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Dresdner Journal : 28.09.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-09-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189609280
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18960928
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18960928
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-09
- Tag 1896-09-28
-
Monat
1896-09
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 28.09.1896
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Kör DreSdeu vierteljährlich , wart KO Pj., bei de« Kaiser- lich baulichen Poftanstalten mcrlcyLhlilchdMart; außer bald del Deutlchen Reiche« Post- und Stempelzuichlag. tinxclne Nummerns lv Pf Grschetne«: Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abend« Fernspr.Anschluß: Nr.1295. Dlks-nrr AnkLndigungSgebühre«: Für den Nauru einer gespal tenen Zeile Nein« Schrift 2» Ps Untcr „Eingria^dt" die Zrüe SO Pi- Bei Tabellen- und Zifsernsatz entsprechender Ausschlag. Herausgeber: Königliche Expedition de« DreSdner Journals Dresden, Zwingerstr 20. Fernspr -Anschluß: Nr 1295, 18»« WSS«. Montag, den 28. September, abends. WM* Wir ersuchen unsere geehrten Post bezieher um rechtzeitige Erneuerung der Be stellungen bei den betreffenden Postämtern, da mit in der Zustellung der bezogenen Exemplare keine Unterbrechung eintritt. Migl. Expedition des Dresdner Journals. Amtlicher Teil. Dresden, 28. September. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, nachstehende Personal- Veränderungen in der Armee zu genehmigen: Im Sauttäts - Korps. De« 83. September 1808. vr. Korn, Assist.-Arzt 1. Kl. vom 3. Jnf.-Regt. Nr. 102 „Prinz-Regent Luitpold von Bayern", unter Enthebung von dem Kommando zur Universität Leipzig, in das 10. Jnf.-Regt. Nr 134, vr. Schichhold, Assist.-Arzt 1. Kl. vom 10. Jnf.- Regt. Nr. 134, unter Kommandirung zur Universität Leipzig, in das 3. Inf-Regt. Nr. 102 „Prinz- Regent Luitpold von Bayern", — versetzt. vr. Petzold, Unterarzt vom 2. Jäg.-Bat. Nr. 13, die Unterärzte der Res.: vr. Würkert des Landw.-Bez. Dresden-Ältst., vr. Fickert des Landw.-Bez. Pirna, vr. Flügel des Landw.-Bez. Plauen, — zu Assist.- Aerzten 2. Kl. befördert. vr. Päßler, Königs. Preuß. Assist.-Arzt 2. Kl. der Res. a. D., in der Kön gl. Sächs. Armee und zwar als Assist.-Arzt 2. Kl. der Res. des Landw.-Bez. Leipzig, mit Pa^nt vom 21. Mai 1895 v, an- gestellt. vr. Uhlemann, Oberstabsarzt 2. Kl. z. D., unter Fortgewährung der gesetzlichen Pension und mit der Erlaubniß zum Fortlragen der bisherigen Uni form mit den vorgeschriebencn Abzeichen, der Ab schied bewilligt. Ueawte der Militär-Verwaltung. Teu 1«. September 1896. GlauSnitzer, Garnison-Bauinspektor, Sek.-Ltnt. der Landw.-Jnf. II. Aufgebvls, beauftragt mit Wahr nehmung der Geschäfte eines Intendantur» und Baurathes bei der Korps-Intendantur, zum Intendantur- und Baurath, Wertz, Kampfhenkel, Regierungsbaumeister, zu Garnison Bauinspekwrcn, — ernannt. Ordens-Verleihungen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, den nachbenaunten Offizieren und Sanitäts-Offizieren die Erlaubniß zur Anlegung der ihnen verliehenen nichtsüchsischen Insignien zu ertheilen, und zwar: deS Königlich Preußischen Rothen Adler-OrdenS 4. Klasse: dem Stabs- und Bataillonsarzt Or. Friedrich vom 10. Inf-Regt. Nr. 134: deS Konithurkreuzes 2. Klasse des Herzoglich Sachsen- Ernestinischen Haus-Ordenö: dem Rittmeister o. D. v. Einsiedel. Srueuuunge«, Vmetzuuge« rc. tm öffeutlichev Tievste. Departement des Krieges. Durch Versügung des Kriegs-Ministeriums. Ten 15. September 189«. Wagner, Feldwebel der Halbinvaliden Abtheilung, als Garnison- Bauschrelber bei dem Lokalbaudcamlen III Dresden angestellt. Luuss und Wissenschaft. K. Hofthcater. — Neustadt. — Am 26. September: „Die Nibelungen", ein deutsches Trauerspiel von Friedrich Hebbel. Erste Abteilung: „Der gehörnte Siegsried", Vorspiel in einem Akt. Zweite Abteilung: „Siegfrieds Tod", Trauerspiel in fünf Akten. (Neu einstudiert.) Aus Wien schrieb am 9. März 1863, im letzten Jahre seines Lebens, Friedrich Hebbel an den Verfasser dieses Berichts: „Diesmal habe ich Ihnen etwa« Erfreuliches mit zuteilen: Die Nibelungen find hier am 19, v. Mts. über die Bühne gegangen und machen volle Häuser. Die Direktion selbst erklärt sie für ein Zugstück und wundert sich, daß sie sich so geirrt hat, denn sie hatte natürlich höchstens einen snoei-8 ä'vstims erwartet und sie würde nicht einmal unglücklich gewesen sein, wenn auch dieser ausgeblieben wäre." (Friedrich Hebbels Briefwechsel mit Freunden und Zeitgenossen Bd. 2. S. 517.) Im gleichen Herbst, etwa eine Woche vor Hebbel« Tode, wurde seine Nibelungentrilogie durch die erste Erteilung des von König und Kaiser Wilhelm l. gestifteten großen Schiller- Preises ausgezeichnet und in den nächsten Jahren nach dem Tode de» Dichters erschienen „Die Nibelungen" auf dem Spielplan aller größeren deutschen Bühnen. Schon damals ließ sich unschwer prophezeien, daß dies Hauptwerk Hebbels weder leicht in das klassische Repertoire eingesügt, noch jemals wieder völlig verdrängt und vergessen werden könne. Die „Nibelungen" gehören zu den dramatischen Schöpfungen, bei denen dre Kraft der Erfindung und Gestaltung, die innere Macht echten Leben« einzelne Hemmnisse des Stoffe», einzelne Mängel der Ausführung weit überwiegt und überwindet. Dramen wie „Siegfrieds Tod" und .Kriemhild« Rache" setzen ihrer theatralischen Verkörperung die gleichen Schwierigkeiten entgegen, wie einige von Kleists Den 16 September 189« vr pb. Kühn, PredigtamlS-Kandidat in Leipzig, als evangeli scher Divisionsprediger in Dresden, Lappstuch, Zahlmstr.-Asp. vom 2. Feld Art.-Regt. Nr 88, als Rechnungssührer beim monte-Depot Kalkreuth, — an - gestellt. Den 17. September 189«. Krah, Garnison-Bauinspektor und Lokalbaubeamtcr de! Bau- lrciseS Leipzig, mit Wahrnehmung der Geschäfte de« 2. In tendantur- und BauratheS bei der KorpS-Jntendantur be- austragt. Wertz, Kampshrnkel, Garnison-Bauinspektoren, Ersterer als technischer Hilfsarbeiter bei der KorpS-Jntendantur, Letzterer als Lokalbaubeamter deS BaukreifeS Leipzig angestell» Lvfsler, llmerapothekcr der Res vom Landw-Bez. DreSden- Altst., zum Oberapoihekcr befördert. Ten 21. September 189«. Rebenstorsf, zeitherigcr ständiger Lehrer an der Realschule zu Dresden Friedrichstadt, Sck -Lrnt. der Res, als Oberlehrer beim Kadettenkorps angestelll. Ten 2». September 189« Echleg, Roßarzt der MckitLr-Abtheilung bei der ihierärzttichen Hochschule und der Lehlschmiede, zum t. Feld-Art.-Regt. Nr. 12, Schulze, Roßarzt vom 1. Feld Art R?gt. Nr. 12, zurMilitär- Abtheilung bei der Thierärzt.ichen Hochschule und der Lehr- schmiede, — versetzt. Kleine, Verwaltungsinspektor und Garnis.-Verw.-Vorstand in Riesa, zum Oberinspektor, Eichler, Kaserneninspeklor und Garnis.-Bcrw-Vorstand in Borna, zum Verwaltungsinspektor, — ernannt Maiwald, Engler, Siegel, Heinze, Militäranwärter, als Kaserr.cninspektoren und zwar Maiwald bei der Garnis-Berw. Dresden, Engler bei der Gai nis.-Berw. Zittau, Siegel bei der Garnis -Berw. Leipzig, Heinze bei der Garnis.-Verw. des Truppenübungsplatzes Zeithain, Meier, Militäranwärtcr, als Lazarethinspckior bci dcm Garnis.- Lazareth Dresden, — an gestellt. Ohmann, Lazareth-VcrwaltungSinspektor in Bautzen, zum Garnrs.-Lazarcth Leipzig, Hanstein, Lazarethinspckior in Dresden, zum Garnis. Lazarcth Bautzen, Riegert, Lazarethinspckior in Leipzig, zum Garnis.-Lazareth Dresden, — versetzt. Departement der Finanzen. Bei der Verwaltung der Königlich Sächsychcn StaatSeisenbahnen sind ernannt worden: Friedrich August Schulze, zeither Güterverwalter II Klasse, als Güterverwalter I. Klasse; Wilhelm Hermann Kleeberg, zeither Statiousassistent l. Klasse, als Güter verwalter II. Klasse; Karl Oskar Kunzmann, zeither Expe- ditionshiliSarbeiter, als Bureauassistent. Nichtamtlicher Teil. Tie attsikmeint Weltlage wird nach wie vor durch den Gegensatz der russi schen und der englischen Politik charakterisiert. Bekanntlich Hal mau in England mehrfach versucht, einem Separatabkommen mit Rußland das Wort zu reden. Man hat bei der Besprechung dieses Projek tes in der freigebigsten Weise über Konstantinopel und das ganze türkische Reich noch dazu verfügt uud Rußland einige der besten „Stückchen" zum Verzehren angeboten. Erreicht hat man aber bei den Russen durch diese Liebenswürdigkeit nichts. Im Gegenteil; mit immer größerem Nachdruck betont die rus sische maßgebende Presse das „tiefe Mißtrauen", welches man England gegenüber hegen müsse, nnd von seilen der Regierung findet man keinen Anlaß, dieser offenen Aussprache der Gefühle irgendwelche Zügel anzulegen, was sich ja bekanntlich gerade in Rußland erheblich leichter be werkstelligen läßt als anderswo. Die in den russischen RegierungSkreiscn herrschende Auffassung der Lage giebt daher der bekannte St. Petersburger Offiziöses der „Politischen Correspondenz" wohl durchaus zu treffend wieder, wenn er sich heute wie folgt äußert: Seit der Abreise d's Kaisers Nikolaus II. nach dem Aus lände und dem Tode des Fassten Lobanow scheint die russische Diplomatie, selbst den orientalischen Ereignissen gegenüber, eine zuwartende Haltung zu beobachten. Erst nach der Rückkehr des Zaren von stinec emvpäischen Tour u d dr Eruennnng und Grillparzers großen Dichtungen. Gleichwohl treibt die Erkenntnis, daß in diesen Dramen höchst^ Aufgaben der Schauspielkunst liegen, ebenso wie die Empfindung für ihren unvergänglichen dichterischen Wert zu immer er neuter Wiederaufnahme Und es zeigt sich, daß mit jeder ernstgemeinten, wohlvorbereitetcn Darstellung die gewaltige Stoffmasse in rascheren Fluß kommt, das Licht poetischer Welterkenntnis stärker hindurchleuchtet, das individuelle Leben der Gestalten überzeugender hervortritt, der ener gische Ausbau der dramatischen Dichtung mit ihren großen menschlichen Motiven und Leidenschaften sich klarer, deut licher von dem mythischen Hintergründe der Sage abhcbt, den Fr. Hebbel für unerläßlich gehalten hat. Auch Hebbels „Nibelungen" gehören zu den drama tischen Dichtungen, die mit wechselnden Waffen bestritten, seit dreiunddreißig Jahren vermeintlich hundertmal den Todesstoß empfangen haben, ihn auch vermutlich ein weitere« Menschenalter hindurch empfangen werden Gegen die Heraushebung des dramatischen Kerns des Nibelungen liedes und die neue Beleuchtung, in die Vorgänge, Be ziehungen und Eharaktere bei der dramatischen Gestaltung gerückt werden mußten, sträubt sich eine falsche Pietät, die keinen Zug der epischen Überlieferung geopfert wissen will. Gegen die Reckengestalten aus dem Jugendalter der Welt und unseres Volkes kämpst die falsche Modernität, der gerade der Dichter der Nibelungen das gewichtige Wort entgegensetzte: „Wem die Gegenwart nicht so alt vor kommt, wie da« was zu Aarons Zeiten in Jerusalem ge schehen und dieses hinwiederum so jung, als ob cS sich eben ereignete, der kann im Grunde weder da« Eine noch das Andere darstellen." An der ursprünglichen Energie und bildlichen Kraft des Ausdrucks nimmt die Art Bild ung Anstoß, der das Elementare in der Kunst, auch wo eS nach der Natur des Stoffes und des dramatischenKonflikteS unerläß lich ist, ein- und allemal verhaßt bleibt Und doch ver mögen alle diese Gegnerschaften und Abneigungen die Wirk, ung und den lebensvollen Eindruck der Nibelungendramcn nicht eines neuen Ministers des Äußern dürfte die Politik Rußland« wieder eine bestimmtere Physiognomie annehmen Jedenfalls ist cS eine ThatsaLr, daß Rußland in den letzten Wochen, auch angesichts der jüngsten Unruhen in Konstantinopel, keinerlei separate diplomatische Aktion unternommen, sondern sich strenge innerhalb der Grenzen der bisherigen Entente der kontinentalen Mächte, welche mit Bezug aus die Ereignisse in dcr Türkei vcr- riubart wurde, gehalten hat Die russische Regierung vertritt nämlich die Ansicht, daß diese Entente da- geeignetste Mittel fei, um die Erhaltung des allgemeinen Friedens zu sichern, und daß jede, wie immer geartete Separalaktion iigend einer der kontinentale» Mächte Gefahren für den Frieden in sich schließen könnte, indem dadurch die Pläne Englands gefördert und die uniuhigen Elemente in der Türkei ermutigt werden würden E« joll aber nicht verschwiegen werden, daß in den hiesigen RcgierungSkreisen auch der Meinung Aus druck verliehen wird, Rußland könnte, falls in Konstantinopel oder an anderen Punkten dcr Türkei gewisse Ereignisse eintreten sollten, sich gezwungen sehen, von seiner bisherigen zuwarten den Haltung abzuweichen und eine aktive Politik zu befolgen. Allerdings lassen jedoch die von sehr autoritativer Seile in dcr jüngsten Zeit in England laut werdenden Ermahnungen zur Mäßigung, welche auf die öffent liche Meinung Großbritanniens einen wohlthätigen Einfluß auSzuübe» scheinen, für dic Hoffnung Raum, daß die hoch gehenden Wogen der populären Strömungen fowohl in Eng land, wie auch in dcr Türkei sich wieder glätten werden, fodah weder Rußland, noch irgend eine andere Macht in dic Zwangs lage versetzt werden dürfte, hinsichtlich der orientalischen An gclegenheucn zu extremen Maßregeln zu greifen Freilich, in diesem Augenblick ist man in Rußland noch nicht von einem tiefen Mißtrauen gegen die Abfichten Englands frei. Dies zeigt sich am deutlichsten in den Ausführungen der rufsifchcn Presse, welche fortgesetzt den kontinentale,! Mächün den Rat erteilt, alle Schritte Englands mit der größten Wachsamkeit zu verfolgen und gleichzeitig so wohl auf dcii Sultan, wie aus die Pjvrte eine starke diplo matische Pression au-zuüben, um beide z» zwingen, die zur Sicherung der öffentlichen Ruhe in Konstantin opcl nöligen Maßregeln zu ergreifen Ein neuerlicher Ausbruch des mohammedanischen Fanaiismus wäre, nach Ansicht der russische» Blätter. für die Sicherheit dcr christlichen Bevölkerung der türkischen Hauptstadt gefährlich und könnte außerdem England zu einer ifolicrtcn Einmischung den Vorwand liefern, was weder im Interesse der kontinentalen Mächte, noch in jenem des allgemeinem Friedens liege. Die „Nowoje Wremja" geht sogar so weit, zu erkören, daß, falls die Pforte sich unfähig crwcifen sollte, die Ordnung in der Türkei aufrecht zu erholten, eS Pflicht der kontinentalen Mächte wäre, diese Ausgabe gemeinsam zu unlernehmen Des weiteren macht das genannte Blati den Vorschlag, daß diejenigen von den kontinentalen Mächten, welche dem Sultan in auf richtiger Weise wohlwollen, beauftragt werden sollten, mit ihren Flotten die Dardanellen zu bewachen, um derart Kon stantinopel gegen emcn Übersall seitens der englischen und eventuell auch dcr italicnischeu Flotte zu schützen Anderseits hat die russische Prksse einmütig die von englischen Bläitcrn lancierte Idee dcr Absetzung d S Sultans zarückzewiesen und ebenso einmalig hat sie sich gegen die Einsitzung einer Vor- muncschast der europäischen Mächte über dic Türkci ausgesprochen. Bcidc Maßregeln werden von den russischen Organen der öffent liche» Meinung als sehr gefährlich bezeichnet, du sie leicht die schwersten Verwickelungen im Gefolge haben könnten Nach Ansicht der russischen Blätter ist Europa, auch ohne zu so ex tremcn Maßnahmen seine Zuflucht zu nehmen, vollkommen m der Lage, die orientalische Krise einer Lösung zuzuführen, wenn nur die Mächte in ihrer gegenwärtigen Entente verharren. Gleichzeitig mt de» angeführten Rekriminationcn gegen England hinsichtlich der Türkci lcnken die russischen Blätter die Aufmerksamkeit dcr Mächte auf die Vorgänge in Ägypten und führen abermals, in Übereinstimmung m t ihren früheren Auslassungen über den gleichen Gegenstand, den Ge danken au-, daß der englische Vorstoß gegen Dongola nicht zu einer Verlängerung dcr englischen Occupa- tion Aegyptens auf unbestimmte Zeit hinausführen dürfe. Das wäre gegen das Jntcrcsie des ganzen übrigen Europas und namentlich wurden dadurch alle jene Mächte gc- fchädigt werden, welche Besitzungen odcr wichtige Handels verbindungen in Ostasien haben und die mit Rücksicht hieraus dcr für alle Fälle gesicherten freien Durchfahrt durch den Suez- kaual bedürfen. Eine solche Sprache ist kaum mißverständlich und allerdings wohl geeignet, die englische Prcsse zu ernstem Nachdenken darüber zu veranlassen, ob man Herrn Gladstone und seinem Gefolge zuliebe das Staatsschiff noch ferner mit dem Ballast einer Aktion zu gunsten der Armenier beschweren oder nicht viel mehr die ganze armenische Frage ruhig über Bord werfen solle. Etwas zu holen ist für England offen bar in dieser Angelegenheit zur Zeit uicht Bei solche» Bezielmngen zwischen England und zu erstickrn. Die Gewißheit einer ureigenen dichterischen Krast, die ihre innerste Anschauung, ihr Empfinden aller Höhen und Tiefen des Menschenlebens in Symbole kleidet, und die Erkenntnis, daß Hebbels angeborenes dramatisches Genie in den „Nibelungen" zur vollen Reife künstlerischer Meisterschaft gediehen ist, rückt die Trilogie in die Reihe unserer unvergänglichsten Dichtungen, und in diesem Sinne hat unsere Hofbühne sich selbst geehrt, indem sie nach längerem Zwischenraum die „Nibelungen" wieder aufnahm. Zunächst freilich sind es nur die beiden ersten Abteil ungen, das Vorspiel und die Tragödie „Siegfrieds Tod", die vorgesührt werden, das ganze Werk soll später folgen. Schließen auch die drei letzten Akte von „Siegfrieds Tod" eine Folge der ergreifendsten dramatischen Wirkungen und dcr reichsten Einzejschönheiten ein, ja läßt sich unter einem gewissen Gesichtspunkt die große Schlußszene gerade des fünften Aktes von „Siegfrieds Tod", die Szene an Sieg frieds Sarg, als die mächtigste Höhe des Gesamtwertes betrachten, so birgt die Einzeldarstellung des ersten und zweiten Teils der Trilogie zwei Klippen. Einmal wird es nicht genug deutlich, daß Hebbel von Haus aus die dramatische Entwickelung und Steigerung der Gesamt dichtung auf den immer wachsenden Gegensatz der beiden hindurchgehenden Gestalten Kriemhilds und Hagens ge stellt hat, sodann wirkt das begleitende, gleichsam unter irdische Motiv dcr Dramenfolge, der Konflikt zwischen heidnischer und christlicher Weltanschauung, eben nur im Ganzen Doch bleibt cS ja das Vorrecht großer Dicht ungen, daß sie volle und starke Wirkung auch dann binterlafsen, wenn sie selbst nur einen Teil ihres LebenSreichtums offenbaren, und im Grunde muß bei der Vorführung der „Nibelungen" so gut wie bei der des „Nathan", „Faust" oder „Wallenstein" daraus gezählt werden, daß der Zuschauer mit der Dichtung schon vertraut ist, deren tiessteS Leben erst eine Reihe von Ausführungen erschließen kann Ganz eigentümlich stellt sich auch in den „Nibelungen" wiederum Rußland ist es auch erklärlich, daß man von politischen Verhandlungen der englischen Staatsmänner mit dem Zaren nicht das Geringste zu hören bekommt. Der rein verwandtschaftliche Charakter des Besuches des russischen KaiserpaareS in England ist bis jetzt ganz streng ge wahrt geblieben. Spazierengehen und fahren, Jagen und Radfahren sind die Dinge, mit denen Kaiser Nikolaus sich die Zeit in Balmoral vertreibt. Mit dieser idyllischen Ruhe werden die Dinge, die des russischen Herrscherpaares in dcr französischen Hauptstadt Hanen, allerdings im schärfsten Gegensätze stehen. Kein Zweifel: französischer Geschmack und Erfindungsgeist unterstützt durch reiche finanzielle Hilfsmittel, werden den russischen Gästen Bilder von reichstem Glanze und buntester Mannigfaltigkeit vor führen. Aber das alles ist doch nur Mittel zum Zwecke, zu einem Zwecke, den jeder Mensch kennt. Ob sie diesen ihren Zweck erreichen werden, das ist die Frage, die heute alle „patriotischen" Franzosen quält und die selbstverständlich auch für die andern Nationen und für den Weltfrieden von der aller höchsten Bedeutung ist. Erfreulicherweise kann schon heute kaum noch ein Zweifel über die Antwort obwalten, die ans die Frage der französischen Rcvancheapostel erteilt werden wird, und darum können speziell wir Deutschen den nunmehr nahe bevorstehenden „herrlichen" Tagen mit voller Seelenruhe und mit aller der Freude entgegensehen, die es gewährt, jemanden zn beobachten, der gern um etwas bitten möchte und doch die Bitte nicht auszuspr chen wagt, weil er weiß, daß sie nicht er füllt werden wird und der bei alledem höchst ver gnügt und befriedigt erscheinen muß. Tagesgeschichte. Dresden, 28 September. Ihre Majestäten der König und dic Königin wohnten gestern, Sonntag, vormittags dem Gottesdienste in der katholischen Hof kirche bei. Nachmittags um 5 Uhr fand bei Ihren Majestäten in Villa Strehle» Königliche Familien tasel statt, an welcher Ihre Kaiser!. Hoheiten die Großfürsten Michael Nicolajewitsch nnd Michael Michajlowitsch von Rußland, Ihre Königl. Ho heilen die Frau Großherzogin von Mecklenburg- Strelitz, der Prinz Georg, der Prinz nnd die Frau Prinzessin Friedrich August, der Prinz Albert und die Prinzessin Mathilde teilnahmen. Nach der Tafel hatte das schwedische „Jahnke-Quartett" die Ehre, vor den Allerhöchsten nnd Höchsten Herr schaften zu singen. - Se. Majestät der König kamen heute vormittag von Villa Strehlen ins Königl. Nesidenzschloß, nahmen zunächst militärische Meldungen und danach die Vor träge der Herren Staatsmimster und Departements chefs der Königl. Hofstaaten entgegen. Nachmittags um 2 Uhr reisten Se. Majestät zn einem meyrtägigen Aufenthalte nach Rehefeld, wohin Ihre Majestät die Königin morgen nachzufolgen gedenken. Deutsches Reich. * B er l in Die deutschen Kriegsschiffe „ Moltke", „Stein" und „Stosch" haben am Sonnabend die Reise nach dem Mittelmeer angetreten. Die „Gncisenau" wird heute Montag ihre ebendahin gehende Reise beginnen. — Eine Vermehrung dcr Schutztruppe in Ost afrika wird im „Hamb. Eorresp." als möglich in Aus sicht gestellt. Infolge der Ausdehnung des Aufstandes der Wahehe könnte, so meint das Blatt, eine Ver mehrung der Schutztruppc in Erwägung kommen — vr. Peters hat sich, wie der Vorstand der hiesigen Abteilung dcr Deutschen Kokonialgescllschaft den Mitgliedern derselben nunmehr mitteilt, auf längere Zeit nach London begeben, um im dortigen Archiv Studien zu einer seit 12 Jahren geplanten Geschichte des englischen Kolonial reiches zu machen. Er hat dem Vorstand mitgeteilt, daß er seinen Vorsitz in der Abteilung Berlin endgiltig nieder lege und aus dem Vorstande derselben ausscheide, da er die grundlegende Gewissenhaftigkeit des Dichters dar, die in die ersten Akte ein Element der Schwere bringt und die von innen heraustreibende Kraft des tödlichen Kon flikts für den Augenblick bindet. Ter Licbesrausch, in dem Siegfried, um Kriemhild zu gewinnen, die ungeheure Schuld auf sich nimmt, Brunhild, die er verschmäht, einem anderen zuzuwersen, sie zum Kaufpreis herabzuwürdigen, der ihm ein Weib verschafft, ist, wie im vierten Gelang des Nibelungenliedes, so auch im Vorspiel Hebbels zu knapp behandelt. Doch wie sich aus ihm die Schuld ent wickelt hat und Siegfried sie schon im ersten Augenblick seines jungen Liebesglücks über sich drohen fühlt, da ist's, als ob die Kraft Hebbels plötzlich verdreifacht werde, ver borgene Quellen springen aus, rauschen zum Strom zu sammen und vom zweiten Akt ist kein Rückhalt, keine Hemmung mehr, die tragische todesahnende Stimmung er greift uns. Mit dem Recht, das dcr finstere Hagen erhält, seiner vom ersten Augenblick an gezeigten Abneigung gegen Siegfried Raum zu geben, entwickelt der Dichter auch die wundersame Fülle der echten dramatischen Belebung, die mitten im raschen Vorschrciten dcr Handlung Zug um Zug der einzelnen Gestalten enthüllt und nur das im Halb dunkel läßt, was wir mehr ahnen als schauen sollen. Die Kühnheit, mit der Hebbel seinen dramatischen Bau auf führt, entbehrt nirgends der Sicherheit und die Erschütter ung, die schon „Siegfrieds Tod" hinterläßt, stammt aus dem Gefühl, daß der Dichter die Fülle des Lebens und den Ernst deS Todes in sich selbst trug und ein Recht hatte, ihn zu verkörpern Wieviel man von dieser Wirk ung dem deutschen Sagenstoff zuschreiben will, würde Hebbel selbst vollkommen gleichgiltig gewesen sein — die Wandlung dcr epischen Motive in echt dramatische bleibt eine große künstlerische That. Über die Äußerlichkeiten der diesmaligen Inszenierung wäre mancherlei zu sagen. Dekorationen und Kostüme könnten um ein gut Teil schlichter, rauher, wenn man will, gedacht werden, die Vorgänge auf Brunhilds Burg
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