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Großenhayner untechMmgs- »n» JntMgmz-Blatt. 48. Stück. XVI. Jahrg. Sonnabends, den 29. November 1828. O e r t l i ch e s. Der hiesige Bäckermeister, Herr Johann Gottfried Wilhelm, erhielt am 22. Novem ber wegen seines am 14. August d. I. begange nen fünfzigjährigen Scheiben-Schutzen- Jubel-Festes, wobei Se. Ercellenz der Herr Cabinets-Minister von Einsiedel zufällig zu gegen waren, durch den Herrn Amtshauptmann von Wolf in Gegenwart des Wohllöbl. Stadt- rathes, der Commun-Repräsentanten, Viertels- Meister und Deputaten der Scheiben- und Vogel- Schützen-Gesellschaft, im Namen Sr. Majestät unsers allergnadigsten Königs, die sil berne Civil-Verdienst-Medaille. C o n st a n t i n o p e l. Der schönste Weg dahin ist der Seeweg, von Odessa aus durch den berühmten Canal, die thra- zische Meerenge. Einen halben Tag fahrt man zwi schen Europa und Asien durch. Eine Ansicht ver drängt die andere, eine Schönheit reiht sich an die andere, hier Ruinen von Schlössern und Vesten, dort Dörfchen zwischen den dunkeln Zweigen der Cypressen- und Wallnußbäume, hier drohende Kanonen , dort herrliche Palläste und Lusthäuser, Reihen von Bergen und Hügeln, mit Wäldchen von orientalischen Gewachsen gekrönt, überall rei zende Landschaften. Nach der Hauptstadt zu drän gen sich immer manchfaltiger die Gegenstände, der Canal ist zu Ende, vor uns eine unendliche Aussicht auf das Marmormeer, belebt von tausend Kunden Gondeln , Schiffen groß und klein , und die unermeßliche Hauptstadt mit ihrem prachtvollen Amphitheater und Hafen, mit Pallästen und un zähligen Moscheen mit vergoldeten Kuppeln übersäet. — So schön aber das Aeußere der Stadt ist, so wenig ist es ihr Inneres. Enge, unsaubere, ab hängige , krumme Straßen, der größte Theil der Häußer niedrig, aus Lehm und Holz gebaut, wenig öffentliche Platze, die Luft zwar gesund, aber ost ein sehr empfindlicher Wechsel von Wärme und Kälte. Die Stadt selbst hat, ohne die Vorstädte, 2 deutsche Meile im Umfang, mit den Vor städten 12 Meilen. Die Zahl der Einwohner über haupt wurde noch vor etl. zwanzig Jahren auf eine Million geschätzt, gegenwärtig betragt sie nur eine halbe Million. Bei drei blutigen Aufständen in Zeit von anderthalb Jahren kamen zwei Sultane und 30,000 Menschen um ; im Jahr 1812 raffte die Pest 2—300,000 Menschen weg; im I. 1821 brach der griechische Aufstand aus, wobei über 20,000 Grie chen diese Hauptstadt flohen oder gemordet wurden; bei der Vernichtung der Janitscharen 1826 fielen von beiden Seiten 30,000 Menschen. Die Zahl der Häuser soll 88,000 (wobei jedoch hundert und mehr elende Lehmhütten auf einen Pallast oder sonst an sehnliches Gebäude kommen). — Nach dem Muster Noms ist Constantinopel auf sieben Hügeln erbaut. Die Befestigung der Stadt ist unbedeutend; eine mit 548 Thürmen besetzte, theils ausgehauene, theils aus Backsteinen erbaute, auf der Landseite doppelte und mit einem Graben versehene Mauer schließt die Stadt ein; auf der Landseite sind 6, nach dem Marmormeer 7 und nach dem Hafen zu 13 Thore, außer vielen kleinen. Man zahlt 5000 Moscheen od. Bethäuser, 29 griechische 1 russische und 9 katholische Kirchen; 130 öffentliche Bäder; 11 sogenannte Academien , wo auf kaiserliche Kosten über 1600 junge Türken zu Kirchen- und Staatsdienern gebil det werden; 518 höhere Lehranstalten mit freiem Unterricht und Pflege; 1300 Kinderschulen; 13 öf-