurde noch an Kopf und Brust erheblich verletzt. Die Unterbringung des Verunglückten im Hänichener Krankenhause machte sich sofort nöthig. — Der rührige hiesige Männergesangverein „Lie derwald" hält am 11. März im Starke'schen Gasthofe ein Gesangsconcert ab, zu welchem außer gewählten Liedern und Solis der beliebte Th. Koschat'sche Ge sangswalzer „Am Wörthersee" mit zur Aufführung ge langt. Altenberg. Nachdem der neugewählte Bürger meister Berghändler als solcher die Bestätigung der Aufsichtsbehörde erhalten und auck die Gemeinde Klein zschocher ihn am 1. April entläßt, wird derselbe an diesem Tage hier sein neues Amt antreten. — Zu der schon mehrkach erwähnten Angelegenheit des Bahnbaues Zinnwald - Peterswald wird jetzt des Weiteren mitgetheilt, daß der gegenwärtige Stand ein sehr günstiger ist. Es wird bereits daran gearbeitet, den Vertrag zwischen den Fabrikanten Tyffa's und den Bauunternehmern festzusetzen, und liegt cs nur an den ersteren Herren, die Sache schnell zu Ende zu führen. Ist der Vertrag fertig, dann wird cs nur einiger Beihilfe der Gemeinden bedürfen, um die Bau- Konzession für den Unternehmer zu erhalten. Es ist zu wünschen, daß die Angelegenheit, die schon so viel Arbeit kostete, rasch zum Ziele geführt wird. Dresden. Die Zweite Kammer erledigte am 24. Februar in einer kurzen Sitzung verschiedene Pe titionen nach dem Anträge der Deputation, indem sie 54. Jahrgang. dieselben theils auf sich beruhen, theils durch frühere Beschlüsse für erledigt erklärte. — Die Finanzdeputation 8. der Zweiten Kammer hat über die auf Erbauung von Eisenbahnen und Er richtung von Haltestellen rc. eingegangenen Petitionen Bericht erstattet. In der laufenden Legislaturperiode sind Eisenbahnpetitionen in einer Menge eingegangen, wie nie zuvor; alle zusammen erstrecken sich auf circa 1100 Kilometer Länge, so daß, wenn die zeitherige Praxis, jede Finanzperiode ungefähr 100 Kilometer neue Bahnen herzustellen, beibehalten wird, ein Zeit raum von 20 Jahren erforderlich sein würde, dieselben zu befriedigen. Für die Amtshauptmannschaft Dip poldiswalde konimen folgende Beschlüsse der Deputation in Betracht: 23. Kipsdorf-Altenberg-Moldau. Die Direktion der Zwitterstocksgewerkschaft, die Stadl Altenberg, zahlreiche Einwohner von Georgen- seld, Zinnwald, Hirschsprung, Bärenfels, Pübelthal, Oberpübel,Schellerhau, Naundorf, Niederpöbel, Ulbern dorf, Schmiedeberg, Obercarsdorf, Sadisdorf, Dippol diswalde, Großölsa, Kleinölsa, Rabenau, Spechtritz, Seifersdorf, Malter, Paulsdorf, Reinberg, Oberhäslich, Reinholdshain, Niederfrauendorf, Oberfrauendorf, Reich städt, Elend und Berreuth ersuchen die Kammern: die Hohe Ständeversammlung wolle sich bei der Hohen Staatsregierung für die Fortsetzung der Hainsberg-Kipsdorfer Sekundärbahn von Kips dorf über Altenberg bis zur Landesgrenze nach Moldau gütigst verwenden und diese unsere Pe tition zur hochgeneigtesten Berücksichtigung em pfehlen. Die Veranlassung zur Wiederaufnahme der Pe tition, sie ist ein sehr altes Projekt, seitens der Ge suchsteller ist nach deren Angaben dadurch veranlaßt worden, daß die Erwerbsverhältnisse der Gegend der Verbindung dringend bedürften, da der Bergbau, wel cher zwischen 300 bis 400 Leute beschäftige, wenn nicht baldigst ein Kohlenbezug durch Bahn ermöglicht werde, kaum mehr bestehen könne und auch der Zinn bergbau aus demselben Grunde die jetzt etwas besseren Zinnpreise nicht ausnutzen könne. Der Bau der Linie werde günstig auf die Rente der Hainsberg-Kipsdorfer Bahn wirken und dadurch, sowie durch die bessere Verwerthung der fiskalischen Forstprodukte, schon dem Staate direkt nutzbar werden. Nachdem die Petenten noch darauf hingewiesen, daß die zu erhoffende Müglitzthalbahn wegen der un günstigen Terrainverhältniffe ihnen nicht nutzbar wer den könne, sprechen sie noch ihre Ueberzeugung dahin aus, daß ohne unverhältnißmäßige Steigung (sie fügen für ihre Meinung Zeugniß geben sollende Pläne bei) die Bahn zu erbauen möglich sei. Die Petition, wie sie hier vorliegt, ist vorigen Landtag nicht zur Kenntnißnahme an die Staatsregie rung gelangt, da die Kammern dieselbe auf sich be ruhen ließen; wenn diesmal die Deputation zu einer anderen Anschauung gelangte, so liegt dies in Folgendem. Beim Landtage 1885/86 war die Deputation bei der Unfertigkeit des Projektes der Müglitzthalbahn der Mei nung. es werde doch, wenn auch schwierig, möglich sein, für die Verbindung Altenbergs bei dieser Gelegenheit etwas zu erreichen; es läßt sich nun jetzt Nar übersehen, daß das Projekt die Wünsche der Stadt Altenberg, welche 2,, Kilometer vom Endpunkt der Müglitzthalbahn ent fernt bleibt, nicht zu befriedigen vermag, so daß, wen« nian anders nicht ein für allemal die Bitten jener Gegend abweisen will, die Empfehlung zur Kenntniß nahme angezeigt erscheint. Da auch die Königliche Staatsregierung diesem Anträge ihre Zustimmung nicht versagen zu wollen erklärte, so beantragte die Deputation, die Kammer wolle beschließen: die Petition der Zwitterstocksgeweckschast und Ge nossen um Fortsetzung der Hainsberg-Kipsdorfer Sekundärbahn von Kipsdorf über Altenberg bi»